Wie Johannes vom Kreuz mit nervigen Menschen umging

31. Dezember 2025 in Spirituelles


Negatives Denken ist schlecht: Eine Haltung der Dankbarkeit und des Fokus auf das Gute machen zufrieden und glücklich.


Wien (kath.net / pk) „Ich erinnere mich noch lebhaft daran, wie ich mich hinter ihrem Rücken über eine Kollegin beschwert habe: ,Diese Person ist so seltsam, so nervig, so abstoßend.‘ Dann lernte ich die Person, über die ich mich beschwert hatte, langsam kennen und erkannte, was für ein großzügiger, liebevoller und wirklich guter Mensch sie war. Ich fühlte mich schrecklich wegen all der Male, wo ich schlecht über sie geredet hatte.

Das schreibt Cecilia Pigg in einem Beitrag auf „Aleteia“.  Sie habe erlebt, „wie befreiend es ist und wie viel besser ich mich fühle, wenn ich mich auf die guten und schönen Eigenschaften eines Menschen konzentriere statt auf seine Fehler oder Eigenarten“. Diese Erfahrung haben nicht nur zahlreiche Heilige gemacht; sie wird auch durch aktuelle psychologische Studien belegt, die davon ausgehen, dass Menschen glücklicher sind, wenn sie sich auf das Gute fokussieren.

Eine Studie aus dem Jahr 2008 befasst sich mit der Negativitätsdominanz. Der Begriff Negativitätsdominanz (auch Negativitätsbias) beschreibt das Phänomen, dass Menschen dazu neigen, negativen Erfahrungen und Emotionen mehr Aufmerksamkeit zu schenken als positiven. Ein Wort der Kritik hinterlässt beispielsweise bei den meisten einen nachhaltigeren Eindruck als ein Lob.

Viele Studien belegen, dass sich negatives Denken auch auf die körperliche Gesundheit auswirkt. Es gibt Studien, die auf einen Zusammenhang zwischen negativen Denkmustern und Demenz verweisen, einer allgemeinen Verschlechterung der psychischen Gesundheit bei älteren Menschen sowie psychischen Komplikationen.

Im katholischen Glauben wird die Haltung, mit einem liebenden, positiven Blick auf Menschen zu schauen, als „Barmherzigkeit“ definiert. Viele Heilige haben diese Barmherzigkeit gelebt und waren Vorbilder in Liebe und Gelassenheit. Die heilige Mutter Teresa sah über die körperliche Gebrochenheit und Hässlichkeit der Sterbenden auf der Straße hinweg und blickte auf die Würde und Menschlichkeit und behandelte jeden Menschen mit Liebe und Respekt.

Der heilige Johannes vom Kreuz, ein Karmeliterpriester, hatte viele Feinde, weil er versuchte, den Karmeliterorden zu reformieren. Diese verleumdeten ihn, um seinen Ruf zu ruinieren und so seine Bemühungen zu torpedieren, den Orden zu verändern. Dennoch sprach Johannes nicht schlecht über diejenigen, die ihn verleumdeten, und erlaubte auch niemandem in seiner Umgebung, schlecht über diese Menschen zu sprechen. Er versuchte, den Ruf derer zu schützen, die ihm sein ganzes Leben lang Schaden zugefügt hatten. Sein Frieden und seine Freude waren ein Zeugnis für seine Mitmenschen.

Auch wir können diese Haltung einüben, und die Adventzeit ist eine perfekte Zeit dafür. Einige Fragen, über die wir nachdenken können, sind: Über wen beschwere ich mich am häufigsten? Sind es eigentlich viele Menschen? „Betrachten Sie jede Person einzeln und schreiben Sie auf, welche guten Eigenschaften sie hat“, schlägt Cecilia Pigg vor. „Vielleicht müssen Sie zunächst mit sehr oberflächlichen Dingen beginnen, aber versuchen Sie, tiefer zu schauen und das innere Gute zu erkennen, das diese Menschen besitzen.“

Eine weitere Möglichkeit, unser Denkmuster zu ändern, ist eine schlichte Dankbarkeitsübung: Denken Sie an etwas, wofür Sie dankbar sind, und verbringen Sie 15 Sekunden in diesem Zustand der Dankbarkeit, wenn Sie merken, dass Sie zu negativen Gedanken neigen.


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