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'Titanic'-Klage: Roms Rückzieher ist falsch

3. September 2012 in Kommentar, 40 Lesermeinungen
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Sollte man wirklich nur um die Frage kreisen, wie die Kirche am besten ihr Gesicht vor einer vielleicht nicht so ganz gewogenen säkularen Öffentlichkeit wahren kann? - Replik auf den Beitrag des KNA-Chefs Ludwig Ring-Eifel. Von Andreas Püttmann


Rom-Bonn (kath.net) Im Vatikan hat man sich entschieden, die Klage gegen die „Titanic“ wegen der entwürdigenden Darstellung des Papstes als inkontinenter Greis zurückzuziehen. KNA-Chef Ludwig Ring-Eifel lobt diese Entscheidung auf kath.net als klug, weil die Satiriker bei jedem Verfahrensausgang „als Helden aus Hamburg heimgekehrt“ wären: Entweder in der Rolle des siegreichen Zwerges „gegen den übermächtigen Goliath in Rom“ oder als dessen Zensur-geknebeltes Opfer, vergleichbar den jungen Frauen der Punkband „Pussy Riot“ in Moskau. Der Heilige Stuhl habe sich mit der Klage „in das genaue Gegenteil einer Win-Win-Situation hinein manövriert“ und sich nun daraus befreit.

Dieses Kalkül mag auf den ersten Blick sehr professionell und strategisch überlegen aussehen. Es stimuliert in uns vielleicht auch das in Kindertagen verinnerlichte „Der Klügere gibt nach“. Aber schon diese Erinnerung weist auf den ersten Haken hin: Verbarg sich bei der Eskalation von Streitigkeiten hinter der Pose moralischer Überlegenheit nicht meistens eher die Befürchtung eigener Unterlegenheit, wenn es denn hart auf hart käme? Der Rückzieher einen Tag vor der Verhandlung wird auf viele oberflächliche Beobachter wie ein „Kneifen“ wirken, wie „Angst vor der eigenen Courage“, wie Feigheit, einer drohenden Niederlage entgehen zu wollen. Mit einem unsouverän wirkenden „rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“ hat sich nicht nur Edmund Stoiber, der nach den Wahlen 2005 ein Bundesministeramt zusagte und dann wieder zurückzog, um Ansehen und Amt gebracht. Es gibt für die Moral der Truppe nichts Schlimmeres als einen wankelmütigen Feldherrn. Die Papstberater hätten ja vielleicht von vornherein auf eine Klage verzichten können, aber sie zu erheben und dann wieder fallen zu lassen, wirkt so dilettantisch wie manches andere in den letzten Jahren im Vatikan.


Dabei waren die Erfolgsaussichten in diesem Fall gut, anders als bei den vielen vergeblichen Versuchen, den deutschen „Blasphemieparagraphen“ 166 StGB gegen die sich häufenden Schmähungen von Glaube und Kirche zu aktivieren. Denn die Klage zielte nicht auf die Verletzung religiöser Gefühle, sondern auf die der Persönlichkeitsrechte des Papstes. Damit erweiterte sich auch das Spektrum der Unterstützer erheblich. Anders als sonst durfte die Kirche hier eine breite Mehrheit von Menschen hinter sich wissen, die sich ein Gefühl für Anstand, Geschmack und Respekt vor der Würde insbesondere alter Menschen bewahrt haben. Ein Erfolg der Klage hätte sich deshalb – hier liegt die zweite Fehlkalkulation – nur bei einer Minderheit hartgesottener Laizisten und Wertnihilisten gegen die Kirche kehren können. Er wäre überwiegend mit der Erleichterung aufgenommen worden, dass eben doch noch nicht jede Anstandsgrenze in diesem Land straflos überschritten werden darf und dass –ganz anders als in Putins Russland – der Rechtsstaat funktioniert. Im Fall einer (unwahrscheinlichen) Niederlage des Papstes aber hätte die Kirche weiter als Bastion gegen die Verrohung da stehen können, derer ein schwacher Staat nicht mehr Herr zu werden versteht.

