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Jahr des Glaubens: die lebensrettende Medizin für die ganze Kirche

18. September 2012 in Aktuelles, 21 Lesermeinungen
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Kardinal Brandmüller fordert von Theologie, Unterricht und Predigt die „Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche“. Der Zustand der Lähmung und Schwäche des deutschen Katholizismus muss überwunden werden


Aschaffenburg (kath.net)
kath.net dokumentiert die Predigt von Walter Kardinal Brandmüller (Foto) anlässlich der Abschlussmesse des Kongresses „Freude am Glauben“ am 16.9.2012 in voller Länge:

„Freude am Glauben“ hat uns an der Schwelle zum 50. Jahrestag der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils zusammengeführt, und mit diesem Tag soll nach dem Willen des Hl. Vaters für die ganze Kirche ein „Jahr des Glaubens“ beginnen. „Porta fidei“, Tor des Glaubens, lauten die Worte, mit denen das Apostolische Schreiben beginnt, mit dem Papst Benedikt XVI. dieses Jahr einleitet.

Doch: Sollte nicht jedes Jahr ein „Jahr des Glaubens“ sein? Gewiss! Aber zeigt uns nicht ein nüchterner Blick auf unsere Tage, dass nicht nur die Welt, sondern die Kirche selbst eine die Fundamente erschütternde Krise des Glaubens erlebt, erleidet? Da nun fordert uns der Nachfolger des hl. Petrus auf, das Tor zum Glauben beherzt zu durchschreiten, damit dieses 50. nachkonziliare Jahr ein wahres Jahr des Glaubens, des Heiles werde. Porta fidei - das kann zweierlei bedeuten: das Tor, das uns in den Glauben eintreten lässt, und: das Tor, das uns der Glaube eröffnet. - Beides wollen wir bedenken.

I.

Zuerst sollten wir uns aber fragen, was denn das sei: „Glauben“. Da nun gilt es auch zu sagen, was Glauben nicht ist. Anders als nicht wenige meinen, besteht Glauben keineswegs in tiefen Gemütserlebnissen, erhabenen, feierlichen Stimmungen und Gefühlen oder religiösen Erfahrungen. All das kann erfreulich sein, kann dankbar erlebt werden, aber Glauben, wahrer Glaube, beginnt erst da, wo all das aufhört, was manche dafür halten. Was aber heißt dann in Wahrheit „Glauben“? Glauben heißt zunächst – rein menschlich gesehen – zu sagen: Ich glaube Dir, ich glaube, dass es wahr ist, was Du sagst. Diesen Glauben üben wir vielmals Tag um Tag zwischen Mensch und Mensch. So geht es auch zwischen Mensch und Gott. Da erinnern wir uns aber an das Sprichwort: Trau schau wem! Glauben, gerade das „An-Gott-Glauben“ ist doch kein Sprung vom 7-Meterbrett mit verbundenen Augen in ein Becken, in dem vielleicht Wasser ist! Nur dann kann ich glauben, wenn ich den, dem ich glauben will, als wahrhaftig, zuverlässig erkannt habe. Hier ist nun der Einsatz unserer Vernunft gefordert, mit der wir die Glaubwürdigkeit dessen prüfen müssen, der mit einer Botschaft an uns herantritt. Ein Glaube ohne Vernunft kann tödlich sein. Wenn aber diese Prüfung geschehen ist, dann kann jenes bewußte Ja zur Botschaft Jesu Christi und jene vertrauensvolle Hingabe an ihn geschehen, die wir Glaube nennen. So ist es zunächst unsere Vernunft, die uns das Tor zum Glauben eröffnet - und die Gnade Gottes gibt uns Impuls und Kraft, die Schwelle zu überschreiten.


