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Wer den Markt verändern will, muss die Wertvorstellungen verändern

15. Juli 2009 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Die marktliberale Definition von "Eigeninteresse" ist nicht wertfrei, sondern diesseitig-materialistisch. Darum provoziert "Caritas in veritate". Interview mit dem Volkswirtschaftler Erik Händeler von Angela Reddemann.


Rom (kath.net/Zenit) Warum die neue Enzyklika zur Katholischen Soziallehre eine Provokation für die heutigen Mainstream-Ökonomen ist, erklärt der renommierte Volkswirtschaftler und Wirtschaftsjournalist Erik Händeler im vorliegenden ZENIT-Interview. Für ihn setzt die Priorität des Gemeinwohls durch Papst Benedikt XVI. ein Zeichen: „Das ist eine ungeheure Provokation in einem Weltbild, in dem maximales Glück und Wohlstand nur möglich sind, wenn jeder seinen Nutzen maximiert“, erklärt Erik Händeler.

„Manche, die so tun, man solle den Markt gefälligst sich selbst überlassen, meinen in Wirklichkeit damit, sie wollten keine lästigen, öffentlich geführten Debatten über moralische Erwägungen, die sie einengen könnten. Dabei müssen wir bei den Wertvorstellungen ansetzen, wenn wir den Markt verändern wollen – so wie es Werbung versucht, oder eben der Papst mit seiner Enzyklika. Welches Verhalten als wünschenswert gilt, bei welchem Thema man ein Tabu bricht und mit welchem Verhalten man zu den Bewunderten gehört, ist nicht wissenschaftlich-wertfrei zu entscheiden, sondern eine Auseinandersetzung, die in der Gesellschaft ständig neu geführt werden muss. Manche, die den Papst kritisieren, wollen damit vor allem unterbinden, dass er gehört und verstanden wird, mit Rückwirkungen auf die Rahmenbedingungen, die sich eine Gesellschaft gibt.

Händeler ist Mitglied im Landesvorstand KKV Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung, zudem arbeitet Händeler im Sachausschuss Wirtschaft beim Landeskomitee der Katholiken in Bayern mit und ist Mitglied bei der Gesellschaft Katholischer Publizisten. Der Zukunftsforscher ist Autor des Bestsellers „Die Geschichte der Zukunft – Sozialverhalten heute und der Wohlstand von morgen (Kondratieffs Globalsicht)“, das im Brendow-Verlag erschienen ist.


ZENIT: Die Papstenzyklika zur Katholischen Soziallehre ist auf großes Interesse in der Finanzwelt gestoßen. Es gibt aber auch Kritik seitens der heutigen Mainstream-Ökonomie. Was sind die Gründe dafür?

E. Händeler: Der Aufruf des Papstes für mehr Gemeinwohl untergräbt natürlich die Glaubensgrundlagen der heutigen Mainstream-Ökonomen. In einem Artikel von Welt-Online heißt es zum Beispiel wertend, der Papst traue dem Staat zuviel zu, er rechne mit dem marktwirtschaftlichen Liberalismus ab und fordere mehr staatliche Regulierung. Das ist eine starke Vereinfachung der Sachlage.

ZENIT:Wieso sprechen Sie bei Wirtschaftswissenschaftlern von Glaubensgrundlagen?

E. Händeler: Weil diese nicht neutral sind, sondern auf Modellen aufbauen, denen letztendlich Wertentscheidungen vorausgehen. Ökonomen glauben, dass die Akteure als „Homo Oekonomicus“ rational sind, ihren Nutzen optimieren und damit so berechenbar sind wie eine willenlose Kugel, die von einer schiefen Ebene rollt. Diese Annahmen sind in den vergangenen Jahren in die Kritik geraten, weil die Realität zeigt, dass wir emotional entscheiden, unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit beschränkt ist und sogar von unseren vorgefassten Ansichten getrübt wird.

Das Wesentliche ist aber noch nicht in der Diskussion angekommen: Dass überhaupt nicht klar ist, was denn eigentlich mein Nutzen ist. Der ist nicht wissenschaftlich-wertfrei zu bestimmen, sondern allein meine subjektive Entscheidung. Wenn es der Wachmann als sein Eigeninteresse sieht, die Gefangenen zu bewachen, während Maximilian Kolbe es als sein Eigeninteresse definiert, für einen anderen in den Hungerbunker zu gehen, ist klar, dass Eigeninteresse eine Wertentscheidung ist. Aber so, wie Marktliberale Eigeninteresse definieren, ist es eine Wert-Vorgabe: den allein für sich selbst engagierten, in Geldeinheiten rechnenden, rein diesseitig-materialistischen Individualisten. Und das sind unbewiesene Glaubensdogmen, aber nicht Wissenschaft.

