Bischof Schraml: Geburt Christi muss Herz berühren

24. Dezember 2004 in Deutschland


Bischof Müller: Mit dem Christkind ist Hoffnung ganz real geworden - Kardinal Wetter fordert Ächtung der Abtreibung - Bischof Genn: An der Krippe beginnt Weg zu den Balken des Kreuzes - Bischof Mixa: 'Wo Kirche draufstehe, müsse Christentum drin sein


Eichstätt (kath.net/pde)
Weihnachten ist nach den Worten des Eichstätter Bischofs und Katholischen Militärbischofs Walter Mixa mehr als ein paar romantische Stunden, die der aktuellen Wirklichkeit nicht entsprechen. Weihnachten stehe vielmehr für die geradezu „verrückte Tatsache“, dass der Schöpfer des Himmels und der Erde sich mit dem begrenzten Menschsein verbinde, sagte der Bischof bei der Christmette im Eichstätter Dom. Während nach normalem Denken und Handeln keiner von oben nach unten tausche, sondern jeder von unten nach oben wolle, komme Gott als Menschenkind, das in einem lumpigen Stall geboren wird.

In seiner Predigt verwies der Bischof auf die vielen Regionen, die von Terror und von brutaler Kriegsführung gekennzeichnet sind. Besonders prangerte er auch die Tatsache an, dass unzählige Kinder als Kriegssoldaten missbraucht werden. Weihnachten stehe keineswegs im Widerspruch zu dieser harten Realität, sondern bedeute: „Gott ist das Leben der Menschen, auch des einzelnen Menschen, nicht gleichgültig.“ Dies gelte auch im Blick auf bedrückende Probleme im eigenen Land: die hohe Zahl der Abtreibungen, die Arbeitslosigkeit vieler Menschen - oft auch Jugendlicher - besonders in den östlichen Bundesländern. Viele gingen mit der bangen Frage in das neue Jahr: „Gibt es eine Verbesserung der wirtschaftlichen Verhältnisse in unserem Land oder geht die Schere zwischen Reich und Arm immer weiter auseinander?“. Bedrückend sei auch die Tatsache, dass aktuellen Zahlen zufolge immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland unterhalb der Armutsschwelle leben. An Weihnachten würden all diese Fragen nicht übertüncht, die Botschaft laute vielmehr: Gott stellt sich vorbehaltlos an die Seite der Notleidenden und Ängstlichen.

Menschliche Vorstellungskraft könne die Phantasie göttlicher Liebe zu den Menschen niemals ganz begreifen: „Wir können nur in dankbarer Liebe und zugleich auch in einem missionarischen Bekenntnis das Knie beugen vor dem Mensch gewordenen Gottessohn in der Krippe.“ Weihnachten fordere dazu auf, jede Anwandlung von Stolz und Überheblichkeit, jeden törichten Versuch von Selbsterlösung abzulegen und sich in großer Dankbarkeit und nüchterner Selbsterkenntnis dem „Geschenk Gottes“ zu stellen. Als Drama bezeichnete es Bischof Mixa in seiner Predigt, dass viele dieses „unglaubliche Geschenk der Liebe“ nicht annehmen wollen. Unter den Christen gebe es nicht wenige, die sich dem Zeitgeist angepasst hätten und die Meinung vertreten, es sei im Grunde genommen gleichgültig, was jeder glaube. Doch sei es eine Bankrotterklärung, Christentum auf die allgemein mitmenschliche Verbindlichkeit: „Seid nett zueinander!“ zu reduzieren. Wo Kirche draufstehe, müsse Christentum drin sein: Alles andere sei Etikettenschwindel.

Christliche Weihnachtsbotschaft ist 'Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen'

Kardinal Wetter fordert bei der Christmette im Münchner Dom die Kinderarbeitin unterentwickelten Ländern zu ächten, ebenso aber auch die "Tötung undVerwertung von ungeborenen Kindern".

München (kath.net/ok)
Mehr Fürsorge und Aufmerksamkeit fürKinder hat zum Weihnachtsfest der Erzbischof von München und Freising,Kardinal Friedrich Wetter, gefordert. In seiner Predigt bei der Christmetteam Heiligen Abend, 24. Dezember, sagte der Kardinal im MünchnerLiebfrauendom: "Wenn Gott selber bei seiner Menschwerdung ein armeshilfsbedürftiges Kind im Stall von Bethlehem geworden ist, dann muss unsereganze Liebe und Fürsorge unseren Kindern, ihrer Erziehung und Förderunggelten". Gerade in Deutschland müsse dem Kind "die ganze Aufmerksamkeit"gelten: "Dem Mut zum Kind, der Abwehr von Kinderarmut und auch derIntegration von ausländischen Kindern."

