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Die Bischöfe sichern die Unzerstörbarkeit der Kirche

6. Dezember 2007 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Ein Bischof kann nicht verkünden, "was man sich so denkt", oder "was der Zeitgeist flüstert (oder brüllt)", sondern was die Kirche glaubt - Von P. Karl Wallner, Rektor der Päpstlichen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz


Heiligenkreuz (www.kath.net)
P. Dr. Karl Josef Wallner OCist ist Rektor der Päpstlichen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz, welche durch den jüngsten Papstbesuch eine ungemeine Ehrung erfahren hat und ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit gerückt ist. An der Hochschule gibt es zurzeit 38 Lehrende und 180 Studierende. Einer der Dozenten ist Weihbischof Dr. Andreas Laun, den eine langjährige Freundschaft mit dem Rektor der Hochschule verbindet. Bei der von KIRCHE heute veranstalteten Festakademie zum 65. Geburtstag von Weihbischof Laun hielt Dr. Wallner am 27. Oktober 2007 in Wigratzbad einen begeistert aufgenommenen Vortrag über das Bischofsamt. Wir geben ihn nachfolgend in einer leicht bearbeiteten Form wieder.

1. Die Bischöfe gibt es um der Kirche willen

Wozu brauchen wir Bischöfe? Weltlich gesehen ist es leicht zu erklären, warum es Bischöfe gibt; denn von außen wird ein Bischof wahrgenommen als ein Chef der „Firma Kirche“, der sie nach innen ordnet und nach außen repräsentiert. Natürlich ist eine solche Sicht des Bischofsamtes zu wenig, weil sie auf einer rein äußerlichen Sicht der Kirche gründet.

Die katholische Kirche ist zwar „in der Welt“, wir glauben jedoch, dass ihre Struktur und ihre Organisation „nicht von der Welt“ sind. Sie ist kein weltliches Unternehmen und braucht sich auch nicht permanent zu überlegen, wie sie sich dem Zeitgeist anpasst, sondern nur wie sie den Heiligen Geist zu möglichst allen bringt. Und daher ist auch ihre Leitung keine natürliche Chefetage, die man sich irgendwie selbst erfinden und in einem Leitbildprozess, wie ihn etwa viele weltliche Unternehmen in den letzten Jahren durchgemacht haben, erkonstruieren könnte oder müsste. Die Leitung der Kirche ist etwas Übernatürliches, ja: Göttliches! Und diese Leitung erfolgt durch die Bischöfe.

Auf dem 2. Vatikanischen Konzil war die Kirche gleichsam das Hauptthema, das Aggiornamento, die Verheutigung, die pastorale Offensive, die der selige Johannes XXIII. im Sinn hatte. Auf dem 1. Vatikanischen Konzil 1870 war es auch um die Kirche gegangen, und zwar zentral um die Leitung der Kirche. Nach der Katastrophe, in die der ausbrechende Atheismus Ende des 18. Jahrhunderts die Menschheit gestürzt hatte – Französische Revolution, Nationalismus, Säkularisation, offener Kirchenkampf in fast allen europäischen Staaten –, suchten die Bischöfe auf dem 1. Vatikanum nach der letzten Garantie für die Offenbarung. Wenn man der Bibel nicht mehr vertrauen kann, wenn die Tradition nicht mehr sicher ist, wenn jede christliche Konfession den Glauben anders deutet und lebt, wo ist dann der letzte Garant für die Wahrheit? Woher weiß man, was von den Glaubensvorstellungen christlich ist und was nicht? Was von Gott geoffenbart und daher gültig ist, oder was von den Menschen erdacht und daher beliebig ist? Und die Väter antworteten 1870: Die letzte Garantie für die Scheidung der Offenbarungswahrheit von der subjektiven religiösen Meinung liegt beim Petrusnachfolger, beim Papst.

Pius VI. war 1800 als Gefangener Napoleons gestorben, sein Nachfolger Pius VII. von Napoleon verschleppt worden. Das Papsttum hatte man für abgeschafft erklärt, – und dann 70 Jahre später dieser Triumph: Wenn der Papst „ex cathedra“ eine Wahrheit des Glaubens oder der Sitten für von Gott geoffenbart erklärt, dann ist er „untäuschbar“, „infallibel“. Im Deutschen hat sich dafür das unglückliche Wort „unfehlbar“ etabliert, dieses ist irreführend. Denn der Papst ist im Verhältnis zu den Glaubenswahrheiten immer passiv: er erfindet sie nicht unfehlbar, sondern er ist „nur“ untäuschbar, wenn er ihnen in einem feierlichen ausdrücklichen Akt den Charakter des Geoffenbartseins zuspricht.

