9. August 2025 in Chronik
In römischer Provinzhauptstadt Carnuntum im heutigen Niederösterreich fand 308 n. Chr. die sogenannte Kaiserkonferenz statt, ohne die es wohl nie zum Konzil von Nicäa 325 gekommen wäre
Wien (kath.net/KAP) Die Kirchen begehen heuer das 1.700-Jahr-Jubiläum des Ersten Konzils von Nicäa, das 325 von Kaiser Konstantin einberufen wurde und auf dem wesentliche Weichenstellungen für Kirche und Glaube beschlossen wurden. Das Konzil hätte aber gar nicht stattfinden können, wären nicht 17 Jahre zuvor die Weichen für Konstantins Herrschaft in der römischen Provinzhauptstadt Carnuntum (Bezirk Bruck an der Leitha) gestellt worden, wie die verantwortlichen Historiker des Museums Römerstadt Carnuntum laut einem Bericht des ORF-Niederösterreich argumentieren. In Carnuntum fand 308 n. Chr. die sogenannte Kaiserkonferenz statt. Die regierenden Herrscher berieten über den Fortbestand der Römischen Tetrarchie, ein Regierungssystem, in dem sich vier Kaiser die Macht teilten.
Schon der Gründer des Welttheaterfestivals "Art Carnuntum", Piero Bordin (1947-2021), hatte immer wieder darauf hingewiesen, dass damit im heutigen Österreich die Weichen für die Durchsetzung des Christentums gestellt wurden, ebenso aber auch grundsätzlich für religiöse Toleranz. In Carnuntum seien grundlegende Entscheidungen gefällt worden, die wesentlich zur Herausbildung der europäischen Kultur beigetragen haben. Die Beschlüsse der Kaiserkonferenz in Carnuntum hätten innerhalb kurzer Zeit zur Tolerierung des Christentums, zur Beendigung der Christenverfolgungen, zu religiöser Toleranz und der Freiheit der Glaubensentscheidung für Angehörige aller religiösen Gemeinschaften geführt.
Unter Leitung des bereits abgedankten Kaisers Diokletian entstand 308 in Carnuntum die vierte und letzte Tetrarchie (Viererherrschaft): Galerius und Maximinus Daia blieben weiterhin Augustus (Oberkaiser) und Caesar des Oströmischen Reichs, Licinius und Konstantin wurden in Carnuntum zu Augustus und Caesar des Weströmischen Reichs. Maxentius, der sich in Rom selbst zum Kaiser ernannt hatte, wurde nicht anerkannt und aufgefordert, Rom zu verlassen.
Die folgende Entwicklung: Kurz vor seinem Tod erließ Galerius - im Namen aller vier im Jahre 308 in Carnuntum ernannten Tetrarchen - das "Toleranzedikt von Nikomedia", das am 30. April 311 in Nikomedia (heute Izmit in der Türkei) veröffentlicht wurde. Das Christentum wurde erstmals toleriert und die Christenverfolgungen wurden beendet. Im Oktober 312 besiegte Konstantin in der Schlacht an der Milvischen Brücke Maxentius und im Frühjahr 313 trafen sich die beiden letzten der ursprünglich vier Tetrarchen, Konstantin und Licinius, und verfassten dabei die sogenannte "Mailänder Vereinbarung". Es handelte sich um eine Erweiterung des "Toleranzediktes von Nikomedia" und gewährte freie Glaubensentscheidung für die Angehörigen aller Religionen. Veröffentlicht wurde diese Vereinbarung erstmals am 13. Juni 313 ebenfalls in Nikomedia.
Sonderausstellung zum Konzil von Nicäa
"1.700 Jahre Konzil von Nicäa - Politik und Glaubenswelt der Spätantike" - lautet der Titel einer neuen Sonderausstellung in der niederösterreichischen Römerstadt Carnuntum, die bereits zugänglich ist. Die Schau im Foyer des Museum Carnuntinums will damit einen tiefgreifenden Einblick in die Umbruchszeit des 4. Jahrhunderts bieten, so das Museum. Die Ausstellung wirft Schlaglichter auf das politische und theologische Umfeld des Konzils und auf eine Epoche, die nicht nur weitreichende Folgen für die Beziehung von Staat und Kirche hatte, sondern auch das Fenster zur umfassenden christlichen Prägung Europas in Mittelalter und Neuzeit öffnete.
"Im Jubiläumsjahr 2025 lohnt es sich also, nicht nur nach Nicäa zu blicken, sondern auch nach Carnuntum - an einen Ort, an dem Politik und Glaube ein neues Kapitel römischer Geschichte aufschlugen", schreiben die Wissenschafter der Römerstadt Carnuntum dazu auf ihrer Homepage. (Infos: https://www.carnuntum.at)
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