
13. November 2025 in Weltkirche
Der Vatikan lehnt die angeblichen Marienerscheinungen von Dozulé (Frankreich) einschließlich der damit verbundenen Aufforderung zum Bau eines Monumentalkreuzes verbindlich ab. Von Petra Lorleberg
Vatikan-Bayeux (kath.net/pl) Das Dikasterium für die Glaubenslehre ermächtig „Eure Exzellenz, das entsprechende Dekret zu verfassen und zu erklären, dass das Phänomen der angeblichen Erscheinungen in Dozulé endgültig als nicht übernatürlich anzusehen ist, mit allen Konsequenzen, die diese Feststellung mit sich bringt.“ Das schreibt der Präfekt des Dikasteriums, Víctor Manuel Kardinal Fernández, an den Erzbischof von Bayeux-Lisieux, Jacques Habert. Der Präfekt beurteilt verbindlich die „angeblichen Marienerscheinungen in Dozulé“, welche auch die Bitte beinhalten, ein leuchtendes Kreuzes, des sogenannten „Glorreichen Kreuzes“, mit der Höhe von 738 Meter zu bauen. Das auf den 3.11.2025 datierte Dokument wurde am 12.11. veröffentlicht.
Das lesenswerte Schreiben informiert: „Das auf Golgatha aufgerichtete Holz wurde zum wahren Zeichen des Opfers Christi, einzigartig und unwiederholbar. Daher kann kein anderes Kreuzsymbol, wie fromm oder monumental es auch sein mag, ihm gleichgestellt werden. Es erscheint daher sowohl theologisch als auch pastoral-symbolisch irreführend, das ‚Glorreiche Kreuz‘ von Dozulé mit dem von Jerusalem zu vergleichen.“
kath.net dokumentiert das Schreiben von Víctor Manuel Kardinal Fernández, Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, an Erzbischof Jacques Habert, Bischof von Bayeux-Lisieux, in voller Länge in eigener Arbeitsübersetzung:
Eure Exzellenz,
gestatten Sie mir, diesen Brief mit einem wunderschönen Lobgesang auf das Kreuz Christi zu beginnen:
„O Kreuz, du bist die große Barmherzigkeit Gottes, o Kreuz, Herrlichkeit des Himmels, o Kreuz, ewiges Heil der Menschheit, o Kreuz, Schrecken für die Bösen und Macht für die Gerechten und Licht für die Gläubigen. O Kreuz, das es dem menschgewordenen Gott ermöglichte, die Welt zu erlösen und den Menschen zu befähigen, in Gott im Himmel zu herrschen, durch dich erschien das Licht der Wahrheit und die Nacht des Bösen floh. Du zerstörtest die Götzentempel, die einst in den Nationen ihren Platz hatten, für die Völker, die zum Glauben gekommen sind, du bist das Band des menschlichen Friedens, das den Menschen mit dem Bund Christi, des Mittlers, versöhnt. Du bist zur Leiter des Menschen geworden, die ihn zum Himmel führt. Sei uns Gläubigen stets Stütze und Anker, damit unser Haus fest stehe und unser Boot sicher geführt werde – mit Glauben, der auf das Kreuz schaut, damit wir vom Kreuz her die Krone empfangen.“ (Paulinus von Nola, Carme 19).
Ich wende mich nun den angeblichen Erscheinungen von Dozulé zu, die mit der Person der Madeleine Aumont in Verbindung stehen und die im Laufe der Jahre ein gewisses spirituelles Interesse, aber auch viele Kontroversen und Schwierigkeiten doktrinärer und pastoraler Natur hervorgerufen haben. Anlass hierfür sind verschiedene Anfragen nach Klärung, die dieses Dikasterium erreichten, und vor allem bestimmte theologische und symbolische Interpretationen, die sich daraus ergaben.
Wie bekannt ist, hatten Ihre Vorgänger zu diesen angeblichen Erscheinungen Stellung bezogen. Bischof Badré erklärte: „Die Offenbarung des Geistes Gottes drückt sich für die Christen im Zeichen des Kreuzes aus, einem Zeichen, durch das Gott an unseren Leiden und Schmerzen teilhat, einem beunruhigenden Zeichen für den Geist des modernen Menschen. Doch das Heil vollzieht sich nicht nach unseren menschlichen Plänen. Die bescheidenen Kreuze, die in unserer Landschaft aufgestellt sind, bringen diese Wirklichkeit gut zum Ausdruck.“ Nach seiner seelsorgerischen Prüfung kam er zu dem Schluss: „Unter keinen Umständen kann der Bau eines monumentalen Kreuzes in Dozulé durch einen in Paris ansässigen Verein ein authentisches Zeichen für die Offenbarung des Geistes Gottes sein“ (Kommuniqué, 10. April 1983).
