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Obama steht auf der extremsten Seite der 'Kultur des Todes'

10. November 2008 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Der Obama-Wahlsieg war die Ermächtigung eines rätselhaften Systemveränderers - Unter McCain wäre der Völkermord an den Ungeborenen beendet worden - Eine Analyse des Theologen Uwe Siemon-Netto


München (kath.net/idea)
Im US-Wahlkampf erinnerte Uwe Siemon-Netto vieles an seine Kindheit in Deutschland: Kein „Trend“ brachte Barack Obama die Macht, sondern eine „Bewegung“. Sie verdrängte bedenkliche Seiten ihres Helden, meint der gebürtige Leipziger Journalist und Theologe, der das Zentrum für Lutherische Theologie und Öffentliches Leben in St. Louis (USA) leitet.

Äußerlich wirkt das Universitätsviertel, in dem ich lebe, nicht wie eine Hochburg des Klassenkampfes. Exquisite Bäume beschatten die Straßen, an denen sich Luxusvillen aneinander reihen. Die Rasen sind gepflegt, die BMW-, Mercedes- und Lexus-Wagen poliert. Hier wohnen Gelehrte, Anwälte und Ärzte, Menschen, denen differenziertes Denken unterstellt werden kann.

Seltsam: An ihren Wagen kleben Aufschriften wie „Krieg ist nicht die Antwort“ (was war, bitte, die Frage?) oder „Investiert in Menschen, nicht in Waffen“ (ah, es tut selbst in diesen Kreisen gut, unkompliziert zu denken).

Übrigens warben vor jeder Villa blaue Schilder für Obama; zackig waren sie ausgerichtet, so als würden hier gleich Sieger im Stechschritt vorbeimarschieren.
Vor einem Haus plädierte ein Plakat dafür, den Republikaner John McCain zu wählen. Die Villa schien leer. Aber augenscheinlich hatte sich jemand hinter zugezogenen Gardinen versteckt gehalten: Eines Morgens war das Plakat verwüstet, daneben warnte jedoch ein handgeschriebener Zettel des Hausherrn die Vandalen: „Vergreift ihr euch noch einmal an meinem Anwesen, dann ich mache von meinem Recht nach dem zweiten Verfassungszusatz Gebrauch.“ Dieser Zusatz garantiert Bürgern das Recht auf Waffenbesitz.

Zeit für einen Schwarzen

Es war fraglos hohe Zeit, dass ein Schwarzer das höchste Staatsamt erhielt, wenngleich es nun gerade der Republikaner George W. Bush war, der erstmals Afroamerikanern den obersten Kabinettsposten anvertraute – Colin Powell und danach Condoleezza Rice als Außenminister. Was mich freilich beunruhigte, war die dumpfe „Bewegung“, die diesmal über das mächtigste Land der Welt schwappte. Ich kenne „Bewegungen“. Ich habe als Kind in Leipzig vor und nach 1945 ihre Folgen erlebt. Es war das Werk einer „Bewegung“, das Briten und Amerikaner veranlasste, Luftminen auf mich abzuwerfen.


Und es war ein Funktionär einer anderen „Bewegung“, mein kommunistischer Lehrer in Leipzig, der seine 80-köpfige Klasse aufrief, die drei „Christenschweine“ unter uns zu Vernunft zu prügeln; ich war so ein „Schwein“.

Aus Bauch-Instinkten

Es wäre böswillig, zu unterstellen, dass es mit der Obama-„Bewegung” bereits so weit ist. Gleichwohl haben wir es hier mit einer „Bewegung” zu tun, und es gibt auch Parallelen: Nicht mit nüchternem Verstand, sondern aus schwärmerischem Bauch-Instinkten wurde Obama am 4. November zum Präsidenten gekürt.

Er ist wortstark, aber sachlich unpräzis: Keiner weiß, was er wirklich für Amerika tun will und kann. Wie gedenkt er den Irak-Krieg zu beenden, wie in Afghanistan zu siegen? Wie will er die Weltwirtschaftskrise lösen, die nicht das Werk seines Vorgängers George W. Bush war, sondern das Resultat von Gier und einem Mangel an parlamentarischer Aufsicht durch den Kongress, in dem Obamas Demokraten, die Mehrheit hatten?

Er ist ein Systemveränderer; dies ist klar. Da fügt es sich gut, dass alle nach Wandel rufen: die Jugend, die Schwarzen, die Intellektuellen, die Medien, die Senioren, sogar Katholiken und Evangelikale; ja, Obamas Flötentönen folgten viele Christen, und dies obwohl er sich weigert, die grässlichste Form jenes Massenmordens zu stoppen, das nach Angaben des katholischen Erzbischofs von New York, Edward Kardinal Egan, jährlich 1,6 Millionen unschuldige Menschenleben in den USA auslöscht und somit, laut Egan, den Untaten Hitlers und Stalins gleichgesetzt werden muss.

Unter McCain wäre dieser Völkermord beendet worden

Als Abgeordneter im Staatssenat von Illinois hatte Obama gegen ein Gesetz votiert, das Kindern das Lebensrecht wenigstens dann garantiert hätte, wenn sie einen Spätabtreibungsversuch überleben. Pardon, Mr. Obama: Damit stehen Sie aber auf der extremsten Seite der „Kultur des Todes.

