Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Kein Platz für überzeugte AfD-Anhänger in der evangelischen Diakonie
  2. Islamisten marschieren durch deutsche Städte - der Verfassungsschutz und Kirchen schweigen!
  3. BDKJ möchte, dass Sternsinger nicht mehr AfD-Politiker besuchen!
  4. Papst an Pfarrer: "Die Kirche könnte ohne euer Engagement und euren Dienst nicht fortbestehen"
  5. AfD wirft Diakonie-Präsident 'Wählernötigung' vor
  6. AstraZeneca räumt schwere Nebenwirkungen bei Covid-Impfstoff ein
  7. Papst wirbt für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel
  8. ,Bild‘: Senatorin will Meinungsfreiheit einschränken
  9. Marx: Abgestuftes Lebensrecht für Ungeborene inakzeptabel, aber....
  10. Salzburg: Piusbruderschaft plant Kirchenerweiterung
  11. Kirchenzeitungen kann man auch abbestellen!
  12. Mehrheit der Deutschen hat Angst, Minderheit im eigenen Land zu werden
  13. Neue Räte braucht das Land
  14. Prof. Riccardo Wagner: Katholikentagsprogramm hat null Treffer bei Stichwort „Neuevangelisierung“
  15. Linzer Präsidentin der Jüdischen Kultusgemeinde warnt vor Antisemitismus bei 'Pax Christi'

Es gibt 'manchen theologischen Wildwuchs im deutschen Sprachraum'

6. Juli 2012 in Interview, 3 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


„Nicht wenige Theologen vor allem im deutschen Sprachraum sehen sich, ob bewusst oder unbewusst, als kleine Päpste“, beobachtet der emeritierte Freiburger Theologieprofessor Hubert Windisch. Ein kath.net-Interview von Petra Lorleberg


Freiburg-Regensburg (kath.net/pl) „Nicht wenige Theologen vor allem im deutschen Sprachraum sehen sich, ob bewusst oder unbewusst, als kleine Päpste und legen dementsprechend auch bei ihrem Theologietreiben papale bzw. zumindest episkopale Attitüden an den Tag. Man beansprucht dann das Lehramt eigentlich für sich und seine eigene, oft begrenzte Theologie.“ Darauf weist Hubert Windisch hin, der bis zu seiner Emeritierung im April dieses Jahres den Lehrstuhl für Pastoraltheologie an der theologischen Fakultät der Universität Freiburg innehatte. Im kath.net-Interview erläutert Windisch die Hauptschwierigkeiten, mit denen sich die wissenschaftliche Theologie in Deutschland aktuell konfrontiert sieht.

Über die Berufung von Gerhard Ludwig Müller zum Präfekten der Glaubenskongregation sagt der jetzt wieder in seine Heimatdiözese Regensburg zurückgekehrte Priester: Es sei in Zukunft auch „mit einem wachsameren Auge auf manchen theologischen Wildwuchs im deutschen Sprachraum zu rechnen.“


kath.net: Herr Professor Windisch, in Deutschland wurde erneut verschiedenen Universitäten der Status einer Eliteuniversität verliehen bzw. aberkannt. Sicher standen da die Theologischen Fakultäten nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Wie sehen Sie die Entwicklungen dort? Zurückgehende Studentenzahlen sind ja nicht das einzige, was hier Sorgen macht.

Professor Hubert Windisch: Abgesehen davon, dass man aus wissenschaftstheoretischen und wissenschaftspraktischen Gründen dem gesamten Exzellenzwettbewerb sehr wohl kritisch gegenüberstehen kann, können sich die Theologischen Fakultäten sowohl von ihrer Größe als auch von ihrem Sachgebiet her in einem solchen Wettbewerb am wenigsten behaupten, was kein Nachteil für die Fakultäten sein muss, wenn man, wie angedeutet, diesem Wettbewerb kritisch gegenübersteht.

Was Ihre eigentliche Frage betrifft, habe ich die Sorge, dass die Fakultäten – unabhängig von Exzellenzwettbewerben – so, wie sie sich im Augenblick präsentieren, keine Zukunft haben werden. Das hat strukturelle, inhaltliche und personelle Gründe.


Strukturell insofern, als den Theologischen Fakultäten im Würgegriff des Bolognaprozesses, der von wissenschaftsunkundigen politischen und ökonomischen Vorgaben bestimmt ist, die Luft der theologischen Freiheit und Selbstbestimmung ausgehen wird.