In der am 8. Dezember 1985 veröffentlichten Erklärung führte Bischof Badré aus: „Angesichts der Ereignisse in Dozulé, der Aktivitäten und der Agitation, der Spendenaktionen von Personen, die eigenmächtig, ohne Mandat und ohne Respekt vor der bischöflichen Autorität handeln, […] der fanatischen Propaganda für die ‚Botschaft‘, […] der uneingeschränkten Verurteilung derer, die ihr nicht folgen, bin ich aus Gewissensgründen der Ansicht, dass ich inmitten all dieses Tumults keine Zeichen erkennen kann, die mich berechtigen würden, die vielbesprochenen ‚Erscheinungen‘ als authentisch zu erklären oder der Kirche den Auftrag zu erteilen, diese ‚Botschaft‘ zu verbreiten.“
Das Dikasterium für Glaubenslehre selbst hat die Arbeit der Bischöfe des Bistums Bayeux-Lisieux bei der schwierigen Aufgabe, die weiterhin Verwirrung stiftenden Fragen zu klären, nachdrücklich unterstützt. Und im übergeordneten Interesse der Gläubigen mahnte er einerseits zu anhaltender Wachsamkeit gegenüber dem Phänomen der angeblichen Erscheinungen und andererseits dazu, jegliche Kreuzaufstellung in den Rahmen der gesunden Verehrung des Heiligen Kreuzes einzubetten.
Eure Exzellenz sah sich kürzlich nach eingehender Untersuchung des betreffenden Phänomens veranlasst, die Ereignisse im Zusammenhang mit dem Haute-Butte von Dozulé weiter zu prüfen, um die Angelegenheit endgültig zu klären. Zu diesem Zweck schlugen Sie, wie in den Normen für die Untersuchung angeblicher übernatürlicher Phänomene Nr. 22 festgelegt, als Abschluss der Prüfung eine Erklärung der Nicht-Übernatürlichkeit vor, durch die Sie das Dikasterium ermächtigt, endgültig zu erklären, dass das Phänomen der angeblichen Erscheinungen von Dozulé als nicht-übernatürlich anerkannt wird, das heißt, es hat keinen authentischen göttlichen Ursprung.
Die Hauptbotschaft der angeblichen Marienerscheinungen in Dozulé beinhaltet die Bitte um den Bau eines leuchtenden Kreuzes, des sogenannten „Glorreichen Kreuzes“, 738 Meter hoch, das weithin sichtbar sein soll, als Symbol der universellen Erlösung und Zeichen seiner baldigen Wiederkunft in Herrlichkeit. Insbesondere der Inhalt der angeblichen Botschaften, der zwar zur Umkehr, Buße und Kreuzverehrung aufruft – zweifellos zentrale Themen des christlichen Glaubens –, wirft einige heikle theologische Fragen auf, die einer Klärung bedürfen, damit der Glaube der Gläubigen nicht der Gefahr einer Verzerrung ausgesetzt wird.
Diese Fragen betreffen den Wert des Kreuzes, die Vergebung der Sünden und die Verkündigung der baldigen Wiederkunft des Herrn. Daher sind einige Klarstellungen zu diesen Punkten notwendig, damit die Verkündigung der barmherzigen Liebe Christi, die sich im Geheimnis des Kreuzes offenbart, nicht durch Elemente verfälscht wird, die ihre zentrale Wahrheit verschleiern.
1. Der einzigartige und endgültige Wert des Kreuzes Christi, des universellen Zeichens des Heils
Einige Texte stellen eine Parallele zwischen dem leuchtenden Kreuz von Dozulé und dem Kreuz von Jerusalem her.
In der fünften angeblichen Erscheinung vom 20. Dezember 1972 wird ermahnt: „Sagt dem Priester, dass das hier errichtete glorreiche Kreuz mit Jerusalem vergleichbar ist.“
Noch deutlicher findet sich dieser Vergleich in der elften angeblichen Erscheinung vom 5. Oktober 1973: „Das glorreiche Kreuz, das auf dem hohen Hügel errichtet wurde, muss mit der Stadt Jerusalem verglichen werden.“
Das Jerusalemer Kreuz – also Golgatha, wo Christus gekreuzigt wurde – ist der historische Ort, an dem sich die letzten Ereignisse im irdischen Leben Jesu von Nazareth abspielten und an dem die Erlösung vollbracht wurde. Ein Kirchenvater betont die Einzigartigkeit dieses Ortes:
„Er wurde wahrhaftig für unsere Sünden gekreuzigt. Ja, selbst wenn ihr es weiterhin leugnet, zeugt dieser Ort vor unseren Augen davon, dieses heilige Golgatha, wo wir uns versammelt haben, denn hier wurde er gekreuzigt, von hier ging sein zerbrochenes Kreuz fort, um die ganze Welt zu erfüllen. Hier wurde er gekreuzigt, damit wir von unseren Sünden befreit würden, gewiss nicht für seine eigenen; hier, nachdem er von den Menschen wie ein Mensch verachtet und geschlagen worden war, wurde er von der Schöpfung als Gott erkannt, als die Sonne, als sie ihren Herrn verachtet sah, wankte und, den Anblick nicht länger ertragend, ihren Platz verließ“ (Kyrill von Jerusalem, Katechese 4,10).
