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Ein richtiger Dschihad, ein 'Heiliger Krieg' gegen die Christen

11. November 2010 in Aktuelles, 16 Lesermeinungen
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'Ich fürchte mich nicht, getötet zu werden.' - Kath.Net-Exklusiv-Interview mit Louis Sako, Erzbischof der chaldäisch-katholischen Kirche in Kirkuk, Irak – Von Jens Mattern


Irak-Polen (kath.net)
Kath.net: Bei einem Geiseldrama in einer Kirche in Bagdad wurden vor wenigen Tagen dutzende Gläubige getötet. Eine irakische Gruppe des Terrornetzwerks El Kaida hat alle Christen im Nahen und Mittleren Osten zu „legitimen Zielen“ von Anschlägen erklärt. Wie geht es den Christen nach diesen schlimmen Entwicklungen. Gibt es noch Hoffnung für das Christentum im Irak?

Erzbischof Louis Sako: Es gibt viel Angst nach der Attacke auf die Christen. Eine Tragödie. Am letzen Sonntag kamen nur wenige zur Messe, da die Menschen sich fürchten und eingeschüchtert sind. Angesichts der Drohung, dass jeder Christ ein Ziel sei, wollen viele das Land verlassen. Ein richtiger Dschihad, ein „Heiliger Krieg” gegen die Christen. Nicht nur im Irak, sondern auch im Nahen Osten sollen die Regierungen Maßnahmen ergreifen: Gegen diese Steigerung des politischen Islams, den Fundamentalismus, gegen die Leute, die einen islamischen Staat errichten wollen. Die Bürger dieser Staaten sollen sicher leben können.

Kath.net: Die Attacke geschah in Bagdag, im Zentrum des Iraks. Ist der Norden sicherer?

Erzbischof Louis Sako: Ja, denn dort ist die Regierung stärker vertreten, sie hat eine Armee, die Beschmarga. Im Zentrum ist es schwieriger, da die Amerikaner die Armee- und Polizeikräfte aufgelöst hat. Viele irakische Christen ziehen darum in den Norden.

Kath.net: Wenn sie nun zurück in den Irak gehen, was werden und können Sie tun, um auf die Situation vor Ort Einfluss zu nehmen?


Erzbischof Louis Sako: Bevor ich hier nach Polen gefahren bin, kamen Regierungsvertreter und Imane der umliegenden Moscheen zu mir zum Bischofssitz mit Beileidbekundungen. Ich bat sie, die Anschläge zu verurteilen und sie taten dies im Freitagsgebet. Auch verurteilten mit mir Imane auf einer Pressekonferenz die Tat.

Nach meinem Polen-Aufenthalt will ich ein Zusammentreffen mit führenden Imanen und christlichen Religionsoberhäuptern und dem Bürgermeister von Kirkuk organisieren, um zu schauen, wie man der Gewalt vorbeugen kann. In Kirkuk ist die Lage besser, doch in Mossul und Bagdad ist es schrecklich.

Kath.net: Sie haben einen guten Kontakt mit den Imanen von Kirkuk?

Erzbischof Louis Sako: Ja, wir besuchen uns gegenseitig und respektieren uns. Dies ist der Plan Gottes, dass wir unterschiedlich sind.

Kath.net: Barack Obama möchte ja die meisten US-Truppen bis Ende des Jahres abziehen, dann soll noch eine Gruppe von 50.000 Soldaten bis Ende 2011 bleiben. Was sagen Sie dazu und kann der Irak jetzt schon ohne ausländische Truppenhilfe die Probleme im Lande meistern?

Erzbischof Louis Sako: Ich denke, dass die amerikanischen Truppen bleiben sollen. Wer weiss ob sie wirklich abziehen. Doch aus welchem Grund sind sie gekommen? Nur um das Saddam-Regime zu stürzen? Sie haben das ganze Land zerstört. Sie haben die Verantwortung, es aufzubauen und zu beschützen. Unsere Grenzen sind offen. Wer kann sie kontrollieren? Unsere irakische Armee ist nicht gut ausgebildet, auch haben wir keine Luftstreitkräfte, unsere Nachbarn sind stärker. Wer kann uns also schützen?

Wir brauchen auch eine starke Regierung und sollten die Amerikaner uns helfen können, eine solche zu bilden, wäre das eine gute Lösung. Wir brauchen Jobs, Projekte, Investitionen, Schulen, Pogramme, um Menschen zu bilden. Der Irak soll nicht in der dieser schweren Situation alleingelassen werden.

Kath.net: Was können Christen in Europa jetzt konkret tun, um den Christen im Irak zu helfen?

Erzbischof Louis Sako: Die Situation ist eine Herausforderung, die nicht nur Christen betrifft, es betrifft die gesamt Welt. Die Fanatiker wollen ja die ganze Welt islamisieren.

Der Westen soll uns helfen, dass wir bleiben können und nicht gehen müssen. Der Irak ist unser Land,wir haben dort unsere Traditionen und Werte. Sind wir in Westeuropa, fühlen wir uns verloren. Wir leben sehr eng in der Familiengemeinschaft, hier bei Ihnen gilt der Individualismus. Wir sind auch für die Muslime im Irak von großer Bedeutung. Dank unserer Offenheit, unseren Qualifikationen und unseren christlichen Werten.

Wir zeugen von etwas anderem. Die Welt hat die Pflicht, die Regierung im Irak daran zu erinnern, dass die Menschenrechte eingehalten werden, dass die religiösen Minderheiten ihren Glauben leben dürfen.

Die Christen in der Welt sollen mit Gebeten und Manifestationen Solidarität für Christen im Irak zeigen. Ihr sollt sagen, dass das was gerade passiert, eine Barbarei ist.

Kath.net: Haben Sie persönlich Angst?

Erzbischof Louis Sako: Ich habe mein Leben den anderen gegeben. ich fürchte mich nicht, getötet zu werden, ich kümmere mich um meine Mitmenschen. Ich bin nicht nur für die Christen da, sondern für alle Mitmenschen.

Kath.net: Was sagt ein Erzbischof aus dem Irak zu den "Problemen" der reichen Kirchen in Deutschland, Österreich oder der Schweiz, wo oft bis in höchste Kirchenspitzen hinauf oft ausführlich über Strukurreformen (z. B. verheiratete Priester) und Dialog diskutieren und wirklich wichtige Glaubensthemen oft an den Rand gedrängt werden?

Erzbischof Louis Sako: Unser Glaube ist sehr lebendig, unsere Tradition ist eine sehr ursprüngliche christliche Tradition. Die Spiritualität orientalischer Kirchen ist anders. In Westeuropa geht es mehr um Spekulationen und Ratio, wir im Orient sind mehr auf Das Herz bezogen. „Glaube” das ist keine Theorie sondern eine Beziehung mit jemandem, dem wir auf vielfache Weise begegnen.

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