Inhaltlich insofern, als der Druck an den Universitäten, sich als Fakultät jeweils immer neu beweisen zu müssen, zur Befassung mit Themen führt, die sich zwar gut für Schlagzeilen in den Medien eignen, aber über kurz oder lang die theologische Substanz der Fakultäten auflösen.

Personell insofern, als zu beobachten ist, dass beim wissenschaftlichen Personal an den Fakultäten im Horizont der beiden soeben genannten Gründe die Entkirchlichung des theologischen Selbstverständnisses zunimmt.

Ich bin sehr dafür, dass die Theologischen Fakultäten schon aufgrund ihrer historischen Dignität an den staatlichen Universitäten bleiben, aber sie müssten sich mit einem neuen Konkordat neu aufstellen lassen.

kath.net: Theologie ist eine Wissenschaft des Glaubens, sagt man. Sie sei der geistigen Durchdringung und Systematisierung von Schrift und Tradition verpflichtet. Welche Aufgabe hat die Theologie als Wissenschaft nach dem überkommenen Verständnis der Kirche?

Windisch: Man muss kein Theologe sein, um ein gläubiger Christ zu sein. Man muß kein Exeget sein, um die Bibel lesen und verstehen zu können. Dennoch ist dem christlichen Glauben ein theologisches Moment wesentlich inhärent, weil christlicher Glaube immer in Zuordnung und in Spannung zur menschlichen Vernunft zugleich vollzogen wird.

Es gilt eine gegenseitige Verwiesenheit, oder um es mit Anselm von Canterbury zu sagen: fides quaerens intellectum und intellectus quaerens fidem. Der Glaube braucht den Verstand, und der Verstand braucht den Glauben.

Dieser Zusammenhang, auf den hinzuweisen die letzten beiden Päpste nicht müde wurden bzw. werden, macht aus jedem Gläubigen grundsätzlich einen Theologen, und sei es in der bitteren, oft stummen Frage nach dem Warum einer Krankheit oder eines Schicksalsschlages.

Der professionelle Theologe nun hat in objektiver Hinsicht ganz einfach der Richtigkeit der Argumente in den Aussagen der Kirche in Bezug auf Glaube und Moral nachzugehen. Das geschieht in der Auseinandersetzung mit Texten, zumal der Heiligen Schrift, mit der Geschichte der Kirche, ihrem gedanklich-systematischen Corpus und mit den praktisch-seelsorglichen Ermöglichungen des kirchlichen Credos im Leben der Gläubigen.

In subjektiver Hinsicht ist die Theologie eines professionellen Theologen der denkerische Modus der Nachfolge Christi, oder um es mit Thomas von Aquin zu sagen: Liturgie des Geistes.

kath.net: Weithin ist in der gegenwärtigen Theologie eine auffallende Distanz zum Lehramt, eine sog. Hermeneutik des Verdachts gegenüber der kirchlichen Autorität zu beobachten. Vom „prophetischen Protest“ ist gar die Rede.

Windisch: Nicht wenige Theologen vor allem im deutschen Sprachraum sehen sich, ob bewusst oder unbewusst, als kleine Päpste und legen dementsprechend auch bei ihrem Theologietreiben papale bzw. zumindest episkopale Attitüden an den Tag. Man beansprucht dann das Lehramt eigentlich für sich und seine eigene, oft begrenzte Theologie.

Nichts gegen theologisches Selbstbewusstsein, aber es muss mit Bescheidenheit gepaart sein. Die Theologie ist auf dem großen Kuchenteller des gesamtkirchlichen Lebens nur ein kleines Kuchenstück.

Der aufgrund der Ausbildung gegebene Wissensvorsprung eines Theologen gegenüber einem „einfachen“ Gläubigen verpflichtet zum Dienst. Das ist sicher auch ein bisweilen kritischer Dienst am Lehramt, zuallererst aber ist Theologie ein Dienst gegenüber den Kleinen des Evangeliums.

Verliert hingegen Theologie diese diakonische Seele, wird sie arrogant.

kath.net: John Henry Newman hat auf die fundamentale Bedeutung der „schola theologorum“ in der Kirche hingewiesen und festgestellt, dass sie das prophetische Amt Christi weiterführt. In welchem Themenbereich, an welchen Schnittstellen sehen Sie die Theologie als Wissenschaft gerufen, voraus zu denken und zu arbeiten? Was ist Ihrer Meinung nach gerade „dran“ in der Theologie?

