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100 Jahre 'Antimodernisteneid' - Ein großes Glaubensbekenntnis

1. September 2010 in Aktuelles, 42 Lesermeinungen
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Papst Pius X. und die "Moderne": Vertiefung der Offenbarung im Einklang mit der Tradition der Kirche - Von Dr. Armin Schwibach / Rom


Rom (kath.net)
Der 1. September 2010 ist der 100. Jahrestag der Einführung des Antimodernisteneides durch das Motu Proprio „Sacrorum antistitum“ des heilige Papstes Pius X. Es handelt sich dabei um die lehrmäßige und praktische Konsequenz der Analysen, die Pius X. in seiner denkwürdigen Enzyklika „Pascendi Dominici gregis“ über die Lehren der Modernisten vom 8. September 1907 vorgelegt hatte. Der Papst fasste in diesem Lehrschreiben die Irrtümer und Hauptgefahren einer Theologie und Kulturphilosophie zusammen, in deren Mittelpunkt die Selbstbehauptung des Individuums und die Reduktion der Glaubenswahrheiten auf deren philosophische und historische Möglichkeit stand. Papst Benedikt XVI. erklärte dazu am 18. August 2010 in seiner Katechese zur Mittwochsaudienz: „Treu zu dem Auftrag, seine Brüder im Glauben zu stärken, schritt der heilige Pius X. angesichts einiger Tendenzen in der Theologie Ende des neunzehnten, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts mit Entschiedenheit ein, indem er den ‚Modernismus’ verurteilte, um die Gläubigen vor irrigen Auffassungen zu schützen und um eine wissenschaftliche Vertiefung der Offenbarung im Einklang mit der Tradition der Kirche zu fördern.“

Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sich in weiten Teilen der Kultur und Theologie eine Geistesströmung durchgesetzt, die zu einem radikalen Auseinanderdriften zwischen Glauben und Vernunft führte und den Bereich des Religiösen auf das rein gefühlsmäßig Erfahrbare begrenzte. Dies hatte zur Folge, dass eine rein gefühlige Religion sich als ein Rückzug gegenüber dem modernen Subjektivismus gestaltete und der religiöse Mensch allein auf seine nicht mitteilbare Innerlichkeit verwiesen wurde. Glaube und Vernunft werden so in einem möglichen inneren Widerspruch konzipiert, was einem Agnostizismus Vorschub leistet.


Die Glaubenslehre, das heißt der Wahrheitsschatz der Kirche, sollte in ihrer Entwicklung erkannt werden, dies mit der Folge, dass das „depositum fidei“ in die Verfügbarkeit des Menschen fällt und der individuellen Manipulation alle Türen geöffnet werden.

Demgegenüber behauptet der „Antimodernismus“ auf der Grundlage des Lehrschreibens von Pius X., dass der Glaube kein Wellness-Faktor ist, sondern die Anerkenntnis einer radikalen Herausforderung. Die Wahrheit macht frei, nicht umgekehrt. Für eine Mentalität, die ihre Wurzeln in der Aufklärung erkennt, bildet dies eine Provokation und Zumutung. Einer der wesentlichen Punkte eines Antimodernismus besteht in der Ablehnung einer individualistischen Konzeption der Ethik. So schrieb der junge Martin Heidegger 1910, als er sich nicht nur im Rahmen einer konservativen Kulturkritik, sondern als Katholik in der Denkbewegung des Antimodernismus erkannte (das „System des Katholizismus“ sollte einem der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts erst ab 1915 „fremd“ werden, bis er es 1917 endgültig verlässt): „Schon die eine fast erdrückende Tatsache, dass die meisten Menschen, auf sich selbst gestellt, die Wahrheit nicht finden, nicht erringen wollen, sie vielmehr ans Kreuz schlagen, entzieht den Möglichkeiten einer individualistischen Ethik jedes Fundament“.

Seit den ersten Jahren seines Pontifikats stellte sich Pius X. vier große Ziele: die Ausarbeitung eines neuen Katechismus (der bis zum II. Vatikanischen Konzil die Grundlage der Katechese der Kirche war) sowie eines neuen „Codex Iuris Canonici“, die Reform der Liturgie verbunden mit der Ermunterung der Gläubigen zu einer erneuerten Glaubenspraxis, die auf der Eucharistie und deren häufigen Empfang basierte (Eucharistie nicht als „Preis“ am Ende eines Weges, sondern als „Medizin“ für das durch die Sünde gebrochene Menschsein auf dem Weg der Wahrheit) und der Kampf gegen den Modernismus.

