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Quo vadis, 'Woche für das Leben'?

8. April 2008 in Deutschland, keine Lesermeinung
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Mit einem weichgespülten Themenkanon für die "Woche für das Leben" werden die Kirchen an der "Kultur des Todes" nichts ändern - Von Rainer Beckmann / Die Tagespost


Würzburg (kath.net/Tagespost)
Die von Papst Johannes Paul II. auf den Begriff gebrachte "Kultur des Todes" hat sich längst in unserer Gesellschaft eingenistet. Mit einem weichgespülten Themenkanonfür die "Woche für das Leben" werden die Kirchen daran nichts ändern. Die von der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche Deutschlands gemeinsam durchgeführte "Woche für das Leben" steht in diesem Jahr unter dem Motto "Gesundheit - höchstes Gut?" Wie in den Jahren zuvor gab es auch eine zentrale Auftaktveranstaltung. Sie verlief erwartungsgemäß. Unter angemessener Medienpräsenz fand zunächst eine Pressekonferenz statt. Es folgten ein ökumenischer Gottesdienst, eine Podiumsdiskussion und ein Gang der Honoratioren über den "Markt der Möglichkeiten" vor dem Würzburger Kiliansdom. Anschließend trugen sich Bischof Heinrich Mussinghoff als Vertreter der Bischofskonferenz und der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber ins Goldene Buch der Stadt ein.Wars das? Nein, das war es natürlich nicht. Auch in den einzelnen Diözesen finden im Rahmen der "Woche für das Leben" zahlreiche Veranstaltungen statt. Bis zum 12. April gibt es laut Homepage www.woche-fuer-das-leben.de zum Beispiel folgende Angebote: einen Vortrags- und Gesprächsabend "Aufatmen und neue Kraft schöpfen. Schritte aus dem Burn-out" (Augsburg), einen Vortrag mit Diskussion zum Thema "Gesundheit - höchstes Gut? - die Bedeutung für Menschen mit chronischen Erkrankungen" (Berlin), "Meditative Tänze als ein Zugang zu inneren Kräften" (Chemnitz), einen Fachtag: Spirituelle Begleitung in Lebenskrisen - Unterstützung für Einzelne, Paare und Familien (Magdeburg) oder einen Abend mit dem "Kabarettistenduo Funke & Rüther" (Münster).

Wars das? Nein, natürlich nicht. Die Aufzählung ist nicht vollständig. Es gibt auch noch einige weitere Podiumsdiskussionen, ökumenische Gottesdienste und Veranstaltungen, die das gleiche Themenspektrum abdecken, wie die soeben zitierten. Und das wars. Eine ernüchternde Bilanz. Eine Bilanz, die Fragen aufwirft. Vor allem die Frage nach der Zielrichtung der "Woche für das Leben". "Leben" ist ein weites Feld. Zum Leben gehören sicherlich der Berufsalltag (und damit auch das "Burn-out Syndrom"), chronische Erkrankungen oder "Lebenskrisen" für Einzelne, Paare und Familien. Waren es diese Problemstellungen, die zur Einführung der "Woche für das Leben" führten? Nein, es war die konsequente Anti-Abtreibungshaltung von Erzbischof Johannes Dyba, der Ende der 1980er Jahre mit einem Mahnläuten am 28. Dezember ein sicht- beziehungsweise hörbares Zeichen gegen die Tötung Ungeborener im Mutterleib setzte.

Den Finger in die Wunde legen

Diese Form des Protestes war nicht jedermanns und auch nicht jedes Bischofs Sache. Die Notwendigkeit, sich in unserem Land konkret und massiv für das Leben einzusetzen, war jedoch nicht zu leugnen. Deshalb wurde zunächst von der Bischofskonferenz eine bundesweite Aktionswoche gestartet, die seit 1994 gemeinsam mit der EKD durchgeführt wird.Anlass der "Woche für das Leben" war also die massenhafte Tötung ungeborener Kinder in unserem Land. Weite Teile der Bevölkerung und des politischen Establishments haben sich damit abgefunden. Die "Woche für das Leben" sollte ein Zeichen dafür sein, dass sich Christen mit diesem Zustand nicht abfinden können. Die Tötung unschuldiger Mitmenschen ist ein Skandal, der immer wieder unseren Protest herausfordert. Eine regelmäßige Veranstaltungswoche, die dies thematisiert, die das Gewissen der Menschen aufrüttelt und die auf konkrete Änderungen abzielt, ist das mindeste, was von den christlichen Kirchen getan werden muss.

