Missbrauchsexperte Zollner: ‚Keine Kultur der Rechenschaftspflicht’ in der Kirche

7. Oktober 2023 in Weltkirche


Die Leitung der Kirche sei nicht willens oder nicht fähig, die eigenen Normen umzusetzen und ihre Nachhaltigkeit zu garantieren. Missbrauch habe nicht erste Priorität, kritisiert Zollner.


Rom (kath.net/jg)
Der deutsche Jesuitenpater und Psychotherapeut Hans Zollner hat in einem Interview mit dem Magazin Publik Forum dem Vatikan mangelhafte Aufarbeitung von Missbrauchsfällen vorgeworfen. Das Thema habe für die Kirchenleitung keine Priorität, kritisiert er.

Wörtlich sagt Zollner in dem am 4. Oktober veröffentlichten Interview: „Unser Problem ist, dass die Leitung entweder nicht willens oder nicht fähig ist, die eigenen Normen umzusetzen und ihre Nachhaltigkeit zu garantieren.“

In zwei Drittel aller Länder spiele sexuelle Gewalt in der öffentlichen Diskussion keine wichtige Rolle. Das gelte sowohl für die Kirche als auch für die Gesellschaft. Sexueller Missbrauch werde als Problem der angelsächsischen Länder gesehen. Das sei falsch, betont Zollner, da in Wirklichkeit jede Ortskirche mit dem Thema konfrontiert sei. Die römische Kurie sei ein Spiegelbild der Weltkirche, sagt er.

Der katholischen Kirche fehle nach wie vor eine „Kultur der Rechenschaftspflicht“, kritisiert Zollner. In der römischen Kurie stehe die Bewältigung der Missbrauchskrise „nicht ganz oben auf der Agenda“. In der jüngeren Generation herrsche zwar eine andere Mentalität. Der „Mentalitätswandel“ in der Kirche gehe langsam vor sich und sei nicht flächendeckend, stellt Zollner fest.

Der 56jährige Jesuitenpater hat im März 2023 die päpstliche Kinderschutzkommission verlassen. Er hat seinen Schritt mit mangelnder Qualität in den Bereichen Compliance, Verantwortungsübernahme und Transparenz begründet. (Siehe Link)

 


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