Das eucharistische Opfer

24. Februar 2005 in Spirituelles


Der primäre Wesenszug des eucharistischen Geheimnisses ist die Opferdimension, schreibt Kardinal Medina Estévez in einem Beitrag für "Kirche heute".


Wien (www.kath.net, sb) Jorge A. Kardinal Medina Estévez setzt sich in einem Beitrag für „Kirche heute“ zum Eucharistischen Jahr mit dem Opfercharakter der Heiligen Messe auseinander. Kernaussage ist, dass die Dimension des Opfers der primäre Wesenszug des eucharistischen Geheimnisses ist. Es kann dabei für Kardinal Medina keinen Gegensatz zwischen dem „Mahl- und dem Opfercharakter“ geben. KATH.NET dokumentiert Auszüge aus dem Beitrag von Kardinal Medina.

I. Einleitung

„Das Geheimnis der Eucharistie kennt drei Aspekte bzw. Dimensionen, die untrennbar miteinander verbunden sind:

1) der Aspekt des Opfers, der besonders in den Einsetzungsberichten hervorgehoben wird;
2) der Aspekt des Mahles bzw. der Gemeinschaft mit Christus, der sowohl in der Rede von Kafarnaum als auch in den Einsetzungsberichten enthalten ist;
3) und schließlich der Aspekt der substantiellen Gegenwart Christi, der ebenfalls aus den Einsetzungsberichten wie aus der Rede von Kafarnaum hervorgeht. Eine besondere Betonung findet er im Einsetzungsbericht von 1. Kor 11,27.

Einen Aspekt herauszulösen und von den übrigen zu isolieren, würde zu einer Verarmung des lebendigen Gesamtinhalts des eucharistischen Mysteriums führen. Eine theoretische oder auch nur praktische Verneinung eines dieser Aspekte bedeutet den Verlust des wahren Glaubens der Kirche. Welche dieser drei Dimensionen hat ontologisch gesehen den Vorrang? Die ursprüngliche Dimension ist die des Opfers wie Texte des kirchlichen Lehramtes belegen.“

Belege dazu findet man beim Konzil von Trient, bei ‚Sacrosanctum Concilium Nr. 47’ des II. Vatikanischen Konzils, in der Enzyklika ‚Ecclesia de Eucharistia’ von Papst Johannes Paul II. und nicht zuletzt in der Instructio ‚Redemptiones Sacramentum Nr. 38’. Das Konzil von Trient lehrt zum Beispiel: „Unser Gott und Herr wollte sich zwar selbst auf dem Altar des Kreuzes durch den Tod ein für allemal Gott, dem Vater, als Opfer darbringen (vgl. Hebr 7,27), um für jene (die Menschen) die ewige Erlösung zu wirken. Weil aber durch den Tod sein Priestertum nicht ausgelöscht werden sollte (vgl. Hebr 7,24.27), hinterließ er seiner geliebten Braut, der Kirche, ein sichtbares Opfer (wie es die Menschennatur erfordert), durch das jenes blutige Opfer, das einmal am Kreuz dargebracht werden sollte, vergegenwärtigt wird und in dem sein Gedächtnis bis zum Ende der Zeit fortdauert und dessen heilbringende Kraft zur Vergebung der Sünden, die wir täglich begehen, zugewandt wird. Dazu brachte er beim letzten Abendmahl ,in der Nacht, da er verraten wurde‘ (1. Kor 11,23), während er erklärte, dass er auf ewig zum Priester nach der Ordnung des Melchisedek (vgl. Ps 110,4; Hebr 5,6; 7,17) bestellt sei, seinen Leib und sein Blut unter den Gestalten von Brot und Wein Gott, dem Vater, dar und reichte sie unter denselben Zeichen den Aposteln (die er damals als Priester des neuen Bundes einsetzte) zum Genuss. Gleichzeitig gebot er ihnen und ihren Nachfolgern im Priestertum mit folgenden Worten, dieses Opfer darzubringen: ‚Tut dies zu meinem Gedächtnis‘, usw. (Lk 22,19; 1. Kor 11,24). So hat es die katholische Kirche immer verstanden und gelehrt.“

