Leo XIV. segnete „Deutschland dankt Maria“-Madonna auf dem Petersplatz

18. Oktober 2025 in Spirituelles


Wenige Tage später zogen 2.800 Menschen mit ihr singend und betend durch die Straßen von Berlin. Von Verena Fabekovec


Berlin (kath.net) Die Idee entstand in Fatima. Der Autor und Historiker Michael Hesemann ist überzeugt – und teilte diese Überzeugung mit dem hl. Papst Johannes Paul II. -, dass der Fall der Mauern in Europa und die deutsche Wiedervereinigung 1989-90 nur möglich waren, weil der Papst am 25. März 1984 Russland und die Welt dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht hatte, wie es in der Botschaft von Fatima von der Gottesmutter erbeten wurde. „Der Heilige Vater wird mir Russland weihen, das sich bekehren wird, und der Welt wird eine Zeit des Friedens geschenkt werden“, hatte die Erscheinung am 13. Juli 1917 den drei Hirtenkindern Jacinta, Francisco und Lucia offenbart. Der Kommunismus in Russland kollabierte, die Menschen fanden zurück zum christlichen Glauben, in manchen Jahren wurden bis zu 1000 Kirchen neu geweiht, drei an jedem Kalendertag. Doch dann, mit dem neuen Jahrtausend, kam es anders. Der Glaube wurde politisiert, mit ihm rechtfertigte Vladimir Putin 2022 seinen Angriffskrieg in der Ukraine, mit dem eine 33jährige Friedenszeit in Europa endete.

„Wir haben das Geschenk des Friedens und der Wiedervereinigung empfangen, ohne uns dafür zu bedanken“, erklärte Hesemann. „Stattdessen lebten wir schon in den hedonistischen 1990ern, als ob es Gott nicht gäbe, huldigten ab der Jahrtausendwende antichristlichen Ideologien. Kein Wunder also, dass es zu neuen Kriegen kam, die laut der Botschaft von Fatima die Konsequenz daraus sind, dass wir Gott beleidigen und so leben, als ob es ihn nicht gäbe.“ 

Der Bestsellerautor („Das letzte Geheimnis von Fatima“) hätte sich spätestens zum Fatima-Jubiläum 2017 eine Dankwallfahrt der deutschen Bischöfe gewünscht – aber nicht geschah. „Wenn die Deutschen nicht nach Fatima pilgern, müssen wir Fatima nach Berlin holen“, beschloss Hesemann. So suchte er sich Mitstreiter, fand sie in einem Krefelder Kreis von Fatima-Freunden und gründete den Verein „Deutschland dankt Maria“, der seit 2022 an jedem 12. oder 13. Oktober in Berlin mit 2-4000 Teilnehmern eine große Lichterprozession mit der Fatima-Madonna veranstaltete. Im Angesicht des Ukraine-Krieges wurde der ursprüngliche Name von „Deutschland dankt Maria“ auf Anregung des Nuntius durch den Zusatz „und betet für den Frieden“ ergänzt. Unterstützt wurde er dabei nicht nur von der Initiative „Deutschland betet Rosenkranz“ und der Pfarrgemeinde St. Clemens in Berlin, sondern auch von höchster Stelle: Der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterovic, Vertreter des Papstes in Deutschland, feierte jedes Jahr mit den Teilnehmern der Prozession ein Pontifikalamt in St. Clemens an der Stresemannstraße, dort, wo einst die Berliner Mauer verlief. Es sollte die größte Fatima-Prozession auf deutschem Boden werden.

