Bischof Ipolt zur Segnung homosexueller Partnerschaften: „Gesamte christliche Anthropologie wankt“

18. Mai 2021 in Weltkirche


Bischof von Görlitz bekräftigt in Interview mit italienischer Website erneut seine Treue zu den Vorgaben des vatikanischen Responsums – Homosexuelle Menschen werden in jeder Messe gesegnet, aber nicht „ihre Beziehung“


Görlitz (kath.net) „Als Kirche sind wir in erster Linie mit dem Zeugnis der Heiligen Schrift und der ständigen Lehre der Tradition verbunden. Menschen, die sich homosexuell fühlen, können natürlich gesegnet werden, ihre Beziehung jedoch nicht. Zum Beispiel werden sie immer gesegnet, wenn sie an einer heiligen Messe teilnehmen. Hier geht es jedoch darum, ihre Vereinigung irgendwie mit der Ehe gleichzusetzen, wie es in vielen westlichen Gesellschaften bereits durch staatliche Gesetzgebung geschehen ist, und sie mit einem feierlichen Ritus zu segnen. Ein solch verbindlicher Wunsch nach Partnerschaft ist ein Zeichen dafür, dass Menschen Verantwortung für einander übernehmen wollen. Ich kann das respektieren. Eine offizielle liturgische Feier des Segens würde jedoch zweifellos zu Verwechslungen mit der kirchlichen Ehe führen. Deshalb kann es aus meiner Sicht keine offizielle Segenszeremonie für solche Paare geben.“ Das erläuterte der Bischof von Görlitz, Wolfgang Ipolt, am Montag im Interview mit dem italienischen Internetportal „La Nuova Bussola“ (Zitate: Rückübersetzungen aus dem Italienischen). Ipolt bekräftige damit die Aussagen, die er in einem Interview auf der Homepage seines Bistums im März getätigt hatte, kath.net hat berichtet.

„Die gesamte christliche Anthropologie“ wanke, erläuterte Ipolt weiter, „zunächst spreche ich für Deutschland. In den letzten Jahrzehnten hat die Kirche nicht vollständig verstanden, wie sie die Kostbarkeit und Bedeutung ihrer Sexualmoral darstellen und vermitteln kann. Insbesondere ist es bedauerlich, dass die Theologie des Leibes von Johannes Paul II. in Deutschland wenig bekannt ist. Ja, heute brauchen wir auch eine neue Sprache und ein neues Profil für unsere ethischen Positionen, um die Menschen zu orientieren und vor Verwirrung zu bewahren.“

Die Antwort der Glaubenskongregation beleuchte „eine praktische, liturgische und pastorale Frage. Meiner Meinung nach hätte jedoch eine andere Form gewählt werden müssen, die sicherlich besser aufgenommen worden wäre. Das Responsum ist eine Klarstellung, die kommt, während an verschiedenen Orten in Deutschland seit langer Zeit ähnliche Segnungen gefeiert werden. Dies ist sicherlich der Grund, warum in einigen Regionen unseres Landes starke Proteste stattfinden. Darüber hinaus werden Fragen der Sexualmoral der Kirche direkt angesprochen, die sicherlich weiterer Untersuchungen bedürfen.“

Auf die Frage, ob er sich sorge, dass es in Deutschland zu einem Schisma kommen könnte, reagierte Ipolt mit folgenden Worten: „Ich vertraue darauf, dass der Heilige Geist die Kirche immer begleiten und uns helfen wird, einen Ausweg aus einigen Aporien und Widersprüchen zu finden, damit wir nicht zur Spaltung gelangen, sondern tiefer in die Wahrheit hinein.“

Zum Synodalen Weg meinte er, dass er noch nicht beantworten könne, wohin dieser eigentlich steuere, doch hoffe er, „dass der Synodale Weg es Deutschland ermöglicht, tiefer zu erkennen, dass wir nicht das Zentrum der Welt sind, sondern Teil der Universalkirche. Dies meinte Papst Franziskus, als er uns in seinem Brief vom 29. Juni 2019 zu Beginn der Synodenreise an den ‚sensus ecclesiae‘ erinnerte.“

Archivfoto Bischof Ipolt (c) Bistum Görlitz


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