Auch in der erwähnten Enzyklika schreibt der Heilige Vater, gewiss auch als Vorbereitung für das Eucharistische Jahr: „Wenn die Kirche die heilige Eucharistie, das Gedächtnis des Todes und der Auferstehung ihres Herrn, feiert, wird dieses zentrale Mysterium des Heils wirklich gegenwärtig und ,vollzieht sich das Werk unserer Erlösung‘. Dieses Opfer ist für die Erlösung des Menschengeschlechts so entscheidend, dass Jesus Christus es vollbrachte und erst dann zum Vater zurückkehrte, nachdem es uns das Mittel hinterlassen hatte, damit wir so daran teilnehmen können, als ob wir selbst dabei gewesen wären. […] Bisweilen wird ein stark verkürzendes Verständnis des eucharistischen Mysteriums sichtbar. Es wird seines Opfercharakters beraubt und in einer Weise vollzogen, als ob es den Sinn und den Wert einer brüderlichen Mahlgemeinschaft nicht übersteigen würde. […]

Die Kirche lebt unaufhörlich vom Erlösungsopfer. Ihm nähert sie sich nicht nur durch ein gläubiges Gedenken, sie tritt mit ihm auch wirklich in Kontakt. Denn dieses Opfer wird gegenwärtig und dauert auf sakramentale Weise in jeder Gemeinschaft fort, in der es durch die Hände des geweihten Priesters dargebracht wird. Auf diese Weise wendet die Eucharistie den Menschen von heute die Versöhnung zu, die Christus ein für allemal für die Menschen aller Zeiten erworben hat. In der Tat: ‚Das Opfer Christi und das Opfer der Eucharistie sind ein einziges Opfer‘... Die Messe macht das Opfer des Kreuzes gegenwärtig, sie fügt ihm nichts hinzu und vervielfältigt es auch nicht. Was sich wiederholt, ist die Gedächtnisfeier, seine ‚gedenkende Darstellung‘ (memorialis demonstratio), durch die das einzige und endgültige Erlösungsopfer Christi in der Zeit gegenwärtig wird. Der Opfercharakter des eucharistischen Mysteriums kann deswegen nicht als etwas in sich Stehendes verstanden werden, unabhängig vom Kreuz oder nur mit einem indirekten Bezug zum Opfer von Kalvaria. […]Kraft ihrer innigen Beziehung mit dem Opfer von Golgota ist die Eucharistie Opfer im eigentlichen Sinn, und nicht nur in einem allgemeinen Sinn, als ob es sich um eine bloße Hingabe Christi als geistliche Speise an die Gläubigen handelte.“

II. Der Opfer – Begriff

„Was ist unter ‚Opfer’ zu verstehen? Ein Opfer ist ein ritueller symbolischer Akt, in dem der Opfernde – durch eine Opfergabe – seine Anbetungshaltung Gott gegenüber zum Ausdruck bringt. Dabei erkennt er Gott als den einzig Absoluten und Notwendigen an, als denjenigen, in welchem der Opfernde seinen Ursprung und den Seinsgrund der eigenen geschöpflichen Existenz hat. Ein Opfer ist also eine rituelle Handlung. Ein symbolischer Ritus muss, um echt zu sein, die innere Haltung des Opfernden ausdrücken. Wenn keine Innerlichkeit vorhanden ist, wird der äußere Ritus leer und kann Gott nicht mehr gefallen.

Ein symbolischer, zeichenhafter Ritus entfaltet immer auch eine pädagogische Wirkung. Er läutert die unvollkommene innere Haltung des Opfernden und fördert in ihm den Geist der Anbetung gegenüber Gott.Der Opferritus verwirklicht sich durch eine Opfergabe, also durch einen materiellen Gegenstand, der im Zusammenhang mit unserem menschlichen Leben steht. Durch diese Gabe erkennt der Opfernde an, dass sein Leben allein in Gott ruht: in Ihm hat er seinen Ursprung, für Ihn muss er sich entscheiden, in Ihm erkennt er sein Ziel und seine endgültige Bestimmung.

