Katholische Eucharistie im Bistum Osnabrück jetzt offiziell „auch für Protestanten erlaubt“

29. Jänner 2024 in Deutschland


Evangelischer Pfarrer Baum: „Wir sind ganz offiziell eingeladen, ohne unser evangelisches Verständnis von Abendmahl an der Tür abzugeben“ – Domkapitular Reinhard Molitor: „Das ist eine große Türöffnung und ein wichtiger Schritt“


Osnabrück (kath.net) Die katholische Eucharistie für Protestanten sei „eine große Türöffnung und ein wichtiger Schritt, der die Kirchen weiter zusammenwachsen lässt. Aber es ist keine Revolution.“ Das vertrat der Osnabrücker Domkapitular Reinhard Molitor im Interview mit dem Online-Portal „aus.sicht“ der Verlagsgruppe Bistumspresse. Das Interview trägt den Titel „Eucharistie auch für Protestanten erlaubt – Ein Aufbruch in der Ökumene“. Ebenfalls interviewt wurde der evangelische Pastor Günter Baum, der betonte, dass es sich bei der wechselseitigen ökumenischen Gastfreundschaft ja nur um „eine Ausnahmeregelung“ handle. Domkapitular Molitor baute dagegen die Gelegenheiten gleich eifrig aus: „Auch Beerdigungen, Schulgottesdienste, Erstkommunion-, Firm- und Konfirmationsfeiern und ökumenische Gedenkfeiern sind solche Anlässe. Ich kann mir das auch im Zeltlager vorstellen.“

Molitor schildert wörtlich: „Das Bistum Osnabrück hat als erstes deutsches Bistum die Einladung zur Eucharistischen Gastfreundschaft im Juni 2023 offiziell gemacht. Auch Rottenburg-Stuttgart ist  an einer solchen Regelung dran. Andere Bistümer zögern. Ich finde, es könnte für die ganze Kirche gelten.“

Pfarrer Baum schilderte aus seiner evangelischen Perspektive: „Ich freue mich sehr und ich bin tatsächlich vorher nie zur Eucharistie gegangen. Das war immer ein großer Schmerzpunkt und ein Defizit. Die Gemeinschaft im Wort war da, die Gemeinschaft im Brot nicht. Das ist nun anders. Wir müssen uns nicht mehr heimlich reinschleichen, sondern sind ganz offiziell eingeladen, ohne unser evangelisches Verständnis von Abendmahl an der Tür abzugeben.“ Inzwischen hätten sich ja auch für die evangelischen Christen „Dinge im ökumenischen Miteinander verändert. Wir feiern jetzt häufiger Abendmahl, gehen sensibler mit den Gaben um: Früher nahm der Bauer die Brotreste mit und verfütterte sie an die Gänse. Jetzt haben wir gelernt: Wenn wir katholische Mitchristen in den Gottesdiensten haben, müssen wir sorgsamer mit Brot und Wein umgehen.“ Er wünscht sich weitere Schritte „in Richtung Interkommunion, der gemeinsamen Eucharistie- und Abendmahlsfeier an einem Tisch. Das ist derzeit noch nicht machbar. Das Problem ist, dass unter Abendmahl und Eucharistie Gemeinde entsteht. Es gibt aber ja keine ökumenischen Gemeinden.“

Hintergrund: Unmittelbar vor dem Ökumenischen Kirchentag im Juni 2023 hatte das Bistum Osnabrück die Handreichung „Steh auf und iss, sonst ist der Weg zu weit für Dich“ zum Thema eucharistische Gastfreundschaft herausgebracht. Dieser Handreichung hatte „Bischof Bode kurz vor seinem Rücktritt im März 2023 zugestimmt hat“, wie in einem Beitrag des Bistums Osnabrück geschildert wird. Zur Erinnerung: Franz-Josef Bode (seinerzeit auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und wichtige Leitungsperson im "Synodalen Weg") hatte im Januar 2023 den Rücktritt als Bischof von Osnabrück eingereicht wegen Kritik bezüglich seines Umgangs mit Personen des Bistums Osnabrück, die als Missbrauchstäter verdächtigt waren. Am 25. März 2023 hatte Papst Franziskus das Rücktrittsangebot dann angenommen. Sein Rücktritt war seitens  deutsch-synodalen Kirchenvertreter sehr bedauert worden.

Foto: Symbolbild


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