2025 pilgerte der Vorstand von „Deutschland dankt Maria“ nach Rom, um am 11. und 12. Oktober an der „Heiligjahrfeier der Marianischen Spiritualität“ teilzunehmen. Für diese hatte Papst Leo XIV. eigens das originale Gnadenbild von Fatima einfliegen lassen. In feierlicher Prozession wurde es auf den Petersplatz gebracht, wo der Papst am 11. Oktober zu einer Vigil für den bedrohten Weltfrieden eingeladen hatte. Zehntausende nahmen vor Ort daran teil, Millionen an den Bildschirmen, als Leo XIV. in einem eigens formulierten Gebet die „Königin des Friedens“ um ihre Fürsprache für die Opfer der Kriege unserer Zeit anrief. Am nächsten Tag, als er die Heilige Messe des Marienfestes auf dem Petersplatz feierte, wiederholte er die Weihe der Welt, die Pius XII. 1942, Johannes Paul II. 1984 und Franziskus 2022 vorgenommen hatte: „Deinem Unbefleckten Herzen vertrauen wir die ganze Welt und die gesamte Menschheit an, besonders deine Kinder, die unter der Geißel des Krieges leiden. Fürsprecherin der Gnade, weise uns den Weg der Versöhnung und der Vergebung, stehe uns bei in Freud und Leid, und erwirke uns das Geschenk des Friedens, das wir so sehr erflehen“, sprach der Papst vor 80.000 Gläubigen, die sich auf dem Petersplatz, der Piazza Pio XII und der Via della Conciliazione eingefunden hatten. Zuvor hatte er die Gläubigen in aller Welt dazu aufgerufen, den ganzen Oktober über täglich den Rosenkranz für den Weltfrieden zu beten.

Drei Tage vor der Ankunft des Gnadenbildes von Fatima, am 8. Oktober, hatte Leo XIV. die Fatima-Madonna von „Deutschland dankt Maria“ eigens für diese Initiative gesegnet und von Vorstandsmitglied Sr. Vianney, einer Benediktineroblatin des Klosters Niederaltaich, interessiert einen Bericht über die Aktivitäten des Vereins in Empfang genommen. Ganz besonders freute er sich über die Unterstützung des Nuntius für das Projekt. 

Nur einen Tag nach der römischen Marienfeier, einem der Höhepunkte des „Heiligen Jahres“ 2025, wurde die gerade vom Papst gesegnete Fatima-Madonna in Berlin von 2800 gläubigen Katholiken aus allen Teilen Deutschlands durch die Straßen und in das Herz der Bundeshauptstadt getragen. Weil die ursprünglich geplante Route zum Brandenburger Tor von den Behörden nicht genehmigt worden war, zog man von der Stresemannstraße zum legendären Checkpoint Charlie, wo die Weiheformel Leos XIV. wiederholt wurde. Schließlich zog die Prozession, zu der sich Banner von Gnadenorten in ganz Deutschland wie Heroldsbach, Kevelaer, Sievernich, Heede, Schönstatt etc. hinzugesellt hatten, am einzigen noch erhaltenen Teil der einstigen Berliner Mauer zum Abgeordnetenhaus gegenüber der Gedenkstätte „Topographie des Terrors“. Dort sprach Pater Dietrich von Stockhausen, der emeritierte Rektor der Gebetsstätte Heroldsbach, die Weiheformel Johannes Pauls II. aus dem Jahre 1984, bevor die Teilnehmer der Prozession mit den mitgeführten Reliquien gesegnet wurden.

Zuvor hatte der Nuntius Erzbischof Eterović vor hunderten Gläubigen ein Pontifikalamt in St. Clemens zelebriert. In seiner Predigt betonte er die Bedeutung des Rosenkranzes und die Botschaft des Papstes, Leos XIV. Einladung zum gemeinsame Rosenkranzgebet. Auch der Historiker Hesemann, der zur Einführung in St. Clemens sprach, ist überzeugt: „Nur der Rosenkranz, die stärkste Waffe der Welt, wie ihn der hl. Pater Pio nannte, kann den Frieden noch retten. Mit dem Frieden aber, so Papst Pius XII., ist alles gewonnen, mit dem Krieg dagegen alles verloren.“

Fatima, so Hesemann, sei „ein Aufruf zu Buße, Gebet und Umkehr, der in diesem Heiligen Jahr akuter denn je ist“. Alle Katholiken seien aufgerufen, gemeinsam mit der Gottesmutter und dem Papst die Grundlagen für eine neue „Zivilisation des Friedens“ zu legen, in der Krieg und Gewalt der Vergangenheit angehören. Schon deshalb würde auch 2026 wieder die Gottesmutter in das Herz der gottvergessenden Bundeshauptstadt getragen werden. Denn nur sie, so Hesemann, könne Deutschland retten und unsere Herzen für die heilende Liebe Jesu öffnen.

Fotos © Verena Fabekovec


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