Offener Brief: Warnung vor Abkommen des Heiligen Stuhls mit China

14. Februar 2018 in Weltkirche


Beim Versuch, einen schnellen Erfolg zu erzielen, könne ein falscher Schritt zu einem totalen Fehlschlag führen. Das kommunistische Regime Chinas sei im Begriff, seine Kontrolle über die Religionen zu verstärken.


Hongkong (kath.net/jg)
Eine Gruppe von 15 katholischen Akademikern, Rechtsanwälten und Menschenrechtsaktivisten, die meisten von ihnen aus Hongkong, hat sich in einem offenen Brief an die Bischöfe der Welt gewandt und diese gebeten, beim Heiligen Stuhl gegen ein mögliches Abkommen zwischen dem Vatikan und der Volksrepublik China zu intervenieren.

Das Abkommen soll Medienberichten zufolge die Ernennung von Bischöfen in der Volksrepublik China regeln. Der Vatikan soll sieben „Bischöfe“ der regimetreuen Katholischen Patriotischen Vereinigung Chinas als legitime Bischöfe anerkennen. Die Unterzeichner bezeichnen sich angesichts dieser Schritte als „zutiefst schockiert und enttäuscht“. Beim Versuch, einen schnellen Erfolg zu erzielen, könne ein falscher Schritt zu einem totalen Fehlschlag führen, heißt es in dem Brief.

Die Bischöfe seien Nachfolger der Apostel. Daher müssten alle Bischöfe vom Papst, dem Nachfolger des heiligen Petrus, ernannt werden, schreiben die Unterzeichner. Im Dekret über die Hirtenaufgabe der Bischöfe in der Kirche „Christus Dominus“ des II. Vatikanischen Konzils sei unmissverständlich festgelegt, dass staatliche Autoritäten keine Rolle in der Auswahl und Bestellung von Bischöfen spielen dürften, erinnern sie.

Die sieben illegitimen „Bischöfe“ seien nicht vom Papst eingesetzt. Ihre moralische Integrität sei „fragwürdig“. Würden sie als legitime Bischöfe anerkannt werden, würde dies ein Schisma in der Kirche Chinas heraufbeschwören. Leid und Verwirrung für die Gläubigen wären die Folgen, fürchten die Unterzeichner.

Sie erinnern daran, dass die religiöse Verfolgung durch das kommunistische Regime Chinas nie beendet worden sei. Xi Jinping, der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas, habe klar gemacht, dass die Partei ihre Kontrolle über die Religionen noch verstärken wolle. Es sei also nicht zu erwarten, dass die Kirche in Zukunft mehr Freiheit genießen werde. Darüber hinaus habe die Kommunistische Partei Chinas eine lange Liste an gebrochenen Versprechen. Ein Abkommen mit diesem Regime könnte die Kirche kompromittieren und ihre moralische Autorität untergraben, warnen sie.

Jedes Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China müsse daher Garantien für den Schutz der Religionsfreiheit und ein Ende der Verfolgung beinhalten. Angesichts der im Februar in Kraft getretenen Regelungen zur staatlichen Kontrolle der religiösen Angelegenheiten sehen die Unterzeichner, ähnlich wie Kardinal Zen, der emeritierte Erzbischof von Hongkong, keine Chance für ein Abkommen, das diesen Kriterien entspricht.

Abschließend bitten die Unterzeichner die katholischen Bischöfe, an den Heiligen Stuhl zu appellieren. Der Vatikan möge das Abkommen überdenken und einen irreversiblen und bedauerlichen Fehler vermeiden.


Link zum offenen Brief (englisch):

freecatholicsinchina.org



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