8. Oktober 2025 in Aktuelles
Israelische Botschaft beim Heiligen Stuhl: "Es besteht keine moralische Äquivalenz zwischen einem demokratischen Staat, der seine Bürger schützt, und einer terroristischen Organisation, die darauf aus ist, sie zu töten."
Rom (kath.net/KAP) Die israelische Botschaft beim Heiligen Stuhl hat Äußerungen von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zum Gaza-Krieg scharf kritisiert. Das jüngste Interview von Parolin sei sicherlich gut gemeint, schreibt die Botschaft am Dienstag auf ihrem X-Account. Jedoch berge es die Gefahr, die Bemühungen zur Beendigung des Krieges in Gaza und zur Bekämpfung des zunehmenden Antisemitismus zu untergraben.
Laut der Botschaft konzentrieren sich die Äußerungen des Kardinals auf die Kritik an Israel; die anhaltende Weigerung der Hamas, Geiseln freizulassen oder die Gewalt zu beenden, werde dabei übersehen. Am besorgniserregendsten sei die problematische Verwendung moralischer Äquidistanz, wo sie nicht hingehöre, so die Botschaft.
Als Beispiel führt sie die Verwendung des Begriffs "Massaker" sowohl für den "genozidalen Angriff der Hamas am 7. Oktober als auch für das legitime Recht Israels auf Selbstverteidigung" an. Es gebe keine moralische Äquivalenz zwischen einem demokratischen Staat, der seine Bürger schütze, und einer terroristischen Organisation, die darauf aus sei, sie zu töten, schreibt die Botschaft. "Wir hoffen, dass zukünftige Erklärungen diese wichtige Unterscheidung widerspiegeln werden."
Papst verteidigt Aussagen Parolins
Papst Leo XIV. hat die Äußerungen seines Staatssekretärs am Dienstagabend verteidigt. Bei der Rückkehr von seiner Residenz in Castel Gandolfo zum Vatikan sagte er laut "La Repubblica" vor Journalisten: "Ich möchte mich dazu derzeit nicht äußern, der Kardinal hat die Meinung des Heiligen Stuhls sehr gut zum Ausdruck gebracht."
Das Interview mit Parolin
Anlässlich des zweiten Jahrestages des Angriffs der Hamas auf Israel hatten die Vatikanmedien am Montagabend ein Interview mit Parolin veröffentlicht. Darin bezeichnete er den Hamas-Angriff als unwürdiges und unmenschliches Massaker, das durch nichts zu rechtfertigen sei.
Auf die Frage, warum der Krieg nicht ende, antwortete Parolin unter anderem: "Ebenso offensichtlich scheint mir, dass die internationale Gemeinschaft leider machtlos ist und dass die Länder, die bisher wirklich Einfluss nehmen konnten, dies nicht getan haben, um das derzeitige Gemetzel zu beenden." Im italienischen Original bezeichnete der Kardinal das Vorgehen der Hamas am 7. Oktober als "massacro" (Massaker), das Töten im Gaza-Krieg nennt er "carneficina" (Gemetzel oder Abschlachten). In der englischen Übersetzung wurde beides als "massacre" wiedergegeben.
Verhältnismäßige Verteidigung
In dem Interview forderte Parolin ein Ende "der perversen Spirale aus Hass und Gewalt" in der Region. Er bekräftigte die Verbundenheit des Vatikans mit israelischen Geiseln und ihren Familien und bezeichnete Antisemitismus als "Krebsgeschwür", das bekämpft und ausgerottet werden müsse.
Zugleich zeigte er sich "erschüttert und zutiefst betrübt" über die täglichen Todesopfer in Palästina und rief zur Vernunft auf. Diejenigen, die angegriffen würden, hätten das Recht, sich zu verteidigen, aber auch legitime Verteidigung müsse das Prinzip der Verhältnismäßigkeit respektieren, so Parolin. Der Kardinal nannte es "inakzeptabel und ungerechtfertigt, Menschen auf bloße 'Kollateralschäden' zu reduzieren".
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The recent interview with Cardinal Parolin, though surely well-intentioned, risks undermining efforts to both end the war in Gaza and counter rising antisemitism. It focuses on criticizing Israel while overlooking Hamas’ continued refusal to release hostages or stop the… pic.twitter.com/CVmDRVSkbf
— Israel in HolySee (@IsraelinHolySee) October 7, 2025
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