Der Skandal der Zweideutigkeit und des Spielens mit dem Heidentum

24. Oktober 2019 in Aktuelles


‚Zu glauben, den Amazonas zu gewinnen, um den Rest der Welt zu verlieren... Tolles Ergebnis’. Ein Brief aus den Philippinen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Pseudoindigene Symbolik verbunden mit nicht näher definierten und frei erfundenen Gegenständen, Statuen, Götzenbildern und ähnlichem ohne Geschichte und Kultur jenseits aller Kontexte: seit dem 4. Oktober, dem angeblichen „Franziskusfest“ im Vatikan, bildet diese Kulisse die Begleitmusik der sogenannten Amazonassynode. Einen Höhepunkt erreichte diese Auseinandersetzung am 21. Oktober 2019 mit dem „Raub der Pachamamas“ aus einer der bedeutendsten Kirchen um den Vatikan (kath.net hat berichtet).

Worum handelt es sich bei diesen Püppchen? Kurz: um eine Art transamerikanischen Synkretismus, in dem sowohl Elemente der Anden als auch afroamerikanische und New-Age-Elemente zusammentreffen, ikonographisch in „amazonischer“ Verkleidung (man achte auf das bemalte Gesicht).

Gläubige, denen dieses beschämende Treiben mit Naturfesten in den Vatikanischen Gärten, Prozessionen aus der Petersbasilika zur Synodenaula mit Holzpüppchen, die nackte schwangere Frauen als Fruchtbarkeitssymbole darstellen, oder ein als „Via Crucis“ verkaufter Umzug auf dem Petersplatz mit Bootimitation und einer Art Schamanin darauf (als handle es sich um eine „Sedia Gestatoria“ sui generis) zu viel geworden war – sie hatten die Initiative ergriffen: „Splash“, und die Püppchen landeten im Tiber. Und – „Splash“, „Platsch“ ist seitdem das Wort, das viele im und um den Vatikan herum sofort zu einem spontanen Lachen verleitet, als spürte man: da war etwas „zu viel“. Ein Fass war zum Überlaufen gebracht worden.

Auch wenn ein Lachen zu bestimmten Hässlichkeiten die Funktion einer Katharsis haben kann, auch wenn so gleichsam der Schrei des Kindes vernehmbar wird, das ruft: „Aber der Kaiser ist doch nackt!“, darf man bei aller Entspannung, die sich einstellt, nicht vergessen, dass diese Vorkommnisse sehr schwerwiegend sind. Es mag sein, dass sich Ideologen mit Püppchen auf dem Peterplatz beschäftigen und eine Pseudo-Religiosität – aus welchen Gründen auch immer – konstruieren: all dies bleibt jedoch nicht auf den Petersplatz oder auf ein marginales Ereignis in Rom wie eine Synode beschränkt.

Aus diesem Grund können diese römischen Ereignisse (jenseits der gotteslästerlichen Tendenz) auch als verantwortungslos erkannt und als solche empfunden werden. Dies und einen größeren Zusammenhang zeigt sehr gut ein „Brief aus den Philippinen“, den der Dekan der italienischen Vatikanisten Sandro Magister auf seiner Internetseite „Settimo Cielo“ veröffentlicht. Es handelt sich dabei um einen entrüsteten Alarmruf. Es wäre wahrscheinlich nicht schlecht, diesen gerade in der selbstbezüglichen Abschottung eines erkalteten christlichen Lebens in Europa wahrzunehmen und in seiner Tragweite zu bedenken. Eine Selbstbezogenheit, der sich dann anscheinend auch eine Bischofsversammlung nicht entziehen kann (oder in ihrer Selbstherrlichkeit nicht entziehen will).

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Caro Magister!

Die Suggestionen von mehr oder weniger amazonischen Riten und von Statuetten schwangerer Frauen können vielleicht die Synodenväter und ihre Umgebung bezaubern, aber sie bringen die Katholiken im Süden der Welt in Schwierigkeiten. Denn selbst in den Baracken der globalen Peripherien schauen die Menschen Youtube und verbringen Stunden auf Facebook, und diese Statuetten nehmen dort eine Bedeutung an, die das Leben von Katecheten und Missionaren, die mit einer ständigen „Ausblutung“ von Gläubigen zu kämpfen haben, erheblich verkompliziert.

Es ist dies die Erfahrung eines jeden, der eine missionarische Reise außerhalb Europas unternimmt und sich einer großen Anzahl aggressiver evangelikaler Kirchen oder millenaristischen Sekten gegenübersieht, die die meiste Zeit damit verbringen, die katholische Kirche anzugreifen und ihr die Gläubigen wegzunehmen. Eines ihrer Hauptargumente ist: „Die Katholiken beten die Statuen an“, „Die Katholiken beten die Dämonen an“. Ergo: „Die Katholiken sind keine Christen, kommt zu uns“.

Gut. Ich erzähle euch von meiner Erfahrung als einfacher Gläubiger, der aus persönlichen Gründen oft in den äußersten Süden der Philippinen, nach Mindanao, reist. Eine Region, in der zu einer großen Anzahl von Muslimen, die dort seit Jahrhunderten angesiedelt sind, eine explosiv angestiegene Zahl von Protestanten hinzukommt, was eine Zukunft in brasilianischer, das heißt pentekostaler Soße erkennen lässt, dies auch in dem, was noch heute eines der katholischsten Länder der Welt ist: den Philippinen.

Es gibt keine Straße, keinen Fernsehsender oder Radiofrequenz, die nicht von Predigern auf der Suche nach katholischer Beute heimgesucht würden. Das erste Ziel besteht darin zu überzeugen, dass die katholische Kirche falsch ist. Das zweite ist, sich den Zehnten bezahlen zu lassen. Nun, die Bilder der Verehrung heidnischer Gottheiten – oder zumindest von etwas, das wie eine heidnische Gottheit aussieht – während einer Zeremonie in den Vatikanischen Gärten unter den Augen des Papstes sind wirklich um die Welt gegangen. Und in Mindanao, besonders in Gegenden wie South Cotabato, wo inzwischen 20 oder 25 Prozent der Bevölkerung Protestanten sind, haben sie den Predigern aller Art große Hilfe geleistet, um darauf hinzuweisen: „Schaut, Katholiken sind Götzendiener. Wie wir dir immer gesagt haben. Wie die Bibel sagt“.

Als ich heute mit einer jungen, mutigen und ebenfalls entrüsteten katholischen Katechetin sprach, hörte ich in ihrer Stimme die Scham, nicht zu wissen, wie sie ihren Glauben verteidigen soll, nicht zu wissen, wie man Kindern erklärt, dass es nicht wahr ist, dass Katholiken Götzendiener sind. Aus Respekt wollte sie nicht einmal auf Facebook kommentieren, was in Rom passiert ist, denn wenn sie angefangen hätte zu kritisieren, was passiert ist, hätte sie den Protestanten geholfen. Erklärt mal den Leuten in diesen Regionen die Feinheiten des Präfekten Paolo Ruffini, wie man angeblich das Böse dort sieht, wo es nicht ist. Und wenn das in Mindanao passiert ist, wage ich es nicht mir vorzustellen, wie das in Afrika oder Südamerika ist.

Sicher ist, dass diese Bilder, vom Süden der Welt aus gesehen, dem Herzen wirklich ganz viel Schaden zufügen. Und sie machen all jenen das Leben schwer, die einerseits jeden Tag islamische Attentate riskieren, wenn sie zur Kirche gehen, und andererseits dem protestantischen Proselytismus entgegentreten müssen, wenn sie die Straße entlang spazieren.

Ich hoffe, dass die da in Rom verstehen. Zu glauben, auf diese Weise den Amazonas zu gewinnen, um den Rest der Welt zu verlieren... Tolles Ergebnis.

[Unterschriebener Brief]

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