Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bätzing fällt den Pro-Life-Bischöfen in den Rücken
  2. Zählt Miersch/SPD den Bamberger Erzbischof Gössl ernsthaft dem „rechten Mob“ zu???
  3. "In diesem Bistum möchte ich nicht mehr Priester sein!"
  4. "Das ging ja gerade noch mal schief"
  5. Bamberger Erzbischof Gössl wehrt sich gegen SPD-Angriff
  6. Liebes Bistum Bamberg, kommt jetzt Brosius-Gersdorf zum nächsten Marsch für das Leben?
  7. CSU-Chef Söder an die Linken: "Es ist nicht radikal, für christliche Werte einzutreten"
  8. „Brosius-Gersdorf hat schon alles gesagt“
  9. Bamberger Erzbischof Gössl: Nominierung von Brosius-Gersdorf ist „innenpolitischer Skandal“
  10. "Solches Gedankengut führt immer in die Hölle des Totalitarismus!"
  11. Legal töten?
  12. Ein guter Tag für die Demokratie!
  13. Kann ein Mensch eine Sache sein?
  14. Erzbistum Köln ungewohnt deutlich: „Joachim Frank – Ihre Berichterstattung ist menschenverachtend!“
  15. Bistum Fulda – stark engagiert beim ‚Christopher Street Day‘

Mann und Frau bei Paulus

17. November 2010 in Spirituelles, 67 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Was Paulus zu sagen beabsichtigte: Die Paderborner Neutestamentlerin Maria Neubrand revidiert landläufige Meinungen


Paderborn (kath.net) Wie sieht der Apostel Paulus das Verhältnis von Mann und Frau? Wie steht er zur Sexualität und wie schätzt er die Bedeutung von Ehe und Ehelosigkeit ein? Über diese Fragen sprach die Paderborner Professorin für Neues Testament Maria Neubrand MC am 15. November 2010 im Rahmen der „Montagsakademie“ zum Thema „Zwischen Freud und Leid. Die Ambivalenz menschlicher Sexualität“. Das teilt die Fakultät in einer Aussendung mit.

Neubrand nannte zuerst vier landläufig verbreitete Meinungen zum Thema „Paulus und die Frauen“:

(1) Paulus ist der Meinung, dass es besser sei, ehelos zu leben, weil Verheiratete keine ungeteilte Hingabe an Christus haben können. Die Ehe ist ein Zugeständnis an die Schwäche der Menschen.

(2) Paulus vertritt die Unterordnung der Frau unter den Mann: Der Schleier ist ein Zeichen der Unterordnung.

(3) Paulus sagt, dass die Frauen in der Kirche schweigen sollen.

(4) Paulus hatte als Jude Probleme mit Frauen und kam in seinem Wirken ohne Frauen aus.

Diese Meinungen speisten sich laut Neubrand vornehmlich aus einer verkürzten Auslegung einiger Textpassagen aus dem Ersten Korintherbrief. Sie betonte, wie wichtig es ist, paulinische Aussagen in ihrem brieflichen, religiösen und gesellschaftlichen Kontext zu sehen:


Paulus versucht in seinen Briefen, auf konkrete Anfragen zu antworten. Nirgendwo legt Paulus eine systematische Anthropologie vor und nirgendwo äußert er sich in einem systematischen Sinn zur menschlichen Sexualität und zum Verhältnis von Mann und Frau.

Unter Berücksichtigung dieser Voraussetzungen sei genau zu untersuchen, was Paulus „wirklich zu sagen beabsichtigte“.

Die Neutestamentlerin legte daraufhin die relevanten Passagen des Ersten Korintherbriefes aus, ging jeweils auf die vier zuvor genannten Meinungen ein und zeigte:

(1) Paulus argumentiert in seinen Briefen von der Hochschätzung der Ehe her. Er verteidigt das natürliche Eheleben und die eheliche Geschlechtsgemeinschaft, welche sich durch Gegenseitigkeit, Hochschätzung und Liebe auszeichnet. Des Weiteren gilt es auch in einer Ehe die ungeteilte Hingabe an Christus zu leben. Sowohl die Ehe als auch die Ehelosigkeit sind nach Paulus ein Geschenk – Charisma Gottes.

(2) Paulus vertritt keine Unterordnung der Frau unter den Mann. Vielmehr betont er gerade ihre Würde, indem er in Anschluss an die Schöpfungserzählung in Genesis 2 die wechselseitige Zuordnung von Mann und Frau und ihren gemeinsamen Ursprung aus Gott betont. Von einem Schleier als Zeichen der Unterordnung ist bei Paulus nirgendwo die Rede. In seinen Bemerkungen in 1 Kor 11,3-16 geht es Paulus vielmehr darum herauszustellen, dass sich sowohl Männer als auch Frauen beim Beten, also in Blickrichtung auf Gott, nicht selbst durch unordentliches oder extravagantes Verhalten in den Vordergrund stellen sollen.