Das auf Golgatha aufgerichtete Holz wurde zum wahren Zeichen des Opfers Christi, einzigartig und unwiederholbar. Daher kann kein anderes Kreuzsymbol, wie fromm oder monumental es auch sein mag, ihm gleichgestellt werden. Es erscheint daher sowohl theologisch als auch pastoral-symbolisch irreführend, das „Glorreiche Kreuz“ von Dozulé mit dem von Jerusalem zu vergleichen.
Jerusalem ist das sakramentale Zentrum der Heilsgeschichte, kein architektonisches oder symbolisches Modell, das maßstabsgetreu reproduziert werden kann. Die Heilskraft des Geschehens auf Golgatha manifestiert sich sakramental in der liturgischen Feier der Kirche. Ein anderer Kirchenvater verdeutlicht dies:
„Darum ist, wie der Apostel sagt, Christus, unser Passahlamm, geopfert worden“ (1 Kor 5,7). Indem er sich dem Vater als neues und wahres Sühneopfer darbrachte, wurde er nicht im Tempel, wo die Verehrung bereits erloschen war, noch innerhalb der Grenzen der Stadt, die wegen seines Verbrechens zerstört werden sollte, gekreuzigt, sondern außerhalb und jenseits der bewohnten Gebiete. So sollte, als das Geheimnis der alten Opfer vollendet war, ein neues Opfer auf einen neuen Altar gelegt werden, und das Kreuz Christi würde zum Altar nicht des Tempels, sondern der Welt werden“ (Leo der Große, Predigt 59, Rede VIII über das Leiden des Herrn, 5).
Und weiter:
„O wunderbare Kraft des Kreuzes! O unaussprechliche Herrlichkeit des Leidens, in der wir das Gericht des Herrn, das Urteil über die Welt und die Macht des Gekreuzigten vereint finden.“ […] Ja, Herr, du hast alles an dich gezogen, damit das, was im einen Tempel von Judäa unter dem Schleier geheimnisvoller Gestalten geschah, überall und von allen Völkern mit aufrichtiger Frömmigkeit und feierlichem, öffentlichem Gottesdienst gefeiert werde“ (ebd., 7).
Vergleicht man daher das in Dozulé geforderte Kreuz mit dem in Jerusalem, besteht die Gefahr, das Zeichen mit dem Geheimnis zu verwechseln und den Eindruck zu erwecken, das, was Christus ein für alle Mal vollbracht hat, könne physisch „reproduziert“ oder „erneuert“ werden.
Die christliche Tradition erkennt das Kreuz Christi als das universelle Zeichen der Erlösung an, „ein Ärgernis für Juden und eine Torheit für Heiden“ (1 Kor 1,23), aber die Kraft und Weisheit Gottes für die Gläubigen. Um die durch das Kreuz Christi garantierte Universalität der Erlösung zu betonen, spricht Kyrill von Jerusalem von Golgatha als dem Mittelpunkt der Erde, wo Jesus seine Arme ausstreckte, um symbolisch die gesamte Menschheit zu umfassen:
„Am Kreuz streckte er seine Hände aus, um mit Golgatha, das im Mittelpunkt der Erde steht, die ganze Welt bis an ihre Enden zu umfassen. Nicht ich sage dies, sondern der Prophet spricht: ‚Du hast das Heil vom Mittelpunkt der Erde gebracht‘“ (Ps 73,12). „Er, der seine göttlichen Hände ausgestreckt hatte, um den Himmel zu stützen, streckte [auf Golgatha] seine fleischlichen Hände aus“ (Katechese XIII, 28).
2. Die Gefahr der Vervielfältigung oder Ersetzung des heilbringenden Zeichens
Einige Formulierungen in den angeblichen Botschaften von Dozulé betonen die Errichtung des „Glorreichen Kreuzes“ als neues Zeichen, das für das Heil der Welt notwendig oder ein besonderes Mittel zur Erlangung von Vergebung und Weltfrieden sei. Manchmal ist von einer „Vervielfachung des Zeichens“ die Rede, als sei deren Verbreitung eine von Christus selbst auferlegte Mission.