Die völlige Zerstörung der Opfergabe, wie sie bei manchen Formen des Opfers üblich ist, hat den Zweck, die absolute Herrschaft Gottes und seine unvergleichbare Transzendenz aufzuzeigen. Der Vollzug des Opfers ist wie ein Kommentar zu den Worten ‚Ich-bin-der-Ich-bin’ (Ex 3, 14). Daneben gibt es Opfer, in denen ein Teil der Opfergabe dem Opfernden zurückgegeben wird und zwar als Ausdruck dafür, dass Gott die anbetende Ehrenbezeugung des Opfernden annimmt und ihm Teilnahme am göttlichen Leben gewährt. Wenn der Mensch einen Teil der Opfergabe isst, bekräftigt er die Absicht, zur Ehre Gottes zu leben: „Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn“ (Röm 14,8).“

III. Die Eucharistie als Opfer

„Die Eucharistiefeier kann als relatives Opfer bezeichnet werden, insofern sie das einzige Opfer Christi am Kreuz gegenwärtig setzt. Das Opfer Christi auf dem Kalvarienberg vervielfältigt sich nicht: In der Eucharistiefeier vermehrt sich lediglich seine Gegenwart, es ‚aktualisiert sich’, es wird neu gegenwärtig. Im Opfer Christi am Kreuz ist Er der Opfernde, der Priester und die Opfergabe. Sind der Opfernde und das Opfer identisch, so entspricht der äußere Ausdruck eindeutig der inneren Haltung des Opfernden.

Christus hat der Kirche aufgetragen, dieses Opfer rituell zu feiern. Dazu setzte Er einen Ritus ein, bei dem Er ebenfalls selbst die Opfergabe ist, wahr, echt und in den eucharistischen Gestalten substantiell gegenwärtig. Außerdem haben die Gaben in ihrer doppelten Gestalt von Brot und Wein einen eindeutigen Bezug zum Kreuzesopfer. So ist das dauerhafte Opfer Christi in jeder Eucharistiefeier selbst gegenwärtig. Aus diesem Grund kann die Heilige Messe nie ‚leer’ oder unecht sein. Hier wird sichtbar, wie die Realpräsenz in die Opfernatur der Eucharistiefeier eingefügt ist.

Auch die Dimension des ‚Mahles’ bzw. der ‚Gemeinschaft’ (Mahlcharakter) ist auf die Opfernatur der Eucharistie bezogen: Die Opfernden essen die Opfergabe zum Zeichen ihrer Bereitschaft, dieselbe Gesinnung wie Christus anzunehmen (vgl. Phil 2,5), für Gott zu leben (vgl. Röm 14,8), ja Christus selbst in sich leben zu lassen, der sich für sie hingegeben hat (vgl. Gal 2,20). Durch das sakramentale Essen der eucharistischen Gabe, verwandelt Christus den, der Ihn isst, in seine eigene Gestalt, nämlich so, wie Er die Sendung des Vaters verwirklicht hat (vgl. Joh 6, 57). Wer Ihn isst, lebt durch Ihn, bleibt in Ihm und hat das ewige Leben (vgl. Joh 6,53-58).

Es ist richtig, Christus in den eucharistischen Gestalten auch über die Feier der Heiligen Messe hinaus anzubeten. Denn solange die Gestalten fortbestehen, bleibt Christus wahrhaft, wirklich und wesentlich (Realpräsenz) im Sakrament gegenwärtig. Auch diese Gegenwart ist innig mit der Opferpräsenz Christi verbunden, mit seinem Opfer am Kreuz. Umgekehrt kommen wir in der Anbetung unserer Bestimmung nach, in Ihm und für Ihn zu leben, seinem Erlösungswerk geweiht zur Ehre des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes (vgl. Eph 1,4.6).

Dabei dürfen wir den marianischen Aspekt nicht vernachlässigen. Unsere Opfergabe, Christus, ist die Frucht des Leibes Mariens. Sie hat auf einzigartige Weise die Opfergabe des Kreuzes dargebracht. Denn diese Opfergabe war Fleisch von ihrem Fleisch und Blut von ihrem Blut.“

IV. Sechs verschiedene Dimensionen des Opfers

Anbetung

„Das erste Ziel aller Opfer besteht darin, der göttlichen Majestät die geschuldete Anbetung entgegenzubringen, das bedeutet, in Gott den Ursprung alles Guten und den absoluten Bezugspunkt der gesamten Schöpfung anzuerkennen. […] Im Akt der Anbetung erfahren wir die Gnade, mit Freude akzeptieren zu können, dass unsere Existenz nur den einen Sinn hat, nämlich ‚in Gott und für Gott’ zu leben, in welchem konkreten Rahmen wir uns auch immer bewegen. Wahre Anbetung schließt immer die Haltung des demütigen Dienens und des kindlichen Vertrauens mit ein.“