Windisch: Zuoberst steht als Thema die Gottesfrage, also die denkerische Vermittlung des sich in der Bibel offenbarenden dreieinen Gottes in die heutige Zeit hinein. Dem zugeordnet ist wesensnotwendig die theologische Durchdringung der Christusbotschaft mit all ihren Facetten und schließlich die Entwicklung einer pneumatologischen Pastoral in den zukünftig gegebenen Gemeinden.

Erst weit hintangestellt rangieren strukturelle und personelle Kirchenfragen, die, würde man sie zuoberst behandeln, eine eigenartige Schräglage nicht nur innerhalb der Theologie erzeugten.

Theologie würde nämlich hauptsächlich Kirchenpolitik, ohne dabei zu merken, wie sie in der Öffentlichkeit doch nur als Gezänk vorgeführt wird.

Verliert die Theologie die Rangordnung ihrer Themen aus dem Blick, besteht die Gefahr, die eigenen Kräfte implosiv zu vergeuden.

kath.net: Sie sind nach Ihrer Emeritierung wieder in Ihr Heimatbistum Regensburg zurückgekehrt. Nun wurde Ihr bisheriger Bischof Gerhard Ludwig Müller vor kurzem zum Präfekten der Glaubenskongregation berufen. Welche Hoffnungen bzw. Erwartungen verknüpfen Sie damit?

Windisch: Diese Frage kann ich ganz kurz beantworten. Bischof Müller ist ein Theologe mit weitem Horizont, was ihm für die neue Aufgabe sehr dienlich sein wird. Dabei wird er sein Amt eher in Kontinuität mit Ratzinger als mit dem blassen Vorgänger Levada ausüben.

Sicher ist auch mit einem wachsameren Auge auf manchen theologischen Wildwuchs im deutschen Sprachraum zu rechnen.

Foto Prof. Hubert Windisch: © Universität Freiburg


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 littlemore 7. Juli 2012 

Selbstbewusstsein der Theologen

Wer Küng und seine Machtmafia in Tübingen erlebt hat, der weiß: die oft bescholtene Unfehlbarkeit ist vielen Theologen selbst eigen.


2
 
 j3s 6. Juli 2012 
 

Sein Wort in Gottes (Müllers) Ohr!

Erstaunliche Aussagen für einen Ex-Exilbreisgauer!


2
 
 M.Schn-Fl 6. Juli 2012 
 

Wie gewohnt

kommt von Prof. Windisch nur Gutes. und er hat mal wieder die Dinge im rechten Licht beleuchtet.


2
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Theologie

  1. US-Theologe: Es ist nicht katholisch, wenn man ständig das Lehramt kritisiere
  2. ‚Veritatis splendor – der 30. Jahrestag einer vergessenen Enzyklika’
  3. Knalleffekt am Aschermittwoch: Vier Synodale verlassen den "Deutsch-Synodalen Irrweg"
  4. Roma locuta causa finita
  5. Es reicht
  6. Liebe kann wachsen
  7. Ratzinger-Preis 2021 für zwei in Österreich lehrende Theologen
  8. Das Mahl des Lammes
  9. Etatismus, Globalismus, Ökologismus: die Ideologien, die den Menschen töten
  10. Kardinal Zens Beitrag zur Konzils-Debatte: Wirken Gottes in der Kirche







Top-15

meist-gelesen

  1. Warum man am 26. Mai NICHTS in den katholischen Kirchen in Deutschland spenden sollte!
  2. Wort zum Sonntag/ARD: Evangelische Pastorin wirbt für „Entkriminalisierung“ von Kindstötungen
  3. Prof. Riccardo Wagner: Katholikentagsprogramm hat null Treffer bei Stichwort „Neuevangelisierung“
  4. Islamisten marschieren durch deutsche Städte - der Verfassungsschutz und Kirchen schweigen!
  5. Kirchenzeitungen kann man auch abbestellen!
  6. Marx: Abgestuftes Lebensrecht für Ungeborene inakzeptabel, aber....
  7. AfD wirft Diakonie-Präsident 'Wählernötigung' vor
  8. ,Was für eine schöne Zeit, in der wir leben!‘
  9. Salzburg: Piusbruderschaft plant Kirchenerweiterung
  10. Neue Räte braucht das Land
  11. AstraZeneca räumt schwere Nebenwirkungen bei Covid-Impfstoff ein
  12. BDKJ möchte, dass Sternsinger nicht mehr AfD-Politiker besuchen!
  13. Deutschland: Rekord-Austritte bei der evangelischen Kirche
  14. Vier Dinge, die Katholiken vor der heiligen Messe tun sollen
  15. Mehrheit der Deutschen hat Angst, Minderheit im eigenen Land zu werden

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz