Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Nicht genug Platz für die Kardinäle in Santa Marta
  2. „Kardinäle werden Papst mit ‚traditionellerer Sicht‘ der katholischen Lehre wählen“
  3. Kardinal Müller hofft, dass der zukünftige Papst den Islam-Dialog überdenkt
  4. ‚Tiefe Resonanz‘ mit Prinzipien der Freimaurerei – Großmeister lobt Wirken von Papst Franziskus
  5. „Innerster Grund des Petrus-Dienstes ist die Vereinigung aller Bischöfe und Gläubigen im Bekenntnis“
  6. Linke Frauenorden wollen Ford zur Wiederaufnahme von pro-LGBT-Zielen zwingen
  7. Kardinal Müller warnt vor Spaltungsgefahr der Kirche, falls kein rechtgläubiger Papst gewählt wird
  8. Evangelischer Kirchentag - weisse Kinder bei einer Veranstaltung unerwünscht
  9. Italienischer Erzbischof rügt Gläubige für Mundkommunion
  10. Selenskyj: Gespräch mit Trump im Petersdom vielleicht historisch
  11. „Wie retten wir die Welt?“
  12. Ist die Kirche Sklavin des ‚woken‘ Mainstreams?
  13. Bereits am 8. Mai könnte ein neuer Papst gewählt werden!
  14. Franziskus, (kein) santo subito und keine Handkommunion für Journalisten
  15. Kardinal Versaldi: Franziskus nicht wiederholen

Krippengate im Vatikan

28. Jänner 2012 in Aktuelles, 23 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Korruption und Verschwendung im kleinsten Staat der Welt? - Von Thomas Jansen (KNA)


Rom (kath.net/KNA) «Die Unberührbaren» heißt die italienische Fernsehsendung, deren jüngste Ausgabe führende Kreise im Vatikan alles andere als unberührt ließ. Beleuchtet wurde eine Sumpflandschaft im Kirchenstaat: Korruption und Vetternwirtschaft sollen demnach in der Verwaltung des papsteigenen Zwergstaates an der Tagesordnung sein. Mauscheleien bestimmten die Vergabe öffentlicher Aufträge, das Ergebnis seien Schäden in Millionenhöhe.

Der Heilige Stuhl, der nur selten auf Fernsehsendungen reagiert, wies die Anschuldigungen zurück. Man sei um Transparenz und Kontrolle der wirtschaftlichen Aktivitäten bemüht, erklärte Sprecher Federico Lombardi. Den Machern der Sendung warf er «Desinformation», «fragwürdige journalistische Methoden» und «eine oberflächliche und einseitige Darstellung» vor. Überdies drohte er mit rechtlichen Schritten.

Die scharfe Reaktion dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Vorwürfe besonders schwer wiegen. Ihr Gewährsmann ist nicht wie bei früheren Enthüllungsstorys ein anonymer Informant der zweiten Reihe, sondern kein Geringerer als Erzbischof Carlo Maria Vigano. Und es geht auch nicht um schwer nachprüfbare Vorwürfe über internationale Verwicklungen der Vatikanbank IOR, sondern um das alltägliche Geldverschleudern der öffentlichen - diesmal vatikanstaatlichen - Hand, das im größeren Maßstab in fast allen südeuropäischen Staaten zur Schuldenkrise beigetragen hat.


Als stellvertretender Verwaltungschef des Vatikanstaats war Vigano vom Sommer 2009 bis Herbst 2011 für die Infrastruktur zuständig, von den Museen über die Gärten und Straßen bis hin zu den Handwerkern.

In Magazin des Privatsenders «La7» wurden zwei Briefe Viganos an den Papst gezeigt - auch das ein Novum, das im Vatikan für Unruhe sorgte. Darin erhebt der aus einer Mailänder Industriellen-Familie stammende Erzbischof schwere Vorwürfe und beklagt, dass einflussreiche Kräfte seine Versetzung betrieben, weil er gegen die Misswirtschaft vorging. Es gebe Fälle «von Korruption und Machtmissbrauch in der Verwaltung vieler Abteilungen aufzuklären», heißt es in einem Brief vom 27. März 2011. In einem zweiten Schreiben berichtet er dem Papst, dass einige Geldanlagen in die Hände von Bankern gegeben worden sein, die vor allem ihre eigenen Interessen verfolgten. In einem Brief an Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, der im Internet kursiert, berichtet Vigano von der Überziehung vatikaneigener Kreditkarten ebenso wie über die päpstliche Landwirtschaft, die alleine ein jährliches Minus von 3,5 Millionen Euro beitrage.