Lobpreis

„Aus der Anbetung ergibt sich der Lobpreis“, indem sich „die Freude des Geschöpfs über die Vollkommenheit seines Schöpfers. Selbstlos und ohne jeden Neid erkennt es die Vollkommenheit, Schönheit, Wahrheit und Güte Gottes an. […] Auf friedvolle und unaussprechlich beseligende Weise schaut er Gott wie ein unendliches Meer von Licht, Harmonie, Schönheit und Vollkommenheit.“

Danksagung

„Gott teilt sich dem Menschen auf verschiedene Weise mit. […] Gerade darauf bezieht sich die Dankbarkeit, eine weitere Dimension des Opfers. […] Alles, was wir sind und haben, ist reines und selbstloses Geschenk Gottes, ein Geschenk, das wir nicht verdient und auf das wir kein ‚Anrecht’ haben. Die Dankbarkeit, die sich im Opfer ausdrückt, spiegelt die Erkenntnis der eigenen geschöpflichen Armseligkeit und zugleich der Großzügigkeit Gottes wieder, der sich schenkt, ohne arm zu werden, und der viel mehr gibt, als was wir zu erbitten und zu erhoffen wagen.“

Wiedergutmachung

Durch die Sünde, die eine dreifache Bosheit enthält, kommt Stolz als Gegensatz zur Anbetung, kommt Götzendienst, der an die Stelle Gottes anderes hinsetzt und kommt Ehebruch in die Welt, indem wir etwas anderem die grössere Liebe zukommen lassen als Gott.„Die Sünde ist damit eine Verweigerung der Anbetung, eine Unfähigkeit zum Lobpreis und schließlich Ausdruck einer großen Undankbarkeit. In diesem Zusammenhang nun hat das Opfer eine versöhnende oder wiedergutmachende Dimension, insofern sie durch Anbetung, Lobpreis und Danksagung die geziemende Ordnung in der Beziehung zwischen Mensch und Gott wiederherstellt, und zwar nicht nur auf theoretische Weise, sondern durch das Leben. […] Das Opfer ‚bringt’ Gott den Platz zurück, der ihm im Herzen des Menschen zusteht. In diesem Sinn kann das Opfer als Akt echter und tiefer ‚Wahrheit’ bezeichnet werden.“ Und zudem ist „die Bitte um Vergebung eine besondere Form des Anbetens, Lobens und Dankens gegenüber Gott. Unter einem neuen Vorzeichen nimmt der Schöpfer die demütige Haltung seines Geschöpfs gerne an, das dem Beispiel des Zöllners im Evangelium folgt.“

Reinigung

Das Opfer Christi kann sowohl der irdischen als auch der leidenden Kirche im Purgatorium zu Gute kommen. „Wir vollziehen ein Werk der barmherzigen Liebe, wenn wir das eucharistische Opfer mit seinem versöhnenden Charakter für die Armen Seelen darbringen, die noch der Läuterung bedürfen.“

Bitte

Durch die Armut des Menschen ist dieser bedürftig. Das Heilige Opfer „ist […] auch eine Bitte oder ein Flehen um das, was uns noch fehlt. In gewissem Sinn geht auch das Flehen aus der Anbetung hervor; denn in ihr erkennt der Mensch an, dass allein Gott der Ursprung alles Guten ist und nur Er die Armseligkeit des Menschen heilen kann. Was wir am meisten brauchen und im Tiefsten ersehnen, sind die übernatürlichen Güter. […] Der Himmlische Vater weiß, was wir brauchen. Aber Er wird geehrt und verherrlicht, wenn wir Ihm mit kindlichem Vertrauen unsere Bitten vortragen. Dadurch erkennen wir an, dass wir uns selber nicht genügen können, sondern allein Gott unsere gerechten Ansprüche erfüllen kann, bis Er selbst in unseren Herzen wohnt.“

V. Die Eucharistie – Mittelpunkt des christlichen Lebens

„Die Eucharistie ist das wahre Opfer des Neuen Bundes. Sie ist die wirkliche und lebendige Vergegenwärtigung des Opfers Christi am Kreuz, die vollkommene Anbetung des Vaters, die dem Herzen Christi, des Gottmenschen, entströmt, der Lobpreis der Kirche, der in den immer aktuellen Lobpreis Christi eingebettet ist, die Danksagung in Christus für alles, was wir umsonst empfangen haben, die vollkommene Wiedergutmachung für alle unsere Sünden, durch die wir den Vater in seiner unendlichen Majestät beleidigt haben. Um der Verdienste willen, die Christus durch sein Opfer am Kreuz erworben hat, ist er immer bereit, uns zu vergeben. Durch die Eucharistie können wir unsere Bitten zum Vater emporreichen, damit Er uns in unserer radikalen Armseligkeit zu Hilfe komme.

