Wichtige Informationen nicht zugänglich – Untersuchung gegen Kardinal Maradiaga unterbrochen

7. Dezember 2022 in Weltkirche


Im Zentrum der Untersuchung steht die Übertragung der Katholischen Universität Honduras aus dem Eigentum der Kirche an eine private Stiftung.


Vatikan (kath.net/jg)

Der Vatikan untersucht derzeit einen der engsten Vertrauten von Papst Franziskus und den Rektor der Katholischen Universität von Honduras. Es soll Unregelmäßigkeiten bei den Finanzen und der Personalpolitik geben, berichtet Edward Pentin vom National Catholic Register.

Papst Franziskus hat die Untersuchung angeordnet, nachdem wiederholt Vorwürfe gegen Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga, den Erzbischof von Tegucigalpa (Honduras) und Rektor Diakon Elio Alvarenga Amador erhoben wurden. Maradiaga und Alvarenga sind dabei, die der Kirche gehörende Katholische Universität von Honduras „Königin des Friedens“ aus dem Eigentum der Kirche in eine unabhängige nichtstaatliche Organisation zu überführen. Die kanonische Untersuchung wurde von Guy-Réal Thivierge, einem frankokanadischen Mitarbeiter des Dikasteriums für die Kultur und die Bildung, geleitet. Sie fand vom 29. Mai bis zum 5. Juni 2021 statt.

Thivierge befragte im Zuge der Untersuchung eine Reihe von Personen in Honduras mit Bezug zur Universität. Darunter waren auch Kardinal Maradiaga und Rektor Alvarenga.

Seither sei die Untersuchung aber kaum weiter gekommen, sagen Mitarbeiter des Vatikan. Weder Kardinal Maradiaga noch Rektor Alvarenga seien für den Vatikan erreichbar gewesen, schreibt Pentin. Maradiaga halte sich aber seit dem 1. Dezember in Rom auf. Anfragen des National Catholic Register blieben unbeantwortet.

Nach Angaben der spanischen katholischen Internetseite InfoVaticana seien viele langjährige Mitarbeiter der Universität zu Beginn des Jahres 2021 gekündigt worden um den Eigentümerwechsel vorzubereiten. Die Mitarbeiter seien erst wenige Tage davor informiert worden, dass die Universität in eine nichtstaatliche Organisation umgewandelt werde. Laut vatikanischen Quellen soll ein Ziel des Eigentümerwechsels sein, Kardinal Maradiaga nach seinem Rücktritt als Erzbischof im Dezember weiterhin ein hohes Einkommen aus den Mitteln der Universität zukommen zu lassen. Maradiaga wird im Dezember 2022 achtzig Jahre alt.

Neue Eigentümerin der Universität soll eine bereits gegründete Stiftung, die Fundación de la Universidad Católica de Honduras, werden. Vorsitzender der Stiftung ist Diakon Alvarenga, der Rektor der Universität. Im Vorstand der Stiftung sind auch Alvarangas Cousin und dessen Ehefrau vertreten. Laut InfoVaticana seien die Maßnahmen unter höchster Geheimhaltung durchgeführt worden.

Bereits 2017 ist der Verdacht der Misswirtschaft im Zusammenhang mit der katholischen Universität Honduras aufgetaucht. Auch damals ging es um hohe Zahlungen an Kardinal Maradiaga, der monatliche Zuwendungen in der Höhe 35.000 Euro erhalten haben soll. kath.net hat berichtet.

Martha Alegria Reichman, die ein Buch über die finanzielle und moralische Krise der Erzdiözese Tegucigalpa geschrieben hat, sagte gegenüber der honduranischen Plattform ConfidencialHN, dass die Universität der Erzdiözese nie eine Bilanz vorgelegt hätte. Maradiaga und Alvarenga seien jetzt „nicht damit zufrieden, die goldenen Eier der Gans zu nehmen, jetzt wollen sie die Gans stehlen, aber der Vatikan hat sie erwischt“.

Bald nach der Jahrtausendwende sei die Universität zur Geldquelle für die Erzdiözese geworden, weil einerseits die Wirtschaft gewachsen sei und andererseits die staatliche Universität von Honduras die Zugangsbedingungen verschärft habe. Das habe mehr Studenten an private Universitäten wie die Katholische Universität Honduras gebracht und dort zu einem starken Zufluss an Geld, aber weniger an guten Studenten geführt, wie ein ehemaliger Mitarbeiter der Universität sagt.

Die apostolische Visitation des Jahres 2017 hat bereits finanzielle Misswirtschaft zutage gefördert. Einer der engsten Mitarbeiter von Kardinal Maradiaga, Weihbischof Juan José Pineda Fasquelle, musste damals zurücktreten. Pineda war darüber hinaus mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs von Seminaristen konfrontiert.

Die Untersuchung komme derzeit nicht weiter, weil es nicht möglich sei, an wichtige Informationen zu kommen, zitiert Pentin eine wichtige Quelle aus dem Vatikan. Die Person konnte auch nicht sagen, ob der Vatikan den Eigentümerwechsel der Katholischen Universität Honduras zulassen wird.

Der Vatikan sei aber „frustriert“ wegen Kardinal Maradiaga, der seit Jahren mit Skandalen in seinem Erzbistum in Zusammenhang gebracht wird, schreibt Pentin weiter. Nachdem Papst Franziskus seine Amtszeit als Erzbischof bereits über das normale Rücktrittsalter von 75 Jahren ausgedehnt habe, sei jetzt aber Schluss. Maradiaga werde seinen Rücktritt kurz vor seinem 80. Geburtstag Ende Dezember einreichen, sagte die Quelle. Der Vatikan habe die Suche nach einem Nachfolger bereits begonnen, der Prozess sei aber „sehr schwierig“, zitiert Pentin seine Quelle.

 


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