Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bischof Oster: Das DBK-Papier zur sexuellen Vielfalt „spricht nicht in meinem Namen“
  2. Kolping Deutschland: Kein Platz für AfD-Mitglieder
  3. Bätzing spaltet politisch! Ein absoluter Tiefpunkt in der deutschen Kirchengeschichte!
  4. R.I.P. Paul Badde!
  5. Bischof Voderholzer schließt sich Bischof Oster bei Ablehnung des DBK-Papiers an!
  6. Chrupalla ODER wie moralisch verkommen kann man eigentlich in der Politik noch agieren?
  7. Papst Leo ist keine ‚mildere Version‘ von Papst Franziskus
  8. Berliner Landeskirche wehrt sich gegen Polygamievorwürfe
  9. Präfekt Fernández: „Das Kreuz braucht keine 738 Meter Stahl oder Beton, um erkannt zu werden“
  10. Maria - Causa Salutis
  11. „Regenbogenfahne ja, Deutschlandflagge nein?“
  12. Politikberater Petschner-Multari: ‚Die evangelische Kirche in Deutschland ist einfach hirntot‘
  13. Wenn der Papst die Kardinäle ruft
  14. "Der Dialog war erneut von einer ehrlichen, offenen und konstruktiven Atmosphäre geprägt"
  15. Liturgie – ein „katholischer Queer-Gottesdienst“ – oder kirchliche „Identitätspolitik“

'Titanic'-Klage: Roms Rückzieher ist falsch

3. September 2012 in Kommentar, 40 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Sollte man wirklich nur um die Frage kreisen, wie die Kirche am besten ihr Gesicht vor einer vielleicht nicht so ganz gewogenen säkularen Öffentlichkeit wahren kann? - Replik auf den Beitrag des KNA-Chefs Ludwig Ring-Eifel. Von Andreas Püttmann


Rom-Bonn (kath.net) Im Vatikan hat man sich entschieden, die Klage gegen die „Titanic“ wegen der entwürdigenden Darstellung des Papstes als inkontinenter Greis zurückzuziehen. KNA-Chef Ludwig Ring-Eifel lobt diese Entscheidung auf kath.net als klug, weil die Satiriker bei jedem Verfahrensausgang „als Helden aus Hamburg heimgekehrt“ wären: Entweder in der Rolle des siegreichen Zwerges „gegen den übermächtigen Goliath in Rom“ oder als dessen Zensur-geknebeltes Opfer, vergleichbar den jungen Frauen der Punkband „Pussy Riot“ in Moskau. Der Heilige Stuhl habe sich mit der Klage „in das genaue Gegenteil einer Win-Win-Situation hinein manövriert“ und sich nun daraus befreit.

Dieses Kalkül mag auf den ersten Blick sehr professionell und strategisch überlegen aussehen. Es stimuliert in uns vielleicht auch das in Kindertagen verinnerlichte „Der Klügere gibt nach“. Aber schon diese Erinnerung weist auf den ersten Haken hin: Verbarg sich bei der Eskalation von Streitigkeiten hinter der Pose moralischer Überlegenheit nicht meistens eher die Befürchtung eigener Unterlegenheit, wenn es denn hart auf hart käme? Der Rückzieher einen Tag vor der Verhandlung wird auf viele oberflächliche Beobachter wie ein „Kneifen“ wirken, wie „Angst vor der eigenen Courage“, wie Feigheit, einer drohenden Niederlage entgehen zu wollen. Mit einem unsouverän wirkenden „rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“ hat sich nicht nur Edmund Stoiber, der nach den Wahlen 2005 ein Bundesministeramt zusagte und dann wieder zurückzog, um Ansehen und Amt gebracht. Es gibt für die Moral der Truppe nichts Schlimmeres als einen wankelmütigen Feldherrn. Die Papstberater hätten ja vielleicht von vornherein auf eine Klage verzichten können, aber sie zu erheben und dann wieder fallen zu lassen, wirkt so dilettantisch wie manches andere in den letzten Jahren im Vatikan.


