Äbtissin Reemts OSB: „Es ist gut, dass es die Liturgie und das Dogma der Kirche gibt“

6. März 2022 in Spirituelles


„Ich leide geradezu physisch, wenn ein Priester diesen Glauben durch irgendwelche privaten Meinungen ersetzt. Würde er mir seine Überlegungen bei einem Kaffee mitteilen, wäre ich bereit, zuzuhören und mit ihm zu diskutieren, tut er es aber im Amt…“


Mariendonk (kath.net/pl) „Es ist gut, dass es die Liturgie und das Dogma der Kirche gibt, in ihnen finde ich den Glauben, der mich mit den Christen aller Zeiten und Orte verbindet. Deshalb leide ich geradezu physisch, wenn ein Priester diesen Glauben durch irgendwelche privaten Meinungen ersetzt. Würde er mir seine Überlegungen bei einer Tasse Kaffee mitteilen, wäre ich bereit, ihm zuzuhören und mit ihm zu diskutieren, tut er es aber im Amt, also z.B. im Gottesdienst, fühle ich mich vergewaltigt. Ich wollte Gott begegnen und begegne statt dessen einem Menschen, der meint, seine eigenen Ideen wären interessanter als Gottes Wort.“ Das erläutert die Äbtissin der Benediktinerinnen-Abtei Mariendonk, Christiana Reemts, auf ihrem Blog auf der Homepage des Klosters.

In einem Eintrag an einem anderen Tag stellt die promovierte Theologin fest, sie habe manchmal den Eindruck, „in unserer Gesellschaft werden zwei verschiedene Sprachen gesprochen, in denen dieselben Worte verwendet werden, aber mit sehr unterschiedlicher Bedeutung.“ Das erläutert sie am Begriff „Kirche“, der in der einen Sprache „fast nur noch für eine Institution gebraucht“ werde, „die entweder radikal umgebaut oder zerstört werden“ müsse. Doch in der Sprache, die sie selbst spreche, sei „Kirche“ „der Begriff für etwas unendlich Kostbares, für den Leib Christi, zu dem zu gehören meine Würde und meine Freude ist. Kirche ist dort, wo Menschen Christus nachfolgen, am intensivsten dort, wo sie sich, indem sie Eucharistie feiern, in sein Opfer hineinnehmen lassen.“

Manchmal überfalle sie „Angst: Wo geht es hin? Mit unserer Kirche? Mit unserer Gemeinschaft?“, hatte die Benediktinerin wiederum in einem Beitrag notiert. Sie sage sich dann aber, „dass ich uns und auch mich selbst zu wichtig nehme. Nicht wir werden die Welt retten, nicht wir führen in der Kirche. Christus ist der Herr der Kirche, er ist es, der den Weg zeigt, ja, der selbst der Weg ist. Wohin aber führt es uns? ‚Wohin wir nicht wollen‘ (Joh 20,18), d.h. nicht zu Ansehen, Größe und Erfolg, noch nicht einmal unbedingt zum Überleben in dieser Welt, aber zum Vater.“

Auch die Frage der häufigen Forderungen nach Priesterweihen für Frauen sprach sie erneut an. Sie werde oft aufgefordert, sich zu empören, weil „wir in unserer Gemeinschaft einen Priester ‚von außen‘ brauchen. Meistens ist mein Gegenüber irritiert, wenn ich mich nicht empöre, oft aber nicht bereit, meine Gründe anzuhören.“ Dazu notierte sie nachdenklich, dass ja niemand „aus sich selbst heraus Eucharistie feiern“ könne, denn Christus komme immer „von außen“. „Diese geistige Wirklichkeit wird deutlicher, wenn der zelebrierende Priester kein Mitglied der feiernden Gemeinde ist.“ Sie persönlich fände es sogar „schwieriger, in einer Männergemeinschaft zu leben, zu der auch Priester gehören“, auch wenn dann „der organisatorische Aufwand geringer wäre“. Sie fügte hinzu, dass das „noch gar nichts über die Frage des Frauenpriestertums“ sage, „wohl aber darüber, wie ich benediktinisches Klosterleben verstehe, nämlich unabhängig vom Geschlecht als eine Lebensform, die eher dem Charisma als dem Amt zuzuordnen ist.“ Bereits vor einigen Monaten hatte sie allerdings festgestellt, dass sie dem Priestertum der Frau „skeptisch“ gegenüber stehe, siehe Link.

Außerdem hatte sie in einem Post daran erinnert, dass die Priesterweihe keine Ordination sei, „keine Beauftragung zu einer beruflichen Aufgabe, sondern ein Sakrament. In diesem Sakrament wird ein Mensch in den Dienst Christi genommen, um zu geben und zu tun, was er aus sich heraus niemals geben oder tun könnte. Sakrament heißt: ich gebe, was ich selbst nicht geben kann, ich tue, was nicht aus mir kommt, ich bin bereit, dass ein anderer – Christus –, durch mich wirkt.“
https://www.kath.net/suche.php?suche=reemts

Dr. Christiana Reemts OSB (siehe Link) ist seit 2005 die Äbtissin der bei Aachen liegenden Abtei Mariendonk. Sie hat unter anderem Arbeiten zu den Kirchenvätern veröffentlicht. Mariendonker Ordensfrauen arbeiten seit 1990 an den „Fontes christiani“, einer zweisprachigen Ausgabe der Kirchenväter, mit, außerdem bei der Edition der Vetus Latina und dem Novum Testamentum Patristicum.

Foto: Symbolbild


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