Am Fest der Kathedra Petri (22. Februar) wird uns das matthäische Jesuswort zu Petrus vorgelesen: „Auf diesen Petrus will ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie, die Kirche, nicht überwältigen“ (Mt 16,18). Non praevalebunt! Das ist der Inhalt der dogmatischen Wahrheit der Untäuschbarkeit des Bischofs von Rom, dass es um die gesamte Kirche geht: dass nämlich diese von Christus gegründete und von ihr in der Kraft des Heiligen Geistes weiterbeseelte Kirche unzerstörbar ist. Der Grund dafür liegt nicht in ihr selbst, sondern in Christus, den die Kirche zu bezeugen und zu verkünden hat. Wenn wir in den Symbola sagen: „Credo Ecclesiam“, also die Kirche selbst als Glaubensinhalt bekennen, dann ist sie auch darin Gegenstand des Glaubens, dass sie eine eschatologische Größe ist, dass sie sich dem Heilswillen Gottes verdankt.

Und daher unterliegt sie nicht der Hinfälligkeit sonstiger menschlicher Institutionen. Die Franzosen sagen: „Les dieux s’en vont!“ – „Die Götter kommen und gehen!“ Wir hatten eben einen postmodernen Esoterik-Boom, jetzt hat sich das ganze verflacht zum Wellness-Boom, dazwischen haben wir einen Islam-Boom, und vielleicht kommt auch wieder ein „Katho-Boom“. Das Kontinuierliche ist dieses Gebilde des Heiligen Geistes, der fortlebende Christus: die eine, heilige, katholische Kirche. Und der Herr selbst hat für diese Kontinuität gesorgt. Nicht nur durch Petrus, der seit dem 1. Vatikanum sosehr im Mittelpunkt steht.

Petrus war ja nicht allein. Unser Herr Jesus Christus wollte die Fülle Israels, ja die gesamte Menschheit retten. Das ist der Grund, warum die Zahl 12 für den Kreis von Jüngern eine Rolle spielt, die er um sich sammelt, denn 12 steht für die 12 Stämme Israels, also für die Gesamtheit des Volkes.

Interessant ist, dass sich niemand selbst in diese Jüngerschaft drängt, sondern Jesus ruft mit absoluter Souveränität, er wählt aus: „Er rief zu sich, die er wollte!“ (Mk 3,13). Und sonst keine. Die Jünger müssen eine harte Schulung in der Nachfolge ihres Meisters durchmachen. Die Evangelien berichten ungeschminkt von Unverständnis und Oberflächlichkeit, von Ehrgeiz und Neid, ja letztlich vom Verrat dieser Männer, denen Jesus doch eine so wichtige Aufgabe zugedacht hatte.

Ihr Leben sollte die Sendung fortsetzen, die er, der ewige Sohn, von seinem Vater her für die Welt empfangen hatte. Sie sollten Lichtstrahlen des Lichtes sein, das er selbst ist. Daher nennt er sie „Apostel“ (Lk 6,13), das heißt: „Gesendete“ – „Botschafter“ – „Missionare“…

2. Die Bischöfe sichern die Unzerstörbarkeit der Kirche

Im dritten Hochgebet heißt es: „Du hörst nicht auf, Dir ein Volk zu bereiten, damit Deinem Namen das reine Opfer dargebracht wird vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang.“ Gott hört nicht auf, sich dieses Volk zu bereiten, das seinen Namen bekennt, seine Gnade durch die Sakramente in die Welt trägt und den Gott, der die Liebe ist, durch Hingabe zu bezeugen. Das ist der Glaube an die so genannte „Indefektibilität“ bzw. „Integrität“. Die „Unzerstörbarkeit“ der Kirche bekennen wir ohne Triumphalismus, denn sie ist kein Selbstzweck, sondern sie folgt einem von Gott gewollten Zweck: Kirche existiert final, „damit“ Gott verherrlicht wird. Und ein Blick in die Kirche zeigt: Je mehr man auf die Christen einschlägt, je mehr man sie marginalisiert oder martyrisiert, umso lebendiger wird sie in übernatürlicher Hinsicht. Tertullian hat recht: Sanguis martyrum semen christianorum! Das gilt auch für heute, auch wenn wir nicht – zumindest nicht im Westen – das rote Blutmartyrium erleiden, sondern das graue Martyrium des beschädigten oder gar zerstörten Rufes, der besudelten Ehre.

