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Die Lehmann-Kirche

21. September 2005 in Deutschland, keine Lesermeinung
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Es gab einen "Konzilsgeist" und einen deutschen "Synodengeist". Beide Geister durchwehen noch die "Lehmann-Kirche" - Ein Kommentar von Guido Horst / Die Tagespost


Die Bestätigung Kardinal Karl Lehmanns mit Zweidrittelmehrheit im ersten Wahlgang der deutschen Bischöfe für eine vierte Amtsperiode als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz zeigt, wie unverzichtbar der Theologe und Oberhirte von Mainz in dieser Position für seine Mitbrüder geworden ist. Die Kardinäle Döpfner und Höffner standen jeweils elf Jahre dem Gremium vor. Lehmann bereits achtzehn Jahre, sechs weitere können nun folgen. Wie kein anderer hat der 69 Jahre alte Kardinal die Konferenz und ihre Büros geprägt. Man nennt ihn dort knapp den "Vorsitzenden". Und Beobachter wie Chronisten haben für die deutsche Ortskirche, so wie sie der Mainzer Kardinal gestaltet und darstellt, den Begriff "Lehmann-Kirche" erfunden. Pfarrer kümmern sich um ihre Gemeinden, Bischöfe leiten ihre Diözese. Aber alles, was über diesen Rahmen hinausgeht und in irgendeiner Weise nationale Bedeutung hat, sieht Lehmann als sein ureigenstes Feld. In keinem Fall würde der Kardinal in der Hauptstadt Berlin es etwa wagen, dem "Vorsitzenden" in Bundesangelegenheiten zuvorzukommen, sei es bei Gesprächen, sei es bei der Repräsentation. Was ist die "Lehmann-Kirche" und an welchem Punkt ist sie nach achtzehn Jahren angelangt? Sie ist fest eingebunden in das staatliche und gesellschaftliche Gefüge der Republik und will alles andere als eine Katakombenkirche oder eine frei schwebende religiöse Gemeinschaft sein. Die Vorgaben, die das deutsche Staatskirchenrecht geschaffen hat, wurden von Kardinal Lehmann meisterlich genutzt, um in den Dialog mit zahllosen Gruppierungen und Kräften zu treten, die für den Christen von der Straße unerreichbar sind. Lehmann ist der Brückenkopf der katholischen Kirche in Deutschland - in die Politik hinein, in die Kreise von Verlegern, Intendanten und Journalisten. Das Tauziehen um die Schwangerenkonfliktberatung endete für Lehmann deshalb so schmerzlich, weil am Ende Dialog und Brückenkopffunktion nicht weiterhalfen, sondern ein klarer Schnitt gemacht werden musste: Kirche und Staat trennten ihre Wege bei der Schwangerenberatung.

Die "Lehmann-Kirche" will Rahmenbedingungen schaffen, damit das Katholische als Institution gedeihlich leben kann. Lehmann vermag Zeit und Zeitgeist zu analysieren, aber sein Ding ist es nicht, als zorniger Prophet das unchristliche Treiben von Politikern oder Kulturschaffenden zu geißeln. Etwa der Union das hohe "C" abzusprechen, das überlässt er anderen. In den vergangenen Jahren hat er stattdessen versucht, Stolpersteine etwas tiefer zu legen, die manchem hierzulande und heutzutage den Weg zur Kirche schwerer machen: den Ausschluss wiederverheirateter Geschiedener vom öffentlichen Kommunionempfang, die Nichtzulassung von Frauen zum Diakonenamt, die "Härten" der katholischen Sexualmoral. Wenn Super-GAU-Erklärungen aus Rom auf deutschem Boden einschlugen, "Dominus Iesus" etwa oder die Liturgieinstruktion, warf Lehmann den Motor an und versuchte zu vermitteln und zu erklären. Als der Brückenkopf eben. Seine Fähigkeit als großer Dialektiker kommt ihm da sehr entgegen. Einerseits, andererseits. Dann die Synthese, die nie antikirchlich ist, sich aber stets geschmeidiger anhört als das ungeschminkte lehramtliche Wort. Zum deutschen Protestantismus hält der Kardinal engen Kontakt. Was er aber über den ökumenischen Dialog mit der evangelischen Seite wirklich denkt, weiß man nicht. Denn als exzellenter Theologe verfolgt er seit Jahren, wieviel Wasser bereits in den lutherischen Wein geflossen ist. Kardinal Lehmann ist auch ein Mann der Würzburger Synode. Damals, wenige Jahre nach dem Konzil, hatten viele ein Bild im Kopf, wie und wohin sich die Kirche weiterentwickeln könnte. Was die Laiendienste angeht, die Rolle der Frau, die Leitung der Gemeinden und Diözesen, die Mitbestimmung der Gläubigen bei Kirchenverwaltung und Liturgie. Es gab einen "Konzilsgeist" und einen deutschen "Synodengeist". Beide Geister durchwehen noch die "Lehmann-Kirche". Kirchliche Bewegungen, wie sie heute immer stärker werden, oder Weltjugendtage mit Papstbegeisterung waren diesen Geistern unbekannt. Und sie sind nicht Kardinal Lehmanns Lebenselixier. Er fürchtet religiöse Strohfeuer und die Impulsivität von geistlichen Gruppen, die sich in gewachsene Strukturen nicht einzubringen vermögen. Charismatisches ist dem Theologen und "Vorsitzenden" eher fremd. Und das muss man sagen: Die katholische Kirche in Deutschland lebt nicht von missionierenden Bewegungen oder Zungenreden und Segnungsritualen, sondern von der Kirchensteuer.

Abgesehen von einem Meisterwerk der theologischen Wissenschaft ist Kardinal Lehmann ein ausgeglichener Kirchenhaushalt sicherlich eine größere Freude als ein Trupp von Wanderpredigern. Auch der Kardinal auf dem Mainzer Bischofsstuhl weiß, dass es der "Lehmann-Kirche" im Grunde nicht gut geht: Der Gottesdienstbesuch nimmt ab, die Berufungen werden immer spärlicher, Finanznot und Priestermangel zwingen zu Einschnitten in das pastorale Netz. Immer seltener gelingt es der Kirche, ihrer Stimme im Land maßgeblichen Einfluss zu sichern. Noch ringen die Bischöfe um diesen Einfluss. Darum haben sie Kardinal Lehmann wiedergewählt. Doch eine Zeit des Aufbruchs ist das jetzt nicht.



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