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Die beiden Hermeneutiken der Bibelauslegung

16. März 2011 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Wie die Methode Benedikts XVI. mit ihrer Suche nach dem ‚realen Jesus’ auf die ‚Not des Glaubens’ antwortet. Das große Vorbild der Väter-Theologie gegen Positivismus und verinnerlichenden Relativismus. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Im Vorwort des zweiten Bandes seines Werkes „Jesus von Nazareth“ geht Papst Benedikt XVI. wie bereits im ersten Band auf die von ihm praktizierte Methode der Bibelauslegung ein. Diese besteht in einer Exegese als historische und zugleich auch theologische Disziplin (vgl. S. 10). Der Papst zeigt sich erfreut darüber, dass „trotz mancher Sperren“ die Diskussion über Methode und Hermeneutik der Exegese an Lebhaftigkeit zunehme. Wesentlich sei es, der Exegese neue Wege zu bieten, ohne dabei „das bleibend Bedeutende der historisch-kritischen Methode aufzugeben“.

Benedikt XVI. hebt hervor: „Die historisch-kritische Auslegung hat in 200 Jahren exegetischer Arbeit ihr Wesentliches gegeben. Wenn die wissenschaftliche Schriftauslegung sich nicht in immer neuen Hypothesen erschöpfen und theologisch belanglos werden soll, muss sie einen methodisch neuen Schritt tun und sich neu als theologische Disziplin erkennen, ohne auf ihren historischen Charakter zu verzichten. Sie muss lernen, dass die positivistische Hermeneutik, von der sie ausgeht, nicht Ausdruck der allein gültigen und endgültig zu sich selbst gekommenen Vernunft ist, sondern eine bestimmte und historisch bedingte Art von Vernünftigkeit darstellt, die der Korrektur und der Ergänzungen fähig und bedürftig ist“ (S. 11)

Die Schriftauslegung müsse erkennen, „dass eine recht entfaltete Hermeneutik des Glaubens dem Text gemäß ist und sich mit einer ihrer Grenzen bewussten historischen Hermeneutik zu einem methodischen Ganzen verbinden kann“ (ebd.)

Benedikt XVI. erkennt in dieser Verbindung zweier ganz unterschiedlicher Weisen von Hermeneutik eine immer neu zu bewältigende Aufgabe: „Aber sie ist möglich, und durch sie werden in einem neuen Kontext die großen Einsichten der Väter-Exegese wieder zur Wirkung kommen können“. Der Papst spricht die Hoffnung aus, mit seinem Werk einen Beitrag zur Verbindung der beiden Hermeneutiken geleistet zu haben, denn: „Im Grunde geht es darum, endlich die vom Zweiten Vatikanischen Konzil (in Dei Verbum 12) für die Exegese formulierten methodischen Grundsätze aufzugreifen, was bisher leider kaum in Angriff genommen worden ist“ (S.12).

In "Dei Verbum" ist zu lesen: „Da die Heilige Schrift in dem Geist gelesen und ausgelegt werden muss, in dem sie geschrieben wurde, erfordert die rechte Ermittlung des Sinnes der heiligen Texte, dass man mit nicht geringerer Sorgfalt auf den Inhalt und die Einheit der ganzen Schrift achtet, unter Berücksichtigung der lebendigen Überlieferung der Gesamtkirche und der Analogie des Glaubens. Aufgabe der Exegeten ist es, nach diesen Regeln auf eine tiefere Erfassung und Auslegung des Sinnes der Heiligen Schrift hinzuarbeiten, damit so gleichsam auf Grund wissenschaftlicher Vorarbeit das Urteil der Kirche reift. Alles, was die Art der Schrifterklärung betrifft, untersteht letztlich dem Urteil der Kirche, deren gottergebener Auftrag und Dienst es ist, das Wort Gottes zu bewahren und auszulegen“ (12).


Ziel der dem Konzil folgenden Methode Benedikts XVI. ist es, den „realen Jesus“ zu finden, „von dem aus so etwas wie eine ‚Christologie von unten’ überhaupt möglich wird“ (S. 13). Denn: „Der ‚historische Jesus’, wie er im Hauptstrom der kritischen Exegese aufgrund ihrer hermeneutischen Voraussetzungen erscheint, ist inhaltlich zu dürftig, als dass von ihm große geschichtliche Wirkungen hätten ausgehen können; er ist zu sehr in der Vergangenheit eingehaust, als dass persönliche Beziehung zu ihm möglich wäre. In der Verbindung der zwei Hermeneutiken, von der ich oben gesprochen habe, habe ich versucht, ein Hinschauen und Hinhören auf den Jesus der Evangelien zu entwickeln, das zur Begegnung werden kann und sich im Mithören mit den Jüngern Jesu aller Zeiten doch gerade der wirklich historischen Gestalt vergewissert“ (ebd.).

