Die Wunden des Auferstandenen - Quelle von Frieden und Sendung

1. Oktober 2025 in Aktuelles


Leo XIV.: die Begegnung des Auferstandenen mit den Jüngern. Der Auftrag:Werkzeuge des Geistes und Zeugen seines Friedens sein. Die Wunden Christi als Zeichen der Barmherzigkeit. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten“ (Joh 20,19-23).

Papst Leo XIV. stellte in seiner Katechese bei der Generalaudienz die Auferstehung Christi in den Mittelpunkt seiner Betrachtung. Er begann mit den Worten: „Das Zentrum unseres Glaubens und das Herz unserer Hoffnung sind tief in der Auferstehung Christi verwurzelt. Wenn wir die Evangelien aufmerksam lesen, erkennen wir, dass dieses Geheimnis nicht nur erstaunlich ist, weil ein Mensch - der Sohn Gottes - von den Toten auferstanden ist, sondern auch wegen der Art und Weise, wie er es gewählt hat. Die Auferstehung Jesu ist kein lärmender Triumph, keine Rache oder Vergeltung gegenüber seinen Feinden. Sie ist das wunderbare Zeugnis dafür, wie die Liebe sich nach einer Niederlage wieder aufrichten kann, um ihren Weg fortzusetzen“. Der Papst hob hervor, dass menschliche Reaktionen nach erlittenem Unrecht oft von Zorn geprägt seien. Christus habe einen anderen Weg gewählt: „Der Auferstandene reagiert nicht auf diese Weise. Aus den Tiefen des Todes hervorgegangen, nimmt Jesus keine Rache. Er kehrt nicht mit Gesten der Macht zurück, sondern offenbart in Sanftmut die Freude einer Liebe, die größer ist als jede Wunde und stärker als jeder Verrat“.

Im Mittelpunkt der Katechese stand die Szene im Abendmahlssaal. Dort seien die Jünger von Angst erfüllt gewesen: „Der Herr erscheint seinen Freunden, die von Furcht eingeschlossen sind. Es ist ein Moment, der eine außerordentliche Kraft ausdrückt: Jesus, nachdem er in die Abgründe des Todes hinabgestiegen ist, um die Gefangenen zu befreien, tritt in den verschlossenen Raum derer, die von Angst gelähmt sind, und bringt eine Gabe, die niemand zu hoffen gewagt hätte: den Frieden“. Dieser Friede werde mit einem schlichten Gruß ausgedrückt: „Sein Gruß ist einfach, fast alltäglich: ‚Friede sei mit euch!‘. Doch er ist verbunden mit einer Geste: Jesus zeigt den Jüngern die Hände und die Seite mit den Zeichen der Passion“.

Die Frage, warum Christus gerade die Wunden zeige, beantwortete der Papst mit einem Hinweis auf die Versöhnung: „Das Evangelium sagt, dass die Jünger sich freuten, als sie den Herrn sahen (vgl. Joh 20,20). Der Grund liegt darin: Jesus ist vollständig mit allem versöhnt, was er erlitten hat. Es gibt keinen Schatten von Groll. Die Wunden dienen nicht zur Anklage, sondern bestätigen eine Liebe, die stärker ist als jede Untreue. Sie sind der Beweis, dass Gott in dem Moment, in dem wir versagten, nicht zurückgewichen ist. Er hat nicht auf uns verzichtet“. Papst Leo XIV. führte weiter aus: „Der Herr zeigt so sich nackt und wehrlos. Er fordert nichts, er erpresst nicht. Seine Liebe erniedrigt nicht. Es ist der Friede dessen, der aus Liebe gelitten hat und nun sagen kann, dass es sich gelohnt hat“.

In einem Vergleich mit menschlichem Verhalten betonte der Papst, dass Menschen häufig ihre eigenen Wunden verdeckten: „Wir verbergen unsere Wunden oft aus Stolz oder aus Angst, schwach zu erscheinen. Wir sagen: ‚Es macht nichts‘, ‚es ist vorbei‘, doch wir sind nicht wirklich in Frieden mit dem Verrat, der uns verletzt hat. Manchmal ziehen wir es vor, unsere Schwierigkeiten mit dem Verzeihen zu verbergen, um nicht verwundbar zu erscheinen und nicht erneut zu leiden. Jesus nicht. Er bietet seine Wunden als Garantie der Vergebung an. Er zeigt, dass die Auferstehung nicht die Auslöschung der Vergangenheit ist, sondern ihre Verwandlung in eine Hoffnung der Barmherzigkeit“.

Die Katechese führte von der Erscheinung Christi direkt zur Sendung der Jünger: „Dann wiederholt der Herr: ‚Friede sei mit euch!‘ Und er fügt hinzu: ‚Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch‘ (V. 21). Mit diesen Worten überträgt er den Aposteln eine Aufgabe, die nicht so sehr Macht, als vielmehr Verantwortung ist: in der Welt Werkzeuge der Versöhnung zu sein“. Die Sendung sei eng mit dem Heiligen Geist verbunden: „Jesus haucht sie an und schenkt ihnen den Heiligen Geist. Es ist derselbe Geist, der ihn im Gehorsam gegenüber dem Vater und in der Liebe bis zum Kreuz getragen hat. Von diesem Moment an konnten die Apostel nicht mehr schweigen über das, was sie gesehen und gehört hatten: dass Gott vergibt, aufrichtet, Vertrauen schenkt“. Daraus folge auch das Selbstverständnis der Kirche: „Dies ist das Herz der Sendung der Kirche: nicht eine Macht über andere zu verwalten, sondern die Freude mitzuteilen dessen, der geliebt wurde, gerade als er es nicht verdient hatte. Es ist die Kraft, die die christliche Gemeinschaft hat entstehen und wachsen lassen: Männer und Frauen, die das Leben wiedergefunden haben, um es anderen zu schenken“.

Zum Schluss richtete Leo XIV. den Blick auf die Gegenwart der Gläubigen: „Auch wir sind gesandt. Auch uns zeigt der Herr seine Wunden und sagt: Friede sei mit euch. Habt keine Angst, eure durch die Barmherzigkeit geheilten Wunden zu zeigen. Fürchtet euch nicht, denjenigen nahe zu sein, die in Angst oder Schuld verschlossen sind. Möge der Hauch des Geistes auch uns zu Zeugen dieses Friedens und dieser Liebe machen, die stärker ist als jede Niederlage“.

Die Katechese von Papst Leo XIV. deutet die Auferstehung als Ursprung von Frieden, Versöhnung und Sendung. Die Wunden des Auferstandenen sind kein Zeichen von Anklage, sondern von Treue und Barmherzigkeit. In ihnen zeigt sich, dass Gott nicht zurückweicht, wenn der Mensch versagt. Aus dieser Offenbarung erwächst die Sendung der Jünger: Werkzeuge des Geistes und Zeugen eines Friedens zu sein, der stärker ist als Schuld und Angst.

Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache, die Apostel empfingen vom Auferstandenen die Vollmacht zur Vergebung der Sünden, um unsere Wunden zu heilen und unseren Herzen Frieden zu schenken. Dieser Friede des Herrn sei allezeit mit euch!

Foto (c) Vatican Media

 


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