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Limbus, Gottesschau oder Rahners Reinkarnation?

26. September 2006 in Buchtipp, keine Lesermeinung
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Eine neue wissenschaftliche Arbeit zum Schicksal ungetauft sterbender Kinder. Der Autor Johannes M. Schwarz im KATH.NET-Gespräch.


Linz (www.kath.net)
KATH.NET: Bei Ihrer Dissertation haben Sie sich für eine Untersuchung zum Schicksal ungetauft sterbender Kinder entschieden. Was waren die Beweggründe für diese Wahl? Ist dieses Thema überhaupt noch aktuell?

Johannes M. Schwarz: Die Auseinandersetzung mit dieser nicht ganz einfachen Problematik verdankt sich einer Reihe von Gesprächen mit einem Freund und Studienkollegen anlässlich dem in den letzten Jahren neu erwachten Interesse an der Frage, das vor allem durch die Arbeit der Internationalen Theologenkommission angeregt wurde. Dass diese Kommission im Herbst 2004 von Johannes Paul II. mit dieser Thematik betraut wurde, zeigt die Aktualität der Problematik – auch wenn es sie noch nicht erklärt.

Grund für die Schwierigkeit der Frage ist die diffizile Bestimmung des Verhältnisses der zentralen Glaubenswahrheiten von der Erbsünde (Taufnotwendigkeit) auf der einen Seite und vom göttlichen Heilswillen auf der anderen. Beide begegnen sich im Fall der ungetauft sterbenden Kinder mit fast „klinischer Präzision“ (G. Dyer).

Für mich erhielt das Thema zusätzlich eine persönliche, emotionale Dimension durch meine langjährige Tätigkeit in der österreichischen Lebensschutzbewegung und die pastoralen Aufgaben, die ich seit Beginn meines Doktoratsstudiums übernommen habe. Aus diesem Grund war diese Untersuchung für mich nie eine bloß abstrakte, akademische Übung, sondern bisweilen ein theologisches Ringen, das nur auf den Knien ausgetragen werden konnte. Entstanden ist dabei, so hoffe ich, ein Beitrag, der als intelligentia fidei eine fruchtbare Diskussion des Schicksals ungetauft sterbender Kinder unterstützen kann.

KATH.NET: Sie haben die Arbeit der Internationalen Theologenkommission angesprochen. In den letzten Monaten wurde ebendiese Arbeit mit Schlagzeilen wie „Vatikan will Limbus abschaffen“ in den Medien begleitet. Ist das Modell des Limbus überholt? Welche Antworten hat die Theologie in der Geschichte gegeben?

Johannes M. Schwarz: So leicht, wie es verschiedene Theologen und manche Journalisten meinen, lässt sich der Limbus nicht „abschaffen.“ Zum einen, weil der Limbus nicht ein einziges, homogenes Modell darstellt, sondern in verschiedenen Variationen vertreten wurde. Darum wird eine Kritik nicht immer alle Modelle gleich treffen.

Zudem gilt es sorgsam das ordentliche Lehramt und die Tradition nach dem Wert dieser Antwort zu befragen. Wird festgestellt, dass das Modell des Limbus nicht grundsätzlich dem offenbarten Glauben widerspricht (ein Schluss den kirchliche Dokumente mehr als nur zulassen) und der Limbus auch in sich selbst nicht widersprüchlich ist, so bleibt er wenigstens als mögliche Antwort gültig und ist demnach nicht einfach abschaffbar.

In jedem Fall treffen in der Theologiegeschichte sehr verschiedene Antwortversuche aufeinander. Bis zum neunzehnten Jahrhundert wurde mit wenigen Ausnahmen die Nicht-Erlösung der Kinder außer Streit gestellt. Die Auseinandersetzungen kreisten in dieser Zeit vor allem um die Auslegung der augustinischen poena mitissima (leichteste Strafen), welche nach Ansicht des großen afrikanischen Kirchenlehrers die ungetauften Kinder im Jenseits treffen würden

Die Scholastik erlaubte mit neugewonnenen Differenzierungen zur Erbsündenlehre eine milde Auslegung dieser „Strafen“, die im Konzept des Limbus ihren Ausdruck fand. Der neue Augustinismus nach der Reformation vertrat eine strengere Auslegung, welche neben dem Ausschluss von der Gottesschau auch von Sinnesstrafen ausging. Nach der Beilegung des Jansenistenstreits setzte sich die mildere scholastische Anschauung schließlich weitgehend durch.