Der Kardinal sagte, in einer von Friedlosigkeit, Gewalt, Terror undUnterdrückung gezeichneten Welt seien tagtäglich vor allem die Kinder "dieÄrmsten der Opfer". Dies gelte für den Nahen Osten, wo es im Heiligen Landimmer noch keine Aussicht auf Frieden gebe, ebenso für den Irak, wo dasTöten nicht aufhöre und für den Sudan und viele andere Länder, wo nackteGewalt herrsche. Wer auf das Kind in der Krippe blicke, dem müsse es "daswichtigste Anliegen" sein, die Kinder zu retten. Dass seien dieStraßenkinder in Rumänien und Südamerika, aber auch die Opfer sexuellenMissbrauchs in Deutschland und anderen Ländern. Der Kardinal forderte, dieKinderarbeit in unterentwickelten Ländern zu ächten, ebenso aber auch die"Tötung und Verwertung von ungeborenen Kindern".

Die christliche Weihnachtsbotschaft bezeichnete Wetter als "LiebesgeschichteGottes mit den Menschen". Viele hielten die Menschwerdung des Gottessohneseinfach für unglaublich und blieben auf Distanz. Es sei aber wahr, dass Gottin die Welt gekommen sei, um sein Leben mit den Menschen zu leben, damitihre eigene Lebensgeschichte zu einer Liebesgeschichte mit Gott werdenkönne. Vielfach gleiche die Welt einem "störrischen Esel, der sich demAngebot der Liebe Gottes widersetzt". Die christliche Weihnachtsbotschaftkönne aber erst ans Ziel kommen, "wenn Jesus Christus in uns ankommt".

Hilfe und Sicherheit durch Jesus Christus - Weihnachtsbotschaft von Bischof Gerhard Ludwig

Regensburg (kath.net/pdr)
In seiner Botschaft zum Weihnachtsfest hat derRegensburger Bischof die Bedeutung der Kirche für das gesellschaftlicheMiteinander betont. "Die Situation vieler Menschen in unserem Land istschwieriger geworden. Viele beklagen, dass die Probleme immer größer,unübersichtlicher, ja unüberwindlich werden und schließlich das Leben selberzum Problem wird. Gerade wenn Familien auseinanderbrechen und Arbeitsplätzeverloren gehen, bietet die Gemeinschaft der Kirche Hilfe und Sicherheit an.Eine Sicherheit, die nicht von Menschen konstruiert werden kann, sondern unsvon Jesus Christus geschenkt wird. Wir können auf Gott vertrauen, anstattskeptisch in die Zukunft zu blicken. Mit dem Christkind ist die Hoffnungganz real geworden.

Bischof Gerhard Ludwig rief alle Gläubigen dazu auf, die Hilfe undSicherheit anzunehmen, die Christus in die Welt gebracht habe. "DasWeihnachtsfest lenkt den Blick auf Christus, von dem Heil und Erlösungkommen", so der Regensburger Bischof. "Der Mensch hat in der Geschichteimmer wieder gemeint, Erlösung und Befreiung bestehe darin, dass er sichselbst als Gott inthronisiert. Doch wirkliche Erlösung kann sich der Menschnicht selber geben, sie kann nur von Gott kommen."

Das Kind in der Krippe sei eine schöne Szene, die das Leben vieler Familienwiderspiegle. "Spricht uns nicht alle diese Familie an, die wir HeiligeFamilie nennen? Die Familie, bestehend aus Vater, Mutter und den Kindern istdie kleinste Form menschlicher Gemeinschaft und doch die wichtigste. DieFamilien sind die tragenden Säulen jeder Gesellschaft. Gerade an Weihnachtensollten wir dafür beten, dass die Familien auch von der Gesellschaft wiederin ihrer vollen Bedeutung erkannt werden.

Die Geburt Christi muss das Herz berühren - Passauer Diözesanbischof Wilhelm Schraml feierte Christmette im Dom

Passau (kath.net/iop)
Die große Zahl der Gläubigen bei den Weihnachtsgottesdiensten, nicht nur im Passauer Dom, darf als Zeichen verstanden werden, dass die Menschen nach tragfähigen Fundamenten für ihr persönliches Leben suchen. Mit dem Herzen die Geburt Jesu Christi erfassen. Staunen über die Menschwerdung Gottes. Ein Glaube, der sich im Alltag bewährt. Mit diesen drei Themen spannt Diözesanbischof Wilhelm Schraml bei den Pontifikalgottesdiensten im Dom den Bogen von den Hirten an der Krippe zum Lebenszeugnis des heiligen Stephanus.

