Alexander Kissler hat auf Focus-Online 7 Botschaften des Papstbesuches analysiert und spricht von einer "päpstlichen Watschn" für deutsche Gremienseligkeit
München (kath.net) Der Besuch von Benedikt XVI. in seiner Heimat ist vorbei. In vier Tagen hat der Papst 17 Reden, Predigten und Ansprachen gehalten. Der bekannte katholische Journalist Alexander Kissler hat auf Focus-Online 7 Botschaften des Besuchs veröffentlicht. KATH.NET dokumentiert Auszüge davon:
1. Benedikts Botschaft an die Politik: Nehmt euch nicht so wichtig!
Von zwei Seiten ist demnach die Politik gefährdet. Sie kann ihren Geltungsbereich überschätzen, und sie kann der Versuchung zur Macht erliegen. Im Bundestag beharrte deshalb der Papst in seiner von fast allen Politikern begrüßten Rede: Manche Grundsatzentscheidung sei dem Kosten-Nutzen-Kalkül entzogen. Manche Fragen, besonders jene auf Leben und Tod, könnten allein mit der Majorität nicht entschieden werden. In den Grundfragen des Rechts, sagte er, in denen es um die Würde des Menschen und der Menschheit geht, reiche das Mehrheitsprinzip nicht aus. An Entscheidungen zum Krieg ist hier wohl zu denken, an die Todesstrafe, in päpstlicher Perspektive aber gewiss auch an Abtreibung und Sterbehilfe.
2. Benedikts Botschaft an die Kirche: Entweltlicht euch!
Dennoch könnte sie der Auftakt gewesen sein zu einer Totalrevision des Staats-Kirche-Verhältnisses in Deutschland wie auch zu einem Umsturz des dominierenden Kirchenbildes. Benedikt warb mit großer Leidenschaft für eine arme und entweltlichte Kirche. Die Kirche solle ihre Weltlichkeit beherzt ablegen, denn das missionarische Zeugnis der entweltlichten Kirche tritt klarer zutage. Die von ihrer materiellen und politischen Last befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein.
3. Benedikts Botschaft an die Gesellschaft: Hört auf die Natur!
Die Devise der Stunde lautet in Benedikts Worten: Wir müssen auf die Sprache der Natur hören und entsprechend antworten. Dabei sollten die alten Einseitigkeiten der ökologischen Bewegung überwunden werden. Naturschutz und Lebensschutz gehörten zusammen, Umweltökologie und Ökologie des Menschen. Auch der Mensch sei schließlich Teil der Natur, sei Naturwesen.
Ob der Papst die Grünen dadurch bewegen konnte, neben den Wäldern und Flüssen auch das ungeborene menschliche Leben zu verteidigen, bleibt dahingestellt. Auch wissen wir nicht, ob die Krankenkassen nun aufhören werden, die Kosten für Abtreibungen zu übernehmen. Der Horizont ist wohl weiter gezogen.
4. Benedikts Botschaft an die Protestanten: Lest mehr Luther!
Die kleine Lektion in angewandtem Luthertum könnte gewaltige Folgen haben. Wenn protestantische und katholische Christen gemeinsam die Lebens- und Schicksalsfrage Luthers ernst nehmen, wenn sie handeln in diesem Geist, scheint eine neue, tiefere Gemeinschaft kein Traum mehr. Was also tut nun not, um die Kirchenspaltung zu überwinden? Luther lesen.
5. Benedikts Botschaft an die katholischen Verbände: Werdet frömmer!
In der Antwortrede des Papstes fiel wie übrigens während der gesamten Reise das Mantrawort von Dialog und Prozess nicht. Benedikt sieht im Zentralkomitee offenbar keinen privilegierten Partner, um der Kirche eine neue inhaltliche Ausrichtung zu geben. Stattdessen sucht er nach Bündnispartnern im Einsatz wider einen unterschwelligen, alle Lebensbereiche durchdringenden Relativismus.
[ ] Die päpstliche Watschn für deutsche Gremienseligkeit ist nichts Neues. Auch die Bischöfe mussten sich den Tadel schon anhören. Bereits im August 2005 mahnte Benedikt sie, über all den organisatorischen, strukturellen Problemen nicht die Anbetung zu vergessen. Im November 2006 erklärte er, die vielen kirchlichen Institutionen, Pastoralpläne und anderen rechtlichen Strukturierungen verstellten mitunter den Blick auf das wirklich Wesentliche. Jede Struktur müsse am Maßstab der Glaubenswahrheit gemessen und danach ausgerichtet werden.