Dabei waren die Erfolgsaussichten in diesem Fall gut, anders als bei den vielen vergeblichen Versuchen, den deutschen „Blasphemieparagraphen“ 166 StGB gegen die sich häufenden Schmähungen von Glaube und Kirche zu aktivieren. Denn die Klage zielte nicht auf die Verletzung religiöser Gefühle, sondern auf die der Persönlichkeitsrechte des Papstes. Damit erweiterte sich auch das Spektrum der Unterstützer erheblich. Anders als sonst durfte die Kirche hier eine breite Mehrheit von Menschen hinter sich wissen, die sich ein Gefühl für Anstand, Geschmack und Respekt vor der Würde insbesondere alter Menschen bewahrt haben. Ein Erfolg der Klage hätte sich deshalb – hier liegt die zweite Fehlkalkulation – nur bei einer Minderheit hartgesottener Laizisten und Wertnihilisten gegen die Kirche kehren können. Er wäre überwiegend mit der Erleichterung aufgenommen worden, dass eben doch noch nicht jede Anstandsgrenze in diesem Land straflos überschritten werden darf und dass –ganz anders als in Putins Russland – der Rechtsstaat funktioniert. Im Fall einer (unwahrscheinlichen) Niederlage des Papstes aber hätte die Kirche weiter als Bastion gegen die Verrohung da stehen können, derer ein schwacher Staat nicht mehr Herr zu werden versteht.

Drittens: Wenige Verunglimpfungen von Glaube und Kirche haben, wie viele Protestschreiben zeigen, eine so große Empörung im Kirchenvolk ausgelöst wie die Besudelung „unseres“ liebenswürdigen, betagten Papstes. Gerade diesem richtigen, beherzten Solidarisierungsreflex, zumal bei den „Treuesten der Treuen“, fallen die Verantwortlichen mit ihrem Rückzieher in den Rücken. Mancher wird „die Welt nicht mehr verstehen“ und in seiner Resignation bestärkt, statt ermutigt, sich auch weiterhin zu wehren. Dieser Effekt auf das eigene „Fußvolk“ dürfte von den neunmalklugen PR-Beratern, die ein paar clowneske Straßenaktionen vor dem Gericht in Hamburg fürchteten, unterschätzt worden sein – ein strategischer und ethischer Fehler. Aber ethische Gesichtspunkte gehören eh nicht zum bevorzugten Repertoire dieser Art Profis. Sie machen sich überall breit mit ihrer funktionalistischen Sicht der Dinge, ihrem Vorrang für Kalkül statt Grundsatz, ihrem anthropologisch erratischen Technokratentum und verschraubten Konsequenzialismus.

Damit sind wir am vierten und wichtigsten Punkt: An Ring-Eifels Verteidigung des Klage-Rückziehers fällt auf, dass er nur um das (vermeintliche) Eigeninteresse der Kirche kreist: Was würde ihr im Fall X oder Y mehr schaden? Haben sogar so grundkatholische Leute wie mein geschätzter Kollege aus dem Blick verloren, dass Kirche in der Welt immer auch eine Kirche zum Wohl der Menschen und zu ihrem gedeihlichen Zusammenleben sein muss? Dass sie deshalb eine öffentliche Verantwortung für moralische und zivilisatorische Standards hat? Dass sie kulturbildend war und kulturverteidigend wirken muss? Dass ihr, mehr als jeder anderen Institution, der Schutz der Menschenwürde obliegt? Verbietet es sich da nicht, im vorliegenden Fall allein um die Frage zu kreisen, wie die Kirche am besten ihr Gesicht vor einer vielleicht nicht so ganz gewogenen säkularen Öffentlichkeit wahren kann? Mehr Entweltlichung des Denkens bitte! Eine Kirche, die sich in einer Frage von Würde und Recht der menschlichen Person – und sei es am Beispiel des Papstes – nur in den Denkkategorien von Erfolg oder Misserfolg, Akzeptanz oder Prestigeverlust bewegt, verrät ihre Verantwortung für eine humane Gesellschaft. Der Papst hätte hier als wahrer „Stellvertreter“ stehen können, der seine Prominenz sinnvoll einsetzt für viele andere, deren Würde durch die grassierende geistige Verwahrlosung und praktische Verrohung aktuell oder perspektivisch bedroht ist und die sich nicht wehren können und zu wehren trauen. Er hätte eine Bresche schlagen können für die Persönlichkeitsrechte Vieler. Durch den unverständlichen Rückzug mit der noch unverständlicheren Ankündigung, es würden „weitere rechtliche Maßnahmen geprüft, um Angriffen auf die Würde des Papstes und der katholischen Kirche wirksam zu begegnen“ – quasi ein Dementi des Dementis – ist diese Chance vertan und Verwirrung gestiftet worden.

