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Hört auf damit! Denkt nach!

15. März 2010 in Aktuelles, 39 Lesermeinungen
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Wenn der unvermeidliche Herr einer antikirchlichen Sektierergruppe im Medienspiel die "Basis" vertritt - Ein Kath.Net-Zwischenruf von Peter Seewald und ein Appell an Medien "Besinnt euch auf Sachlichkeit, Nüchternheit und Augenmaß"


München (kath.net)
Viele sind verstummt. Verstummt vor Scham gegenüber den hunderten von Opfern. Vor Trauer darüber, dass die Taten so lange nicht gesühnt wurden. Es ist Fastenzeit, Bußzeit; keine Zeit zum laut sein. Verstummt auch vor Zorn gegenüber Verbrechern. Und auch im Gebet für sie. Der Schaden, den sie den Opfern, aber auch ihrer Kirche und der ganzen Gesellschaft zufügten, ist unvorstellbar groß. Aber noch immer zählt es zum christlichen Selbstverständnis, Täter nicht einfach nur wegzusperren.

Die entsetzlichen Missbrauchsfälle sind für die katholische Kirche ein Super-GAU. Vergleichbar mit den Verheerungen, die der Börsencrash für die Weltwirtschaft bedeutet. Wer Kirche als den mystischen Leib Christi betrachtet, muss erschrecken darüber, wie dieser Leib geschunden wird. Wie weit sich Teile der Kirche, Priester und Hirten von Ursprung und Auftrag des Evangelium entfernt haben, wobei die sexuellen Übergriffe nur ein Teil des umfassenden Missbrauchs der Botschaft Jesu sind.

Verantwortliche der Kirche selbst haben den Missbrauch öffentlich gemacht, die Massenmedien haben berechtigterweise im großen Stil darüber berichtet. Wir brauchen die Medien. Die Arbeit der Journalisten ist unverzichtbar. Wer allerdings behauptet, die Berichterstattung um den Missbrauch werde nicht auch als Kampagne geführt, hat Tomaten auf den Augen.

Samstag in Deutschland: Die „Süddeutsche Zeitung“ hat ein neues Titelthema: „Ratzingers Bistum setzte pädophilen Pfarrer ein.“ Die krude Titelformulierung zeigt den schwierigen Versuch an, mit der linken Hand quer durchs Knie mitten ins Herz zu treffen.
Erst im Kleingedrucken erfahren die Leser, dass der frühere Erzbischof – als Mitglied des Ordinariatsrates – 1980 lediglich zugestimmt hatte, als es darum ging, einem belasteten Priester aus dem Bistum Essen für eine Therapie nach München kommen zu lassen. „Spiegel-online“ schließt auf: „Missbrauchsfall in Ratzinger-Bistum aufgedeckt.“ Das beigestellte Bild zeigte einen finsteren Papst, der sich, verhüllt wie ein Dieb in einem Mantel, hinter einer Monstranz versteckt. In Wahrheit ging der Fall bereits 1986 durch die Medien, als der betreffende Priester zu einer Strafe auf Bewährung verurteilt wurde. Am Abend ziehen die Fernsehredaktionen nach. Für das „Heute-Journal“ hat der Missbrauch nun „den Vatikan erreicht“. Ein Hinweis darauf, dass Ratzinger zur fraglichen Zeit längst in Rom war, bleibt aus. Stattdessen kommt der unvermeidliche Herr einer antikirchlichen Sektierergruppe ins Bild, die sich seltsamerweise „Wir sind Kirche“ nennt. Kamera und Mikro vor seinem Haus sind auf Standby geschaltet. Er vertritt im Medienspiel die „Basis“, obwohl seine Gruppe mit Kirchenvolk so wenig zu tun hat wie Heiner Geisler mit der Glaubenskongregation.


Es geht weiter. Der Papst nahm seit Wochen immer wieder zum Missbrauch innerhalb katholischer Einrichtungen Stellung. Zum Fall aus seinem früheren Bistum lässt er seinen Pressesprecher eine Erklärung abgeben. Dass er beim Angelus-Gebet am Sonntag nicht persönlich darauf eingeht, genügt „Spiegel-online“ indes für die Titelzeile: „Papst schweigt zu neuen Missbrauchsvorwürfen“. Die Bewertung wird sofort weitergezwitschert. „Papst schweigt zu Missbrauchsfällen“, heißt es nun geglättet in den Medienportalen, oder: „Papst hüllt sich in Schweigen“. Andere, die etwas später kamen, titeln nun: „Der Papst schweigt weiter.“ Am Montag setzt die SZ noch eins drauf. „Benedikt XVI. schweigt“, steht in Riesenlettern auf der Titelseite. Im Vorspann heißt es: „Papst Benedikt XVI. schweigt zum Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche.“

Man kann darüber streiten, ob das Krisenmanagement im Vatikan und im deutschen Episkopat nicht verbesserungswürdig ist. Vielleicht müsste man einiges noch häufiger, noch lauter sagen in einer so lauten, schwerhörig gewordenen Welt. Die Meldung jedoch, dass der Papsts schweigt, ist angesichts der vielen Statements, die es seit Wochen gibt, definitiv falsch. Was bleibt, ist eine Kirche, die nur noch „Dunkelraum“ ist, als gäbe es ganz grundsätzlich einen „ katholischen Makel“ (SZ). Aber genauso verlief das Papst-Bashing vor einem Jahr in der Affaire Williamson. Und es hat funktioniert. Am Ende blieb der Pontifex, auch wenn er sich x-fach erklärt hatte, vielen Zeitungslesern als klammheimlicher Antisemit und Holocaust-Verniedlicher in Erinnerung.

