
28. Oktober 2025 in Weltkirche
Papst: "Kein Algorithmus kann das ersetzen, was menschliche Bildung ausmacht"
Vatikanstadt (kath.net/KAP) Papst Leo XIV. hat die katholischen Bildungseinrichtungen aufgefordert, sich aktuellen technischen und gesellschaftlichen Herausforderungen zu stellen und ihre Traditionen weiterzuentwickeln. Seinen Appell an Lehrende und Lernende formulierte er in einem Apostolischen Schreiben, das am Dienstag im Vatikan veröffentlicht wurde.
Es trägt den italienischen Titel "Disegnare nuove mappe di speranza" (deutsch: "Neue Landkarten der Hoffnung zeichnen"). Anlass ist der 60. Jahrestag des Konzilsdokuments über die katholische Bildung, das 1965 unter dem Titel "Gravissimum educationis" erschien. Die katholische Kirche ist weltweit der größte Träger von nichtstaatlichen Bildungseinrichtungen.
In dem zunächst vom Vatikan nur auf Italienisch veröffentlichten Text beschreibt der Papst die derzeitige Bildungslandschaft als "komplex, fragmentiert und digitalisiert". Deshalb sei es klug, sich auf die vielfältige Tradition christlicher Bildung zu besinnen. Sie könne die Zeichen der Zeit erkennen und die Einheit von Vernunft und Glaube, von Denken und Leben bewahren.
Grundlage im Glauben
Grundlage der christlichen Bildung sei die menschliche Person als Bild Gottes mit ihrer Fähigkeit zu Wahrheit und Beziehung. Deshalb sei die Frage nach der Beziehung von Glaube und Vernunft in ihr nicht bloß eine Option, sondern die Bedingung aller Erkenntnis: Die katholische Schule sei ein Umfeld, in dem Glaube, Kultur und Leben ineinander verwoben sind.
Für die Lehrenden gelte, dass ihr persönliches Zeugnis ebenso wichtig sei wie ihr Unterricht. Deshalb sei die wissenschaftliche, pädagogische, kulturelle und religiöse Bildung der Lehrkräfte entscheidend. Sie müssten bereit sein, sich nicht nur fachlich sondern auch geistlich und religiös permanent fortzubilden.
Mit Nachdruck forderte der Papst von den christlichen Bildungseinrichtungen eine Erziehung zum Frieden. Dieser sei mehr als die Abwesenheit von Gewalt. Eine Erziehung zum Frieden müsse lehren, die "Waffen des aggressiven Sprechens und des verurteilenden Blicks niederzulegen und die Sprache der Barmherzigkeit und der versöhnten Gerechtigkeit zu lernen".
Neue Technologien sollen dem Menschen dienen
Katholische Bildungseinrichtungen müssen sich nach den Worten des Papstes heute im Umfeld neuer Technologien, insbesondere der Künstlichen Intelligenz bewähren. Diese müssten dem Menschen dienen und dürften ihn nicht ersetzen. Sie sollten den Lernprozess bereichern und nicht die Beziehungen verarmen lassen. Eine katholische Universität oder Schule ohne Vision berge die Gefahr "einer seelenlosen Effizienz und einer Standardisierung des Wissens", die zu einer geistlichen Verarmung führen könne.
Deshalb müsse die Fortbildung der Lehrenden auch im Digitalen von der Kunst der Unterscheidung geprägt sein: "Kein Algorithmus kann das ersetzen, was menschliche Bildung ausmacht: Poesie, Ironie, Zuwendung, Kunst, Fantasie, die Freude am Entdecken und auch die Erziehung zu Fehlern als Chance zur Entwicklung."
Ferner rief der Papst die katholischen Schulen auf, Bildungschancen für Menschen aus materiell benachteiligte Familien zu schaffen. Dazu müsse es Stipendien und inklusive Ansätze geben. Wenn die kirchlichen Schulen die Armen verlören, würden sie ihren Auftrag verfehlen, so der Papst.
(Apostolische Schreiben "Disegnare nuove mappe di speranza" im Wortlaut, ital.: www.vatican.va/content/leo-xiv/it/apost_letters/documents/20251027-disegnare-nuove-mappe.html)
Copyright 2025 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
(www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten
Foto: Papst Leo XIV. mit diesem Apostolischen Schreiben (c) Vatican Media
© 2025 www.kath.net