1. August 2025 in Kommentar
„Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ (Joh 14,1) - BeneDicta am Freitag von Linda Noé
Linz (kath.net)
Dieser Vers kommt mir in den Sinn, während ich von der Couch aus in den monsunartigen Regen hinausschaue, der wieder einmal unseren Garten durchweicht. Die letzten Tage der Sommerferien habe ich im Keller verbracht – endlich einmal ausmisten, Ballast loswerden, Dinge aussortieren, die wir längst nicht mehr brauchen. Auch das Wohnzimmer und das Vorzimmer (jetzt mit neuen Möbeln) habe ich durchkämmt. Und ja – ich fühle mich etwas leichter. Aber das unbeschwerte Lehrer-Feriengefühl hat sich heuer trotzdem noch nicht so recht einstellen wollen.
Beim Kramen in den Kellerkisten sind mir viele Erinnerungen in die Hände gefallen. Viel Schönes, viel Reichtum, der mich dankbar macht – aber auch Schmerzliches. Zeiten, die ich mir im Rückblick anders gelebt wünsche. Früher habe ich manchmal nicht ungern in melancholischen Erinnerungen geschwelgt – mit einem Hauch Selbstmitleid wohl, wenn ich ehrlich bin. Dieses Mal hatte ich, wie meine Kinder wohl sagen würden, „überhaupt keinen Bock“.
Vielleicht liegt es am Wetter. Vielleicht auch am schmerzlich fehlenden Urlaub am Meer in diesem Sommer. Oder mehr noch an den Hiobsbotschaften im Freundeskreis, wo derzeit irgendwie eine Nachricht die nächste jagt. Was nützt der Bauch, die Gefühle, die Vergangenheit, was nützen die Umstände – ob gut oder schlecht –, wenn doch letztlich das Herz, die Seele, die Entscheidungen bleiben? Ehrlich gesagt: Ich habe genug. Genug von Schall und Rauch. Was vergangen ist, ist vergangen. Was ich nicht in Ihm finden kann – und was Er nicht schon längst verwendet hat oder verwenden wird, um Seinen Willen zu erfüllen –, das darf gehen. Es ist ohnehin Nichts.
Der Vers aus Johannes 14,1 – „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ – stammt aus einer besonders intensiven, dichten Passage des ohnehin sehr tiefen Johannesevangeliums. Es sind Jesu Worte an seine Jünger – kurz vor seiner Kreuzigung, in einer Zeit voller Angst, Unsicherheit und bevorstehender Trennung.
Zu Beginn des Kapitels davor heißt es: „Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.“ (Joh 13,1)
„Euer Herz lasse sich nicht verwirren.“
Das Herz steht im biblischen Sprachgebrauch für den inneren Menschen – unsere Gedanken, unsere Entscheidungen, unsere Sehnsüchte. Wenn Jesus sagt, unser Herz solle sich nicht verwirren lassen, spricht er in eine Situation voller Angst und Unsicherheit hinein. Es ist ein Ruf zur inneren Ruhe und Verankerung – trotz äußerer Erschütterung. Er kennt unsere Neigung zur Sorge. Er spricht sie nicht klein, wischt sie nicht weg, aber er stellt ihr eine Hoffnung entgegen, die stärker ist. Stärker sogar als das Wissen um den eigenen bevorstehenden Tod am Kreuz.
„Glaubt an Gott und glaubt an mich!“
Jesus verbindet hier den Glauben an Gott mit dem Glauben an sich selbst – eine theologisch tiefgreifende Aussage. Er stellt sich auf eine Ebene mit Gott. Zugleich lädt er zum Vertrauen ein – nicht in eine abstrakte Macht, sondern in eine Person, die uns kennt, liebt und die wir kennen dürfen. Dass wir uns nicht beirren lassen von dem, was wir mit unseren Augen sehen, sondern vertrauen auf das, was uns durch den Glauben offenbart ist. Wow. Das sagt sich so leicht.
Herr, schenke uns Wachstum in Dir!
Jesus bittet nicht um blinden Glauben, sondern um Vertrauen in eine gewachsene Beziehung. Seine Jünger waren zu diesem Zeitpunkt schon drei Jahre mit ihm unterwegs. Und trotzdem – sie fürchten sich, sind durcheinander, müde. Er beschämt sie nicht, macht ihnen keine Vorhaltungen. Er erinnert sie an die tiefere Wahrheit.
Wir können keine Gefühle herzaubern, die wir nicht haben. Müssen wir auch nicht. Gefühle kommen und gehen – wir sind wieder bei Schall und Rauch. