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'Die Liturgische Bewegung wollte die Liturgie nicht protestantisieren'

3. Dezember 2009 in Interview, 7 Lesermeinungen
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Nachfrage nach der "Alten Messe" ist so gestiegen, dass wir ihr nicht überall entsprechen konnten - Kath.Net-Interview mit P. Engelbert Recktenwald (Petrusbruderschaft) über Aussagen des Liturgiewissenschaftlers Amon, das 2. Vatikanum und die "Alte M


Linz (kath.net)
Vor einigen Tagen hatte der deutsche Liturgiewissenschaftler Eberhard Amon in einem KNA-Interview gemeint, dass die erweiterte Zulassung des alten Messritus kaum auf die Praxis in der katholischen Kirche ausgewirkt habe. «Insgesamt hat die Regelung keine wirklich tiefgreifenden Veränderungen gebracht. Die Zahl der Feiern nach außerordentlichem Ritus ist keinesfalls dramatisch gestiegen», sagte der Leiter des Deutschen Liturgischen Instituts. Die Entwicklung in den einzelnen Bistümern verlaufe jedoch unterschiedlich. Kath.Net berichtete.

Was ist dran an den Behauptungen von Eberhard Amon und wie ist dazu die Einschätzung von Priestern, die die „Alte Messe“ feiern. Kath.Net sprach darüber mit P. Engelbert Recktenwald von der „Petrusbruderschaft“:

Kath.Net: Herr Amon, der Leiter des Deutschen Liturgischen Instituts in Trier, sprach vergangene Woche im Gespräch mit der KNA von einer sogenannten "Gemeinschaftsmesse" und dass das 2. Vatikanische Konzil eine Erneuerung der Liturgie wollte. Er meinte auch: "Das Konzil stellte fest, dass vor allem das Handeln Gottes am Menschen in der Liturgie zum Ausdruck kommen muss. Sie soll Christus in der Mitte der Gemeinde hervortreten lassen und nicht in die Ferne rücken." Hat das 2. Vatikanuml dies wirklich festgestellt bzw. war Christus vor dem Vatikanum wirklich so in der Ferne?

Recktenwald: Das Konzil stellt gleich zu Anfang der Liturgiekonstitution klar, worin das Heilshandeln Gottes besteht: “Im heiligen Opfer der Eucharistie” werde “das Werk unserer Erlösung” vollzogen. In der Person des Priesters sei Christus gegenwärtig, denn “derselbe bringt das Opfer jetzt dar durch den Dienst der Priester, der sich einst am Kreuz selbst dargebracht hat”. So zitiert das Zweite Vatikanum das Konzil von Trient, zu dem Amon schon an anderer Stelle auf Distanz gegangen ist. Das göttliche Heilshandeln besteht im Opfer und in der Zuwendung der Gnaden, die Christus einst am Kreuz für uns verdient hat.

Gewisse Theologenkreise, die diese Lehre beispielsweise aus ökumenischen Gründen ablehnen, haben versucht, sich der neuen Liturgie zu bemächtigen, um eine andere Theologie zu verbreiten. Die neue Liturgie scheint mir im Vergleich zur überlieferten weniger christuszentriert und mehr priesterzentriert zu sein. Die Gemeinde steht dem Priester gegenüber. Seiner Kreativität ist ein größerer Spielraum eingeräumt, so dass der Gottesdienst oft als eine “gemachte Liturgie” erfahren wird, ganz zu schweigen von Banalisierungen, die gewiss nicht in der Intention Pauls VI. lagen, aber doch immer wieder vorkommen.


Vom sakralen Charakter der “göttlichen Liturgie”, um einen Ausdruck aus dem östlichen Christentum zu gebrauchen, sind dann Menschen, die die alte Liturgie entdecken, wie überwältigt. Die Liturgische Bewegung, auf die sich Amon beruft, wollte die Liturgie zwar verständlicher machen, aber weder banalisieren noch entsakralisieren noch protestantisieren. Deshalb empfanden führende Vertreter wie etwa Louis Bouyer das Ergebnis der Reform, wie es sich in der landläufigen Praxis zeigte, als einen Verrat an der Liturgischen Bewegung. Dr. Eduard Kamenicky berichtete mir über eine Äußerung Josef Andreas Jungmanns, der bekannte, dass er niemals eine Zeile über die Liturgie geschrieben hätte, wenn er vorher gewusst hätte, wohin die Reform führen würde. Und was die Berufung Amons auf die Enzyklika Mediator Dei Pius’ XII. wert ist, zeigt z.B. die geflissentlich verschwiegene Passage: “So würde z. B. vom rechten Weg abweichen, wer dem Altar die alte Form der Mensa, des Tisches, wiedergeben wollte; wer die liturgischen Gewänder nie in Schwarz haben wollte; wer die Heiligenbilder und Statuen aus den Kirchen entfernen wollte.”

Kath.Net: Hr. Amon meinte, dass die Zahl der Kirchenbesucher noch geringer wäre, wenn die Liturgiereform nicht stattgefunden hätte. Wie ist Ihre Einschätzung. Was war wirklich nach dem 2. Vatikanum für den Rückgang der Gläubigen in den Gemeinden verantwortlich?

