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'Wir können nie ein Gesetz gutheißen, das Abtreibung legalisiert'

15. Dezember 2009 in Interview, 4 Lesermeinungen
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"Wer von Christi Liebe überzeugen will, soll das auch ausstrahlen"- Kath.Net-Interview mit Stephanie Merckens, Lebensschutzbeauftragte der Erzdiözese Wien, über ihr Pro-Life-Engagement, ÖVP, CPÖ und die Idee der Grünen (Gefängnis für Lebensschützer)


Wien-Linz (kath.net)
Kath.Net: Sie engagieren sich seit einiger Zeit in der Politik für die ÖVP. Warum? Welche Motivation gibt es dafür?

Merckens: Ich bin ein politischer Mensch. Es hat mich immer interessiert, etwas für die Gemeinschaft zu entwickeln und zu gestalten. Außerdem hat Politik
irrsinnig viel mit Menschen zu tun. Das gefällt mir. Seit nun fast 10 Jahren beschäftigen mich vor allem die Themen Lebensschutz, Bioethik, Gesellschafts- und Familienpolitik. Da kam es auch zu vielen Gesprächen mit Politikern. Die ÖVP hat mich dann von verschiedener Seite gefragt, ob ich bereit wäre, für sie zu kandidieren. Meine Bedingung war, dass ich das nur machen, wenn ich mit meinen Schwerpunkten kandidiere und ihre Unterstützung dafür habe. Es hat sich herausgestellt, dass das auch ihre Bedingung war ... deswegen habe ich ja gesagt.

Kath.Net Die ÖVP gilt in nicht wenigen Schichten der Bevölkerung als eine sogenannte "christliche Partei". Gleichzeitig wächst bei überzeugten Christen aber die Kritik an der ÖVP, weil sie in den letzten Jahren offensichtlich einen liberalen Kurs fährt (Stichwort "Homo-Ehe"). Stört Sie das?

Merckens: Natürlich stört mich das. Aber nicht so sehr die Kritik, sondern eher, dass sie in einigen Fällen zutrifft. Die Kritik stört mich nur dann, wenn sie unrichtig ist, auf falschen Tatsachen oder auf einer einseitigen, forcierten Sichtweise beruht. Es ist wichtig, dass wir Christen kritisch bleiben, aber konstruktiv. Die ÖVP ist eine Volkspartei. Als solche ist sie auch was ihren "christlichen Zustand" betrifft ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Durch die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte hat sich gegenüber vielen Entwicklungen eine gewisse Sprachlosigkeit breitgemacht. Es gibt bei einigen Tendenzen ein ungutes Gefühl, aber viele können nicht genau benennen, was stört. Da braucht es Argumente. Und es braucht engagierte, glaubwürdige Christen. Ich finde es daher gerade jetzt wichtig, sich als Christ in der ÖVP zu engagieren. Die beiden Wahlkämpfe und die vielen Gespräche, die ich seit meinem "politischen Outing" gehabt habe, haben mich da nicht enttäuscht. Gerade die Überzeugung und der Lebenszugang der Wähler,
die ich kennen gelernt habe, haben mich bestärkt, dass ich bei der richtigen Partei bin.


Kath.Net: Würden Sie es begrüßen, wenn innerhalb der ÖVP auch ein Katholische Arbeitskreis - ähnlich wie in der CDU - gegründet würde?

Merckens: Über den Katholischen Arbeitskreis der CDU kann ich noch zu wenig sagen. An sich finde ich es gut, wenn sich katholische Laien bewusst politisch zu Wort melden. Ein eigener Kreis für die ÖVP wäre schon interessant, wobei man schon auf einige vorhandene Strukturen aufbauen könnte. Wichtig ist aber, dass die Partei einen derartigen Kreis als Vordenker und Argumentelieferant versteht und nicht als Abstellgleis für "zu konservative Geister".

Kath.Net: In Österreich gibt es seit einigen Monaten auch die Partei CPÖ (Christliche Partei Österreichs; früher "Die Christen"), die bei einigen
Wahlen jetzt angetreten ist aber ohne jegliche Chance war. Wie denken Sie über diese Kleinpartei?

Merckens: "Die Christen" sind hochmotiviert. Im Zuge des oberösterreichischen Wahlkampfes habe ich einige der Kandidaten kennengelernt. Das war ein sehr gute Diskussion.