Nochmals zum 1. Vatikanum: Die Väter staunten damals selbst: Alle waren sie ausgezogen, die Kirche umzubringen: Voltaire, Diderot und die Enzyklopädisten, Joseph II., Napoleon, Bismarck, die laizistischen und freimaurerischen Regierungen des 19. Jahrhunderts. Und da stand sie prachtvoll da im Jahre 1870 mit ihrem seligen Pius XI. Die Väter ließen sich dazu hinreißen, in der Konstitution über die Offenbarung („Dei Filius“) die Unbesiegbarkeit der Kirche sogar als Gottesbeweis anzuführen. Nicht in der Konstitution über die Kirche, sondern in der über die Offenbarung Gottes sagen sie, dass die Existenz Gottes ja durch das bloße Vorhandensein der Kirche bewiesen wird: „ob suam nempe admirabilem propagationem, eximiam sanctitatem et inexhaustam in omnibus bonis foecundidatem, ob catholicam unitatem invictamque stabilitatem…“ – „wegen ihrer wunderbaren Ausbreitung, außerordentlichen Heiligkeit und unerschöpflichen Fruchtbarkeit an allem Guten, wegen ihrer katholischen Einheit und unbesiegten Beständigkeit“. Die Kirche ist, ich zitiere wieder, „ein mächtiges und fortdauerndes Motiv der Glaubwürdigkeit und ein unwiderlegbares Zeugnis göttlicher Sendung.“ Die Väter waren damals 1870 ähnlich euphorisch über die „invicta stabilitas“ der Kirche wie ihre Vorfahren auf dem Chalcedonense 451 nach der Verlesung des Tomus ad Flavianum des großen Papstes Leo. So wie 451 die Bischöfe riefen: Durch Leo hat Petrus gesprochen –, so klingt aus der Formulierung von 1870 der Jubel durch: Durch die jüngste Geschichte der Kirche hat Gott selbst die Wahrheit seiner Kirche geoffenbart.

Die dogmatische Dimension des Bischofsamtes ist nicht verständlich, wenn das Mysterium der Kirche nicht verstanden wird. Auf dem 2. Vatikanum 1962-1965 ging es, wie gesagt, zentral um die Kirche. Die wichtigste der vier Konstitutionen – eine der zwei dogmatischen Konstitutionen des Konzils, nämlich jene über die Kirche – beginnt mit einem Begriff aus dem Lukas-Evangelium, wo Jesus als das „Lumen Gentium“ (Lk 2,32), als das „Licht der Heidenvölker“ gepriesen wird. Im Ohr klingt dabei auch der Jubelruf der Osternacht auf, wo die Osterkerze den auferstandenen Christus symbolisiert, den Sieg über die Finsternis von Tod und Sünde: „Lumen Christi!“ – „Lumen Gentium“ bezieht sich nicht auf die Kirche, sondern auf Christus: „Das Licht der Völker ist Christus.“ Und dann wird gesagt, dass sich der Glanz dieses Lichtes auf dem Antlitz der Kirche widerspiegelt.

Die Kirche war als einzige Institution – was man heute wegen einer massiven Gegenpropaganda leicht vergisst – unbeschadet aus dem Grauen der Nazidiktatur und des 2. Weltkrieges hervorgegangen. Sie hatte nicht kollaboriert, sie war im Gegenteil – im ganzen gesehen – die einzige Institution des ernstzunehmenden geistigen Widerstandes. Freilich würde man sich mehr Katholiken wie Schwester Restituta Kafka, Jakob Gapp, Franz Jägerstätter, Bernhard Lichtenberg, Karl Leisner, Nikolaus Groß, Alfred Delp, P. Ingbert Naab OFMCap, Bischof August Graf von Galen, P. Rupert Maier SJ oder Pfarrer Otto Neururer wünschen. Stellvertretend für Tausende sind sie bereits selig gesprochen. Nach dem Weltkrieg kam eine große Blüte, man war gläubig, in der pianischen Kirche war auch alles wohlgeordnet, der Wirtschaftsaufschwung, ja das Wirtschaftswunder, war von einem Glaubenswunder begleitet.

