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Das kleinere Übel wählen?

24. September 2009 in Deutschland, keine Lesermeinung
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oder: Warum sich manche Katholiken von Merkel erpresst fühlen - Ein kath.net-Gastkommentar von Martin Lohmann


Bonn (kath.net)
Der katholische Unmut, der sich innerhalb der CDU in diesen Wochen so deutlich artikuliert, ist erklärbar. Er ist – im Blick auf die Bundestagswahl – von Bedeutung. Er kommt ungelegen. Er stört. Er stört vor allem in einem Merkel-Wahlkampf, bei dem die Devise ausgegeben wurde: Nichts sagen, nichts zeigen, nichts zu erkennen geben. Und natürlich: nicht anecken, kein Profil geben. Es allen recht machen. Lieber im Hohlraum des politischen Seins schweben als an irgendeiner Stelle Gegenwind spüren zu müssen.

Aber genau der kommt nun von jenen, für die man doch die Losung ausgegeben hatte: Die müssen uns sowieso wählen. Schließlich haben wir das C im Namen. Und weil sie ja keine Alternative haben, wählen sie uns ohnehin. Mehr noch: Weil sie uns ja ohnehin wählen (müssen), müssen wir uns um sie nicht mehr kümmern und können neue Wählerschichten erschließen. Katholiken, vor allem sie, wählen dann letztlich ja sowieso das sogenannte kleinere Übel. Wenn‘s drauf ankommt, machen sie ihr Kreuz beim C – auch wenn es inzwischen nach vielen Merkel-Jahren ein Kreuz mit dem C ist.

Ein Kalkül mit Risiko. Kurz vor der Wahl dämmert es so manchem bis hinein in die CDU-Spitze, dass dieses Kalkül sich schließlich als gefährliches erweisen könnte. Denn die Masche mit dem charmanten Selbstbetrug des „kleineren Übels“ scheint nicht mehr so automatisch zu ziehen. Wer sich umhört unter bislang treuen Stammwählern bis hin zu CDU-Funktionsträgern, kann ein für die Union neues Phänomen des Widerstands beobachten. Erst recht, seit Guido Westerwelle punktgenau versprochen hat, die FDP werde ausschließlich mit der Union eine Regierung bilden wollen. Und im Unterschied zu manch anderen Politikern gilt der Liberalen-Chef als glaubwürdig und standfest. Vor vier Jahren erlag er den Verlockungen der Macht um den Preis des Wortbruchs eben nicht. In Hessen zeigte er ebenfalls Worttreue.


Seit seinem neuen Versprechen wächst unter Unionswählern die Erkenntnis, dass nicht mehr die Union, sondern die FDP das zu wählende kleinere Übel sein könnte. Und diese Argumentation geht so: „Auch die FDP hat Programmpunkte, die – Stichwort „Homo-Ehe“ und Stammzellenforschung – nicht in Ordnung sind. Doch im Unterschied zur Union, wo das alles auch längst zum Alltag gehört, verbrämen es die Liberalen nicht dem C. Sie vernebeln und verstecken nichts mit einem christlichen Mäntelchen. Insofern sind sie – weil der Anspruch des C erst gar nicht erhoben wird – glaubwürdiger.“ Also, so die Argumentation, seien sie das bessere „kleinere Übel“. Wer Schwarz-Gelb wolle, so sagen viele liberale Wertkonservative, werde also im Zweifel gelb wählen, damit die Tigerente ganz breite gelbe Streifen bekommt. Eine Argumentation, die man in diesen letzten Tagen vor der Wahl häufig hört.

Und es gibt noch eine andere – nennen wir es mal so – Gefühlslage, die da zu beobachten ist bei den einst so treuen CDU-Wählern: Sie fühlen sich von Merkel regelrecht erpresst. Warum? Weil diese ihre ursprünglich sicherste Wählerschaft nie wirklich bedient habe und gleichzeitig zu erkennen gab, diese „müsse“ ja sowieso CDU wählen. Und genau das, genau diese Haltung scheinen nicht wenige Anhänger der Union als Arroganz empfunden zu haben. Und ein Konservativer sei leidensfähig, er schweige lange und hoffe stets wider alle Hoffnung. Doch unterschätzen dürfe man ihn nicht. Irgendwann reagiere er – überlegt, konsequent und leise. Vor allem aber: Ein Konservativer mag keine Erpressungsversuche. Erst recht nicht, wenn sie ihm eine gewisse Tumbheit zu unterstellen versuchen.


Angela Merkel, der auch Freunde nicht einen besonders warmherzigen und belastbaren Bezug zum C der Union unterstellen wollen, wirkt für manche wie eine clever angelernte Christdemokratin. Als Kanzlerin und Bundesmoderatorin genießt sie einen hohen Respekt. Doch sie könnte sich schon bald mit der Frage konfrontiert sehen, wie viel C-Kern der Union in ihr als Vorsitzender denn letztlich schlummere – oder eben nicht.

Merkel hat mit der CDU ein wertvolles politisches Fahrzeug übernommen und sitzt selbstbewusst am Steuer. Diesem Wagen hat sie eine windschnittige Karosserie verpasst und ein modernes buntes Aussehen. Aber sie hat sich nie richtig um den Motor ihres Wagens gekümmert, weil der wie selbstverständlich so schön lief und lief und lief. Sie hat wohl sehr lange – zu lange? – übersehen, dass man einen noch so guten Motor pflegen muss. Tut man dies nicht, stockt dieser Motor eines Tages. Und ein Motorschaden kann ganz schön teuer werden. Es reicht dann auch nicht, mit einem kleinen Kännchen etwas Öl drüber zu träufeln.

Was nützt es aber der flotten Karosserie mit den vielen früher unbekannten und unerreichten Blechteilen, wenn das Fahrzeug keinen stabilen und funktionierenden zuverlässigen Motor mehr hat? Darüber hat die Frau am Steuer wohl noch nicht ausreichend genug nachgedacht. Sie wird es – so scheint es für viele in der Union – bald einmal tun müssen. Und nicht nur sie allein. Diese Fähigkeit des Erkenntniszuwachses trauen ihr, dieser machtbewussten und intelligenten CDU-Chefin, selbst Kritiker neidlos zu.

Sie weiß längst, dass die parteilichen Herzschmerzen mehr als ein leichter Schnupfen sind, der von alleine verschwindet. Denn es handelt sich nicht um wegzuredende Phantomschmerzen derer, die man wegen ihrer vornehmen Zurückhaltung als Enttäuschte alles andere als missachten sollte und die trotz ihres leisen Protestes wahrlich nicht überhört werden dürfen. Wenn der Motorschaden sichtbar werden sollte, dann handelt sich um einen echten Motorschaden. Zu verantworten hätte ihn dann vor allem die Fahrerin am Steuer. Nicht dass es irgendwann heißt: Unter Merkel wurde die Union bunt und modern – doch es fehlt ihr der Kern.

Martin Lohmann ist katholischer Publizist und CDU-Mitglied. Vor kurzem erschien sein Buch „Das Kreuz mit dem C. Wie christlich ist die Union?“ (Butzon & Bercker, 14€90).

Foto: (c) Silke Lohmann


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