In der fünfzehnten angeblichen Erscheinung vom 5. April 1974 werden noch präzisere Details genannt: „Das Glorreiche Kreuz muss auf dem Haute-Butte, ganz in der Nähe der Grenze von Dozulé, genau dort errichtet werden, wo der Fruchtbaum, der Baum der Sünde, steht, denn das Glorreiche Kreuz wird alle Sünden vergeben.“
Die Bitte um die Errichtung dieses Kreuzes sollte als unberechtigte Wiederholung des Kreuzzeichens betrachtet werden, als eine symbolische Überlagerung des Erlösungsgeheimnisses, fast so, als ob ein neues „Erlösungsdenkmal“ für die moderne Welt nötig wäre. Doch der katholische Glaube lehrt, dass die Kraft des Kreuzes nicht wiederholt werden muss, da sie bereits in jeder Eucharistie, in jeder Kirche und in jedem Gläubigen gegenwärtig ist, der in Einheit mit dem Opfer Christi lebt. Dieses neue Symbol birgt die Gefahr, die Aufmerksamkeit vom Glauben auf das sichtbare Zeichen zu lenken, es zu verabsolutieren und eine Art „materieller Heiligkeit“ zu fördern, die nicht dem Kern des Christentums entspricht.
Ein authentisches Glaubenszeichen muss hingegen auf Christus verweisen, nicht sich selbst in den Mittelpunkt rücken. Das Jerusalemer Kreuz ist ein „Sakrament des heilbringenden Opfers“, während ein monumentales Kreuz wie das von Dozulé Gefahr läuft, zu einem „Symbol einer autonomen Botschaft“ zu werden, losgelöst von der sakramentalen Ordnung der Kirche. Kein Kreuz, keine Reliquie und keine private Erscheinung kann die von Christus eingesetzten Gnadenmittel ersetzen.
Die Heilige Schrift lehrt: „In keinem anderen ist das Heil zu finden, denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir gerettet werden“ (Apg 4,12). In der Erklärung Dominus Iesus zur Einzigartigkeit und Heilsverheißung Jesu Christi und der Kirche heißt es: „Von Anbeginn an hat die Gemeinschaft der Gläubigen in Jesus einen solchen Heilswert erkannt, dass er allein, als menschgewordener, gekreuzigter und auferstandener Sohn Gottes, durch einen vom Vater empfangenen Auftrag und in der Kraft des Heiligen Geistes den Zweck hat, der ganzen Menschheit und jedem einzelnen Menschen Offenbarung (vgl. Mt 11,27) und göttliches Leben (vgl. Joh 1,12; 5,25–26; 17,2) zu schenken“ (Nr. 15). Das Antlitz des Heils erstrahlt in der Schönheit des gekreuzigten und auferstandenen Christus, der weiterhin das Leben ausgießt, das aus dem Holz des Kreuzes geboren wurde, selbst auf jene, die nicht leibhaftig auf Golgatha anwesend waren. Kein anderes Zeichen, so fromm oder ergreifend es auch sein mag, kann das einzigartige Geheimnis des Kreuzes Jesu ersetzen oder nachahmen.
Das Kreuz braucht keine 738 Meter Stahl oder Beton, um erkannt zu werden: Es erhebt sich jedes Mal, wenn sich ein Herz unter dem Einfluss der Gnade der Vergebung öffnet, eine Seele sich bekehrt, Hoffnung neu entfacht wird, wo sie unmöglich schien, und selbst wenn ein Gläubiger, indem er ein kleines Kreuz küsst, sich Christus anvertraut. Jeder Akt des Glaubens, jede Geste der Barmherzigkeit, jedes „Ja“ zu Gottes Willen ist wie ein lebendiger Stein, der dieses Kreuz in der Welt erhebt.
Andererseits muss erneut betont werden, dass keine Privatoffenbarung als allgemeine Verpflichtung oder als dem Gewissen der Gläubigen auferlegtes Zeichen angesehen werden sollte, selbst wenn solche Phänomene geistliche Früchte tragen. Die Kirche ermutigt zu Glaubensbekenntnissen, die zu Umkehr und Nächstenliebe führen, warnt aber vor jeder Form der „Sakralisierung des Zeichens“, die dazu führt, ein materielles Objekt als absolute Heilsgarantie zu betrachten.
3. Entscheidende theologische Klarstellung: Das Kreuz und die Vergebung der Sünden
Zu den beunruhigendsten Behauptungen der angeblichen Botschaften von Dozulé gehört der Aufruf zur „Vergebung der Sünden“ durch die Betrachtung dieses Kreuzes von Dozulé.