Ein ebenso intellektuelles wie existenzielles Ja zur Botschaft des Evangeliums – das ist echter Glaube. Glaube bedeutet aber nicht nur jenes Ja zur Botschaft Jesu Christi. Wenn wir von Glauben sprechen, dann meinen wir auch den Inhalt dieser Botschaft. Der Glaube – sagt der Apostel – kommt vom Hören, vom Hören auf die Boten, und das sind die Apostel und ihre Nachfolger – Papst und Bischöfe. Durch ihre lebendige Verkündigung kommt uns die von Gott geoffenbarte Wahrheit zu. Es ist die Kirche, die uns die Heilige Schrift an die Hand gibt und sie erklärt. Sie tut es durch die Lehre der Päpste und Konzilien, der Kirchenväter und der Heiligen. Glauben kann man nicht allein, nur in der alle Erdteile und Zeiträume umgreifenden Gemeinschaft der Kirche. Glaube ist kein Ego-Trip, ist kein Speisen à la carte bei dem nur jeder das auswählt was ihm schmeckt: Glauben ist notwendigerweise das Ja zum ganzen und unverfälschten Glaubensgut der Kirche. Dieses Ja erweist sich dann als echt, wenn wir in unserem Denken, Entscheiden und Handeln mit Gott und seinem Wort ebenso realistisch rechnen wie mit dem Stand unseres Bankkontos.

II.

Vom „Tor des Glaubens“ sprich der Hl. Vater. In der Tat tut sich uns, im Augenblick, da wir zu glauben beginnen, ein Tor auf, das uns einen Zugang zu einer Welt eröffnet, die menschlichem Begreifen, menschlicher Vorstellungskraft gänzlich unzugänglich ist, die dennoch wirklicher ist als alle menschlich-irdische Wirklichkeit. Gott, Gnade, Ewiges Leben, Teilhabe des erlösten Menschen an der göttlichen Natur, Kirche als Geheimnisvoller Leib Christi all das sind nicht bloße blutleere Begriffe, sondern lebensvolle Wirklichkeiten, wirklicher als alles, was wir mit den Augen sehen und mit Händen greifen können.

Zu all dem gelangen wir, wenn wir das Tor des Glaubens durchschreiten und den Weg des Glaubens betreten.
Wenn wir nun die Heiligen, die Großen des Glaubens fragen, wie sie diesen Weg erfahren, bewältigt haben, dann werden sie uns – der Ausnahmen sind nicht viele – gewiss von lichtvollen, trostvollen Augenblicken von tiefer innerer Gewißheit und Geborgenheit berichten. Sie werden von der Kraft der Gnade erzählen, die sie die Hindernisse des Egoismus, der Schwäche, des Zweifels immer wieder überwinden ließ. Ja, all das ist wahr und auch uns nicht fremd. Aber fragen wir weiter - etwa den hl. Johannes vom Kreuz oder Mutter Theresa - dann werden wir von dem Dunkel, der Kälte, der dürren Wüste hören, durch die der Weg des Glaubens auf weite Strecken hin führt.

Da nun bedarf es unerschütterlicher Treue, da ist Durchhaltevermögen, Geduld und Vertrauen gefordert. „In patientia vestra possidebitis animas vestras.“ „Muss ich auch wandern durch finstere Schlucht, ich fürchte kein Unheil, denn du bist bei mir“ (Ps. 23,4)

Vom Tor, das uns den Weg des Glaubens eröffnet war die Rede. Nun aber sagt der hl. Ambrosius: Wir selbst haben, unsere Seele hat auch ein Tor! Er zitiert Ps. 24: Ihr Tore hebt euch nach oben, hebt euch ihr uralten Pforten, denn es kommt der König der Herrlichkeit.“ Wenn du – meint der hl. Ambrosius – wenn du das Tor deines Glaubens auftun wolltest, wird der König der Herrlichkeit zu dir eintreten. „An diese Pforte klopft Christus an. Tu ihm auf, er will eintreten und seine Braut wachend finden“ (Zu Ps. 118 CSEL 62, 258f).

Wenn er jetzt hier stünde, dann könnten wir den Heiligen fragen: Tür der Seele öffnen: wie macht man das? Die Antwort könnte kaum anders lauten als: scheue nicht den steilen Weg, der durch Wüste, Dunkel und Kälte führt. Werde nicht müde und achte nicht der schmerzenden Füße! Das heißt aber nichts anderes als tägliche Übung des Glaubens.