Kath.Net: Sie sind auch Lebensschutzbeauftragte der Erzdiözese Wien. Was ist hier Ihre Tätigkeit?

Merckens: Kardinal Schönborn hat mich vor nunmehr fast zehn Jahren beauftragt, für ihn verstärkt in den Anliegen des Lebensschutzes tätig zu sein. Meine Aufgabe ist zumindest dreischichtig. Zum Einen soll ich in die verschiedenen Lebensschutzinitiativen hineinhören und wenn möglich, Kontakte vermitteln
und verstärken. Zum Anderen soll ich mich auch selbst der "Öffentlichkeitsarbeit nach innen" widmen, damit meine ich die Thematisierung des Anliegens gegenüber Katholiken. Schließlich aber hat meine Aufgabe auch einen stark lobbyistischen Touch. Vor allem seit der Resolution des Pastroralrates anlässlich 30 Jahre Fristenregelung habe ich sehr viel mit politischer Arbeit zu tun.

Kath.Net: In Österreich gibt es seit den 70er-Jahren die umstrittene Fristen- und Indikationenregelung, mit der unter anderem ermöglicht wird, dass unter gewissen Umständen sogar bis zum 9. Monat straffrei Kinder im Mutterleib getötet werden können? Was sagen Sie zu dem Gesetz? Halten Sie das Gesetz für reformbedürftig?

Merckens: Wir Katholiken stehen auf der Seite des Lebens. Wir können daher nie ein Gesetz gutheißen, das Abtreibung legalisiert oder auch nur straffrei
ermöglicht. Auch wenn es immer schon Abtreibung gegeben hat, hat ein Gesetz eine sehr starke bewusstseinsbildende Wirkung, wie man ja gerade bei der Fristenregelung sieht. Aber uns muss auch klar sein, dass der rechtliche Aspekt nur ein Teilaspekt der Verhinderung von Abtreibung ist. Die Diskussion um die rechtliche Regelung führt immer nur zu einer verkürzten Lagerdiskussion, bei der für die betroffenen Frauen und Kinder nichts rausschaut. Gerade als Juristin weiss ich, dass man den rechtlichen Aspekt nicht außer Acht lassen kann, aber ich setze meine Kraft und Kreativität bewusst lieber dafür ein, Hilfe, Beratung und Information für die Betroffenen zu verbessern.



Kath.Net: Österreich gehört in der EU zu den Staaten mit der niedrigsten Geburtenzahl und gleichzeitig doch zu den reichsten Ländern der Welt. Warum ist das so?

Merckens: Das ist schon ziemlich verzwickt. Aber vielleicht ist es gerade das: weil wir so reich sind, haben wir soviel zu verlieren, wie noch nie. Die
Standards sind sehr hoch. Wenn man die all seinen Kindern und sich selbst erhalten will, dann bleibt es bei wenigen. Dabei spielen die Ausbildung, die Wohnung, der Urlaub eine große Rolle. Außerdem wird und kann heute - zumindest meint man das - alles geplant werden. Dadurch ist kaum mehr etwas
naturgegeben oder selbstverständlich. Alles muss man rechtfertigen. Wichtiger als die beste Ausbildung ist aber aus meiner Sicht ein familiäres Netzwerk. Das merkt man gerade in der Krise. Topausgebildete Banker verlieren von einem Tag auf den anderen ihren Job. Gut, wenn sie Familien haben, die sie auffangen und einige Zeit tragen können. Soweit es einem möglich ist: Das Beste, was wir unseren Kindern mitgeben können, sind Geschwister und familiärer Zusammenhalt.

Kath.Net: Die österreichischen „Grünen“ fordern in einem jetzt eingebrachten Antrag bis zu 6 Monaten Haft für Lebensschützer vor Abtreibungskliniken. Was denken Sie darüber?

Merckens: Diese Aktion ist für mich unverständlich. Manche Abtreibungsbefürworter sind derart radikal, dass sie jegliches Rechtsverständnis über Bord werfen und zudem noch vollkommen taub werden, wenn es darum geht, die Beratung vor einer Abtreibung auszubauen. Ich bin gegen Gewalt und für Meinungsfreiheit. Außerdem habe ich schon von zuvielen Frauen gehört, denen es bei der Abtreibung zu schnell gegangen ist und die gerne noch einmal ihre Meinung revidiert hätten. Die österreichische Rechtsordnung bietet jetzt schon genügend Möglichkeiten, gegen Rufschädigung und Gewalt vorzugehen. Aber warum sollte es nicht möglich sein, mit einfachem Informationsmaterial vor einer Abtreibungsklinik auf Alternativen hinzuweisen? Natürlich verlangt die christliche Nächstenliebe aber auch, dass hier die besondere emotionale Lage der Frau nicht ausgenützt wird, insbesondere keine Drohungen ausgesprochen werden. Wir dürfen nicht richten. Wer von Christi Liebe überzeugen will, soll das auch ausstrahlen.

