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'Ich bin froh über das 'Forum Deutscher Katholiken'

16. Juni 2006 in Deutschland, keine Lesermeinung
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Bischof Algermissen zum Auftakt des Kongresses 'Freude am Glauben': Wir sind ein Missionsland geworden - Missionsland darf man nur betreten mit einem echten Missionswillen - All der Analysen und Diagnosen der Glaubens- und Kirchenkrise längst müde.


Fulda (www.kath.net/bpf)
„Der Glaube an Jesus Christus ist in vielen Menschen heute nicht mehr verankert. Bindungen werden aufgegeben, verbindliche Werte in Frage gestellt, Gebote lächerlich gemacht. Da ist es für uns wichtig, eindeutige Orientierung zu finden, uns festzumachen an jenem, der das ‚Licht der Welt’ ist, das uns Richtung, Führung und Maßstab schenkt.“ Dies unterstrich Bischof Heinz Josef Algermissen zum Auftakt des Kongresses „Freude am Glauben“ des „Forums Deutscher Katholiken“ am Freitag in Fulda, der in diesem Jahr das Thema „Auf dem Weg zu Christus“ behandelt. Die Welt habe sich seit der Zeit des hl. Bonifatius, des Apostels der Deutschen, grundlegend gewandelt, und sie sei in einem tiefen Wandel begriffen. „Das Glaubensfundament aber, das er legte, ist bleibend gültig“, so der Bischof. Es sei das einzige, auf das man die Zukunft der Gesellschaft bauen könne. „Die Freundschaft mit Jesus Christus, die uns Bonifatius vermittelte, trägt und hält uns, ist Stütze und Stärke auf dem Weg in die nächsten Jahrzehnte“, hob der Oberhirte hervor.

In seiner Predigt beim feierlichen Eröffnungsgottesdienst im vollbesetzten Dom zu Fulda rief der Bischof in Erinnerung, daß der weitsichtige Jesuitenpater und Soziologe Alfred Delp (1907-1945), der immer wieder zum Gespräch beim Fuldaer Bischof Johannes Dietz war und seinen Widerstand gegen die Barbarei des Nationalsozialismus am 2. Februar 1945 mit seinem Leben bezahlte, in einem Vortrag am 22. Oktober 1941 in Fulda gesagt habe: „Wir sind ein Missionsland geworden. Diese Erkenntnis muß endlich vollzogen werden. Die Umwelt und die bestimmenden Faktoren allen Lebens sind unchristlich.“ Daraus sei für ihn die Einsicht gefolgt, aus der Defensive herauszutreten: „Missionsland darf man nur betreten mit einem echten Missionswillen.“ Kardinal Walter Kasper habe es in seiner Rede zur ökumenischen Situation in Deutschland während des Katholikentages in Ulm im Juni 2004 so zur Sprache gebracht: „Leider sind wir heutige Christen müde Krieger geworden; die missionarische Dynamik und der Mut, in Neuland vorzustoßen, sind uns weitgehend abhanden gekommen. Wir fragen, wie wir möglichst vieles mit Ach und Krach gerade noch halten können, statt mutig neue missionarische Schwerpunkte zu setzen.“

Man müsse sich heute also fragen, wie die Christen zu solch „echtem Missionswillen“ und derartigen „missionarischen Schwerpunkten“ finden könnten, hob Algermissen hervor. Man sei all der Analysen und Diagnosen der Glaubens- und Kirchenkrise längst müde und suche nach einer Therapie. „Da es um das Evangelium Jesu Christi als probates Heilmittel geht, lade ich Sie ein, in die Schule eines großen Glaubenszeugen zu gehen, den wir in einem fuldischen Lied den ‚Glaubensvater’, den ‚Apostel der Deutschen’ nennen“, fuhr der Bischof fort. Diese Einladung sei am Grab des Hl. Bonifatius und zumal durch den Bischof von Fulda nur konsequent. Seit Jahrhunderten suchten die Menschen in der Krypta des Hohen Domes vor dem Grab des Heiligen neue Ausrichtung und Orientierung. Als junger Mann im benediktinischen Geist in Exeter erzogen, begeisterte sich Winfrid-Bonifatius für die Botschaft des Evangeliums. Nachdem er in verschiedenen Klöstern seines Heimatlandes segensreich gewirkt hatte, fühlte er sich gedrängt, Anfang des 8. Jahrhunderts in den friesischen, sächsischen und thüringischen Missionsgebieten den Glauben zu bezeugen.