Die Echtheit der Schriftstücke wird nicht ernstlich bezweifelt, der Vatikan hat sie indirekt bestätigt. Er sei betrübt darüber, dass vertrauliche Schreiben in die Öffentlichkeit gelangt seien, sagte Lombardi. Ein Beispiel für Viganos Wirken: Nach eigenen Angaben hat er die Kosten für die Krippe auf dem Petersplatz, die 2009 noch bei 550.000 Euro lagen, um 200.000 Euro gesenkt: Er beauftragte einfach eine andere Firma. Welches Ausmaß die Misswirtschaft vor Viganos Einsatz hatte, illustriert laut dem Fernsehbericht die Haushaltsbilanz des Vatikanstaates. Wies diese für das Jahr 2009 noch ein Defizit von knapp 8 Millionen Euro aus, erwirtschaftete der Vatikanstaat im Jahr 2010 einen Überschuss von mehr als 20 Millionen Euro.

Auch der Vatikansprecher bescheinigte Viganos Amtsführung «sehr positive Aspekte». Ausdrücklich hebt er dessen rigorosen Sparwillen hervor. Wirtschaftliche Kennziffern seien jedoch für sich genommen kein hinreichender Maßstab für eine adäquate Beurteilung von Viganos Wirken. Der sparsame Haushalter wurde im Oktober 2011 als Nuntius in die USA entsandt und so aus Rom weg befördert.

Die Berichte treffen die Kirchenleitung in einer Phase, in der die Forderung von Papst Benedikt XVI. nach einer «Entweltlichung» der Kirche nicht nur in seiner deutschen Heimat für Debatten sorgt. Und sie fallen in ein Umfeld, das europaweit vom Kampf gegen Korruption und Verschwendung öffentlicher Gelder geprägt ist. Dass der Vatikan vom Ideal einer Entweltlichung noch ein Stück entfernt ist, wollte und konnte auch sein Sprecher Lombardi nicht bestreiten. Der «allgemeine Zustand» der vatikanischen Verwaltung sei jedoch «nicht so schlecht wie manche glauben machen wollen», heißt es in seiner Erklärung.

(C) 2012 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Vatikan

  1. Kritik an 'Krippe von Bethlehem' im Vatikan – Jesuskind auf einem Palästinensertuch
  2. Medien: Haushaltsdefizit des Vatikans um 5 Millionen gestiegen
  3. Vatikan verbietet Messe im Alten Ritus für spanische Wallfahrer
  4. Vatikan: Erklärung Dignitas infinita über die menschliche Würde
  5. Keine öffentliche offene Aufbahrung mehr für tote Päpste
  6. Synode über Synodalität verwendet Bilder von Marko Rupnik
  7. Missbrauchsexperte Zollner: ‚Keine Kultur der Rechenschaftspflicht’ in der Kirche
  8. Papst ernennt Bischof Elbs zum Übergangsleiter der Erzdiözese Vaduz
  9. Katholische Laien der Schweiz bitten Vatikan um Klarstellung
  10. Vatikan bereitet Dokument über Geschiedene in neuen Partnerschaften vor







Top-15

meist-gelesen

  1. Franziskus, (kein) santo subito und keine Handkommunion für Journalisten
  2. ‚Tiefe Resonanz‘ mit Prinzipien der Freimaurerei – Großmeister lobt Wirken von Papst Franziskus
  3. „Kardinäle werden Papst mit ‚traditionellerer Sicht‘ der katholischen Lehre wählen“
  4. Nicht genug Platz für die Kardinäle in Santa Marta
  5. Kardinal Müller warnt vor Spaltungsgefahr der Kirche, falls kein rechtgläubiger Papst gewählt wird
  6. Kardinal Versaldi: Franziskus nicht wiederholen
  7. Kardinal Müller hofft, dass der zukünftige Papst den Islam-Dialog überdenkt
  8. Evangelischer Kirchentag - weisse Kinder bei einer Veranstaltung unerwünscht
  9. Selenskyj: Gespräch mit Trump im Petersdom vielleicht historisch
  10. Papst Franziskus wurde nun in Santa Maria Maggiore beigesetzt
  11. „Innerster Grund des Petrus-Dienstes ist die Vereinigung aller Bischöfe und Gläubigen im Bekenntnis“
  12. Bereits am 8. Mai könnte ein neuer Papst gewählt werden!
  13. Kardinal Parolin leitet die Papstwahl
  14. Franziskus gab in unveröffentlichtem Interview Einblicke in Psyche
  15. Der Sarg von Papst Franziskus wurde feierlich verschlossen

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz