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Entlarvte Zehntelwahrheiten

6. Dezember 2009 in Weltkirche, 5 Lesermeinungen
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Wider den Mythos der Inkulturation: Der Papyrologe Hans Förster bestätigt, dass das Weihnachtsfest ohne Bezug zu heidnischen Sonnwendfeiern entstanden ist - Von Michael Karger / Die Tagespost


Würzburg (kath.net/Die Tagespost)
Im Dezember 1909 schrieb Gilbert Keith Chesterton über die religionswissenschaftliche Deutung des Weihnachtsfestes: „Wenn ein gelehrter Mann mir sagt, dass ich am 25. Dezember in Wirklichkeit astronomisch die Sonne anbete, dann sage ich ihm, dass ich es nicht tue. Ich praktiziere eine besondere persönliche Religion, deren Freuden (zu Recht oder Unrecht) nicht im geringsten astronomisch sind.“

Bereits vor hundert Jahren hat Chesterton mit gesundem Menschenverstand und aus der Überzeugung heraus, doch als Christ besser zu wissen als ein Religionswissenschaftler, was er an Weihnachten feiert, die entscheidend richtige Antwort gegeben: „Übernehmen wir nicht in solch glatter Kapitulation diese Zehntelwahrheiten aus zehnter Hand wie solch eine Phrase, Weihnachten sei vom Ursprung her heidnisch. ... So kann, indem viel über die Sonnenwende gesprochen wird, behauptet werden, Weihnachten sei eine Art Sonnenanbetung. Und auf all dies gibt es die einfache Antwort: Es fühlt sich ganz anders an. Wenn die Menschen bekunden, den ,Geist‘ hinter den Symbolen zu fühlen, so ist es das erste, was ich von ihnen erwarte, dass sie fühlen sollen, welcher Gegensatz das ist: Die Sonne anzubeten, oder dem Stern zu folgen.“ Führt doch der Stern von Bethlehem zur Begegnung mit Gott, der aus freier Initiative in die Erdenzeit eintritt, um mit dem Menschen eine gemeinsame gottmenschliche Geschichte zu beginnen.

Leider fand Chesterton wenig Gehör, die religionsgeschichtliche Deutung hat triumphiert und wurde sogar innerkirchlich weithin akzeptiert. Am vergangenen Samstag wurde Chestertons Intuition nach hundert Jahren endlich auch wissenschaftlich bestätigt und die religionswissenschaftlichen „Zehntelwahrheiten“ als solche entlarvt. Hans Förster, Papyrologe an der österreichischen Nationalbibliothek, leistete dies in zwei Vorträgen über die Entstehung des Weihnachtsfestes auf einem Studienvormittag in der katholischen Akademie in München. Ausgangspunkt war die gängige These, dass es im vierten Jahrhundert nach Christus ein weit verbreitetes heidnisches Sonnwendfest gegeben habe, dem die Kirche nur dadurch begegnen konnte, dass sie auf dem Wege der Integration das Fest des sol invictus, des unbesiegbaren Sonnengottes, getauft habe. Zur Wintersonnenwende feierte man nun die Geburt des Gottessohnes als den Aufgang der „Sonne der Gerechtigkeit“ (Maleachi 3, 20). Für diese beispielhafte frühe Form der Inkulturation wird die Alte Kirche sogar bis heute gelobt.


Einem syrischen Mönch des zwölften Jahrhunderts folgend, der die These von der Abhängigkeit des westlichen Weihnachtsfestes vom heidnischen Sonnenfest in antirömischer Absicht vertrat, nahmen die Reformatoren das Weihnachtsfest zum Anlass, die Kirche des vierten Jahrhunderts des Verrats am wahren Glauben zu bezichtigen. Infolgedessen war das Weihnachtsfest zeitweise bei den Calvinisten sogar abgeschafft worden. Seit der reformatorischen Kritik wurde das Weihnachtsfest nun angezweifelt.

Förster hat es nun unternommen, aus den Quellen heraus die Situation der Kirche des vierten Jahrhunderts genauer zu betrachten. In zweifacher Hinsicht sei die Einführung des Weihnachtsfestes eine Neuerung gewesen: Erstens habe die Kirche bisher stets gegen die als heidnisch betrachtete Feier von Geburtstagen polemisiert, und zweitens habe man sich mit dem festen Termin 25. Dezember gegen den jüdischen Mondkalender und seine variablen Festtermine ausgesprochen. Vorausgegangen war eine lange Diskussion der Frage nach dem wahren Geburtstermin Jesu, wobei das Frühjahrsäquinoktium am 25. März in allegorischer Deutung den Vorzug bekommen hatte. Alle überlieferten Weihnachtspredigten des vierten und fünften Jahrhunderts allerdings problematisierten den 25. Dezember nicht, sondern setzten ihn als den historisch korrekten voraus.

In seinen zahlreichen Weihnachtspredigten ging der heilige Augustinus häufig auf die Angriffe der Donatisten ein. Über das neu eingeführte Fest bestand offenbar keinerlei Dissens. Dies ist umso erstaunlicher, als die Donatisten sonst jede Gelegenheit nutzten, um die Kirche wegen ihrer Anpassung an den heidnischen Staat zu kritisieren. Im Gegenzug hat nämlich Augustinus die Ablehnung des Epiphaniefestes durch die Donatisten als Verweigerung der Einheit mit den Christen im Osten bemängelt. Es ist kaum anzunehmen, dass Augustinus deren Ablehnung des Weihnachtsfestes nicht angesprochen hätte, wenn es sie gegeben hätte. Zu jedem Jahreswechsel wandte sich Augustinus erneut gegen die ausschweifende Feier des Jahreswechsels, hätte er sich nicht auch gegen die Feier des sol invictus ausgesprochen? Daraus schließt Förster, dass es keinen Bezug zu einem Sonnwendfest gegeben haben kann, weil die Donatisten es sich nicht hätten nehmen lassen, dies anzuprangern und weil Augustinus auch sonst niemals in abgrenzender Weise auf das Fest des sol invictus Bezug genommen hat.

Neben Augustinus verweist Förster auf Maximus von Trier, der im fünften Jahrhundert die göttliche Einrichtung der Feste als gelungen bezeichnete, weil die ausgelassenen heidnischen Saturnalien der christlichen Weihnachtsfeier vorausgingen und die Feiern des Jahreswechsels erst danach losgingen. Er unterstreicht ausdrücklich, dass es zum 25. Dezember kein heidnisches Parallelfest gegeben habe. Als der heilige Hieronymus die Christen im Heiligen Land, die bisher nur Epiphanie feierten, von der Einführung des 25. Dezember überzeugen wollte, hätten ihm sicher die dortigen Christen als Einwand die Abhängigkeit des Weihnachtsfestes vom Sonnenkult entgegengehalten. Daran schloss Förster die grundsätzliche Frage an, ob es überhaupt eine römische Sonnwendfeier, das Fest der unbesiegten Sonne gegeben habe? Zumindest eine reichsweite Feier des Sonnenkultes kann ausgeschlossen werden. Ja er bezweifelt die Existenz des Sonnenkultes grundsätzlich sowie die Existenz einer einheitlichen römischen Religion insgesamt. So habe die bisher vorherrschende Forschungsmeinung vom Ursprung des Weihnachtsfestes in einer von einem heidnischen Fest erzwungenen Parallelbildung keinen Anhalt in den Quellen. Am Anfang habe eine falsche Deutung der Reformatoren im Zuge ihres Kampfes gegen den sogenannten Frühkatholizismus gestanden, die von der Religionswissenschaft übernommen wurde und von der katholischen Seite mit der Inkulturationsthese ebenso falsch beantwortet worden ist. In seinem zweiten Vortrag ging Förster auf den Zusammenhang des Weihnachtsfestes mit dem jüdischen Festkreis und besonders dem Chanukka-Fest ein. Auch wenn es bezüglich der Lichtsymbolik und der Geschenkpraxis durchaus Gemeinsamkeiten zwischen Weihnachten und dem jüdischen Lichterfest gibt, so handle es sich dabei um spätere Angleichungen des 19. Jahrhunderts, die nicht bis auf die frühe Kirche zurückzuführen seien. Im vierten Jahrhundert sei überdies die Ablösung vom jüdischen Kalender längst abgeschlossen gewesen. Aus all dem folgerte Förster, das es rein innerchristliche Gründe für die Entstehung des Weihnachtsfestes gegeben haben muss. Seine These ist, dass durch die Bautätigkeit der Kaiserin Helena im Heiligen Land zahlreiche Pilger angezogen worden sind. Diese wollten an den originalen Schauplätzen und zu den richtigen Zeiten das Heilsgeschehen nachvollziehend feiern. Dies habe ein Geburtsfest notwendig gemacht. Von den Pilgern sei dann das Fest in ihren Heimatländern propagiert worden. So ließe sich auch die schnelle Ausbreitung des Weihnachtsfestes, das innerhalb von nur hundert Jahren in der gesamten Kirche gefeiert worden ist, erklären. Rein christliche Sonnensymbolik habe zur Wahl des 25. Dezember geführt. Eine Feier der Geburt Christi im März hätte zu Kollisionen mit dem Osterfest geführt.

So bleibt nur zu wünschen, dass die wissenschaftlichen Einsichten von Förster sich innerkirchlich und auch in der Volkskunde rasch durchsetzen mögen. Erneut ist damit eine Korrektur der religionsgeschichtlichen Fehldeutungen der christlichen Lebenspraxis gelungen.

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