
3. Dezember 2025 in Familie
„Für Kleinkinder ist der Kontakt mit Menschen, insbesondere mit ihren Müttern, deren Gesichter durch Botox unbeweglich wirken, eine echte Tragödie.“
Warschau (kath.net/pl) Eine in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Pediatrics“ veröffentlichte Studie zeigt, dass Kinder von Müttern mit eingeschränkter Mimik Emotionen weniger gut erkennen und eher mit Angst reagieren. Darüber berichtet Bogna Białecka im katholischen Nachrichtenportal „Aleteia“ in seiner polnischsprachigen Ausgabe. Neuropsychologen der Universität Cardiff haben sogar herausgefunden, dass Erwachsene, die sich Botox spritzen ließen, die Emotionen anderer Menschen schlechter „lesen“ können, weil sie diese nicht in ihren eigenen Gesichtsausdrücken wiedergeben können.
„Aleteia“ schreibt wörtlich: „Für Kleinkinder ist der Kontakt mit Menschen, insbesondere mit ihren Müttern, deren Gesichter durch Botox unbeweglich wirken, eine echte Tragödie. Im ersten Lebensjahr lernt das Nervensystem, Emotionen zu regulieren, indem es auf die Mimik der Eltern reagiert. Wenn dieses Signal verzerrt oder gar nicht vorhanden ist, interpretiert das Gehirn des Kleinkindes dies als Bedrohung. Infolgedessen steigt der Cortisolspiegel – das Stresshormon – und es können sich später chronische Angstzustände oder emotionale Überempfindlichkeit entwickeln.“ In Familien, in denen Gefühle gefiltert und kontrolliert werden, wachsen Kinder in emotionaler Kälte auf – nicht weil ihre Eltern sie nicht lieben, sondern weil sie ihre Liebe nicht mehr ausdrücken können.
Auch die amerikanische Psychologin Lisa Feldman Barrett betont gemäß „Aleteia“, dass Emotionen gemeinsam zwischen Menschen entstünden. Wenn aber die Gesellschaft Gesichtsausdrücke unterdrücke – beispielsweise durch Botox, Filter oder durch das übermäßige Streben nach dem „perfekten Bild“ –, verkümmere der gemeinsame emotionale Raum. Die Fähigkeit, Mitgefühl und Empathie zu empfinden und auf den Schmerz und die Freude anderer zu reagieren, gehe verloren.
So sei es auch kein Zufall, dass die zunehmende Beliebtheit ästhetischer Behandlungen mit steigenden Angst- und Depressionsraten unter jungen Menschen einhergeht. Kinder lernen von Erwachsenen, dass wahre Gefühle unterdrückt werden müssen.
Der „Aleteia“-Beitrag mahnt abschließend: „Wir vertrauen Gesichtsausdrücken mehr als Worten. Wenn jemand mit ernster Miene behauptet, uns zu lieben, glauben wir es nicht. Omas faltiges, strahlendes Gesicht ist schöner als die maskenhafte, glatte, straffe Haut eines Menschen, mit dem wir zwar verwandt sind, der uns aber nicht wirklich liebt.“
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