Was ist daraus geworden? Die aktuelle "Woche für das Leben" ist Teil eines Drei-Jahres-Zyklus unter dem Generalthema "Gesund oder krank - von Gott geliebt". Dem diesjährigen Jahresmotto "Gesundheit - höchstes Gut?" sollen "Leben mit Gesunden und Kranken" (2009) und "Wie viel Gesundheit braucht der Mensch?" (2010) folgen. Die damit angesprochenen Themen sind zweifellos wichtig. Sie sind aber auch ein gutes Stück von dem entfernt, was den Kern der "Woche für das Leben" ausmachen müsste. Dort, wo unmittelbar Menschen getötet werden - wie bei Abtreibungen, Embryonenvernichtung oder Euthanasie - muss der Finger in die Wunden unseres "demokratischen Rechtsstaats" gelegt werden. Ohne diese Fokussierung ist keine gesellschaftspolitische Wirkung zu erzielen. Ohne konkrete Zuspitzung der Themenstellung werden die christlichen Kirchen ihrer Aufgabe als Sauerteig für die Welt nicht gerecht.

Die Podiumsdiskussion im Rahmen der Auftaktveranstaltung zeigte das Dilemma, in dem sich das Veranstaltungskonzept der "Woche für das Leben" derzeit befindet. Schon die Zusammenstellung der Teilnehmer stellte sicher, dass eine Konzentration auf die Bereiche, in denen klare Verstöße gegen das Lebensrecht zu beklagen sind, nicht erfolgen konnte. Einer der vier Teilnehmer war ein Tropenmediziner, dem naturgemäß die Problematik der Gesundheitsversorgung in Ländern der Dritten Welt besonders am Herzen liegt: die hohe Kindersterblichkeit, Mängel in der Schwangerenversorgung, die allgemeine Verteilungs-Ungerechtigkeit medizinischer Dienstleistungen. Es ist absolut notwendig, sich all diesen Fragen zu stellen. Aber sie liegen auf einer ganz anderen Ebene als die Problemfelder, auf denen aktuell der Lebensschutz in Deutschland im Argen liegt.

Mit keinem Wort erwähnt

Eher beiläufig berührte der eloquente EKD-Ratsvorsitzende Huber in der Diskussion den Kern der Problematik. Er stellte fest, dass unsere Gesellschaft gegenüber Menschen mit Behinderung empirisch belegbar aufgeschlossener geworden sei - wenn es sich um geborene Behinderte handelt! Genau das ist der springende Punkt. Es mag im Umgang mit Behinderten viel erreicht worden sein und auch noch vieles geben, was verbesserungswürdig ist. Der eigentliche Skandal ist jedoch der, dass Behinderte gerade wegen dieser Behinderung als "unzumutbar" abgestempelt und getötet werden dürfen, solange sie sich im Mutterleib befinden. Dieses Faktum muss im Zentrum der "Woche für das Leben" stehen. Doch darüber wurde nicht weiter gesprochen. Auch andere, unmittelbar das Lebensrecht berührende Fragen, wie der Umgang mit menschlichen Embryonen und die Bestrebungen, Mitleidstötungen ("aktive Sterbehilfe") auch in unserem Land hoffähig zu machen, blieben unerörtert. Bischof Mussinghoff bezeichnete im Rahmen der Podiumsdiskussion unbeabsichtigt die "Woche für das Leben" einmal als "Woche der Brüderlichkeit". Man muss dies nicht überbewerten, aber irgendwie symptomatisch war dieser Versprecher doch. "Brüderlichkeit", also Nächstenliebe - oder "Solidarität" - ist ein großes Thema. Es hat letztlich mit allem zu tun, auch mit dem Schutz des Lebens. Aber wenn man ein Thema zu breit anlegt, geht jede gesellschaftliche und mediale Durchschlagskraft verloren. Eine "Woche für das Leben" darf sich nicht in allgemeinen Erwägungen über Gesundheit und Krankheit verlieren, sondern muss auf den Punkt kommen. Sie muss fokussiert sein auf die Bereiche, in denen das Leben in unserem Land direkt und unmittelbar gefährdet ist: Abtreibung, Embryonenvernichtung, Euthanasie. Davon war im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung der diesjährigen "Woche für das Leben" nichts zu spüren. Die topaktuelle Frage der Änderung des Stammzellgesetzes wurde zum Beispiel im Podiumsgespräch mit keinem Wort erwähnt.

Eine der Fragen, die von den Gestaltern der "Woche für das Leben" im Internet, Broschüren und Faltblättern in Zusammenhang mit dem Thema "Gesundheit - höchstes Gut?" aufgeworfen wird, lautet: Was erhoffe ich mir von der Kirche? Ich erhoffe mir, dass sie die "Woche für das Leben" nutzt, um die direkten Verletzungen des Lebensrechts in unserer Gesellschaft anzuprangern und dass sie hierbei mehr gesellschaftliche und politische Konfliktbereitschaft an den Tag legt. Die von Papst Johannes Paul II. auf den Begriff gebrachte "Kultur des Todes" hat sich in unserer Gesellschaft eingenistet. Mit einem weichgespülten Themenkanon für die "Woche für das Leben" werden die Kirchen daran nichts ändern.

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