Obama ist einer von 1,14 Millionen Juristen in den USA. Dies ist eine riesige Zunft. Die meisten ihrer Mitglieder haben längst das Naturrecht über Bord geworfen, also den universellen Moralkodex, von dem Paulus sagte, er sei jedem Menschen ins Herz geschrieben. Am deutlichsten wurde dies 1973, als das Oberste Gericht der USA das Recht auf Abtreibung freigab.

Seitdem haben Christen in der Politik geduldig darauf hingewirkt, dieses Tribunal so zu besetzen, dass das Urteil von 1973 rückgängig gemacht wird. Unter George W. Bush hatten sie dieses Ziel fast erreicht. Wäre der Abtreibungsgegner John McCain gewählt worden, hätte dieser Völkermord, der mittlerweile 48 Millionen Menschenleben gekostet hat, beendet werden können.

Dieser Traum ist durch den massiven Sieg Barack Obamas aus. Die Wähler, auch jene Christen, denen nach Meinungsumfragen der Benzinpreis wichtiger war als das Lebensrecht der Unschuldigsten, haben ihn obendrein mit satten Mehrheiten in beiden Kongresskammern ausgestattet, so dass der Ausdruck „Ermächtigung“ nicht aus der Luft gegriffen scheint.

Todbringende Ich-Kultur

Was war geschehen? Der Ruf nach „Wandel“ war laut und der Wandel nötig. Eine todbringende Ich-Kultur hat den USA einen Scherbenhaufen beschert. Beispiele: Es muss wirklich etwas geschehen, damit jeder krankenversichert ist; ich kenne erschütternde Beispiele von Menschen, die Konkurs anmelden mussten, weil sie ihre Arztrechnungen in Millionenhöhe nicht begleichen können. Aber über dieses Thema schwätzen US-Politiker, seit ich vor 46 Jahren erstmals nach Amerika kam. Nichts ist seither geschehen.

Ja, die US-Infrastruktur ist kaputt; über 200.000 Brücken drohen einzustürzen. Ja, die Amerikaner müssen von ihrer Benzinsucht kuriert werden; auch sie war ein Motiv für den verhängnisvollen US-Einmarsch in den Irak. Aber wie will Präsident Obama das anstellen? Wie will er Alternativen zum Auto und zum Flugzeug schaffen, da doch Demokraten, Republikaner und die Industrie gemeinsam das öffentliche Verkehrswesen so heruntergewirtschaftet haben, dass weite Landesteile abgeschnitten sein werden, sobald Amerikas Feinde, denen das meiste Erdöl gehört, den USA den Hahn zudrehen. Nahe ist der Tag, an dem die Amerikaner Rumänen und Bulgaren um die Zuverlässigkeit ihrer Eisenbahnen beneiden werden.

Warum ein Linksruck?

Nach der Wahl fragten Freunde und Bekannte bang: Wird Obama unser System so radikal verändern, wie sich das seine politischen Freunde vorstellen – marxistische Extremisten wie der Bombenleger Bill Ayres, der öffentlich bedauert, dass er nicht noch viel mehr Terrorakte begangen hat? Die US-Medien haben den angsterregenden Klüngel, mit dem sich der neue Präsident umgab, nur am Rande erwähnt. Aber hier liegt eine von vielen möglichen Antworten auf die Frage nach dem Obama-Phänomen: Amerika ist unter anderem deshalb nach links gerutscht, weil viele US-Journalisten seit der Mitte der 60er Jahre keine soliden Wortschmiede mehr sind, also ehrliche Handwerker, sondern akademisch gedrillte, humorlose Ideologen in Elfenbeintürmen.

Was über Bush verschwiegen wird

Es sei nicht bestritten, dass auch der Murks der Regierung Bush den Anstoß für diesen Erdrutsch gegeben hat; spätere Historiker werden vielleicht viel milder über Bush urteilen als redaktionelle Schnellschießer heute. Die von der Weltpresse in skandalöser Weise unterschlagene Nachricht, dass Bush fünf Jahre lang den Fund von 550 Tonnen konzentrierten Urans aus Saddam Husseins Atomwaffenproduktion geheimhielt, damit das Terrornetz El Kaida nicht darauf aufmerksam wurde, stellt ihn in einem ungewohnten Licht dar: Dieser Präsident stellte das Wohl seines Landes vor Selbstrechtfertigung; so etwas galt einmal als eine christliche Tugend.

Marsch durch die Institutionen

Aber auch in den USA hat es seit den 60er Jahren einen Marsch durch die Institutionen gegeben: An vielen Universitäten, selbst nominell christlichen, sind gottesfeindliche Weltanschauungen zur neuen Orthodoxie geworden, und zwar dermaßen, dass christliche Studenten ihren Glauben geheim halten müssen, wenn sie ihre Examen mit guten Zensuren bestehen wollen.
Amerika hat sich geändert, teils zum Guten, wie die Wahl eines Schwarzen beweist, teils zum Furchtbaren, seit die Unantastbarkeit unschuldigen Lebens nicht mehr Vorrang hat. Mein Freund David Wollenburg, ein Theologieprofessor, gab mir am Morgen nach der Wahl diesen tröstlichen Zuspruch: „Vergessen wir nicht, dass der Herr immer noch am Steuer sitzt.” Allerdings fügte er hinzu: „Wir sollten IHM keine Überstunden aufzwingen.“

KathTube: Kommentar des Theologen Dr. Mark Miravalle auf die Wahl von Obama:




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