„Wäre es nicht endlich an der Zeit diesen missionarischen Geist auch heute wieder neu zu entdecken?“, hinterfragte der Oberhirte. Man dürfe nicht ängstlich und defensiv seine Grenzen abstecken, sich in die sakrale Nische unserer Tradition zurückziehen und den allgemeinen Niedergang beklagen, sondern müsse selbstbewußt an die Öffentlichkeit gehen und an den Marktplätzen auftreten, bereit, „jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach dem Grund unserer Hoffnung fragt“. Bekennermut sei heute in unserer Welt gefragt, keinesfalls Indifferentismus, feige Gleichgültigkeit und Anpassung, stellte Algermissen heraus. Bei allem missionarischen Eifer sei Bonifatius allerdings kein Heißsporn, der mit dem Kopf durch die Wand gehe, so der Fuldaer Bischof weiter. Seiner Glaubensverkündigung liege vielmehr ein Plan zugrunde, der seiner benediktinischen Spiritualität entspreche. Er lasse es nicht dabei bewenden, im Heidenland zu predigen und zu taufen, er gründe vielmehr in Fritzlar im Jahr 724 und in Amöneburg 721 wie in Fulda 744 Klöster und Mönchszellen, also Orte, an denen der neue Glaube lebendig und anschaulich werde. „In einer Zeit großer Umbrüche und tiefer Veränderungen schafft Bonifatius so Inseln der geistigen und geistlichen Stabilität.“

Bischof Algermissen zeigte sich dankbar, daß es solche geistlichen Zellen bis heute gebe und nannte geistliche Gemeinschaften und Orden. „Ich bin froh über das ‚Forum Deutscher Katholiken’, in dem sich glaubenstreue Frauen und Männer zusammengeschlossen haben, denen die Nähe zu Jesus Christus und seiner Kirche Quelle zur Freude und dann auch zum Einsatz ist.“ Er wolle auch dafür beten, daß sich viele vom Geist Gottes neu ansprechen und begeistern ließen, sich am Evangelium grundsätzlich orientierten und so „wirksamer Sauerteig in einer öden und faden Gesellschaft“ würden. Denn nur Begeisterte könnten andere begeistern, nur selbst Überzeugte andere überzeugen.

Des weiteren falle ihm, so Algermissen, an Bonifatius vor allem seine Standfestigkeit und Furchtlosigkeit auf. So sehr es ihm um die Gewinnung der Menschen für Christus gehe und so sehr er pastoral denke, er biedere sich nicht an, schließe keine faulen Kompromisse. „Wo es um die Substanz seiner Botschaft geht, ist er klar und unnachgiebig. Da läßt er es auf eine Machtprobe ankommen, da muß die Donar-Eiche bei Fritzlar gefällt werden, um unmißverständlich deutlich zu machen: Es darf neben dem einen Gott keine anderen Götter geben.“

Eine Entscheidung für Gott und gegen die Götzen der Zeit sei auch heute eine Entscheidung gegen den Trend, gab der Bischof zu bedenken. „Sie wissen, es ist nicht leicht, im Freundes- oder Kollegenkreis im Abseits zu stehen, weil man an der eigenen Glaubenspraxis, an christlichen Werten und Überzeugungen festhält.“ Ihm machten der Pragmatismus und Populismus große Sorge, mit dem in der Gesellschaft, in Medien, Wissenschaft und Politik insbesondere das menschliche Leben an seinem Anfang wie an seinem Ende in Frage und zur Disposition gestellt werde. „Ich sehe deutlich, daß das menschliche Leben an seinem Beginn wie an seinem Ende bedroht ist, und zwar nicht nur beim Problem des Schwangerschaftsabbruchs, sondern auch aufgrund der bedenklichen Entwicklungen in der Gentechnik und Biomedizin.“ Man habe, so der Bischof, das Geschöpf vom Schöpfer und dessen Naturgesetzen gelöst und es zum Material gemacht. Das heiße also: nicht mehr „geschaffen aus Liebe“, sondern zu „Selbstverwirklichung und hemmungsloser Autonomiesucht“. In diesem Zusammenhang erinnerte der Bischof an die jüngste Entscheidung der EU zugunsten einer verbrauchenden Embryonenforschung: „Sie geben Geld dafür, daß menschliches Leben getötet wird.“