6. Benedikts Botschaft an die Jugend: Schert aus!
In dieser Perspektive wird nichts Geringeres von der Jugend gefordert als sich erschüttern zu lassen von allem Ungerechten und darüber die Zuversicht nicht zu verlieren; als beständig an sich zu arbeiten, dem schnellen Glück zu widerstehen und dennoch nicht zum seltsamen Außenseiter zu werden; als zu glauben, ohne zu frömmeln. Massenkompatibel ist ein solches Programm kaum. Vielleich aber trägt es dazu bei, die Nebenfolgen einer entgleisenden Moderne einzudämme
7. Benedikts Botschaft an Juden und Moslems: Mischt euch ein!
Speziell mit den Moslems sieht Benedikt eine große Übereinstimmung in zentralen ethischen Fragen. Das Bild der Ehe, die Ehrfurcht vor dem Leben und das Engagement für soziale Gerechtigkeit bildeten Schnittmengen. Bekanntlich wäre das in verschiedene Richtungen ausdifferenzierte Judentum da ein schwierigerer Bündnispartner. Dennoch ist die Aufgabe, wie der Pontifex sie sieht, nun klar benannt: Aus dem akademischen Trialog, aus dem institutionalisierten Gespräch der Kinder Abrahams, soll ein gemeinsames politisches Handeln werden, immer wieder. Sich einmischen und mitmachen sollen alle Gläubigen, wenn die Gesellschaft über ihre Zukunft entscheidet.
Der gesamte Beitrag von Alexander Kissler unter: FOCUS ONLINE
Das VIDEO von der Ansprache des Heiligen Vates an die engagierten Laien:
Keine Bange, ich war weder beleidigt noch stürzte ich in eine Glaubenkrise ob meiner Verteidigung \"unkatholischer Umtriebe\", aber danke für die Segenswünsche, die ich gern erwidere! :-)
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mundkommunion 27. September 2011
@placeat tibi
Ich wollte nur noch mal sicherstellen, dass ich dich mit meinen Aussagen nicht verletzten wollte, dies ist nicht meine Absicht:-)
Ich finde den Artikel auch toll aber mich stört halt nur das Wort Mantra und dies hatte ich auch nur beanstandet. Aber was daraus zwischen unserem Hin und Her entstanden ist, das beruht denke ich auf einem Missverständnis.
Ich wünsche Dir jeden falls einen schönen Tag, Gott segne Dich
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speedy 26. September 2011
es wird schön sein, wenn alle ansprachen und predigten von Papst benedikt XVI endlich als buch erhältlich sind, damit wir alles nachlesen können, denn wie leicht wird er immer fehl interpretiert, Gott segne unseren Papst und schenke ihm ein langes leben
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mundkommunion 26. September 2011
Der Herr sei mit Dir
@placeat tibi
So sei es, Gott segne dich !
\"erleuchtet\" wird wie das \"Mantra\" auch im Buddhismus verwendet :-)
Bist du katholisch?
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marcellus 26. September 2011
Lest mehr Luther und ein gemeinsames politisches Handeln mit Juden und Moslems. Ich persönlich finde diesen Aufruf sehr verwirrend. Eigentlich bekommt man den Eindruck das ein missionarischen Auftrag politisch in der heutigen Zeit nicht mehr aufrecht zu erhalten ist.
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placeat tibi 26. September 2011
@MK
Also ich hab das Wort \"Mantra\" ja gar nicht hier verwendet. Gehört habe ich aber genau dieses Wort schon in mehreren Predigten katholischer Priester, die ich sogar für herausragend hielt, man kennzeichnete damit ähnliches wie im obigen Artikel. Möglicherweise waren diese Priester in deiner Lesart auch nicht katholisch genug.
Durchaus, vom Hl. Geist beehrt zu werden, darum ringe und bete ich. Nur fürchte ich, vor dem, was du mir da vorbeischicken willst, bitte ich den Hl. Geist um Schutz :-)
Ich fand nur, A. Kisslers Artikel böte eine gute \"Plattform\" zum Austausch, wenn dir das zu unkatholisch ist, bitte ich um erleuchtet wesenhafte Aufklärung - oder demütiges Schweigen.
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kathi 26. September 2011
@GMM
Mit mehr Luther lesen sind nicht ir katholischen Christen gemeint, sondern die evangelischen Christen.
Viele Gruppierungen der evangelschen Christen halten sich nicht mehr so sehr daran was Luther sagte und tat. Da hat sich was verselbständigt. Und ohne, dass die evangelischen Gruppierungen eine Sprache sprechen, wird es keine Ökumene geben können.
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GMM 26. September 2011
\"Mehr Luther lesen\"
kann es ja wohl nicht sein.
Wie wäre es mit den Kirchenvätern? Die waren jedenfalls katholisch.
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mundkommunion 26. September 2011
komm heiliger Geist
@placeat tibi
Du nix sprechen katholisch, ich habe gelesen deine absurde mail. Vielleicht verstehen du jetzt besser?
Also mal Spaß beiseite, wenn du ein wenig mehr katholisch wärest, dann hättest du nie das Wort \"Mantra\" in einem Wortlaut für einen katholischen Beitrag verwendet. Vielleicht kommt ja der heilige Geist bei dir vorbei, wünschen würde ich es Dir :-)
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frajo 26. September 2011
@Karlmaria
Ist so schlimm, ja! Und zwar dann, wenn auf der anderen Seite nicht ein Mindestmaß an Wohlwollen (so PB XVI) vorhanden ist. Ich kann Ihnen dieses \"Nichtvorhandensein\" natürlich nicht dezidiert nachweisen. Wenn ich mir die letzten 2-3 Jahre aber so ansehe; wie Bischof Mixa abserviert wurde, wie über Zeitungen Stimmung gegen den Papst und alles Katholische aus der Dialogisiererecke gekommen ist, was jetzt in Freibung bei der Jugendvigil im Vorprogramm gelaufen ist, usw. usw. In dieser Art ist ein Dialog (zumindest was ich darunter verstehe) mit Sicherheit nicht möglich.
