Äbtissin Reemts OSB: „Ich stehe dem Priestertum der Frau skeptisch gegenüber“

30. September 2021 in Spirituelles


Theologin: „Frauen und Männer sind verschieden – von Natur aus, nicht nur durch Erziehung“ – Außerdem fragt sie: „Ist es wirklich schon geistlicher Mißbrauch, wenn man klar sieht, was für einen anderen gut ist und ihm das liebevoll sagt?“


Mariendonk (kath.net/pl) „Frauen und Männer sind verschieden – von Natur aus, nicht nur durch Erziehung. Darum wird es leider auch dabei bleiben, dass Frauen mehr Angst vor Männern haben müssen als umgekehrt. Der Fall, dass ein Mann von fünf Frauen vergewaltigt wird, kommt doch eher selten vor.“ Das erläutert die Äbtissin der Benediktinerinnen-Abtei Mariendonk, Christiana Reemts, auf ihrem Blog auf der Homepage des Klosters. Insofern stehe sie „auch dem Priestertum der Frau, ganz abgesehen von allen theologischen Gründen, skeptisch gegenüber“. Die Benediktinerin erinnert weiter: „Unsere Kirche hat zeitlich und räumlich die ganze Welt im Blick, während manche Menschen in unserem Land nur ihr Dorf sehen oder Deutschland zum Maßstab für die Welt machen. In welchen Ländern ist es überhaupt möglich, dass eine Frau in der Öffentlichkeit frei agieren kann, wo kann sie allein Hausbesuche machen oder im Beichtstuhl sitzen?“

Es tue ihr leid, aber sie glaube „weder an Chancengleichheit noch an Geschlechtergerechtigkeit oder höchstens als Ziel, das nicht aus den Augen verloren werden darf.“ Dann weist sie auf die Wichtigkeit eines Elternhauses hin, das kulturell vielseitig anregend sei und in welchem Kinder liebevoll gefördert würden.

In einem anderen Blogbeitrag setzt sie sich mit dem Begriff des „geistlichen Missbrauchs“ auseinander. Dieser werde „zur Zeit von allen Kirchendächern herab verkündet“. Zwar, so räumt die promovierte Theologin ein, passiere es, „dass der Glaube benutzt wird, um Menschen zu manipulieren, in Abhängigkeit zu bringen und für eigene Ziele auszunutzen“, und dies sei „eine Perversion dessen, was das Evangelium eigentlich will: ‚Zur Freiheit seid ihr berufen‘.“

Gleichzeitig notiert sie aber, dass es ein lebenlanger Prozess sei, auf diese Freiheit des Evangeliums hinzuwachsen, Dabei brauche „man die Führung durch Menschen…, die schon weiter sind als man selbst. Sich dieser Führung zu überlassen, wird in der geistlichen Tradition als Gehorsam bezeichnet, ein Wort, das man heute nicht mehr gerne verwendet.“ Man spreche stattdessen eher von „geistlicher Selbstbestimmung“. Zwar sei es „richtig, dass der Gehorsam das eigene Gewissen niemals ausschalten darf; falsch aber ist die Meinung, dass im Grunde jeder selbst am besten weiß, was für ihn gut ist“. Denn man sei „in Bezug auf sich selbst … oft sehr blind!“.

Dann schreibt die Äbtissin nachdenklich: „Bei manchen Texten zum geistlichen Mißbrauch, die ich in letzter Zeit gelesen habe, frage ich mich, ob man nicht vielen Heiligen, auch Paulus, ja sogar Jesus selbst geistlichen Mißbrauch vorwerfen muss. Ist es wirklich schon geistlicher Mißbrauch, wenn man klar sieht, was für einen anderen gut ist und ihm das liebevoll sagt?“

Christiana Reemts OSB (siehe Link) ist seit 2005 die Äbtissin der bei Aachen liegenden Abtei Mariendonk. Sie hat unter anderem Arbeiten zu den Kirchenvätern. Mariendonker Ordensfrauen arbeiten seit 1990 an den „Fontes christiani“, einer zweisprachigen Ausgabe der Kirchenväter, mit, außerdem bei der Edition der Vetus Latina und dem Novum Testamentum Patristicum.

 


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