So heißt es in der 14. angeblichen Erscheinung vom 1. März 1974: „Alle, die zur Umkehr am Fuße des glorreichen Kreuzes kommen, werden gerettet. Satan wird vernichtet; nur Friede und Freude werden bleiben.“
In der fünfzehnten angeblichen Erscheinung vom 5. April 1974 heißt es, wie bereits erwähnt: „Das Glorreiche Kreuz muss auf dem Haute-Butte, ganz in der Nähe der Grenze von Dozulé, genau dort errichtet werden, wo der Baum der Sünde steht, denn das Glorreiche Kreuz wird alle Sünden vergeben.“
Einen Monat später, in der sechzehnten angeblichen Erscheinung vom 3. Mai 1974, wird dies wiederholt: „Dieser schiefe Baum ist das Symbol der Sünde. Entwurzelt ihn, bevor er Früchte trägt, und eilt, das Glorreiche Kreuz an seiner Stelle zu errichten, denn das Glorreiche Kreuz wird alle Sünden vergeben.“
Es ist klar, dass wir mit Erlösung nicht nur die Rettung vor einer irdischen Katastrophe meinen. In der siebzehnten angeblichen Erscheinung vom 31. Mai 1974 heißt es: „Alle, die im Glauben zur Buße kommen, werden in diesem Leben und in Ewigkeit gerettet. Satan wird keine Macht mehr über sie haben.“
Wie man sieht, liegt hierin der zentrale theologische Irrtum der angeblichen Botschaften Dozulés, da solche Aussagen mit der katholischen Lehre von Heil, Gnade und Sakramenten unvereinbar sind. Beispielsweise legt der Text der angeblichen Botschaft vom 1. März 1974 nahe, dass allein der Gang zum Fuße des Kreuzes genüge, um Vergebung und Heil zu erlangen. Die katholische Kirche lehrt jedoch, dass Vergebung nicht von einem physischen Ort, sondern von Christus selbst kommt, dass die Vergebung der Sünden durch die Sakramente, insbesondere das Sakrament der Buße, empfangen wird und dass kein Gegenstand die sakramentale Gnade ersetzen kann. Das Kreuz ist gewiss ein Zeichen des Heils, aber ein von uns errichtetes Kreuz ist kein Ort automatischer Vergebung: Vergebung kommt von Christus.
Der Katechismus der Katholischen Kirche erinnert daran, dass Christus das Sakrament der Buße eingesetzt hat, um die Gläubigen, die nach der Taufe in Sünde gefallen sind, mit Gott zu versöhnen (vgl. Nr. 1446), und dass die Vergebung der nach der Taufe begangenen Sünden durch den Dienst der Priester gewährt wird (vgl. ebd., Nr. 1461). Dies bedeutet, dass für die Vergebung der Sünden eine äußere Handlung, wie der Besuch eines Ortes oder die Berührung eines Kreuzes, nicht ausreicht; es bedarf innerer Reue und der Absolution des Priesters, eines sichtbaren Zeichens der Vergebung Gottes. Die Sakramente des Neuen Bundes sind wirksame Werkzeuge der Gnade, und kein Zeichen, wie heilig es auch sein mag, kann sie ersetzen (vgl. Konzil von Trient, Sitzung VII, Dekret über die Sakramente, can. 6: DH 1606; KKK 1084).
Das Zweite Konzil von Orange, das sich gegen die sogenannten „Semi-Pelagianer“ wandte – die zwar die Gnade als notwendiges Heil anerkannten, aber behaupteten, der Beginn des Glaubens hänge vom menschlichen Willen und nicht von der göttlichen Gnade ab –, bekräftigte, dass die Gnade für das Heil absolut notwendig ist. Die Kanones des Konzils erklären, dass der Beginn des Glaubens, der Wunsch zu glauben und alle guten Werke, die wir vollbringen, Gaben Gottes sind (vgl. Kanone 5–7, DH 375–377). Das bedeutet, dass Menschen ohne Gnade nicht einmal den Wunsch haben können, Gott näherzukommen. Wie der heilige Paulus in seinem Brief an die Epheser schreibt: „Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft - Gott hat es geschenkt“ (Eph 2,8).
Das Konzil von Trient befasste sich in seiner sechsten Sitzung mit der Frage der menschlichen Rechtfertigung und der Rolle der göttlichen Gnade und bekräftigte, dass nichts Menschliches der Gnade vorausgehen kann (vgl. Kap. 5: DH 1525; Kanon 3: DH 1553).