(3) Bei den Bemerkungen in den Versen 1 Kor 14,33b-35 spricht Paulus eine offizielle Gemeindeversammlung in Korinth an. Im Kontext dieser offiziellen Versammlung sollen nach Paulus die Frauen schweigen. Diesem in der damaligen Zeit verbreiteten Grundsatz schließt sich Paulus jedoch nicht aus theologischen Gründen an. Vielmehr folgt er mit diesem Grundsatz der in der damaligen Zeit gängigen kulturellen Ordnung. Heute würde Paulus aus solchen Gründen genau für das Gegenteil eintreten.

Diese Beachtung der Rechtsordnung bei Paulus darf jedoch nicht mit einer Wertordnung verwechselt werden, welche von einer geringeren Wertschätzung der Frau ausgeht.

(4) Dass nach Paulus Frauen in einer Gebetsversammlung und in der Kirche ganz gleichberechtigt wie die Männer beten und prophetisch reden konnten und sollten, zeigen die vielen Frauen, welche Paulus in seinen Briefen als Gemeindemitglieder und Mit-Wirkende erwähnt. Paulus schätzte Frauen als gleichwertige Verkündigerinnen an seiner Seite. In seinen Briefen werden in diesem Zusammenhang mindestens zwölf Frauen erwähnt, welche an wichtigen Positionen in Verkündigung und Gemeinde standen.

Als Fazit hielt Prof. Neubrand fest, dass im Laufe der Kirchengeschichte viele Texte des Paulus missverstanden und als Machtmittel benutzt werden konnten, weil sie aus ihrem jeweiligen Kontext gerissen wurden. Vergessen wurde dabei, dass Paulus Frauen hochgeschätzt und nicht unterdrückt hat.

Paulus plädierte für ein Leben der jeweils eigenen Berufung durch Gott, sei es als Mann, als Frau, als Verheiratete oder als Ehelose. An den Vortrag schloss sich eine ausführliche Diskussion an.

Die Montagsakademie-Reihe wird fortgesetzt am 22. November 2010. Um 17.00 Uhr spricht Professor Peter Schallenberg (Paderborn) zu dem Thema: „Paradiesehe und Hilfe wozu? – Von Augustinus bis zum Vaticanum II.“


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Theologie

  1. US-Theologe: Es ist nicht katholisch, wenn man ständig das Lehramt kritisiere
  2. ‚Veritatis splendor – der 30. Jahrestag einer vergessenen Enzyklika’
  3. Knalleffekt am Aschermittwoch: Vier Synodale verlassen den "Deutsch-Synodalen Irrweg"
  4. Roma locuta causa finita
  5. Es reicht
  6. Liebe kann wachsen
  7. Ratzinger-Preis 2021 für zwei in Österreich lehrende Theologen
  8. Das Mahl des Lammes
  9. Etatismus, Globalismus, Ökologismus: die Ideologien, die den Menschen töten
  10. Kardinal Zens Beitrag zur Konzils-Debatte: Wirken Gottes in der Kirche






Top-15

meist-gelesen

  1. "In diesem Bistum möchte ich nicht mehr Priester sein!"
  2. Bätzing fällt den Pro-Life-Bischöfen in den Rücken
  3. Zählt Miersch/SPD den Bamberger Erzbischof Gössl ernsthaft dem „rechten Mob“ zu???
  4. Oktober 2025 mit kath.net in MEDJUGORJE mit P. Leo MAASBURG
  5. Sommerspende für kath.net - Eine Bitte an Ihre Großzügigkeit!
  6. Erzbistum Köln ungewohnt deutlich: „Joachim Frank – Ihre Berichterstattung ist menschenverachtend!“
  7. "Das ging ja gerade noch mal schief"
  8. „Schon Brosius-Gersdorfs Doktorvater ist mit gleicher Einstellung zur Menschenwürde durchgefallen“
  9. Liebes Bistum Bamberg, kommt jetzt Brosius-Gersdorf zum nächsten Marsch für das Leben?
  10. Bamberger Erzbischof Gössl: Nominierung von Brosius-Gersdorf ist „innenpolitischer Skandal“
  11. Bamberger Erzbischof Gössl wehrt sich gegen SPD-Angriff
  12. Der Papst trägt wieder elegante Schuhe - aber in Schwarz
  13. Jenseits der Linien, im Gehege des Heiligen. Über einen Streit, der nicht sein darf
  14. Ein guter Tag für die Demokratie!
  15. „Brosius-Gersdorf hat schon alles gesagt“

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz