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Wo Klostersuppe und menschliche Zuwendung zu Hause sind

22. Dezember 2011 in Österreich, keine Lesermeinung
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Das ganze Jahr über, besonders aber rund um Weihnachten, ist in den Essensausgaben der Orden viel Betrieb - "Kathpress"-Lokalaugenschein von Georg Pulling und Silvia Schober


Wien (kath.net/KAP) Kaffeeduft strömt am frühen Morgen durch das "VinzenzGwölb" der Barmherzigen Schwestern in Wien. An einer Handvoll Tischen sitzen Männer beisammen, manches Mal haben sich auch Frauen darunter gemischt. Rege Unterhaltungen bei Wurst- und Schmalzbroten, hier und da lautes Lachen zum Frühstück - dass man hier nicht in einem Kaffeehaus, sondern in einer Ausspeisung für Bedürftige ist, bekommt man erst aufdem zweiten Blick mit. Zumeist wird es einem bewusst, wenn eine Ordensfrau von Tisch zu Tisch geht, fragt, wie es denn so läuft und dem einen oder anderen beruhigend eine Hand auf die Schulter legt. Mit ihrer Präsenz verbreiten die Schwestern hier - wie auch in Ausgabestellen anderer Ordensgemeinschaften - eine angenehme Ruhe, eine Art gemütliches Zufriedensein kehrt ein.

"Sehen Sie?" fragt Leiterin Sr. Lioba und zeigt auf eine Stelle über der Ausgabeluke. "Ort des Friedens" prangt hier in großen Buchstaben. "So leben wir hier." Wer hier sein Frühstück einnehmen will, muss sich daran halten. Dass das für die bunt gemischten "Frühstücksgäste" oft nicht leicht ist, wissen die Betroffenen selbst am besten. "Aber die Schwestern, die regeln das. Die schaffen alles", sagt Herbert. Er kommt fast täglich hierher. Essen steht dabei zwar an erster, nicht immer aber an der wichtigsten Stelle: "Ich komme schon der Unterhaltung wegen", meint Herbert. Seit die Familie fehlt und der Kontakt zu Verwandten abgebrochen ist, hat er hier ein Auffangnetz gefunden. Viele "Frühstücksgäste" teilten ein ähnliches Schicksal.

"Die Atmosphäre ist oberste Instanz", sagt auch Sr. Lioba im "Kathpress"-Gespräch: "Das Wohlfühlen hier, das Gefühl, Heimat zu haben - das muss stimmen." Wer das Gespräch sucht, findet ein offenes Ohr: "Wenn sie reden wollen, wird hingehorcht. Das sind die besten Gespräche." Um sieben Uhr werden erst einmal 40 Liter Kaffee und ebenso viel Tee zubereitet, acht bis zehn Wecken Brot und einiges Gebäck hergerichtet. Neben Spenden von Firmen wird auch in der Großküche des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern bereits mehr mitgekocht. Für Aufstriche greift Sr. Lioba auch selbst zum Kochlöffel.

Von 7.30 bis 9.30 Uhr folgt die Ausgabe an die Bedürftigen; danach werden speziell Familien versorgt. Zwischen 130 bis 150 Menschen kommen täglich ins "VinzenzGwölb"; Wohnungs- und Arbeitslose sind es, Strafentlassene, Menschen mit Suchtproblemen - für die Ordensfrau jedenfalls sind es "Menschen, die ihre Dankbarkeit zeigen. Wenn in ihren Gesichtern Freude zu lesen ist, gibt mir das Energie", so Sr. Lioba.


Gerade in der Adventzeit versuchen die Schwestern, "ein bisschen religiöse Atmosphäre" hineinzubringen: "Da tun sie gerne mit", berichtet Sr. Lioba. Adventfeiern, gestaltet von Ehrenamtlichen aus dem 40-köpfigen Helferteam, sorgen für besinnliche Stunden. Bei der letzten Feier hätten alle Anwesenden gemeinsam "Oh Tannenbaum" gesungen: "Es war der volle Chor. Alle haben gesungen, obwohl sie unterschiedliche Sprachen sprechen", freut sich die Ordensfrau.

Am Heiligen Abend gibt es ein "außergewöhnlich gutes Frühstück" mit Keksen. Als Geschenke liegen selbstgestrickte Socken unter dem Christbaum im "VinzenzGwölb". Diese sind heiß begehrt: Als im Vorjahr die "Handgemachten" ausgingen, habe sie andere Socke verteilt. "Nein, wir wollen die selbstgestrickten, haben sie gesagt", lächelt die Ordensfrau. Für sie ist der Dienst im "VinzenzGwölb" "nicht Arbeit, sondern ein Ehrendienst, den Gott mir übertragen hat". Generell wollen Barmherzige Schwestern "christliche Nächstenliebe nach dem Vorbild des Heiligen Vinzenz in der heutigen Zeit verwirklichen".

Eine halbe Stunde "Sinn" täglich

"Diese halbe Stunde am Tag, die macht Sinn." Frau Barbara betreut seit Jahren die Brotausgabe der Redemptoristen in der Wiener Innenstadt, die von 10 bis 10.30 Uhr geöffnet ist. Hier bekommen Bedürftige Brote, Tee und Säfte; wenn Spender Mehlspeisen gebracht haben, auch Kuchen. Die Brote, die Frau Barbara täglich schmiert, bereitet sie zu, "als wären sie für meinen eigenen Sohn", sagt sie im "Kathpress"-Gespräch. "Ich bekomme von dem Menschen mehr zurück, als ich gebe. Das Gefühl habe ich vor meiner Arbeit hier nicht gekannt." Dabei habe sei sie zuerst ein wenig erschrocken, als ihr die Aufgabe zugetragen worden sei, gibt sie zu. Doch rasch habe man sich gegenseitig kennengelernt: "Die Besucher sind alle sehr nett und freundlich und sehr lustig. Es sind sensible, gute Menschen. Jeder sollte sich die Zeit nehmen, sie kennenzulernen."