Der Mensch kann sich die Freundschaft mit Gott nicht durch Taten erkaufen; sie bleibt ein freies Geschenk seiner Liebe. Sündige Menschen können sich durch gute Taten, vom Geist bewegt, zwar auf die Rechtfertigung vorbereiten, doch diese Taten allein verdienen keine Rechtfertigung: Die Annäherung an das Kreuz von Dozulé kann daher unser Heil nicht sichern.
Niemand wird von der Sünde befreit außer durch die freie und unverdiente Gnade Gottes: „Es heißt, wir seien unverdient gerechtfertigt, weil nichts, was der Rechtfertigung vorausgeht, sei es Glaube oder Werke, die Gnade der Rechtfertigung verdient: ‚Denn wenn es aus Gnade geschieht, so geschieht es nicht aus Werken; sonst (wie der Apostel selbst sagt) wäre Gnade nicht mehr Gnade‘ (Röm 11,6)“ (Konzil von Trient, Sitzung VI, Dekret über die Rechtfertigung, Kap. 8: DH 1532; vgl. ebd., Kap. 13: DH 1541).
Der Brief Placuit Deo, der die Irrlehren des Neupelagianismus und Neugnostizismus anprangert, hebt hervor:
„Die Widersprüchlichkeit der Behauptungen der Selbsterlösung, die sich allein auf menschliche Kraft stützen. Der Glaube bekennt hingegen, dass wir durch die Taufe gerettet werden, welche uns den unauslöschlichen Charakter der Zugehörigkeit zu Christus und zur Kirche einprägt und unser konkretes Leben in unseren Beziehungen zu Gott, zu unseren Mitmenschen und zur Schöpfung verwandelt (vgl. Mt 28,19). So gereinigt von der Erbsünde und von aller Sünde sind wir zu einem neuen Leben in Übereinstimmung mit Christus berufen (vgl. Röm 6,4). Durch die Gnade der sieben Sakramente wachsen die Gläubigen stetig und werden wiedergeboren, besonders wenn der Weg beschwerlicher wird und es viele Fehltritte gibt. Wenn sie durch die Sünde ihre Liebe zu Christus aufgeben, können sie durch das Sakrament der Buße wieder in die von Jesus begründete Ordnung der Beziehungen aufgenommen werden, um so zu leben, wie er gelebt hat (vgl. 1 Joh 11,10).“ 2,6). So blicken wir hoffnungsvoll auf das Jüngste Gericht, in dem jeder Mensch nach der Konkretheit seiner Liebe beurteilt wird (vgl. Röm 13,8–10), insbesondere gegenüber den Schwächsten (vgl. Mt 25,31–46)“ (Nr. 13).
4. Die baldige Wiederkunft Christi
Einige Texte oder Interpretationen im Zusammenhang mit den angeblichen Offenbarungen Dozulés sprechen von einer nahen oder gar baldigen Wiederkunft des Herrn.
In der sechzehnten angeblichen Erscheinung vom 3. Mai 1974 heißt es: „Sagt der Kirche, sie solle Botschaften in die ganze Welt senden und die Errichtung des Glorreichen Kreuzes am angegebenen Ort mit einem Heiligtum zu seinen Füßen beschleunigen. Alle werden kommen, um Buße zu tun und dort Frieden und Freude zu finden. Das Glorreiche Kreuz, das Zeichen des Menschensohnes, ist die Verkündigung der baldigen Wiederkunft des auferstandenen Jesus in Herrlichkeit. Wenn dieses Kreuz von der Erde erhoben wird, werde ich alles zu mir ziehen.“ So wird das, was die Heilige Schrift dem Passahfest Christi zuschreibt, dem Kreuz von Dozulé zugeschrieben.
Und in der siebzehnten angeblichen Erscheinung vom 31. Mai 1974 wird es wiederholt: „Jesus bittet darum, dass das Gebet, das er euch gelehrt hat, in der ganzen Welt verbreitet wird. Er bittet darum, dass das Glorreiche Kreuz und der Schrein bis zum Ende des Heiligen Jahres [1975] errichtet werden. Denn es wird das letzte Heilige Jahr sein.“ Offenkundig erfüllte sich diese angebliche Ankündigung nicht.