Ganz besonders habe ihn im Herbst letzten Jahres die Meldung bewegt, die Schweizer Sterbehilfe-Organisation „Dignitas“ wolle in Hannover eine deutsche Zweigstelle gründen. Bischof Algermissen wörtlich: „Die Befürworter der aktiven Sterbehilfe argumentieren mit dem Selbstbestimmungsrecht des Patienten, das zu achten sei. Dieser Ansatz offenbart ein Verständnis, wonach der Mensch selbst Maßstab und Norm ist und in vollständiger Autonomie über sein Leben entscheiden kann.“ Dabei sei es nach dem christlichen Menschenbild gerade nicht der Mensch, der die Menschenwürde begründe, vielmehr sei sie ihm vorgegeben und ein für allemal in der Menschwerdung und barmherzigen Liebe Gottes begründet. Nur auf dem Weg zu Christus findet sich laut Algermissen die Bedingung der Möglichkeit der Menschenwürde. „Aktive Sterbehilfe, oder wir müßten besser sagen: Euthanasie, ist ein tragischer Irrtum, weil es doch eine Alternative gibt: statt das Töten eines todkranken Menschen zur Therapie zu erheben – die umfassende, liebevolle Zuwendung als Antwort auf den Schrei nach Hilfe bei der letzten Etappe des Menschenlebens.“

Die Haltung der Kirche katholischen Kirche hierzu sei unaufgebbar eindeutig: „Willentliche Euthanasie, gleich in welcher Form und aus welchen Beweggründen, ist Mord. Sie ist ein schwerer Verstoß gegen die Würde des Menschen und gegen die Ehrfurcht vor dem lebendigen Gott, seinem Schöpfer“ (Katechismus der Kath. Kirche, Nr. 2324). Die Frage, so Algermissen, lasse ihn nicht los: „Werden wir das Evangelium des Lebens gegen eine ‚Kultur des Todes’ und gegen alle Gleichgültigkeit als Alternative hörbar machen und ins eigene Leben umsetzen können? Wie kann diese Welt in Zwielicht und Schatten etwas heller werden, erfahren, daß sie aus Liebe geschaffen ist?“

Der Oberhirte erinnerte daran, daß der hl. Bonifatius dreimal nach Rom gereist sei und in vielen Briefen immer wieder in Rom angefragt habe. Er lebte in enger Verbindung mit den Päpsten Gregor II. und Gregor III. und band sich an die Institution des Papsttums – „auch wenn es im 8. Jahrhundert wirklich kein Kinderspiel war, über die Alpen und durch unsicheres Land zu gehen, um Rom zu erreichen“. Wer sich solchem Weg aussetze, werde zum Zeugen für den Nachfolger Petri. „Das wird ihm bis heute von vielen übel genommen, besonders im protestantischen Bereich.“ Man kritisiere ihn als Repräsentanten der römischen Amtskirche.

Bischof Algermissen hinterfragte sodann, ob nicht gerade in einer sich globalisierenden Welt umgekehrt eine im eigenen Saft schmorende Kirche ein Anachronismus und museumsreif sei. Bonifatius habe statt dessen über den eigenen Zaun hinausgeschaut. „Er hat die deutsche Kirche aus ihrer Isolierung befreit und sie mit der universalen Weltkirche verbunden.“ Er habe schon damals europäisch gedacht, war ein „Global Player“. Ein solches weltoffenes und im ursprünglichen Sinn des Wortes katholisches wie apostolisches Christentum brauche man heute dringend, stellte Algermissen fest. „Die Gemeinschaft mit dem Nachfolger des Hl. Petrus ist deshalb nicht etwa ein Handicap, sondern ganz im Gegenteil die eigentliche Stärke unserer Kirche, sie garantiert die Einheit“, betonte der Fuldaer Bischof am Ende.

Die capella cathedralis unter der Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber sang Chorsätze aus „Assumpta est Maria“ von G. P. da Palestrina sowie „Jesu dulcis memoria“ von O. Olsson. An der Domorgel Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser, der zum Auszug das Präludium in e-moll von J. S. Bach spielte.



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