Die Eucharistiefeier ist das Zentrum des christlichen Lebens, weil wir in ihr durch den Empfang des Leibes und Blutes Christi in Ihn umgewandelt werden. Die sakramentale Gnade der Eucharistie befähigt uns, die Taufgnade zu verwirklichen und unser Leben zur Ehre Gottes zu gestalten, d.h. als Kinder des Vaters, als Glieder Christi, als Tempel des Heiligen Geistes zu leben. Die Wandlungskraft der Eucharistie bewirkt in uns, dass nicht wir leben, sondern dass Christus in uns lebt (vgl. Gal 2,20). […]

Damit wird deutlich, dass alle Aspekte des eucharistischen Mysteriums in der Dimension und in der Natur des Opfers kulminieren und darin eine wunderbare und organische Einheit finden. Aus dieser Mitte der Eucharistie empfangen wir immerfort die Gnaden, die uns unsere Berufung zur Heiligkeit von Tag zu Tag mehr erkennen und tiefer verwirklichen lassen – zur Ehre und Verherrlichung Gottes (Eph 1,4.6).“

VI. Ist das Opfer eine individuelle oder gemeinschaftliche Handlung?

Die Heilige Schrift erwähnt Opfer von Einzelpersonen (Kain und Abel, Abraham, Job), von Familiengruppen (Noah, Paschalamm) und von grösseren Gemeinschaften (Mose, David, Salomo). „Deutlich wird die gegenseitige Abhängigkeit im Neuen Bund zum Ausdruck gebracht, wenn die Gläubigen als ‚Glieder Christi’ bezeichnet werden. Im katholischen Glauben gibt es den Begriff der ‚Gemeinschaft der Heiligen’, um die Beziehung untereinander zu beschreiben. Darin ist angedeutet, dass sich die guten Handlungen des Einzelnen positiv auf die ganze Gemeinschaft auswirken, während schlechte Entscheidungen dem ganzen Leib der Kirche schaden, sei es durch das schlechte Beispiel oder durch den Verlust von Gnaden, den Entzug von Kräften des Guten und der Heiligkeit, aus denen alle Nutzen ziehen könnten.“

Es besteht also immer eine Wechselwirkung zwischen dem Individuum und der Gemeinschaft. „Denn Jesus Christus hat am Kreuz sein Leben zur Erlösung aller Menschen dargebracht. Gleichzeitig konstituierte sich in diesem Opferakt die Kirche als geheimnisvoller Leib Christi mit Christus als Haupt und den Gläubigen als Gliedern. Zwar ist die Eucharistiefeier die Vergegenwärtigung des Opfers Christi, doch ist sie auch wahres Opfer der Kirche. Als Leib Christi opfert sich die Kirche mit Ihm, durch Ihn und in Ihm dem himmlischen Vater auf und zwar“ in den verschiedenen Dimensionen des Heiligen Opfers.

VII. Schlussfolgerungen

„Die Überlegungen wollten nicht die unerschöpflichen und unsagbaren Reichtümer des eucharistischen Geheimnisses darstellen, sondern die einheitliche und durchgängige Struktur aufzeigen, die diesem Mysterium innewohnt. Die Eucharistie bildet den Mittelpunkt und den Gipfel sowohl des persönlichen Lebens des Christen als auch der ganzen kirchlichen Gemeinschaft. Die verschiedenen Aspekte des eucharistischen Geheimnisses sind nicht nur voneinander abhängig, sondern unlösbar miteinander verbunden: Sie sind Quelle und Garantie der inneren Einheit des christlichen Lebens, das sich im Rahmen und in der Gemeinschaft der Kirche entfaltet, das in Christus eingefügt, dem mütterlichen Schutz der Jungfrau Maria anvertraut und auf die Vollendung in der himmlischen Glorie hingeordnet ist, wo ‚Gott alles in allem’ (1. Kor 15,28) sein wird.“

Der ungekürzte Originaltext ist auf www.kirche-heute.de , Ausgabe 2/05 einsehbar.


© 2005 www.kath.net