Bei der Christmette im Stephansdom hat der Passauer Diözesanbischof Wilhelm Schraml betont, die Geburt Christi möge Frieden und Freude in die Herzen aller Menschen bringen. Weihnachten, mit all der Stimmung, den Liedern, Sternen oder Geschenken, solle nicht nur die Sinne berühren. Das eigentliche Geheimnis dürfe nicht ausgeklammert werden. Nämlich: Dass Christus „um unseres Heiles willen Mensch geworden ist, geboren von der Jungfrau Maria, um bei uns zu sein und uns mitzunehmen zum Vater im Himmel“. Man müsse die „Menschenfreundlichkeit und Güte Gottes“ mit dem Herzen erfahren, unterstrich der Bischof in seiner Predigt. Deshalb rief er dazu auf, „Gleichgültigkeit und Kleingläubigkeit“ abzuschütteln. Wie einst den Hirten von Bethlehem, sei den Menschen heute der Weg zum göttlichen Kind in der Krippe gewiesen. Dieses Kind, so Schraml, könne das „Reich der Wahrheit, der Freude, der Gnade und des Lebens bereiten“.

Die Predigt von Bischof Felix Genn von der Christmette im Wortlaut

Liebe Mitbrüder im bischöflichen, priesterlichen und Diakonenamt,liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

“Meine Liebe, erhöht am Kreuz für mich,mein Gott, mein Herr, meine Rettung.Meine Liebe, erhöht am Kreuz,um mich in die Freiheit zu setzen.Mein Gott, mein Herr, meine Rettung.”

Immer wieder haben während des Weltjugendtages 2002 in Toronto jungeMenschen dieses Lied wiederholt, wenn sie das Kreuz und die Marien-Ikoneverehrten. Auch wir haben es hier in Essen gesungen, als wir zu Beginn desAdvents diese Zeichen unserer Erlösung im Dom begrüßt haben. Das Bild derMutter, die ihren Sohn auf dem Schoß trägt, der gar nicht mehr so sehr aufden Schoß passt, weil er schon erwachsen ist, auf den aber hinzuweisen ihrganzes Leben ausgerichtet ist und ihre Sendung bleibt, und das Kreuz, diesebeiden nackten Balken, mit einem solchen Text zu begrüßen, bleibt doch wohlungewöhnlich: Angesichts dieser beiden Zeichen auszurufen: “Meine Liebe!”

In dieser Nacht könnten wir es etwas umformulieren. Angesichts der Krippeausrufen: “Meine Liebe, in die Krippe gelegt für mich. Mein Gott, meinHerr, meine Rettung. Meine Liebe, erniedrigt, um mich in Freiheit zusetzen. Mein Gott, mein Herr, meine Rettung”.Liebe Schwestern, liebe Brüder, in dieser intimen Ausdrucksweise offenbartsich die ganze Spannung unseres Glaubens. Keine wohlige Atmosphäre, nichtdie Vielfalt der Lichter in unseren Straßen und Häusern, nicht dieSchönheit der Musik, nicht die Wärme unserer Stuben, weder Weihrauch nochfestliche Gewänder können darüber hinwegtäuschen: Es geht um das Bekenntnisdes Glaubens an einen Gott, der als einziges Zeichen bietet: “Ihr werdetein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt” (Lk2,12). Hier beginnt der Weg zu den Balken des Kreuzes. In allem, was dasKind, das den Schoß der Mutter mit der Krippe vertauschte und so seinenLebensanfang nahm, geredet, gewirkt und getan hat, es offenbart für denAugenschein nichts von irgendeinem Glanz und einer Herrlichkeit. Esoffenbart nicht, dass die Anordnung eines römischen Kaisers, der einWeltreich regiert, in Dienst genommen wird, damit Maria und Josef in dieStadt Davids kommen. Es offenbart erst recht nicht, dass das meine Liebesein soll, und dass das für mich geschieht. Es offenbart also weder seineweltgeschichtliche Dimension noch seine ganz persönliche Beziehung zu jedemEinzelnen.

Wer aber den Spalt seines Herzens öffnet, wer sich ihm nähert, wer sich mitseinen Herzensohren in diese Botschaft hinein vertieft, wer mit seinenAugen näher hinschaut – anders ausgedrückt – wer sich wirklich berührenlässt und diese Berührung nicht abtut, nicht untergehen lässt im Trubeldessen, was im nächsten Augenblick ansteht, der bleibt von einer Liebegepackt, der wird zum Verliebten. Er kann tatsächlich das völlig Unsinnigeangesichts von Kreuz und Krippe sagen: “Meine Liebe, erhöht, erniedrigt fürmich. Mein Gott, mein Herr, meine Rettung”.