Da wollten die Väter des 2. Vatikanums 1962 natürlich demütig sein. Aus dieser Position der Stärke, der Geschlossenheit, respektiert von aller Welt, konnte man leicht die Waffen begraben, mit denen man bisher sich gegen all die anti-theistischen, anti-christlichen und anti-kirchlichen Kräfte gestemmt hatte.

Ein Konzil, das die erste Konstitution mit den Worten „Sacrosanctum Concilium“ beginnen lässt, war demütig (und keineswegs gedemütigt wie heute!) aus einer Position der Stärke und des Selbstbewusstseins heraus. Was die Unzerstörbarkeit der Kirche betrifft, so war man im Ton bescheidener, in der Sache jedoch gleich konsequent: Während das 1. Vatikanum noch der Kirche „in globo“ die Unveränderlichkeit, die Unzerstörbarkeit, die Heiligkeit zuschreibt, so differenziert die Kirchenkonstitution des 2. Vatikanums: Die Väter streichen den ebenso seltsamen wie leidvollen doppelgesichtigen Charakter der Catholica heraus: Die heilige Kirche umfasst einerseits „Sünder in ihrem eigenen Schoß.“ Zugleich ist sie andererseits „unzerstörbar heilig“. Von dieser Polarität von Sünde und Heiligkeit wird freilich das Leuchten der Heiligkeit stärker betont: „Es ist Gegenstand des Glaubens, dass die Kirche, deren Geheimnis die Heilige Synode vorlegt, unzerstörbar heilig ist.“

3. Der Bischof vergegenwärtigt Christus in seinen Dimensionen als Hirt, Priester und Lehrer

Die ekklesiologische Fundamentierung ist wichtig, um das Bischofsamt zu verstehen: Es gibt in der katholischen Kirche eine totale, absolute Christozentrik: nichts ist für sich selbst (nicht das Leitungsamt, nicht die Sakramente, nicht die institutionellen Strukturen usw.), sondern alles ist durch Christus, mit Christus und in Christus. Und diese Christusfunktionalität, Christuspersonalität, Christuspräsenz ereignet sich mittels der Apostel, deren Amt in den Bischöfen fortlebt. Jesus bezeichnet sich selbst als den „guten Hirten“, der sein Leben hingibt für die Seinen (Joh 10,1-39). Das ist nicht nur eine Selbstdefinition, sondern eine Mahnrede an seine Apostel, die er am Ende seines irdischen Wirkens aussenden wird: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!“ (Mk 16,15)

Der Anspruch ist universal: „alle Geschöpfe“, die Aufgabe daher eindeutig eine Überforderung! Aus Eigenem gibt es kein „Apostolat“ in diesem umfassenden Sinn, aus eigener Kraft muss ein solcher Auftrag scheitern. Das Apostelamt ist ein Amt zum Scheitern. Apostelfeste werden ja in blutroter Farbe gefeiert, weil alle – außer Johannes – das Martyrium erlitten. Doch dieses Scheitern ist Sieg. Denn die Gleichförmigkeit mit dem am Kreuz „Gescheiterten“ ist identisch mit der Gleichförmigkeit mit dem in der Auferstehung Siegenden. Jesus sagt: „Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab; wer aber mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat“ (Lk 10,16). Und bei seiner Verabschiedung in die Transzendenz des Himmels gibt er die kraftvolle Zusage: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20).

Und so sind die Apostel hinausgezogen. Von Anfang an haben Sie ihre Sendung weitergegeben, indem sie Nachfolgern die Hände aufgelegt haben (1 Tim 5,22), sodass sie mit ihrem ganzen Sein hingeordnet (ordinare ist das lateinische Wort, das wir heute mit „weihen“ übersetzen) wurden für diesen Dienst, in dem Christus selbst gegenwärtig sein möchte. Schon Irenäus von Lyon (ca. 135 bis 202) bezeugt, dass die Apostel Bischöfe einsetzten. Für diese geweihten Apostelnachfolger hat die junge Kirche den Begriff „episkopos“ verwendet, davon leitet sich unser deutsches Wort „Bischof“ ab. Der griechische Ausdruck heißt wörtlich: Aufseher, der, der alles überschaut und beaufsichtigt. Man hat bewusst einen profanen Ausdruck gewählt – der Bischof ist der Vorarbeiter, der Polier, also der, der auf Erden für das Funktionieren der Heilsweitergabe sorgt. Der Chef ist und bleibt nämlich Christus selbst! Und auch der Papst ist nur sein „Vikar“, sein „Statthalter“ auf Erden: Versichtbarung einer unsichtbaren Wirklichkeit.