Darüber hinaus wird in der einundzwanzigsten angeblichen Erscheinung vom 1. November 1974 betont: „Sagt ihnen, dass es keine anderen Zeichen geben wird als das Zeichen Gottes selbst; das einzige sichtbare Zeichen ist die Haltung seiner Dienerin und ihre Worte, die die Worte Gottes sind, und diese Worte sind unwiderlegbar. Wenn der Mensch das Kreuz nicht errichtet, werde ich es erscheinen lassen, aber es wird keine Zeit mehr dafür geben.“
Obwohl die Wiederkunft des Herrn ein integraler Bestandteil des christlichen Glaubens ist, hütet sich die Kirche – auch wenn sie daran erinnert, dass die Wiederkunft Christi eine Glaubenswahrheit ist, selbst wenn niemand das genaue Datum oder die Zeichen kennen oder verkünden kann – vor chiliastischen oder chronologischen Deutungen dieser Wiederkunft, die die Gefahr bergen, den Zeitpunkt oder die Modalitäten des Jüngsten Gerichts festzulegen.
Bei der Beurteilung angeblicher übernatürlicher Phänomene erfordert die kirchliche Unterscheidungskraft, dass keine reißerischen oder apokalyptischen Elemente vorhanden sind, die Verwirrung stiften. Botschaften, die von einem „unmittelbaren Ende“ oder einem „nahen Datum“ sprechen, können daher unbegründete Erwartungen oder Visionen schüren, die von der christlichen Hoffnung abweichen. Tatsächlich kann keine private Botschaft die „Zeiten und Zeitpunkte, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat“ (Apg 1,7), vorhersehen oder bestimmen.
Die eschatologische Wachsamkeit, die Jesus seinen Jüngern empfiehlt – „Wacht und betet“ (Mt 26,41) – ist eine beständige geistliche Haltung, keine zeitliche Vorhersage oder ein lokales Ereignis. Die Gefahr, die christliche Hoffnung auf die Erwartung einer unmittelbar bevorstehenden Wiederkehr außergewöhnlicher Manifestationen zu reduzieren, muss unbedingt vermieden werden.
Das Kreuz, Sakramental der erlösenden Liebe
In der Tradition der Kirche ist das Kreuz nicht bloß ein Symbol oder eine historische Erinnerung, sondern ein Zeichen, das auf eine Gnade hinweist und den Menschen darauf vorbereitet, sie zu empfangen. Sakramentalien sind, wie der Katechismus der Katholischen Kirche lehrt (vgl. Nr. 1667–1670), heilige Zeichen, die von der Kirche eingesetzt wurden, um die Menschen darauf vorzubereiten, die Hauptwirkung der Sakramente zu empfangen und die verschiedenen Lebensumstände zu heiligen. Ein Kreuz, gesegnet und im Glauben verehrt, hat Anteil an dieser Wirklichkeit: Es verleiht nicht selbst Gnade, sondern ruft sie in den Herzen derer, die es betrachten, in Erinnerung und erweckt sie; es wirkt als eine Haltung, die motiviert, anzieht und einlädt.
Die Gläubigen, die ein gesegnetes Kreuz um den Hals tragen, vollziehen einen Akt des gelebten Glaubens: Sie machen das Geheimnis der Erlösung in ihrem Leib und in ihrem Leben gegenwärtig. Es ist ein Akt, der zu innerer Wandlung führen muss: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Mt 16,24). Das Tragen eines Kreuzes ist daher nicht bloß ein Akt der Frömmigkeit, sondern ein Aufruf, das Evangelium vom Kreuz jeden Tag zu leben: selbstlose Liebe, Geduld in Prüfungen, Hoffnung, die das Leiden überwindet. Es ist ein konkreter Ausdruck des Bekenntnisses: „Ich gehöre Christus, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“ (vgl. Gal 2,20).
Der heilige Bonaventura verstand dies sehr wohl, als er uns ermahnte, nicht nur das Kreuz, sondern auch das Kruzifix als Ansporn zur Vereinigung mit Christus zu betrachten:
„Auch du, erlöster Mensch, bedenke, wer, wie groß und von welchem Wesen derjenige ist, der für dich am Kreuz hängt. […] O menschliches Herz, du bist härter als jeder Stein, wenn dich die Erinnerung an ein solches Sühnopfer nicht mit heilsamer Ehrfurcht erschüttert, dich nicht mit Mitleid bewegt, dich nicht mit Reue erfüllt und dich nicht mit Andacht erweicht!“ (Bonaventura, Lignum vitae. De mysterio passionis, 29).
Und an anderer Stelle verweist er auf Jerusalem, um die Sehnsucht nach der geistlichen Vereinigung mit dem Herrn zu wecken:
„Dieser Zustand ist mystisch und höchst geheimnisvoll; niemand kann ihn ergründen, der ihn nicht selbst erfahren hat, und nur wer ihn begehrt, empfängt ihn; niemand, der tief vom Feuer des Heiligen Geistes entflammt ist, das Christus auf die Erde gesandt hat, begehrt ihn.“ […] Dieses Feuer ist Gott, dessen Herd in Jerusalem ist, und Christus entzündet es in der Inbrunst seines glühendsten Leidens“ (Bonaventure, Itinerarium mentis in Deum, VII, 4. 6).