Drittens: Wenige Verunglimpfungen von Glaube und Kirche haben, wie viele Protestschreiben zeigen, eine so große Empörung im Kirchenvolk ausgelöst wie die Besudelung „unseres“ liebenswürdigen, betagten Papstes. Gerade diesem richtigen, beherzten Solidarisierungsreflex, zumal bei den „Treuesten der Treuen“, fallen die Verantwortlichen mit ihrem Rückzieher in den Rücken. Mancher wird „die Welt nicht mehr verstehen“ und in seiner Resignation bestärkt, statt ermutigt, sich auch weiterhin zu wehren. Dieser Effekt auf das eigene „Fußvolk“ dürfte von den neunmalklugen PR-Beratern, die ein paar clowneske Straßenaktionen vor dem Gericht in Hamburg fürchteten, unterschätzt worden sein – ein strategischer und ethischer Fehler. Aber ethische Gesichtspunkte gehören eh nicht zum bevorzugten Repertoire dieser Art Profis. Sie machen sich überall breit mit ihrer funktionalistischen Sicht der Dinge, ihrem Vorrang für Kalkül statt Grundsatz, ihrem anthropologisch erratischen Technokratentum und verschraubten Konsequenzialismus.

Damit sind wir am vierten und wichtigsten Punkt: An Ring-Eifels Verteidigung des Klage-Rückziehers fällt auf, dass er nur um das (vermeintliche) Eigeninteresse der Kirche kreist: Was würde ihr im Fall X oder Y mehr schaden? Haben sogar so grundkatholische Leute wie mein geschätzter Kollege aus dem Blick verloren, dass Kirche in der Welt immer auch eine Kirche zum Wohl der Menschen und zu ihrem gedeihlichen Zusammenleben sein muss? Dass sie deshalb eine öffentliche Verantwortung für moralische und zivilisatorische Standards hat? Dass sie kulturbildend war und kulturverteidigend wirken muss? Dass ihr, mehr als jeder anderen Institution, der Schutz der Menschenwürde obliegt? Verbietet es sich da nicht, im vorliegenden Fall allein um die Frage zu kreisen, wie die Kirche am besten ihr Gesicht vor einer vielleicht nicht so ganz gewogenen säkularen Öffentlichkeit wahren kann? Mehr Entweltlichung des Denkens bitte! Eine Kirche, die sich in einer Frage von Würde und Recht der menschlichen Person – und sei es am Beispiel des Papstes – nur in den Denkkategorien von Erfolg oder Misserfolg, Akzeptanz oder Prestigeverlust bewegt, verrät ihre Verantwortung für eine humane Gesellschaft. Der Papst hätte hier als wahrer „Stellvertreter“ stehen können, der seine Prominenz sinnvoll einsetzt für viele andere, deren Würde durch die grassierende geistige Verwahrlosung und praktische Verrohung aktuell oder perspektivisch bedroht ist und die sich nicht wehren können und zu wehren trauen. Er hätte eine Bresche schlagen können für die Persönlichkeitsrechte Vieler. Durch den unverständlichen Rückzug mit der noch unverständlicheren Ankündigung, es würden „weitere rechtliche Maßnahmen geprüft, um Angriffen auf die Würde des Papstes und der katholischen Kirche wirksam zu begegnen“ – quasi ein Dementi des Dementis – ist diese Chance vertan und Verwirrung gestiftet worden.

Konrad Adenauer plädierte 1962 dafür, zum christlichen Fundament und Anspruch seiner Partei „aus klaren Gründen prinzipieller Entschiedenheit zu stehen und die Frage der Opportunität in diesem Punkte überhaupt nicht zuzulassen“. Von dieser Geradlinigkeit in der Verteidigung grundlegender Wertüberzeugungen könnten sich die Opportunitätsspekulanten in Rom und in deutschen Kirchenschreibstuben eine Scheibe abschneiden. Die Affäre mag medial einigermaßen glimpflich ausgehen. Aber sie hinterlässt einen Eindruck von peinlichem Zaudern und Zagen und trägt dazu bei, jenes wichtige Kernklientel der Kirche zu demoralisieren, das noch bereit ist, Glaube und Sitte zu verteidigen, komme es gelegen oder ungelegen, und unabhängig von der Aussicht auf Erfolg.

kathpedia: Andreas Püttmann

K-TV-Interview mit Dr. Andreas Püttmann - Was hat der Staat von seinen Christen?



Foto Andreas Püttmann: © Andreas Püttmann


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