Im Zusammenhang mit dem Dekret „Lamentabili sane exitu“ des „Sanctum Officium“ vom 3. Juli 1907, das 65 Irrtümer bezüglich des Verhältnisses von Exegese und Lehramt, der Inspiration und Irrtumslosigkeit der Bibel, des Dogmenverständnisses, der Christologie, Sakramentenlehre und Kirchengründung verwirft, zeigt der heilige Pius X. in seiner Enzyklika, dass alle dem Rationalismus und Modernismus nahestehenden Denkströmungen zum Atheismus führen. Der Papst erkannte darin den Versuch, Gott aus dem Verständnis des Lebens und der Gesellschaft zu beseitigen. Der Modernismus in der Kirche wird als neues Christentum erkannt, das sich als Bruch gegenüber dem alten, der Tradition entwachsenen sieht. Demgegenüber ist es Anliegen des Papstes, eine „Hermeneutik der Kontinuität“ der Tradition und der Schenkung der Wahrheit festzustellen und die Kirche vor dem Angriff eines subjektivistischen, materialistischen und relativistischen Denkens zu schützen. „Pascendi“ setzt sich in einem Moment mit den Grundlagen des katholischen Glaubens auseinander, da diese in den Problemkreisen „Glaube – Vernunft“, „Beziehung Glaube – Geschichte“, „Beziehung Glaube – Wissenschaft“, „Beziehung menschliches Bewusstsein – göttliche Offenbarung“, „Beziehung menschliche Sprache – in menschlicher Sprache zum Ausdruck kommende übernatürliche Wahrheit“ ernsthaft bezweifelt werden.

Der „Antimodernisteneid“ ist die praktische Konsequenz der Lehre von „Pascendi“. Es handelt sich dabei im ersten Abschnitt um ein großes feierliches Glaubensbekenntnis zu den katholischen Grundwahrheiten (Punkt 1- 5) und im zweiten Abschnitt um eine Verwerfung der modernistischen Irrlehren. Ziel des Eides war es, den Glauben von einer innerer Aushöhlung zu schützen und die Anhänger der Irrlehren als solche erkennen zu lassen. Dieses Glaubensbekenntnis mussten alle Kleriker, Beamten der bischöflichen und päpstlichen Kurie sowie die Ordensoberen vor der Übernahem ihres Amtes ablegen. Gleiches galt insbesondere auch für die im Bereich der Ausbildung (Schulen, Universitäten) tätigen Lehrer und Dozenten.

Der Kampf gegen den Modernismus, den der heilige Pius X. gleichsam als Synthese aller Irrlehren erkannte, wurde anhand verschiedener Maßnahmen aufgenommen. Zu diesen gehören: eine Stärkung und Rückkehr zur Lehre des heiligen Thomas von Aquin; eine entschlossene Kontrolle der Seminare und der in ihnen tätigen Ausbilder; eine Prüfung der Druckwerke, verbunden mit einem Verbot des Lesens von Werken, die gegen die Sitten waren; die Einrichtung von kirchlichen Zensoren; das Verbot von Priesterkongressen ohne vorhergehende Genehmigung des Bischofs; die Einrichtung von Räten zur Überwachung des Klerus; die Pflicht seitens der Bischöfe, dem Heiligen Stuhl alle vier Jahre zu den genannten Punkten zu berichten.

Mit dem Antimodernisteneid setzte Pius X. einer Denkströmung ein Ende, die sich erst 50 Jahre später im Zuge des II. Vatikanischen Konzils mit neuer Macht zu Wort melden und ihre zerstörerischen Anliegen fortsetzen und weiterentwickeln sollte. Wie der französische Philosoph Jacques Maritain in jenen Jahren erkannte: „Der historische Modernismus war nichts anderes als ein leichter Heuschnupfen, wenn man ihn mit dem aktuellen modernistischen Fieber vergleicht“.

Dr. Armin Schwibach ist seit 1. September 2010 Kath.Net-Korrespondent beim Vatikan


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