Für den Gläubigen ist das gesegnete Kreuz nicht bloß ein religiöses Schmuckstück: Es ist ein Zeichen, das zum Herzen spricht. Wer das Kreuz um den Hals trägt oder es zu Hause aufbewahrt, bekennt – auch ohne Worte –, dass der gekreuzigte Christus der Mittelpunkt des Lebens ist und dass jede Freude und jeder Schmerz in ihm Sinn findet. So wird das Sakrament des Kreuzes zu einem geistlichen Ort, an dem das Tauf-„Ja“ erneuert wird: Die Gläubigen erinnern sich daran, am Tag ihrer Taufe vom Kreuz gezeichnet worden zu sein und jeden Tag aufgerufen zu werden, „ihr Kreuz auf sich zu nehmen“ (vgl. Mt 16,24) und in seine Fußstapfen zu treten.
Das Kreuz als Zeichen der Andacht ist niemals rein äußerlich. Wenn ein Christ das Kreuz verehrt, betet er weder Holz noch Metall an, noch glaubt er, dass ein materielles Kreuz das Heilswerk ersetzen kann, das bereits im Pascha Christi vollbracht wurde, doch er verehrt denjenigen, der sein Leben daran gab:
„Wenn du einen Christen siehst, der das Kreuz verehrt, wisse, dass er es wegen des gekreuzigten Christus verehrt und nicht wegen des Materials des Holzes“ (Johannes von Damaskus, Über die heiligen Bilder, 3, 89).
Hören wir noch einmal die Worte dieses Kirchenvaters:
„Wahrlich, jede Tat und jedes Wunder Christi ist sehr groß, göttlich und wunderbar, aber das Wunderbarste von allem ist sein ehrwürdiges Kreuz. Denn durch nichts anderes als das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus wurde der Tod besiegt, die Sünde unserer ersten Eltern gesühnt, die Hölle besiegt und uns die Auferstehung geschenkt […]. Alles wurde durch das Kreuz vollbracht […].“ Deshalb müssen das Holz, an dem Christus sich für uns als Opfer darbrachte, die Nägel, die Lanze, die Gewänder und seine heiligen Wohnstätten als wahrhaft ehrwürdig und durch die Berührung seines heiligen Leibes und Blutes geheiligt verehrt werden […]. Wir verehren auch das Bild des kostbaren Kreuzes, selbst wenn es aus einem anderen Material gefertigt ist, und ehren nicht das Material (Gott bewahre!), sondern das Bild als Symbol Christi […]. Wir dürfen das Material, aus dem das Bild des Kreuzes besteht, nicht verehren, selbst wenn es Gold oder Edelsteine sind. Und so beugen wir uns vor allem, was Gott geweiht ist, und bringen unsere Verehrung auf Ihn zurück“ (Johannes von Damaskus, Der orthodoxe Glaube IV, 11).
Die Kreuzverehrung erzieht uns somit zu einer konkreten Spiritualität, die aus dem gelebten Glauben erwächst: keine Abstraktion, sondern eine Lebensweise, die den Blick auf den Gekreuzigten richtet und in jeder Mühe die Möglichkeit einer erlösenden Begegnung erkennt.
Angesichts des Vorstehenden ermächtigt das Dikasterium Eure Exzellenz, das entsprechende Dekret zu verfassen und zu erklären, dass das Phänomen der angeblichen Erscheinungen in Dozulé endgültig als nicht übernatürlich anzusehen ist, mit allen Konsequenzen, die diese Feststellung mit sich bringt.
Indem wir unser Vertrauen in Eure umsichtige pastorale Führung erneuern, möchte dieses Dikasterium eine klare und positive Katechese über das Geheimnis des Kreuzes fördern, die den Gläubigen hilft zu erkennen, dass die endgültige Offenbarung in Christus bereits vollbracht ist und dass jede andere spirituelle Erfahrung im Lichte des Evangeliums, der Tradition und des Lehramtes der Kirche zu beurteilen ist.
Gebet, Liebe zu den Leidenden und Verehrung des Kreuzes bleiben authentische Mittel der Umkehr, dürfen aber nicht von Elementen begleitet werden, die Verwirrung stiften, oder von Aussagen, die ohne kirchliche Unterscheidung übernatürliche Autorität beanspruchen.
Eure Exzellenz, mit diesen Worten übermittle ich Ihnen meine herzlichsten Grüße.
Víctor Manuel Kardinal FERNÁNDEZ
Präfekt
Ex Audientia diei 03-11-2025
Leo PP. XIV
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