Dadurch, dass der Papst explizit die „großen Einsichten der Väter-Theologie“ wieder in ihrer Bedeutung für die Erfassung der Schrift betont, setzt er sein Projekt der Rückführung des Glaubens hinein in sein wahres Fundament fort. Er tut dies getreu einer bereits 1824 geäußerten Erkenntnis Johann Adam Möhlers, eines wichtigen Kenners der Väter-Theologie, der schreibt: „Es ist immer gut, wenn der Einzelne während der Zeit während der Zeit, die von geistiger Kraft entfremdet ist, das Gefühl dieser Schwäche hat und sich darum hinwendet, wo Kraft war, um sich an dieser zu stärken. Die im Bewusstsein ihrer Unwissenheit schöpfen will dort, wo Schätze der Weisheit gesammelt wurden. ... Wo man aus eigener Kraft nicht weise ist, da besteht die Weisheit darin, die anderer anzunehmen“ (zitiert in: Michael Fiedrowicz, Grundlagen frühchristlicher Glaubensreflexion, Herder: Freiburg-Basel-Wien, 2007, Vorwort).

In seinem gerade für die aktuell immer wieder aufkommende Frage nach Sinn und Methode einer zeitgenössischen Theologie bedeutenden Werk „Grundlagen frühchristlicher Glaubensreflexion“ stellt Michael Fiedrowicz (Inhaber des Lehrstuhls für Kirchengeschichte des Altertums, Patrologie und Christliche Archäologie an der katholischen Fakultät Trier) fest, dass mancher Aspekt der Vätertheologie vielleicht deswegen vorschnell als Ergebnis überholter Denkmuster qualifiziert wird, „weil jene Auffassungen der gängigen Plausibilität der Moderne widersprechen und eingefahrene Schemata heutigen Theologisierens in Frage stellen“. Insofern besitze „das Glaubensdenken der Kirchenväter durchaus ein kritisches Potential gegenüber Verengungen und Verflachungen des Theologieverständnisses späterer Epochen“ (ebd).

Dass Anliegen Benedikts XVI. kommt mit dem Fiedrowicz’s überein. Die angewandte reife Hermeneutik der doppelten Kompetenz (historisch-kritisch/theologisch-glaubensmäßig) lässt erkennen, dass der Papst kein rein intellektuelles Exerzitium vorlegt, sondern sich als Glaubenslehrer durch eine profunde Kenntnis der „Väter-Methode“ an alle Gläubigen wendet. Benedikt XVI. steht nicht in der Auseinandersetzung mit einer Elfenbeinturmtheologie, sondern nimmt den Gläubigen bei der Hand, um ihn in das tiefe Verständnis seines bereits gelebten Glaubens einzuführen, ähnlich wie dies in seinen großen Katechesen bei den Generalaudienzen geschieht: Von den Aposteln über die ersten im Neuen Testament erwähnten Christen hin zu den apostolischen Vätern, den Kirchenvätern, den Kirchenlehrern, den Heiligen des Mittelalters, den Heiligen der beginnenden Neuzeit.

Mit seinem Ansatz zielt der Papst auf die Überwindung der Geschichtsvergessenheit eines Christentums ab, das im Rahmen einer rein akademischen Theologie dazu neigt, sich dem Denkmöglichen des Moments der Aktualität hinzugeben, und somit den Grund der Lehre und die Lehre selbst nur verkürzt und innerhalb rein subjektiver Grenzen darzustellen vermag.

„Angesichts des von der modernen Bibelwissenschaft beschworenen Grabens zwischen dem ‚historischen Jesus’ und dem ‚kerygmatischen Christus’ sowie der postulierten Kluft zwischen dem apostolischen Kerygma und einer weit späteren, anonymen Abfassung der Evangelien stellt diese Überzeugung einer ungebrochenen Überlieferungskontinuität, wie sie für die gesamte patristische Epoche charakteristisch ist, eine ernstzunehmende Gegenposition dar, deren Herausforderung keineswegs dadurch abgetan werden kann, dass diese nur als Ausdruck eines ‚vorkritischen Denkens’ eingestuft wird“, so Fiedrowicz (S. 56).

Für den Papst gilt das Prinzip der Väter, mit „gläubig-wartender Lernbegier“ alle Engen einer sich selbst beschränkenden Vernunft zu überwinden: „Ihr aber, die die Glut des Glaubens und das Streben nach der Wahrheit, die Welt und Weise nicht kennen, zum Lesen dieses Werkes gerufen hat, ihr müsst daran denken, dass man die kraftlosen und gebrechlichen Meinungen irdischer Geister wegwerfen und alle Engen unvollendeter Einsicht in gläubig-wartender Lernbegier lockern müsse. Denn neue Sinne sind dem wiedergeborenen Geist vonnöten, damit jeden einzelnen sein Bewusstsein gemäß der Begnadigung des himmlischen Ursprungs erleuchte“ (Hilarius von Poitiers, De Trinitate 1,18).


Buchtipp:

Benedikt XVI.
Jesus von Nazareth
Zweiter Teil: Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung
Verlag Herder
Format: 13,9 x 21,4 cm, 368 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag und Leseband
EURO 22,70

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Gelesen von Frank Stöckle, 12 CDs in Capox, Spielzeit ca. 720 Minuten
CD Hörbuch
10 CD, 720 Minuten
EURO 41,--

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