PS: Wieso wohl hat der Hl. Vater sich vor kurzer Zeit noch diesen Dialog von EBZ & Co. genau erklären lassen und jetzt sich eindeutig dazu geäußert (durch Nichterwähnung)? lg
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placeat tibi 26. September 2011
Ich nix sprechen katholisch!
@Mundkommunion, geht\'s noch, oder ist das mißratene Satire?
Die Landessprache hier ist deutsch, A. Kissler schreibt ein hervorstechend präzises und stilvolles, und es gelingt ihm ein aufschließender Abbriß einiger Kerne der päpstlichen Reden unmittelbar nach denselben und dies in einem durchaus auch katholischen D u k t u s.
Aber bitte, ich bin lernfähig: ich hörte noch nie etwas von katholischer Sprache, welches Volk spricht sie und wo bekomme ich ein Dictionary? Spontan würde mich die Übersetzung von \"bescheuert\" interessieren, vielleicht sind die Eingeweihten da firm?
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mundkommunion 26. September 2011
Mantra
also für alle die gerne mal wissen möchte, was Mantra heißt, schaut doch einfach mal nach:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mantra
Fazit: Sollte im katholischen Wortschatz völlig gestrichen werden!!!!
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Karlmaria 26. September 2011
Durch ein Mantra werden unreine Geister herbeigerufen
Ist der Dialog so schlimm? Dialog gehört zum Leben, und es ist noch völlig offen, ob aus \"dem\" Dialog etwas Gutes entsteht. Ich habe diese Hoffnung!
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Psalm1 26. September 2011
Eine kleine Korrektur sei mir erlaubt:
Die Bezeichnung \"Dialog(prozess)\" kam tatsächlich nicht vor, wohl aber wurden in der Sonntagspredigt \"Gesprächsprozesse\" erwähnt. Diese sind allerdings nach der Meinung des Papstes nur durch die Bereitschaft zur Umkehr erfolgreich zu führen. Amen.
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26. September 2011
@mundkommunion
ich verstehe Ihren Einwand nicht. Ein Mantrawort ist nichts anderes als ein hirnlos vor sich her geleiertes Wort. Was soll daran \"unkatholisch\" sein????
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Christiane-Marianne 26. September 2011
Na ja,
grundsätzlich habe ich Herrn Graumanns Aussage entnommen, dass der ZDJ mal wieder den Katholiken vorgeben will, was man als Katholik glauben und erbitten darf. Damit steht er aber nicht alleine da. Dies tut auch Herr Volker Beck. Und auch Frau Roth, uvm. So viel wie ich weiß, meinte der Heilige Vater die Moslems sollen sich ans Grundgesetz halten. Ich gebe aber zu, dass ich mich nicht ganz auskenne. Jedes Medium pickt sich unterschiedliche Rosinen heraus. Verlässlich sind da nur die Direktübertragungen, die man als Zuschauer selbst mitverfolgen konnte.
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mundkommunion 26. September 2011
was ist denn das für ein Titel?
hallo, brauchen wir für diesen Artikel wirklich das Wort \"MANTRA\". Ich glaube da kann man doch auch ein Katholische Wort finden?
Bin ein wenig schockiert
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Kathole 26. September 2011
Geniale Vorgehensweise des Hl. Vaters, ...
...den ominösen DBK-Dialogprozeß inhaltlich auseinanderzunehmen und dabei Punkt für Punkt vernichtend zu kritisieren, ohne ihn aber durch Nennung auch noch aufzuwerten.
Hätte der Heilige Vater nämlich den Dialogprozeß 10 mal benannt, während er ihn kiritisierte, so wäre ihm das von dessen Verfechtern so umgedreht worden, als ob er durch dessen 10-fache Nennung diesen in seiner herausragenden Bedeutung gewürdigt und anerkannt hätte.
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eurolan3k 26. September 2011
All diese Punkte hängen teilweise von der Interpretation ab.
zu 7) Anscheinend herrscht auch bei frommen Katholiken das Bild der ethisch hochstehenden Moslems, welche die Ehe, Familie und \"Erfurcht vor dem Leben\" so hoch schätzen.
Die Realität sieht aber so aus, dass besonders bei den muslimischen Einwandererfamilien die Zahl der Abtreibungen überdurchschnittlich ist, weil der Islam zum Thema Abtreibung und Verhütung eine sehr liberale Position hat.
Gut, ich habe nicht alle Predigten gehört/ gelesen, aber das die Protestanten \"mehr Luther lesen sollen\" ist mir auch nicht bekannt. -Ich weiß nur, dass er beim ökomen. GD gesagt hat, dass sich über den GLauben nicht verhandeln liese...
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