Das 2. Vatikanische Konzil musste, da es viel über die Kirche handeln wollte, viel über die Bischöfe handeln. Natürlich musste man auch austarieren; denn mit dem 1. Vatikanum und der Super-Definition der Infallibilität des Papstes war der Eindruck entstanden, als bestünde die Kirche nur aus dem Papst und die Bischöfe wären nichts anderes als die Filialleiter von Papstes Gnaden. Pius IX. selbst hat hier durch die deutschen Bischöfe den Unterstellungen von Bismarck und Döllinger widersprochen. Jedenfalls: Das Bischofsamt wurde theologisch durch das 2. Vatikanum aufgewertet. Ein eigenes dickes Dekret mit dem bezeichnenden Titel „Christus Dominus“ handelt über die Bischöfe. Der Bischof ist gleichsam „Christus am Ort“, er leitet die ihm anvertrauten Gläubigen seiner Diözese als Lehrer, Hirt und Priester (LG 21, CD 2, KKK 1558). Diese Lehre steht ungebrochen in der Nachfolge des Konzils von Trient und des 1. Vatikanums: „Darum lehrt die Kirche, dass die Bischöfe aufgrund göttlicher Einsetzung an die Stelle der Apostel nachgerückt sind, gleichsam als Hirten der Kirche; wer sie hört, hört Christus, und wer sie verachtet, verachtet Christus und den, der Christus gesandt hat“ (LG 20).

Die Bischöfe konnten sich über die dogmatische Klarheit, mit der ihr sakramentales Amt auf dem 2. Vatikanum beschrieben wurde, freuen. Hatte noch Thomas von Aquin gemeint, dass das Bischofsamt nur ein rein juridisches Plus gegenüber dem Priestertum darstellt – also der Bischof nur ein Priester mit mehr Rechten –, so dürfen sich nach dem 2. Vatikanum die Bischöfe ihres Stabes, ihrer Mitra und ihres Rings auch aus theologischen Gründen erfreuen: Das heilige Lehr-, Hirten- und Heiligungsamt Christi selbst drückt sich in ihnen aus: in ihnen „west“ die Fülle des ewigen Hohenpriesters Christus. Daraus folgt, dass die beiden anderen Stufen der Weihe – die Priester und die Diakone – nur unter der Leitung des Bischofs ihr Amt ausüben können.

Zur Nachgeschichte des Konzils mit seiner Betonung des Bischofsamtes (also zur Theologie des Bischofsamtes im 3. Kapitel von Lumen Gentium und im Dekret Christus Dominus) gehört auch die Bischofssynode 2001 in Rom zum Thema „Der Bischof – Diener des Evangeliums Jesu Christi für die Hoffnung der Welt“, deren Resultat das Apostolische Schreiben „Pastores Gregis“ von 2003 ist. Interessant sind dort im 2. Kapitel die ungewöhnlich breiten – und vielleicht auch notwendigen – Ausführungen über „Das geistliche Leben des Bischofs“. Bischof-Sein ist nicht bloß eine „existentia“, sondern eine „pro-existentia“.

An „Pastores Gregis“ ist auffallend, dass großes Gewicht auf die persönliche Glaubwürdigkeit der Träger des bischöflichen Amtes gelegt wird: die Autorität in der Kirche sei eine Vollmacht, die aus dem Zeugnis hervorgeht. Der Bischof ist dann glaubwürdig, wenn er zeigt, dass er ein „Mann Gottes“ ist. Das Bischofsamt ist ja kein Selbstzweck, sondern ein notwendiger – wenn auch übernatürlicher – Sicherungsmechanismus, durch den sich Christus selbst seiner Kirche als Guter Hirte sakramental eingestiftet hat. Christus selbst hat die „Hierarchie“, also die „heilige Ordnung“ begründet (hierarchia heißt griechisch: heilige Ordnung, heiliger Ursprung, heiliges Fundament). Der Hirtenstab, den der Bischof trägt, verweist auf niemand anderen als auf Christus, den guten Hirten. Der interessante Hut, die Mitra, den die Bischöfe aufhaben – nicht nur um ein bisschen größer zu wirken –, ist der Mütze des Hohenpriesters in Jerusalem nachempfunden. Die Mitra bezeugt die Kontinuität der Erwählung, sie bezeugt auch die Fülle der beiden Testamente durch ihre zwei Spitzen und die zwei nach hinten weghängenden Bänder (Infel). Sie bezeugt auch symbolisch das, was im Weiheritus ausgedrückt wird: Während der weihende Bischof das Weihegebet spricht, halten zwei Diakone das geöffnete Evangeliar über dem Haupt des zu weihenden, um gleichsam den im Evangelium selbst sprechenden Christus in dem Geweihten gegenwärtig zu machen (Weihe eines Diakons, Nr. 37). Das eigentliche Zeichen des Bischofs ist aber sein Lehrstuhl, die Kathedra (kathedra ist griechisch und heißt: Stuhl, Sessel), die im Altarraum der Bischofskirche aufgestellt ist. Daher nennt man Bischofskirchen ja auch: „Kathedrale“, wörtlich: „Lehrstuhlkirchen“.