Stephanie Merckens berät seit 2000 Kardinal Schönborn und die Erzdiözese Wien in Lebensschutzanliegen und aktuellen Fragen zur Bioethik. Als Lebensschutzbeauftragte der Erzdiözese Wien ist sie in verschiedenen Gremien u.a. auch der Bischofskonferenz vertreten. Merckens war Kandidatin der ÖVP bei der Nationalratswahl 2008 und Kandidatin bei der Landtagswahl Oberösterreich 2009

Foto: (c) ÖVP Perg / Wolfgang Schürrer


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Lesermeinungen

 oampi 16. Dezember 2009 

nein...

..., solange man nicht bei entsprechenden Gesetzen mitstimmt...
Am Beispiel der ÖVP sieht man übrigens, dass das Konzil (od. zumindest eine bestimmte Interpretation desselben), vielmehr eine Weltflucht statt einer Öffnung zur Welt bewirkt hat. Wo sind denn die ganzen engagierten katholischen Laien?? Sie streiten sich leider lieber um die 10 m² um den Altar, anstatt zB in der ÖVP präsent zu sein, wie Frau Merckens.

Mein Appell an junge überzeugte Katholiken: lernt einen anständigen, weltlichen Beruf und seit Salz der Erde und studiert bitte nicht Theologie, die Kirche ist schon versalzen...


0
 
 Kleine Philomena 15. Dezember 2009 
 

aber

..ist es nicht so, dass ein Christ keine Partei mittragen kann, die etwas forciert, das schwere Sünde ist? (homosex\"Ehe\"??)

?


2
 
 Keoma 15. Dezember 2009 

mehr solche PolitikerInnen...

..und man wählt wieder mit Freude ÔVP.


1
 
 loyalbushie 15. Dezember 2009 

Viel Glück und gute Nerven!

\"Die ÖVP ist eine Volkspartei. Als solche ist sie auch was ihren \"christlichen Zustand\" betrifft ein Spiegelbild unserer Gesellschaft.\"

Diese Aussage dürfte einiges für sich haben. Und wenn dem so sein sollte, wirft das kein gutes Licht auf den Zustand der Gesellschaft in Österreich.

Im Vergleich zur ÖVP sind die CDU und die CSU - obwohl auch vielerorts in die Kritik geraten - noch wesentlich konservativer. Zwar gab es da auch mal eine Rita Süßmuth, aber die ÖVP leistet sich ihren christlichen Traditionswählern gegenüber ja laufend Provokationen, beispielsweise vor gar nicht so langer Zeit eine Ex-Gesundheitsministerin, die in die Schule stapft und Kondome an 12-Jährige abgibt.

Vielleicht liegt es auch daran, dass das \"Taufscheinchristentum\" - also Leute, die nominell noch einer Kirche angehören, aber meist nur, um sich darüber auslassen zu können, wie schlimm diese nicht wäre - in Österreich stärker vertreten ist als in vielen Teilen Deutschlands, wo Christen schon in der Minderheit sind, aber die, die es noch sind, auch eine gewisse innere Bindung dazu aufweisen.

Sicher spielt auch das eine Rolle, was wir in der Schule als \"Wohlstandsverwahrlosung\" bezeichnet hatten und das in einem reichen Land wie Österreich stärker verbreitet ist als zB in Ostdeutschland.

In Österreich gibt es als politische Alternativen noch das am Rande der Bedeutungslosigkeit dahinvegetierende BZÖ, die 0,2%-Partei CPÖ und die FPÖ, deren christliche Bekenntnisse im Regelfall nur propagandistischen Charakter haben und als Vorwand für unappetitliche, fremdenfeindliche Aussagen dienen.

Da hat man es in Deutschland doch noch etwas leichter...

Frau Merckens sind jedenfalls viel Glück und starke Nerven für die Zukunft zu wünschen!

loyalbushie.wordpress.com


2
 

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