Rund um Weihnachten schmückt Frau Barbara den Essensraum ganz besonders mit Kerzen und Blumen. "Es ist einfach eine spezielle Zeit, in der auch mehr Menschen kommen." Die Liebe, mit der die Bedürftigen hier betreut werden, schlägt sich auch auf die Besucher um. Für die Menschen sei die halbstündige Brotausgabe hier wie ein "Kaffeehausbesuch. Sie treffen sich hier, lachen miteinander, unterhalten sich, haben es warm. Sie helfen sich auch untereinander. Es ist eine gute Atmosphäre hier", erzählt Frau Barbara.

Täglich kommen 30 bis 40 Bedürftige "aus allen Gesellschaftsschichten", berichtet Bruder Josef. Das Brot für die Armen erhalten die Redemptoristen als Spende von Firmen. Hin und wieder bleibt sogar noch etwas übrig und Bruder Josef bringt es dann zu anderen Ordensgemeinschaften für deren Ausspeisungen. Als Ordensmann und ständiger Diakon ist es Bruder Josef "ein Bedürfnis, anderen zu helfen". So steht er für Gespräche zur Verfügung, versucht, für die Bedürftigen da zu sein und ihnen ein Gefühl zu vermitteln, "es ist jemand da, der dir zuhört. Man merkt, die Menschen nehmen es an, finden Geborgenheit."

Suppe, Würstel, Früchtepunsch

Mehr als 6.000 Kilo Brot und fünf Tonnen Wurst im Jahr benötigen auch die Wiener Franziskaner für ihre Ausspeisung - Bedarf steigend, wie Frau Yvonne im "Kathpress"-Gespräch erklärt. Freitags gibt es Suppe für die Bedürftigen, danach Süßigkeiten, "um das Leben etwas zu versüßen, wie man sagt", lächelt sie. Unter der Woche und samstags werden Wurstbrote an der Klosterpforte ausgegeben. Zwischen 100 und 130 Leute kommen täglich, Obdach- und Arbeitslose bis hin zu Menschen, denen nach Abzug aller Kosten kein Geld mehr für das Essen bleibt. Viele sind "Stammgäste". "Wir sind froh, wenn wir den Menschen im Geiste des Heiligen Franziskus etwas geben können", so die Helferin.

Zu Weihnachten wird auch hier besonders gefeiert. An den Adventsamstagen wird zur "Adventjause" mit Würstel geladen, umrahmt mit Weihnachtsliedern und -geschichten. Der dritte Adventsamstag ist zugleich Tag der Weihnachtsfeier: "Es wird eine Messe gefeiert, die Besucher selbst werden auch eingebunden", berichtet Frau Yvonne. Danach gibt es bei gemütlichem Beisammensein Würstel, Mehlspeisen und Früchtepunsch: "alkoholfrei - aber der kommt immer gut an", schmunzelt Frau Yvonne. Anschließend werden von Firmen erbetene, kleine Geschenke verteilt. Gerade zu Weihnachten herrsche immer großes Gedränge. 120 Menschen sind für den Essensraum zugelassen, "kommen würden sicher gern an die 250, die Tendenz ist leider steigend".

Dessert mit Liebe zu Mittag

"Es ist etwas Schönes, für den Nächsten da zu sein", sagt Sr. Paula. Sie leitet das "Elisabethbrot" der Elisabethinen, die in Wien-Landstraße seit mehr als 300 Jahren Konvent und Krankenhaus führen. Im "Elisabethbrot" bekommen Bedürftige täglich ein warmes Mittagessen. Während es zu früheren Zeiten lediglich einen großen Suppentopf für die Armen gab, bereiten die Ordensfrauen heute aus – zum Teil gespendeten - Lebensmitteln ein ganzes Menü mit Suppe, Hauptspeise und - wenn möglich - Dessert für die Bedürftigen. In der Großküche des Ordensspitals wird ebenfalls gleich mehr gekocht, damit etwas für die Besucher des "Elisabethbrots" übrigbleibt.

Doch mit der Essensausgabe allein sei es nicht getan: "Wichtig ist die Begleitung der Menschen - wie in der Pastoral", erklärt Sr. Paula. Viele Betroffene wissen bereits, dass ihnen die Schwestern und die vielen ehrenamtlichen Helfer auch mit ihrer Zeit für ein Gespräch zur Seite stehen. Manchen Gästen merke man Veränderungen im Laufe der Zeit durchaus an. "Man spürt, sie fühlen sich hier wohl."

Zu Weihnachten wird auch hier besonders gefeiert mit einem Christbaum, gemütlichem Beisammensein und kleinen Präsenten. Wasdrinnen ist? Brauchbares für den Alltag - geschmückt mit viel Liebe aus der Ordensgemeinschaft. "Die Armen habt ihr immer bei euch",erinnert Sr. Paula an ein Wort Jesus. Kurz hält sie noch inne, dann sperrt sie die Tür zum "Elisabethbrot" auf - und mit dem Eintreten der ersten Gäste wird spürbar, wie sehr die Ordensfrauen dieses Wort mit ganzem Herzen als konkreten Auftrag leben.

Copyright 2011 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten.


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