Ein Bischof muss vieles: ordnen, leiten, heiligen, auch in der Öffentlichkeit die Kirche repräsentieren usw. – vor allem aber muss er die Botschaft Christi treu und unverfälscht verkünden. Und hier hat er einen besonderen Beistand des Heiligen Geistes. Er kann nicht verkünden, „was man sich so denkt“, oder „was der Zeitgeist flüstert (oder brüllt)“, sondern was die Kirche glaubt. Er vertritt nicht aus Eigeninteresse eine Meinung. Er lehrt nicht zu seinem eigenen Vorteil, sondern er lässt sich lieber prügeln und schimpfen und verachten.

4. Die Bischöfe üben ihr Amt in „Kollegialität“ aus

Das 2. Vatikanum hat die Bischöfe aufgewertet und zugleich eingeordnet, zugeordnet, ja schlechthin geordnet. Und zwar durch das Kriterium der so genannten Kollegialität. Der dogmatische Ausdruck „Kollegialität“ ist ein ekklesiologischer Fachterminus und hat nichts mit dem zu tun, was wir umgangssprachlich unter Kollegialität verstehen, also Freundschaftlichkeit, Fairness, Teamgeist und Brüderlichkeit – auch wenn es den Bischöfen durchaus ansteht, wirklich „kollegial“ miteinander umzugehen im Sinne von unprätentiös, liebenswürdig, freundschaftlich… – eben: „kollegial“.

Die „Kollegialität“ im theologischen Sinn ist ein Kriterium, das den einzelnen Bischof – egal welcher Funktion er sich erfreut – in seiner Lehrtätigkeit korrigiert bzw. bestätigt: Bischof ist man nämlich niemals für sich allein: Das Bischofsamt entkleidet den Geweihten seiner individuellen Vereinzeltheit und integriert ihn in ein übergeordnetes Ganzes, das den Namen Bischofskollegium trägt. Christus hat nicht nur einen einzelnen Apostel berufen, sondern ein „Kollegium“ von „Zwölf“, um die Gesamtheit der Stämme Israels darin abzubilden. Daher sagt der KKK 1444 klar und deutlich, dass die Vollmacht, die Christus dem Petrus gab, auch dem gesamten Kollegium gilt und umgekehrt. Der katholische Bischof ist keine omnipotente Einzelfigur, sondern er repräsentiert Christus nur insofern, als er Glied des Bischofskollegiums ist. Die kollegiale Natur des Episkopats zeigt sich schon an den beiden Umständen, dass erstens bei der Weihe eines neuen Bischofs mehrere Bischöfe mitwirken. Und zweitens erfolgt die rechtmäßige Weihe nur in der Einheit mit dem Bischof von Rom.

Wir halten also fest: Die Kirche selbst ist unzerstörbar. Das Bischofsamt – und hier herausragend das Amt des Petrusnachfolgers – ist ein Aspekt dieser Indefektibilität der Kirche. Durch seine Lehre, in Kollegialität mit dem Papst und den Bischöfen, nimmt der Bischof teil an der Infallibilität, die Christus seiner Kirche garantiert hat, und er hält sie selbst in der Wahrheit. Wenn der Papst und die Bischöfe heute Unbequemes verkünden, dann nicht deshalb, weil sie „Ideologen“ sind, sondern weil es die Wahrheit ist, die frei macht. Wäre es anders, wäre die Kirche schon längst untergegangen!

Dieser Aufsatz erschien in KIRCHE heute Nr. 12/2007

Foto: (c) kath.net



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