ZENIT: Ist denn nicht der Markt das beste Instrument für mehr Wohlstand?

E. Händeler: Ja, natürlich. Aber wer ist der Markt? Das ist eben nicht eine gesichtslose, schicksalhafte Gewalt, der wir uns einfach so ausliefern müssen, sondern die Summe aller Wünsche von allen Menschen, die wiederum auf ihren veränderbaren Wertvorstellungen und Zielen im Leben beruhen.

In dem sauertöpfischen Artikel von Welt-Online heißt es, der Papst „verabschiedet sich gleichzeitig von einer liberalen Wirtschaftsauffassung, wenn er im Gegensatz zu seinem Vorgänger Johannes Paul II. mit keiner Silbe den freien Markt als das wirksamste Instrument zur Schaffung von gesamtgesellschaftlichem Wohlstand erwähnt“. Der Unterscheid ist, dass für den Papst eben nicht alle Wünsche gleichberechtigt und gleichwertig sind, weil er ja eine andere Hierarchie von Werten vertritt als die individualistische Wertehierarchie rein Marktliberaler.

Manche, die so tun, man solle den Markt gefälligst sich selbst überlassen, meinen in Wirklichkeit damit, sie wollten keine lästigen, öffentlich geführten Debatten über moralische Erwägungen, die sie einengen könnten. Dabei müssen wir bei den Wertvorstellungen ansetzen, wenn wir den Markt verändern wollen – so wie es Werbung versucht, oder eben der Papst mit seiner Enzyklika. Welches Verhalten als wünschenswert gilt, bei welchem Thema man ein Tabu bricht und mit welchem Verhalten man zu den Bewunderten gehört, ist nicht wissenschaftlich-wertfrei zu entscheiden, sondern eine Auseinandersetzung, die in der Gesellschaft ständig neu geführt werden muss. Manche, die den Papst kritisieren, wollen damit vor allem unterbinden, dass er gehört und verstanden wird, mit Rückwirkungen auf die Rahmenbedingungen, die sich eine Gesellschaft gibt.

ZENIT: Und jetzt betont der Papst auch noch, das Gemeinwohl zu suchen.

E. Händeler: Ja, das ist eine ungeheure Provokation in einem Weltbild, in dem maximales Glück und Wohlstand nur möglich sind, wenn jeder seinen Nutzen maximiert. Das ist zum einen falsch, weil es kein eigenes Glück gibt. Wer sich freut, dass er ein größeres Auto hat als sein Nachbar, der mag ein einfaches Statusbedürfnis befriedigt haben, aber Glück ist das noch nicht. Zum Glück gehören immer auch die anderen. Niemand kann glücklich sein, wenn es den umgebenden Menschen und der Umwelt nicht gut geht. Indem er die individuelle Nutzenfunktion über das eigene Ich auf das Gemeinwohl weitet, erntet der Papst bei Politikern und Ökonomen der stark liberalen Richtung bestenfalls Schweigen und öffentliche Nichtbeachtung.

ZENIT: Wie sehen Sie den Vorwurf: „Der Papst traut dem Staat zuviel zu“?

E. Händeler: Was der Papst ausspricht, ist eine logische Folge der historischen Aufwärtsentwicklung: Je komplexer das Tun wird, um so mehr und um so Länder übergreifender müssen Vorgänge geregelt werden, einfach weil sie dann effizienter sind, so wie beim Straßenverkehr. Das Gemeinwohl sinkt, wenn ein Staat sich zurückzieht und Steuern senkt, Wohlhabende mehr Luxusgüter kaufen, die nicht die Leistungsfähigkeit eines Landes erhöhen, während Schulen unterfinanziert und Jugendliche ungefördert bleiben. Die Kritik am Papst legt wieder nur die Unterschiede im Weltbild offen. Genau so gut hätten die auch schreiben können: Wer die wirtschaftliche Macht hat, etwas zu tun, der soll es auch tun dürfen. Und das ist genau das Anliegen, gegen das diese Papstenzyklika steht.


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