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Vatikan: Zur Geheimarchivausstellung gibt es weltweit keinen Vergleich

9. März 2012 in Chronik, keine Lesermeinung
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„Lux in Arcana“, „Licht in die geheimen Räume“, heißt die Ausstellung in vornehmer Untertreibung. Fast wundert es, dass nicht jede Vitrine von einem Schweizer Gardisten bewacht wird. Von Paul Badde / Die WELT


Rom (kath.net/DIEWELT) Das Geheimarchiv des Vatikans ist so geheim wie fast alle Privatarchive. Denn das ist es zuerst: das Privatarchiv des Papstes und all seiner Vorgänger. Einerseits. Andererseits gibt es zu diesem Speicher der historischen Erinnerung weltweit keinen Vergleich. Als schlicht spektakulär muss deshalb die Ausstellung bewertet werden, in der jetzt der Vatikan bis zum 9. September 100 Originaldokumente seiner zahllosen Schätze in den Kapitolinischen Museen im schützenden Dämmerlicht zur Ansicht ausstellt. „Lux in Arcana“ heißt die Ausstellung – Licht in die geheimen Räume, in vornehmer Untertreibung.

Schon 1881 hat Pius IX. das Archiv für die historische Forschung geöffnet und diese Erlaubnis hat jeder seiner Nachfolger sukzessive erweitert. Davon machen derzeit pro Jahr circa 1500 Wissenschaftler aus über 50 Nationen Gebrauch. Warum die Päpste der historischen und erst recht der publizistischen Zunft aber nicht einfach eine carte blanche zur Durchforstung des einzigartigen Speichers erteilen, erweist höchst eindrucksvoll die schiere Präsenz der Dokumente, in denen sich das Archiv in dieser Ausstellung vor der Öffentlichkeit offenbart wie nie zuvor.

Es sind allesamt Inkunabeln der Weltgeschichte. Das Archiv ist nichts anderes als eine der größten Schatzkammern der Erde und ein Haus unglaublicher Erinnerung. Fast wundert es, dass nicht jede Vitrine von einem Schweizer Gardisten bewacht wird.

Spektakulär das erstmals zur Schau gestellte Protokoll der Bannbulle Martin Luthers durch Leo X. vom 3. Januar 1521 (Decet Romanum Pontificem) in kleiner feiner Kanzleischrift aus dem Zeitalter der Grobianismus. Spektakulär auch das Originaldokument, in dem am 23. September 1122 zwischen Kaiser Heinrich V. und Papst Calixtus II. der Investitur-Streit beigelegt wurde, das Gottfried Wilhelm Leibniz 571 Jahre erstmals als Wormser Konkordat bezeichnet wurde. Es sind kartographierte Weichenstellungen der Europäischen Geschichte. Das lässt sich von dem Urteil gegen Giordano Bruno 1597 nicht sagen, auch nicht vor dem purpurfarbenen Pergament, auf dem am 13. Februar 962 eine Reihe von Schenkungen Otto I. an die Päpste in goldenen karolingischen Minuskeln festgelegt wurde, oder von der „konstantinischen Schenkung“, der vielleicht berühmtesten Fälschung der Welt im burgunderroten Samt.


Das Spektakuläre ist dennoch kein Kriterium des Auswahl der Exponate. Es sind auch fast nicht die Einzelstücke, als das sinnliche Gesamt dieser archivarischen Entäußerung, die Besuchern hier den Atem verschlägt. Ein besserer Ort außerhalb des Vatikans ließe sich für die Ausstellung wohl kaum vorstellen als die Kapitolinischen Museen.

Gleich hinter dem Eingang finden wir die eigenhändig signierte Urkunde von Galilei Galileos feierlicher Abschwörung aller Häresien von 1633 („abiuro, maledico e detesto li sudetti errori et heresie“ etc. etc.), gerade unter der hier seit Jahrhunderten postierten Statue seines großen Widersachers Urban VIII., dessen Rochett auch in Marmor aus so feiner Spitze gearbeitet ist, als wäre sie in Brüssel geklöppelt. Die Ausstellung ist ein didaktisches Meisterwerk, jedoch zuvor noch ein ästhetischer Genuss.
Gianlorenzo Bernini stellt dem Papst eine Rechnung über 150 Scudi für die beiden einzig originalen Bernini-Engel auf der Engelsbrücke (einer mit einer Dornenkrone, der andere mit dem Kreuzestitel). Wir sehen die päpstlich approbierte Regel des heiligen Franziskus, neben dem Dokument, auf dem englische Parlamentsmitglieder mit hundert Siegeln Papst Clemens VII. (vergeblich) bestürmen, er möge die Ehe Heinrich VIII. annullieren, der doch ein päpstlich anerkannter Verteidiger des katholischen Glaubens (defensor fidei) gegen alle Irrlehren war. Im Jahr 1672 drängt der Romanow-Zar Alexis I. über einem kunstvollen komplizierten Papiersiegel Clemens X., eine Vorreiterrolle für eine europäische Militärliga gegen die aggressiven Osmanen zu übernehmen.

Wir staunen über die Handschrift Lukrezia Borgias in einem Privatbrief an ihren Vater, Papst Alexander VI., der ein paar Schritte weiter in der Bulle INTER CAETERA von 1494 - nur ein Jahr nach der Entdeckung Amerikas! - in dem spanischen Städtchen Tordesillas die neue Welt in einen spanischen und einen portugiesischen Teil aufteilt. Fremde Zeiten, fremde Sitten.

Mozart bekommt von Clemens XIV. einen Orden, und Ojibwa Indianer aus dem Gebiet der großen Seen und „des hohen Grases“ wenden sich gut hundert Jahre später auf einem Schreiben auf Birkenrinde an Leo XIII. als den „großen Meister des Gebets“, an den sich auch die Seherin Bernadette Soubirous am 1876 mit ergreifenden Zeilen aus ihrem Kloster in Nevers als seine kleine „Soldatin“ (Souavin) wendet. Der Verhörprotokolle im Prozess gegen den Orden der Templer im Jahr 1308 füllen eine Rolle von 60 Meter Pergament.

Teresa von Avila lässt sich 1577 in fliegender Hast über das „Martyrium des Schreibens“ aus, Mary Stuart schreibt 1587 aus ihrer Todeszelle auf Französisch an Papst Sixtus V.: „En ma fin gît ma commencement“ (in meinem Ende ein Beginn), nicht weit von der Vitrine mit dem kurzen Billet Marie Antoinettes an ihren Schwager aus der Todeszelle, oder dem Brief, in dem der treue „Diener Voltaire“ am 10. Oktober 1745 Benedikt XIV. auf Italienisch als den „Vater der Welt“ umschmeichelt, mit Komplimenten für dessen exzellentes Latein, und der Anempfehlung seines jüngstes eigenen Werkes an den Pontifex über den Propheten Mohammed.

1650 schreibt die chinesische Kaiserin Wang auf Seide an Innozenz X., dass sie konvertiert sei und den Namen Helena (Lien Ha) angenommen habe. Tempi passati. Und dennoch: in all diesen Exponaten hat sich Zeit quasi materialisiert. Es ist die Metarmophose der Weltgeschichte zu einem großen Haus mit vielen Räumen, in dem (1278) zum ersten Mal das Mongolische auftaucht, und wo Mandarin, Arabisch, Farsi, Quechua, Englisch und doch vor allem Latein gesprochen und verstanden wird, der Sprache also, auf die keine Nation einen Sonderanspruch hatte.

Das Geheimarchiv ist ein Gedächtnis der Völker, das sich in diesem Jahr in Rom im Dämmerlicht bewundern und bestaunen lässt.


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