Erstmalige Seligsprechung eines Ungeborenen

13. August 2023 in Prolife


Es ist eine historische Premiere: Ein ungeborenes Kind wird seliggesprochen! - Die Seligsprechung von Ehepaaar Ulma mit ihren sieben Kindern (darunter ein Ungeborenes) wird am 10. September gefeiert


Linz/Warschau (kath.net)
Am 10. September wird in dem polnische Dorf Markowa die Familie Ulma (siehe Link) seliggesprochen. Józef und Wiktoria Ulma waren ein katholisches Ehepaar, das in Markowa im Karaptenvorland, nahe der ukrainischen Grenze (damals Teil der Woiewodschaft Lemberg), lebten. Sie waren Landwirte und hatten 6 Kinder: Stanisława, Barbara, Władysław, Franciszek, Antoni und Maria. Józef war im Dorf anerkannt, da er sehr erfinderisch und innovativ war – er legte die ersten Obstplantagen an und generierte als erster im Dorf Elektrizität. Er interessierte sich für Fotografie und engagierte sich in unterschiedlichen lokalen und katholischen Initiativen. Wiktoria war Amateur-Schauspielerin. Beide gehörten der Bruderschaft des Lebendigen Rosenkranzes an. Im christlichen Geiste der Gottes- und Nächstenliebe lebten sie ihren Alltag und erzogen ihre Kinder.

Während der deutschen Besatzung 1942 waren Józef und Wiktoria Augenzeugen bei der Exekution zahlreicher Juden in ihrem Dorf. Einigen gelang es, zu entkommen und sie suchten Unterschlupf bei den Dorfbewohnern. Das Ehepaar Ulma nahm zwei Familien bei sich auf – Szall und Goldman –, insgesamt acht Personen, um sie vor dem Holocaust zu bewahren. Damals drohte die Todesstrafe für die kleinste Hilfeleistung gegenüber Juden, wessen sich das Ehepaar bewusst war.

Im Jahr 1944 war Wiktoria hochschwanger und erwartete ihr 7. Kind. Am 24. März wurden die jüdischen Familien aufgesucht und, angeführt durch Oberleutnant Eilert Dieken, hingerichtet, daraufhin ebenso die gesamte Familie Ulma. Der Exekution mussten auch die Nachbarn beiwohnen, die teilweise ebenso Juden bei sich versteckt hielten. Trotz dieses Versuches der Abschreckung überlebten in dem Dorf Markowa insgesamt 20 Juden.

Eilert Dieken, der die Vollstreckung des Mordes befahl, arbeitete nach dem Krieg in Essen als Kriminalkommissar und wurde niemals zur Verantwortlichkeit gezogen. In einem Film, der vor kurzem in Polen im Kino zu sehen war, wurde gezeigt, wie seine Tochter bis zur Verfilmung komplett unbewusst dessen war, was ihr Vater in Polen tat.

1995 wurde die Familie Ulma durch das Jerusalemer Institut Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt. 2003 wurde der Seligsprechungsprozess eröffnet. Papst Franziskus erkannte das Martyrium der gesamten Familie an. Die Seligsprechung findet am 10. September dieses Jahres im Wohnort der Familie Ulma, im Dorf Markowa, statt, wo mittlerweile ein Museum zu Ehren aller Polen, die Juden vor dem Holocaust retteten, steht. Mit der Seligsprechung der Familie Ulma und ihres siebenten Kindes wird erstmalig in der Geschichte ein ungeborenes Kind seliggesprochen. Dies hat sicherlich eine große Bedeutung. Das Kind kann nicht nur als Symbol der Pro-Life-Initiativen, sondern auch als Fürsprecher aller von Fehlgeburten und Abtreibungen bedrohten ungeborenen Kinder dienen.

Die Ermordung der Familie Ulma wiederum ist Symbol für das Martyrium vieler anderer Menschen, die sich unter Lebensgefahr für Gerechtigkeit einsetzen. Sicherlich gibt es noch viele tausende Menschen mehr, die bei Gott schon heilig sind, von denen wir aber nie erfahren werden. Man könnte sich fragen, wie es um das Verantwortungsbewusstsein des Ehepaars steht, das nicht nur unter eigener Lebensgefahr, sondern auch ihrer Kinder, fremden Menschen Hilfe leistete?

Doch die Familie Ulma hat nicht nur durch diese Heldentat die Seligsprechung erlangt, sondern auch durch ihr christliches Leben im Alltag. In ihrer Heiligen Schrift hatten sie die Geschichte des barmherzigen Samariters unterstrichen und im Seligsprechungsprozess wurde nachgewiesen, dass sie auch im Alltag diese christliche Haltung annahmen. Sie lebten Selbstlosigkeit, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit vor und lebten im „Hier und Jetzt“ – sie taten das, wozu sie sich im gegebenen Moment berufen fühlten, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die jeder einzelne Mensch mitgestaltet. Ihre Haltung und die Haltung vieler andere Menschen, die sich ähnlich verhielten, trägt bis heute reiche Frucht und wir noch zahlreiche weitere Früchte tragen.

Holyzont

 


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