Recktenwald: Tatsache ist, dass die Reformer einen Anstieg der Gottesdienstbesucher erwarteten und das Gegenteil eingetreten ist. Tatsache ist außerdem, dass die Kardinäle Ottaviani und Bacci und andere Kritiker vor einer Verunsicherung der Gläubigen warnten und dann durch die Entwicklung Recht bekamen. Der These, dass der Gottesdienstbesuch trotz und nicht wegen der Reform abgenommen habe, fehlt deshalb jede Plausibilität. Natürlich blieben die Gläubigen nicht deshalb dem Gottesdienst fern, weil er ihnen nicht gefallen hat, sondern weil sie von der Glaubenskrise erfasst wurden und die reformierte Liturgie dem nichts oder zu wenig entgegensetzen konnte. ´

Tatjana Goritschewa, die bekannte russische Dissidentin, sagte einmal, das Christentum im kommunistischen Russland habe nur deshalb überlebt, weil die orthodoxen Christen noch die Liturgie hatten, das einzige, was ihnen nicht genommen worden sei. Als sie dann die Liturgie im Westen kennenlernte, hielt sie es für ausgeschlossen, dass mit einer solchen das Überleben gelungen wäre. Erst im Benediktinerkloster in Le Barroux entdeckte sie den Geist “ihrer” Liturgie und fühlte sich wieder heimisch.

Hinzu kommt noch ein Aspekt, auf den Robert Spaemann kürzlich hingewiesen hat: Der Altersdurchschnitt liegt bei den Gottesdienstbesuchern des außerordentlichen Ritus tiefer als sonst wo, weil junge Familien auch eine glaubenstreue Katechese und Kommunionvorbereitung für ihre Kinder suchen. Ich würde sagen: Der Hauptgrund für den Rückgang der Gläubigen liegt in der Glaubenskrise, die neben den außerkirchlichen Ursachen ihren Grund im Wirken modernistischer Kreise hat. Und diese haben versucht, auch die Liturgie für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Prof. Wallner machte beispielsweise darauf aufmerksam, dass in der Totenliturgie das Wort “Seele” getilgt wurde. Um so wichtiger ist das Anliegen des Papstes, den außerordentlichen Ritus in der Kirche präsent zu halten, damit die Feier der neuen Liturgie daran Maß nehmen kann und vor Banalisierung und Verfälschung bewahrt bleibt.

Kath.Net: Sie sind Priester der Petrusbruderschaft. Wie hat sich die Nachfrage nach der Hl. Messe in der außerordentlichen Form seit dem Motu Proprio Summorum Pontificum in den deutschsprachigen Ländern entwickelt? Gibt es bei der Petrusbruderschaft hier verstärkt eine Nachfrage?

Recktenwald: Die Nachfrage ist so gestiegen, dass wir ihr nicht überall entsprechen konnten. Bei der jüngeren Priestergeneration ist eine neue Unvoreingenommheit und Offenheit für die außerordentliche Form erkennbar. Unser Angebot an Zelebrationsschulungen und Priesterexerzitien wird gerne angenommen. Aber die entscheidende Frage ist ja nicht, ob das Interesse gestiegen ist, sondern ob es steigen sollte. Und diese Frage ist gerade auch im Hinblick auf eine würdige Feier der neuen Liturgie und eine Wiederbelebung des Glaubens eindeutig zu bejahen. Was wir heute brauchen, ist, wie Weihbischof Dr. Dick einmal gesagt hat, eine neue liturgische Bewegung.

Kath.Net: Immer wieder gibt es Behauptungen, dass es im deutschsprachigen Raum trotz des Motu Proprio in einigen Diözesen Hürden seitens der Diözesanleitung gibt. Können Sie dies bestätigen oder wie ergeht es hier der Petrusbruderschaft?

Recktenwald: Das Motu Proprio Summorum Pontificum hat schon ganz erheblich zur Normalisierung beigetragen. In einer Diözese etwa gehören der Sekretär des Bischofs, der stellvertretende Generalvikar und der Seminarregens zu denen, die die überlieferte Liturgie feiern und sich für sie einsetzen. Es kommt nun auch vor, dass wir nicht nur von Gläubigen, sondern von Diözesen angefragt werden. Das gab es schon lange in Amerika, in Deutschland ist das eine neue
Erfahrung. In mehreren Diözesen wurde ein Priester von uns zum Zuständigen für die überlieferte Liturgie ernannt, und ein deutsches Bistum beauftragte
uns mit einer Zelebrationsschulung für die Diözesanpriester.

Natürlich gibt es immer noch Bistümer, in denen so etwas undenkbar ist. Schließlich warte ich darauf, dass einmal ein deutscher Diözesanbischof öffentlich die überlieferte Liturgie feiert, am besten während der Vollversammlung, damit
von Seiten der Bischofskonferenz ein Zeichen gegen die Verfemung des außerordentlichen Ritus gesetzt wird und ein Zeichen der Solidarität mit dem
Papst, der wegen seines Engagements für die Liturgie immer wieder verunglimpft wird.

P. Engelbert Recktenwald ist Priester der Petrusbruderschaft und Herausgeber des katholische Informationsportal www.kath-info.de

kathTube-K-TV: Interview mit Prof. Spaemann über die Alte Messe nach dem Motu Proprio 'Summorum Pontificium':



Foto: (c) kath.net


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