Konrad Adenauer plädierte 1962 dafür, zum christlichen Fundament und Anspruch seiner Partei „aus klaren Gründen prinzipieller Entschiedenheit zu stehen und die Frage der Opportunität in diesem Punkte überhaupt nicht zuzulassen“. Von dieser Geradlinigkeit in der Verteidigung grundlegender Wertüberzeugungen könnten sich die Opportunitätsspekulanten in Rom und in deutschen Kirchenschreibstuben eine Scheibe abschneiden. Die Affäre mag medial einigermaßen glimpflich ausgehen. Aber sie hinterlässt einen Eindruck von peinlichem Zaudern und Zagen und trägt dazu bei, jenes wichtige Kernklientel der Kirche zu demoralisieren, das noch bereit ist, Glaube und Sitte zu verteidigen, komme es gelegen oder ungelegen, und unabhängig von der Aussicht auf Erfolg.

kathpedia: Andreas Püttmann

K-TV-Interview mit Dr. Andreas Püttmann - Was hat der Staat von seinen Christen?



Foto Andreas Püttmann: © Andreas Püttmann


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Medien

  1. Die BBC hatte eine Trump-Rede gezielt frisiert, so dass sie zum angeblichen Gewaltaufruf wurde
  2. Skandal: ZDF bestätigt, dass langjähriger palästinischer Mitarbeiter der Hamas angehörte
  3. WELT-Reporter Bojanowski: Die Welt ist viel besser, als behauptet wird
  4. Aktuelle Daten zeigen: Keine Übersterblichkeit in Europa während der Hitzewelle
  5. NDR-Format ‚Zapp‘ erklärt konservatives Denken mit Gehirnanomalie und geringer Bildung
  6. CDU-Politiker reicht Programmbeschwerde wegen Bericht über christliche Fußballer ein
  7. „Staatsfeind Nummer zwei’ – Schwere Vorwürfe von Elon Musk gegen das Magazin „Spiegel“
  8. Kalifat-Verteidigerin Hübsch ist im Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks
  9. 'Nur mehr Elon Musk steht dem Totalitarismus im Weg'
  10. Mitarbeiter von ARD und ZDF wollen mehr Meinungsvielfalt






Top-15

meist-gelesen

  1. R.I.P. Paul Badde!
  2. Bischof Oster: Das DBK-Papier zur sexuellen Vielfalt „spricht nicht in meinem Namen“
  3. Wiederentdecker des Antlitzes Jesu: Paul Badde (1948-2025)
  4. Bätzing spaltet politisch! Ein absoluter Tiefpunkt in der deutschen Kirchengeschichte!
  5. Chrupalla ODER wie moralisch verkommen kann man eigentlich in der Politik noch agieren?
  6. Präfekt Fernández: „Das Kreuz braucht keine 738 Meter Stahl oder Beton, um erkannt zu werden“
  7. Bischof Voderholzer schließt sich Bischof Oster bei Ablehnung des DBK-Papiers an!
  8. Eine strahlende Braut Christi im isländischen Karmel - Sr. Bianca hat ihre Lebensberufung gefunden
  9. Bevor ich diese Manifestationen gesehen habe, dachte ich, es wäre nur eine Erfindung“
  10. Papst Leo ist keine ‚mildere Version‘ von Papst Franziskus
  11. Berliner Landeskirche wehrt sich gegen Polygamievorwürfe
  12. Politikberater Petschner-Multari: ‚Die evangelische Kirche in Deutschland ist einfach hirntot‘
  13. Palantir-CEO: Unsere Firma ist völlig "anti-woke"
  14. „Regenbogenfahne ja, Deutschlandflagge nein?“
  15. Kolping Deutschland: Kein Platz für AfD-Mitglieder

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz