Krise in Graz-Seckau: Nächster romtreuer Priester gibt auf

23. November 2013 in Österreich


Nach Pfarrer Konrad Sterninger hat jetzt auch Pfarrer Franz Brei genug von Streitigkeiten in seiner Pfarre und verlässt die drei Pfarren. Diese stehen nun ohne Priester da


Graz (kath.net)
Nur wenige Wochen nach der Vertreibung von Pfarrer Konrad Sterninger verliert die Diözese Graz-Seckau einen weiteren prominenten Priester. Nach Streitigkeiten verlässt der singende Pfarrer Franz Brei nach zehn Jahren die drei Pfarren Breitenfeld, Hatzendorf und Unterlamm. Begründet wird der Schritt unter anderem mit Auseinandersetzungen rund um zu viel Glockengeläut. Brei wurde in den letzten Jahren durch seine musikalischen Tätigkeiten im gesamten deutschen Sprachraum bekannt. Er gilt als romtreuer Priester und hatte in den letzten Jahren viele Menschen zur Kirche geführt.

Bischof Egon Kapellari hat dazu am Samstag einen Hirtenbrief an die Pfarren veröffentlicht:

An die Katholiken der Pfarren Breitenfeld, Hatzendorf und Unterlamm


Liebe Christen, Brüder und Schwestern!

Vor 10 Jahren hat Herr Pfarrer Franz Brei seinen Dienst in unserer Diözese begonnen. Ich habe ihm im Einvernehmen mit seinem Bischof, dem Erzbischof von Liechtenstein Monsignor Wolfgang Haas, die Leitung der Pfarren Breitenfeld, Hatzendorf und Unterlamm übertragen und er hat hier sehr viel Gutes geleistet. Als Seelsorger hat er viele Menschen näher zur Kirche gebracht und dies nicht nur in seinen drei Pfarren, sondern auch an vielen anderen Orten. Er konnte darüber hinaus gerade für Unterlamm Bleibendes schaffen, indem er finanzielle Mittel für eine sehr eindrucksvoll gestaltete Lourdesgrotte und für fünf neue Glocken auch im Ausland beschaffen konnte. Ohne Rücksicht auf seine Gesundheit war er rastlos tätig. Das zehrte auch an seinen Nerven. Viele Menschen, auch von auswärts, kommen zur Lourdesgrotte in Unterlamm und werden durch die schönen Glocken begrüßt.

Über das Ausmaß des Läutens gab es schließlich Auseinandersetzungen. Als Bischof habe ich Pfarrer Brei immer voll unterstützt. Das wissen ebenso er wie sein Erzbischof Wolfgang Haas, Herr Dechant Weingartmann und Herr Bürgermeister Hammer. Anderslautende Gerüchte sind unwahr und tun weh, weil ich trotz unzähliger anderer Aufgaben viele Stunden für Gespräche mit Pfarrer Brei, Dechant Weingartmann und Herrn Bürgermeister Hammer, aber auch mit Kritikern des Pfarrers aufgewendet habe. Auch eine Regelung über das Ausmaß des Glockenläutens wurde mit dem Herrn Pfarrer und dem Pfarrgemeinderat vereinbart und schriftlich festgelegt. Der Friede wurde trotzdem nicht erreicht.

Herr Pfarrer Brei ist durch diese Auseinandersetzungen aber auch durch sein rastloses Wirken in den drei Pfarren und weit darüber hinaus seelisch und körperlich müde geworden. Er hat sich im Einvernehmen mit Erzbischof Haas und mit mir entschlossen, seine Tätigkeit in der Steiermark ab sofort zu beenden. Wir alle müssen aus dieser Situation das Bestmögliche machen. In den drei Pfarren werden viele Katholiken zu einigen Bewohnern erzürnt sagen: Ihr habt den Pfarrer vertrieben und wir sind mindestens eine Zeit lang ohne einen ständigen Pfarrer. Dieser Konflikt kann das Leben aller drei Gemeinden vergiften, auch weil nur wenige die gesamten Ursachen kennen und daher ihre Gefühle ungebremst und auch ungerecht zum Ausdruck bringen.

Selbstverständlich habe ich mich als Bischof gemeinsam mit dem Herrn Dechant sehr bemüht, den Konflikt zu beenden und Herrn Pfarrer Brei, den ja ich in die Diözese gerufen habe, zum Bleiben zu bewegen. Er hat sich aber ganz überraschend fest entschlossen, wegzugehen. Seine Freiheit und die Rücksicht auf seine Gesundheit verlangen unseren Respekt für diese Entscheidung, die besonders mir weh tut.

Wir werden für die nächsten Monate für alle drei Pfarren nur ein seelsorglich eingeschränktes Programm zuwege bringen. Der Priestermangel zwingt uns zu dieser Einschränkung.

Wer Herrn Pfarrer dankbar ist, darf nicht dazu beitragen, dass seine Gemeinden zerstritten zurückbleiben. Ich bitte alle darüber Enttäuschten, einseitige, würdelose und aggressive Kritik zu unterlassen. Jede Krise ist auch eine Chance zu einem Neubeginn.

Liebe Angehörige der Pfarren Breitenfeld, Hatzendorf und Unterlamm, nützen wir diese Chance durch ein tieferes Denken und ein tieferes Eintauchen in das, was wirklich und nicht nur scheinbar katholisch ist.

Egon Kapellari, Diözesanbischof

Kontakt Bischof Kapellari

Pfarre Hatzendorf

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