27. September 2025 in Chronik
Auf Befehl Stalins wurde 1940 in Katyn und an anderen Orten mehr als 21.000 kriegsgefangene polnische Offiziere ermordet
Warschau/Zürich (kath.net/KAP) Die Polnische Orthodoxe Kirche hat die Märtyer von Katyn heiliggesprochen. Das berichtet der "Nachrichtendienst Östliche Kirchen" (NÖK) am Freitag in seiner aktuellen Ausgabe. Die Heiligsprechung betrifft laut Kirchenleitung "Geistliche und Laien, deren Namen wir kennen und deren Namen wir nicht kennen. Nur Gott, der Allmächtige, kennt sie." Drei orthodoxe polnische Militärgeistliche wurden aber namentlich genannt: Szymon Fedoroko, Wiktor Romanowski und Wodzimierz Ochab.
Der offizielle Heiligsprechungsgottesdienst für die Märtyrer fand bereits am 16. September statt. Der Liturgie stand das Oberhaupt der Orthodoxie in Polen, Metropolit Sawa, vor. Er erinnerte daran, dass das Blut der Märtyrer im Laufe der christlichen Geschichte stets Früchte in Form neuer Christen gebracht habe und zu einer Quelle der spirituellen Erneuerung der Kirche geworden sei.
Angehörige des Innenministeriums (NKWD) der damaligen UdSSR hatten 1940 in Katyn ein Massaker an polnischen Offizieren und Beamten, aber auch an zahlreichen Sowjetbürgern verübt. Von mehr als 4.500 Opfern ist die Rede. Auf Befehl des sowjetischen Diktators Josef Stalin waren im Frühjahr 1940 insgesamt sogar mehr als 21.000 kriegsgefangene polnische Offiziere ermordet worden. Ein Teil starb bei Katyn, weitere Massaker wurden bei Twer und Charkow (Ukraine) verübt. Die Sowjetunion verschwieg den Massenmord bis 1990, die Tat wurde den Deutschen in die Schuhe geschoben. Für Polen wurde Katyn zum Symbol der Furcht vor dem großen Nachbarn Russland.
Die neuen Heiligen wurden in Katyn, aber auch an anderen Orten von den Sowjets ermordet. Szymon Fedoroko war der oberste orthodoxe Seelsorger in der polnischen Armee. Er wurde 1939 von den Sowjets gefangen genommen und zuerst in Moskau inhaftiert. Später wurde er nach Katyn in Westrussland gebracht, wo er am 30. April 1940 ermordet wurde.
Wiktor Romanowski war ebenfalls orthodoxer Militärseelsorger und wurde 1939 von den Sowjets gefangengenommen. Er wurde im Frühjahr 1940 in Kalinin (dem heutigen Twer) ermordet. Wodzimierz Ochab war orthodoxer Militär- und Gefängnisseelsorger. Er wurde ebenfalls 1939 von den Sowjets verhaftet, in mehreren Lagern festgehalten und schließlich im April oder Mai 1940 in Kalinin ermordet.
600.000 Orthodoxe in Polen
In Polen leben rund 600.000 orthodoxe Christinnen und Christen, die meisten in den östlichen Landesteilen. Die orthodoxen Christinnen und Christen polnischer Abstammung gehörten sehr lange zur Metropolie von Kiew, die bis 1686 dem Ökumenischen Patriarchat unterstand und danach in das Moskauer Patriarchat integriert wurde. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts waren sie Teil der Russisch-orthodoxen Kirche.
Mit der Wiedererrichtung Polens als unabhängigen Staat 1918 kam es zu Autokephalie-Bestrebungen der polnischen orthodoxen Bischöfe, die von staatlicher Seite unterstützt wurden. 1921 verlieh der Moskauer Patriarch Tichon der Orthodoxen Kirche von Polen den Autonomie-Status, die vollständige Unabhängigkeit wurde vom Moskauer Patriarchat aber abgelehnt.
Am 13. November 1924 wurde dann aber die Autokephalie der Polnisch-orthodoxen Kirche vom Ökumenischen Patriarchen Grigorios VII. anerkannt. Die Russisch-orthodoxe Kirche widersetzte sich zunächst diesem Schritt; im Jahr 1948 wurde schließlich aber auch vom Moskauer Patriarchat die Autokephalie der Kirche von Polen anerkannt.
Copyright 2025 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
(www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten
Foto: Kreuze zu drei Begräbnisorten der Gefangenen der Sonderlager, Łysa Góra (Polen) (c) Wikipedia/Goku122 at Polish Wikipedia/CC BY-SA 3.0
© 2025 www.kath.net