Über 300 Kinder aus katholischer Schule in Nigeria entführt

23. November 2025 in Weltkirche


Ortsbischof weist Berichte über angebliche Warnungen im Vorfeld zurück.


Abuja/Wien (kath.net/ KAP) 
Bei dem Überfall auf eine katholische Internatsschule in der Gemeinde Papiri im Nordwesten Nigerias sind nach jüngsten Angaben des katholischen Ortsbischofs 315 Schüler und Schülerinnen sowie Lehrer entführt worden. Insgesamt würden 303 Schülerinnen und Schüler sowie vier Lehrerinnen und acht Lehrer vermisst, erklärte der Diözesanbischof von Kontagora, Yohanna Dauwa Bulus, laut Mitteilung der Christlichen Vereinigung Nigerias (CAN) am Samstag. Die Zahl der aus der St. Mary's School Grund- und Sekundarschule entführten Buben und Mädchen entspricht damit fast der Hälfte der insgesamt 629 Schüler der Einrichtung.
Bewaffnete hatten die Schule im Bundesstaat Niger am Freitag in den frühen Morgenstunden überfallen. Zunächst waren die Verantwortlichen von bis zu 100 Entführten ausgegangen. Die nigerianischen Behörden haben sich bisher nicht zur Zahl der entführten Schüler und Lehrer geäußert. Es ist bereits die zweite Massenentführung von Schülern im Nordwesten Nigerias innerhalb von einer Woche. Erst am Montag hatten Bewaffnete im Bundesstaat Kebbi ein Mädcheninternat überfallen, einen Lehrer getötet und 25 muslimische Schülerinnen entführt.

In den Bundesstaaten Niger, Katsina und Plateau wurde laut Nachrichtenagentur AFP nun als Vorsichtsmaßnahme die Schließung aller Schulen angeordnet. Kontagoras Bischof Yohanna wies derweil am Samstag Angaben von Regierungsvertretern zurück, wonach die Schule in Papiri im Vorfeld des Angriffs eine staatliche Anordnung zur Schließung aller Internate nach Geheimdienstwarnungen vor einem erhöhten Angriffsrisiko missachtet habe. "Entgegen den Gerüchten haben wir weder ein Rundschreiben noch eine Warnung von der Regierung oder den Sicherheitsbehörden erhalten", wurde er von der Zeitung "Vanguard" (online) zitiert.
Bisher hat keine Gruppe die Tat für sich reklamiert. Vor allem im Norden des 230-Millionen-Einwohner-Staates Nigeria ist es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Überfällen auf Schulen und Massenentführungen sowohl durch kriminelle Banden als auch islamistische Terrorgruppen gekommen. Die bisher schwerste Entführung dieser Art war im April 2014 der Angriff auf eine Mädchenschule im Ort Chibok im Bundesstaat Borno, bei dem die islamistische Miliz Boko Haram 276 Schülerinnen verschleppte. Bis heute ist das Schicksal von rund 90 von ihnen unklar.

Missio: Lage in Nigeria "nicht ignorieren"
In Österreich äußerte sich der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke (Missio), Pater Karl Wallner, am Samstag in einer Mitteilung "tief besorgt" über die neue Schreckenstat in Papiri. Die Entführung der über 300 Kinder sei "eine ernste Situation, die wir im Westen nicht ignorieren dürfen", forderte Wallner. Er hoffe und bete, dass die Kinder und ihre Lehrer rasch freikommen.
Der Nationaldirektor von Missio Österreich verwies im Zusammenhang mit der Tat auf die schwierige Lage von Christen, die "in Nigeria von bewaffneten Gruppen verfolgt, entführt und bedrängt werden". Wallner: "Die Religionsfreiheit ist ein grundlegendes Menschenrecht, das uns alle angeht. Christenverfolgung in Afrika führt zur Destabilisierung einzelner Regionen. Wir müssen alles daransetzen, Religionsfreiheit insbesondere in Nigeria zu stärken."

Tote und Entführte bei Angriff auf Kirche
Am vergangenen Dienstag hatten Bewaffnete bei einem Angriff auf eine Kirche im Bundesstaat Kwara im Westen Nigerias zwei Menschen während eines Gottesdienstes getötet und 38 Gläubige entführt. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am Freitag unter Berufung auf einen Kirchenvertreter, dass die Täter ein Lösegeld von 100 Millionen Naira (rund 60.000 Euro) für jeden Entführten fordern.
US-Präsident Donald Trump hatte vor zwei Wochen angekündigt, Nigeria auf eine Beobachtungsliste für Länder mit eingeschränkter Religionsfreiheit zu setzen. Er begründete den Schritt mit dem Vorwurf, Christen würden dort von Islamisten "abgeschlachtet". Später drohte er auch mit einem Militärschlag, sollte Nigeria weiter die "Tötung von Christen" zulassen.

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