Differenzierung und Genauigkeit werden in solchen Zeiten zu besonders wertvollen Gütern. Und allzu viele in den Medien denken, sie sich nicht mehr leisten zu können. Der kampagnenhafte Charakter der Berichterstattung liegt zunächst in den Mechanismen und der Dynamik der Medienwelt selbst begründet. Nicht alle Themen eignen sich für einen Rallye, aber jede Redaktion wird versuchen, da, wo Brisanz im Spiel ist, ein Thema hochzuschreiben. Das kann die Schweinegrippe sein, mit der ein ganzes Land in Panik versetzt wird, oder die Kundus-Affaire. Gibt es eine Mischung aus Sex und Kirche, ist das für einige wie ein Jackpott, der endlich geknackt wird. Anheizen, trommeln, hochkochen. Niemand will zu spät kommen, wenn zum großen Halali geblasen wird. Sobald der Hype erreicht ist, sind alle Dämme gebrochen. „Was wusste Ratzinger?“, titelte die Frankfurter Rundschau, „Papst soll zu Odenwald Stellung beziehen.“ Die „Aufklärer“ hatten in ihrem Furor glatt übersehen, dass es sich hier um keine katholische Schule, sondern um ein Vorzeigeprojekt der Reformpädagogik handelt.

Aber wehe, jemand hebt schüchtern die Hand, ob denn wirklich auch alles so stimme, wie es berichtet wird, dann kommt die gewaltige Dampfwalze journalistischer Selbstgerechtigkeit. Das Imperium schlägt zurück, der Einwender wird platt gemacht. Schuldig des Vergehens der „Medienschelte“.

Denn so schlagkräftig die Damen und Herren von der Presse gerne austeilen, so mimosenhaft sind sie, wenn es darum geht, auch selbst einmal Kritik einzustecken. Was für eine Gelegenheit, mit Krokodilstränen in den Augen aufzuschreien: Vertuschung, Ablenkung, üble Verteidigungslinie.

Unzählige Journalisten machen einen guten Job. Unübersehbar aber ist, dass Kirchenredaktionen allzu gerne mit Leuten besetzt werden, die „Ministranten“ nicht von „Minister“ unterscheiden können und den Papst für eine Art Diktator wie Idi Amin halten. Manche glauben, einen aufrechten Kampf führen zu müssen gegen einen Feind, der gefährlicher sei als Al Quaida. Wenn aus Enthüllungs- dann Vernichtungsjournalismus wird, ist es freilich Zeit, dagegen aufzustehen.

Liebe Kollegen: Hört auf damit! Denkt nach! Hört auf mit der Instrumentalisierung. Hört auf mit billigen Analysen und einer Küchenpsychologie, die dem Problem nicht gerecht wird.

Hört auf damit, es euch so bequem zu machen. Hört auf damit, Nachrichten zu unterdrücken, falsche Zusammenhänge herzustellen. Besinnt euch auf Sachlichkeit, Nüchternheit und Augenmaß. Kehrt zurück zu einem Journalismus, der dem Berufsstand wieder Ehre macht.

Die Missbrauchsfälle mit den ungeheuren Opfern schreien zum Himmel. Das sind dann auch keine Fälle für Anwälte, die sich in Szene setzen, sondern für Staatsanwälte, die sachlich und nüchtern untersuchen, den Geist der Unterscheidung walten lassen, mutig aufklären und streng anklagen. Als Christen und Katholiken trifft uns die Scham.

Wir sind entsetzt über Fehlentscheidungen, über falsches Verhalten. Aber das wird uns nicht daran hindern, genau hinzusehen, zu differenzieren, unseren Verstand zu benutzen und nicht kritiklos jede Manipulation und jede Schmähung hinzunehmen. Wahrheit muss Wahrheit bleiben. In der Verantwortung für das Ganze. Denn niemand sollte sich freuen, dass hier eine Institution Schaden nimmt, auf die eine Gesellschaft im Grunde nicht verzichten kann.

Über 220 Millionen Kinder werden nach Angaben von UNICEF weltweit jährlich zum Sex gezwungen. Das geschieht nicht im „Dunkelraum Kirche“. Der Kinderschänderring von Belgien, die vor Jahren Aufsehen erregte, bestand nicht aus Priestern und Ordensleuten, sondern aus Politikern und Managern. Täglich werden in Deutschland hundertausendfach pornografische Kinderbilder aus dem Internet heruntergeladen.

Diese Täter leben nicht zölibatär. Und das Problem der Pornografisierung einer ganzen Gesellschaft, die Kinder bereits am Schulhof trifft und auch Erwachsene ins Grauen führt, ist keine Folge von kirchlicher Sexualmoral, sondern von deren Abhandenkommen. Sollte eine Gesellschaft nun nicht auch darüber nachdenken, welche Kultur wir da pflegen, was wir mit unseren Kindern machen, dass sie immer mehr gestört, kaputt, beziehungsunfähig geworden sind?

Von dem Crash des Vertrauens, ausgelöst durch sündhafte, kranke Priester und Ordensleute, kann niemand zur Tagesordnung übergehen. Es ist eine Zeit der Passion, und was nicht auf Fels gebaut ist, muss einstürzen. Aber in jeder Katharsis liegt auch eine Chance. Der Papst selbst hatte zu Beginn seiner Amtszeit von einer Reinigung gesprochen, die für die Kirche unerlässlich ist. Sie muss vom Keller bis zum Dach führen. Sie sollte kein Zimmer auslassen und so gründlich sein wie die Reinigung von gesäuerten Broten vor Beginn von Pessach.

In Kürze auf kath.net: Start der Aktion JA ZUR KIRCHE - JA zu BENEDIKT!

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