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'Die Unterschiede zwischen unseren Traditionen vertieft'

16. Dezember 2009 in Deutschland, 11 Lesermeinungen
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Brief von Erzbischof Hilarion an EKD-Vorsitzende Kässmann: "Die Liberalisierung sittlicher Normen und die Abwendung von den apostolischen Regeln für die Kirchenordnung veranlassen uns, Zeugnis für die authentische christliche Tradition zu geben."


Moskau (kath.net/idea) Der russisch-orthodoxe Erzbischof Ilarion von Volokalamsk, Präsident des Kirchlichen Außenamts des Moskauer Patriarchats, hat in einem Brief an die Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, bedauert, dass die Evangelische Kirche die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum des theologischen Dialogs zwischen der Russischen Orthodoxen Kirche und der Evangelischen Kirche in Deutschland „ohne jede Verständigung mit unsrer Seite“ abgesagt hat. Erzbischof Hilarion hatte seine eigene Teilnahme abgesagt, weil eine Frau als Leiterin einer Kirche der orthoxoden Tradition widerspricht, wollte aber einen Vertreter senden.

Durch die Wahl Frau Kässmanns zur Vorsitzenden der EKD stehe tatsächlich der Dialog in Frage, nicht aber der Kontakt: „Denn mit einer solchen Wahl, ohne Rücksicht auf die 50 Jahre des Dialogs mit der Orthodoxie, hat die andere Seite einen Weg eingeschlagen, der in dramatischer Weise die Unterschiede zwischen unseren Traditionen vertieft. Das führt unweigerlich zu der Grundsatzfrage: Was bedeutet unser Dialog, wenn als Ergebnis nicht die früher erklärte Bewegung aufeinander zu erscheint, sondern im Gegenteil höchstens die Bewegung von einem der an dem Gespräch Beteiligten in die Gegenrichtung?“

Aber: „Auch wenn von einigen Leuten in Russland anderes behauptet wird, wurde weder von mir noch von einem meiner Mitarbeiter ein "Abbruch der Beziehungen" mit der Evangelischen Kirche in Deutschland erklärt. Für uns haben die jahrelangen Beziehungen mit den deutschen Protestanten einen hohen Wert, und die Erfahrung des theologischen Dialogs wird unbedingt auch weiterhin von Nutzen sein.“

„Wir in der Russischen Orthodoxen Kirche sind höchst beunruhigt über die ständig zunehmenden säkularen Einflüsse auf die Entwicklung von Theologie und kirchlichem Leben in den protestantischen Gemeinden. Die Liberalisierung sittlicher Normen und die Abwendung von den apostolischen Regeln für die Kirchenordnung veranlassen uns, im Geist christlicher Liebe unseren Brüdern und Schwestern ein Zeugnis für die authentische christliche Tradition zu geben. Heute wird der Abgrund immer tiefer, der die traditionellen christlichen Kirchen von jenen Gemeinden westlicher Kirchen trennt, die sich auf dem Weg einer Liberalisierung der Glaubenslehre, der Kirchenordnung und der sittlichen Normen in der Anpassung an die modernen säkularen Verhaltensweisen befinden."


Der Brief an Margot Käßmann und an den Leiter der Abteilung für Ökumene und Auslandsarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland, Martin Schindehütte, vom 10. Dezember 2009 in einer idea-Dokumentation im vollen Wortlaut der deutschen Übersetzung:

„Verehrte Doktorin Käßmann!
Verehrter Doktor Schindehütte!

Im Namen seiner Heiligkeit, des Patriarchen von Moskau und ganz Russland, Kyrill, danke ich Ihnen für Ihren Brief vom 13. November 2009. Seine Heiligkeit bedauert, dass die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum des theologischen Dialogs zwischen der Russischen Orthodoxen Kirche und der Evangelischen Kirche in Deutschland abgesagt wurden. Die Entscheidung zur Absage der Feierlichkeiten wurde in einseitiger Weise von der Evangelischen Kirche in Deutschland getroffen, ohne jede Verständigung mit unsrer Seite.

Als einer der Gründe für diese Entscheidung dienten nach Ihren Worten meine Äußerungen aus Anlass der kürzlich vollzogenen Wahl des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland. In der Tat habe ich meine Enttäuschung im Zusammenhang mit dieser Wahl zum Ausdruck gebracht. Allerdings kann man das, was ich zu dieser Frage gesagt habe, schwerlich als "nicht hilfreich" bezeichnen, da es nichts für die Evangelische Kirche in Deutschland Verletzendes enthielt. Schließlich hat jeder Mensch das Recht, offen seine Meinung zu dieser oder jener Frage zu äußern, zumal wenn es sich um eine Frage von solcher Wichtigkeit handelt.

Sie weisen mit Recht darauf hin, dass bislang die Tatsache der Ordination von Frauen kein Hindernis bei unsern Begegnungen und Gesprächen gewesen ist. Das hatte jedoch seine Gründe. Vor mehr als 30 Jahren hat der Heilige Synod unserer Kirche seine Meinung zur Frauenordination in folgendem Grundsatz zum Ausdruck gebracht: "Wir sehen keinen Grund zu Einwänden gegen irgendeine Entscheidung zu dieser Frage in Konferenzen, wo das Priestertum nicht als Sakrament anerkannt wird und wo infolgedessen aus der Sicht der Orthodoxie ein sakramentales Priestertum als solches überhaupt nicht besteht (Botschaft des Heiligen Synods zur V. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen und seiner Ergebnisse. In: Journal des Moskauer Patriarchats 1976. No. 4, S. 9).