In früheren Zeiten lehrten die Moraltheologen – wenn von der Tugend des Glaubens die Rede war – man müsse öfters, zumal bei besonderen Gelegenheiten, einen bewussten Akt des Glaubens vollziehen: „O mein Gott, ich glaube alles, was du geoffenbart hast und uns durch deine heilige Kirche zu glauben lehrst. Vermehre, o Gott, meinen Glauben!“

Inzwischen haben sich die Zeiten geändert. War einstmals der Glaube eher selbstverständlich und Unglaube die Ausnahme, so verhält es sich heute gerade umgekehrt. Konnte man einstmals von einem gesellschaftlichen, kulturellen Umfeld sprechen, das vom christlichen Glauben geprägt war, das den Glauben des einzelnen eher stützen konnte, so muss sich heute der Glaube jedes einzelnen Katholiken in einem mehrheitlich glaubenslosen wenn nicht glaubensfeindlichen Umfeld täglich neu behaupten. Soll dies gelingen, ist das tägliche bewusste „Ja, ich glaube“ notwendig. Die Bitte um Bewahrung, Vertiefung und Stärkung des Glaubens gehört zum täglichen Gebetsprogramm. Vonnöten ist aber auch das Bemühen um eine immer bessere Kenntnis der Glaubenslehre und Glaubenspraxis der Kirche.

III.

Dieses „Jahr des Glaubens“ hat der Heilige Vater uns, der ganzen Kirche wie eine lebensrettende Medizin verordnet. Dieser „Verordnung“ geht die Diagnose voraus, daß die Katholiken – ich sage bewusst nicht: die Kirche – namentlich in Mitteleuropa von einem tiefgreifenden Glaubensschwund befallen sind. Über die Symptome dieser existenzbedrohenden Krankheit ist schon vieles gesagt worden, was hier nicht zu wiederholen ist.

Eines ist aber klar: In diesem Zustand der Lähmung und Schwäche, in dem zumal der deutsche Katholizismus sich seit Jahrzehnten dahinschleppt, sind wir nicht in der Lage, den elementaren Sendungsauftrag zu erfüllen: Geht, verkündet das Evangelium, macht alle Menschen zu meinen Jüngern, denn: wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet!

Vom Dialog ist im ganzen Evangelium mit keinem Wort die Rede. Zeugnis geben vom Heil, das Christus gebracht hat, Verkündigung seiner Botschaft - das ist das Gebot auch unserer geschichtlichen Stunde.

Wie dies geschehen kann, fragen wir?
Eine Klarheit der Begriffe und Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche ist von den Lehrern der Theologie, dem Religionsunterricht, der Predigt und Erwachsenenbildung zu fordern. Die modernen Kommunikationsmedien sind in den Dienst der Verkündigung zu nehmen und dergleichen mehr.

Das Wirksamste aber ist das Lebenszeugnis jedes einzelnen Katholiken. Hierher gehört auch das Wort von der„Entweltlichung“ der Kirche, mit dem Papst Benedikt die offiziellen deutschen Katholiken sosehr erschreckt hat. Ihm ging es dabei nicht um die Kirchensteuer. Ihm klang das Pauluswort im Ohr: Macht euch nicht gleichförmig dieser Welt! Erneuert euer Denken! Der Christ kann und darf sein Denken, Urteilen und Entscheiden eben nicht nach den Maßstäben der gottvergessenen Gesellschaft von heute ausrichten, sondern am Evangelium Jesu Christi. Wenn dann ein Katholik sich nicht vom ungehemmten Gewinnstreben beherrschen lässt, wenn er im Handel und Wandel nicht betrügt und übervorteilt, wenn ihm eheliche Treue heilig und Güte und Liebe im Umgang mit dem Nächsten, wenn ihm dann auch das diskrete doch klare Bekenntnis – wenn ihm all das selbstverständlich ist – dann, ja dann wird dieser Christ zum Magneten, der mit starker Kraft manchen anzuziehen vermag, der bislang fern von Jesus Christus und seiner Kirche gelebt hat.

Eben das - und nicht pastorale Strukturreformen und Strategien - war auch das Geheimnis der erstaunlichen Ausbreitung des Glaubens in den ersten Generationen nach den Aposteln. So jedenfalls sagt es uns die neuere Forschung.

IV.

Die gesellschaftlichen, kulturellen Bedingungen, unter denen der Glaube an Christus heute gelebt und bezeugt werden muss, gleichen in Vielem denen der ersten Jahrhunderte nach Christus. Wie damals die Zukunft dem Glauben gehört hat, so kann es heute wiederum geschehen, wenn wir alle Müdigkeit und Resignation von uns werfen. Gaudium Domini fortitudo nostra - sagt der Prophet, und wir haben es in diesen Tagen erlebt.

In dieser Freude am Glauben brechen wir beseelt von neuer Kraft von Aschaffenburg auf in unseren Alltag. Amen.


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