Sie sind in dieser Nacht, liebe Schwestern und Brüder, hier in unseren Domgekommen. Nun wird Ihnen das geboten. Was können Sie davon mitnehmen? Waskann davon in die Presse kommen? Was wird davon morgen in der Zeitungstehen? Möglicherweise sind manche enttäuscht, weil der Bischof anWeihnachten nicht über die Sparmaßnahmen des Bistums und die Folgen davonfür die Gemeinden und Einrichtungen spricht, weil er nicht einenRundumschlag in die große Weltpolitik macht und auf die brennenden sozialenFragen hinweist, die in der Dritten Welt wie bei uns anstehen, sondern voneiner Liebe spricht, die mir gilt. In der Tat: So ist es.

Wie könnte mich nicht bewegen, dass Menschen in unserem Bistum gerade andiesem Weihnachtsfest und an dieser Jahreswende bangen um ihrenArbeitsplatz, den sie gerade in der Kirche als sicher glaubten? Wie könnteich nicht meinen Blick auch auf die Menschen in der Dritten Welt richten?Aber zunächst einmal fängt es persönlich an, weil dieses Szenario einerNacht auf den Fluren Betlehems nur für den kein Märchen keine schöngestaltete Geschichte bleibt, der es so macht wie die Hirten, die einerBotschaft folgten, die von unwahrscheinlichen Boten her kam, und die nurauf ein Kind in der Krippe hinwies. Wer wie die Hirten geht und diesenMenschen Jesus näher kennen lernen will, der kommt nach Betlehem, in einHaus des Brotes, in dessen Mitte das Brot für das Leben der Welt liegt. Esist das Brot für das Leben der Welt, also für unsere Schwestern und Brüderin Lateinamerika, die wir in unserer Aktion Adveniat in besonderer Weise andieser Weihnacht wieder in den Blick und in unser Herz nehmen. “Wirschulden der Welt das Evangelium vom Reich Gottes.” lautet in diesem Jahrdas Motto der Aktion. Wie wahr ist es. Aber wie wahr ist es nicht nur fürLateinamerika, sondern auch für alle Menschen, auch die Ausgestoßenen, dieStraßenkinder von Essen, für die elend Sterbenden, auch für die Gemeindenunseres Bistums, die es nur gibt, weil es dieses Haus des Brotes gibt.

Liebe Schwestern, liebe Brüder, welch eine Armut sind Krippe und Kreuz. Werspürt nicht die Provokation unseres Glaubens, angesichts dieser Zeichen zusagen: Das ist die Rettung. Hier ist Gott, hier ist der Herr. Hier ist derThron, der richtige Platz. Hier erweist sich Liebe als wahr.

Die Liturgie der Heiligen Nacht spannt einen großen Bogen: Sie weist hinauf die Geburt eines Kindes und bekennt es als den Retter, den Messias, denHerrn. Sie lässt uns Einblick nehmen in die Größe der Liebe Gottes; denndieses Kind ist der Sohn, der aus dem Vater seit Ewigkeit hervorgeht.Zugleich aber meint sie mich, dich, Sie, jeden Einzelnen. Das Ganze giltder Welt und ganz besonders mir. Deshalb bittet die Kirche am Ende derheiligen Messe darum, dass Gott uns in der Freude über die Geburt desErlösers die Gnade schenkt, “ihm unser ganzes Leben zu weihen, damit wireinst Anteil erhalten an der ewigen Herrlichkeit” (Schlussgebet der Messe).

Liebe Schwestern, liebe Brüder, wir können noch so viel über strukturelleMaßnahmen in Kirche und Gesellschaft sprechen. Wir können noch so viel überdie Folgen reden, die die Menschwerdung des Sohnes Gottes in der Welt fürdas Menschwerden bedeutet. Es bleibt leer, wenn es nicht mich trifft undich ihm mein Leben weihe, zur Verfügung stelle, aus seiner KonzeptionMensch werde, anders ausgedrückt verliebt werde in ihm, und tatsächlichohne Schwarm, aber in Wahrheit sagen zu können:

“Meine Liebe, erhöht am Kreuz für mich,erniedrigt in der Krippe für mich.Mein Gott, mein Herr, meine Rettung.”

Liebe Schwestern und Brüder, im Namen meines verehrten Vorgängers, BischofHubert, meiner Mitbrüder im Bischofsamt, Weihbischof Franz Grave und FranzVorrath, der Mitbrüder des Domkapitels der Hohen Domkirche, wünsche ichIhnen in diesem Sinne eine gnadenreiche und gesegnete Weihnacht. Amen.


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