Ungeachtet der Tatsache, dass wir auch früher das Vorhandensein eines Priestertums in den protestantischen Gemeinschaften nicht anerkannt haben und diese infolgedessen auch nicht als Kirchen in unserem Verständnis dieses Wortes anerkannt haben, haben wir gleichwohl den Dialog mit einigen von ihnen in der Form von "Kirche zu Kirche" geführt. Allerdings hat sich diese Situation nunmehr geändert, und eine Frau wurde Oberhaupt der Evangelischen Kirche in Deutschland. Damit stellt sich die Grundsatzfrage nach der Möglichkeit, den Dialog in der angedeuteten Form fortzusetzen.

Denn mit einer solchen Wahl, ohne Rücksicht auf die 50 Jahre des Dialogs mit der Orthodoxie, hat die andere Seite einen Weg eingeschlagen, der in dramatischer Weise die Unterschiede zwischen unseren Traditionen vertieft. Das führt unweigerlich zu der Grundsatzfrage: Was bedeutet unser Dialog, wenn als Ergebnis nicht die früher erklärte Bewegung aufeinander zu erscheint, sondern im Gegenteil höchstens die Bewegung von einem der an dem Gespräch Beteiligten in die Gegenrichtung? Wir können dabei auch nicht die Meinung unserer Gläubigen übergehen; denn für sie sind die Begegnung und das Gespräch mit einer Kirche, als deren Oberhaupt eine Frau gewählt wurde, völlig inakzeptabel.

Unter diesen komplizierten Umständen traf ich die Entscheidung, nicht zur Feier des fünfzigjährigen Jubiläums unseres Dialogs nach Deutschland zu fahren. Allerdings war ich bereit, meinen Vertreter als Leiter einer Delegation unseres Kirchlichen Außenamtes zu entsenden. Der Moskauer Teil der Feierlichkeiten sollte auf der früher geplanten hohen Ebene stattfinden, und es wäre für uns eine aufrichtige Freude gewesen, unseren jahrelangen Freund, Bischof Wolfgang Huber, als Leiter der Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland zu sehen. Doch zu unserem Bedauern wurden mit der Entscheidung der neuen Leitung der Evangelischen Kirche in Deutschland die Feierlichkeit abgesagt. Dabei wurde es nicht als notwendig erachtet, mit mir irgendeinen Kontakt aufzunehmen.

Auch wenn von einigen Leuten in Russland anderes behauptet wird, wurde weder von mir noch von einem meiner Mitarbeiter ein "Abbruch der Beziehungen" mit der Evangelischen Kirche in Deutschland erklärt. Für uns haben die jahrelangen Beziehungen mit den deutschen Protestanten einen hohen Wert, und die Erfahrung des theologischen Dialogs wird unbedingt auch weiterhin von Nutzen sein.

Ich bin betrübt darüber, dass das Jubiläum unseres Dialogs, der so viele gute Früchte in der Vergangenheit erbracht hat, ausgerechnet jetzt in seiner bisherigen Form, in der er ein halbes Jahrhundert stattgefunden hat, zu Ende gegangen ist. Doch die Hauptursache dafür liegt nicht in irgendwelchen Äußerungen in den letzten Tagen, sondern vielmehr in Vorgängen, die sich seit einigen Jahrzehnten im Schoß des westlichen Protestantismus ereignet haben. Wir in der Russischen Orthodoxen Kirche sind höchst beunruhigt über die ständig zunehmenden säkularen Einflüsse auf die Entwicklung von Theologie und kirchlichem Leben in den protestantischen Gemeinden. Die Liberalisierung sittlicher Normen und die Abwendung von den apostolischen Regeln für die Kirchenordnung veranlassen uns, im Geist christlicher Liebe unseren Brüdern und Schwestern ein Zeugnis für die authentische christliche Tradition zu geben.

Heute wird der Abgrund immer tiefer, der die traditionellen christlichen Kirchen von jenen Gemeinden westlicher Kirchen trennt, die sich auf dem Weg einer Liberalisierung der Glaubenslehre, der Kirchenordnung und der sittlichen Normen in der Anpassung an die modernen säkularen Verhaltensweisen befinden. Daran sind nicht die Orthodoxen schuld, die durch die Jahre des Dialogs hindurch nicht einen Schritt zurückgewichen sind von ihren protestantischen Brüdern und Schwestern, sondern im Gegenteil den Verpflichtungen, die sich auf sich genommen haben, treu geblieben sind.

Indem sie eine Frau zum Oberhaupt der Kirche gewählt hat, hat die Evangelische Kirche in Deutschland ihre Entscheidung getroffen. Wir sind durchaus bereit, diese Wahl als eine innere Angelegenheit der Evangelischen Kirche in Deutschland anzusehen. Wenn es jedoch um einen Dialog geht, an dem unsere Kirche teilnehmen soll, behalten wir uns das Recht vor, eine Entscheidung über die Angemessenheit einer weiteren Fortsetzung dieses Dialogs zu treffen und über die Formen, in denen in Zukunft die weiteren Beziehungen zwischen uns zu gestalten sind.

Ich würde es für richtig halten, wenn wir nach einiger Zeit unter ruhigen Umständen die schwierig gewordene Situation erörtern könnten. Zu diesem Zweck wäre ich bereit, im Frühling 2010 nach Deutschland zu kommen.

Mit Hochachtung

Der Präsident des Kirchlichen Außenamtes des Moskauer Patriarchats, Erzbischof Ilarion von Volokalamsk


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