Mit der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts stieg die Anzahl an vorgeschlagenen Heilswegen für die Kinder inflationär an, die nicht ohne heftige Repliken durch die Vertreter der klassischen Lehrtradition blieben. Die meisten Versuche verblieben im Taufersetzschema und bemühten sich zu zeigen, dass die Rettung der Kinder durch eine Form der Begierdetaufe oder Bluttaufe (Martyrium) geschehe. Ich habe versucht, in meiner Arbeit diese zahlreichen Versuche systematisch zu ordnen und ihre Stärken und Schwächen aufzuzeigen.

Nach dem vorläufigen Höhepunkt der Diskussion in den fünfziger Jahren führte die Einberufung des Pastoralkonzils zur Erschließung neuer theologischer Horizonte und Interessensgebiete, welche die Diskussion der Kinderfrage weitgehend verdrängten.

In den letzten Jahren ist nun ein zaghaft wiedererwachtes Interesse an der Frage festzustellen. Einen ersten Impuls lieferte der Text des neuen Katechismus der Katholischen Kirche, der eine „berechtigte Hoffnung“ für einen Heilsweg der Kinder beschrieb und damit die Frage nach einer „Korrektur“ der früheren kirchlichen Lehre in den Raum stellte.

KATH.NET: Gibt es unter den eingeschlagenen Lösungswegen besonders „einfallsreiche“ Vorschläge?

Johannes M. Schwarz: Kurios wie auch bedenklich sind einige Überlegungen Karl Rahners. In einem weniger bekannten Aufsatz über das Fegefeuer fragt der Jesuit unter anderem nach dem Schicksal ungetaufter Kinder. Wenn die ungetauften Kinder einfach in den Himmel gelangten – was Rahner als gegeben sieht – dann wäre ein großer Teil der Himmelsschar ohne eine personale Entscheidung dorthin gelangt.

Rahner hält diesen Gedanken für „schrecklich“ und unpassend. Eine Begierdetaufe im Tod erscheint ihm eine mögliche Antwort. Aber Rahner überlegt auch noch eine Lösung. Unter Berufung auf die „ungeheure Verbreitung“ der Reinkarnation und Seelenwanderung in der „religiösen Menschheitstradition“ könne an dieser Lehre doch auch etwas Richtiges sein. Sie könnte wenigstens für jene gelten, die vor dem Gebrauch der Vernunft aus dem Leben geschieden sind.

KATH.NET: Eine „kreative“ Lösung, aber wohl sehr problematisch. Zum Schluss noch eine nicht unwichtige Frage: An welche Leser richtet sich das Werk?

Johannes M. Schwarz: Das Werk hat als wissenschaftliche Veröffentlichung im Rahmen eines Promotionsstudiums eine entsprechend akademische Ausrichtung. Als solches richtet es sich an Theologen und theologisch interessierte Laien. Auch Priester und Menschen im pastoralen Dienst können die Arbeit mit Gewinn lesen, insofern die darin dargestellte Diskussion sehr wichtige Aspekte der Verkündigung berührt. Als pastorale Handreichung für betroffene Eltern ist dieses Werk hingegen ungeeignet. Es arbeitet ein Kapitel Theologiegeschichte mit möglichen Wegen und Irrwegen auf, ohne das Problem letztlich zu lösen.

Johannes Maria Schwarz
Zwischen Limbus und Gottesschau
Das Schicksal ungetauft sterbender Kinder in der theologischen Diskussion des zwanzigsten Jahrhunderts. Ein theologiegeschichtliches Panorama.
353 Seiten
14,80 EURO zzgl. Versandkosten.

Das Buch kann direkt bei KATH.NET in Zusammenarbeit mit der BuchhandlungCHRIST-MEDIA (Auslieferung Österreich und Deutschland) und der BuchhandlungImmanuel (Auslieferung Schweiz) bestellt werden. Es werden die anteiligenPortokosten dazugerechnet. Die Bestellungen werden in den jeweiligenLändern (A, D, CH) aufgegeben, dadurch nur Inlandportokosten.

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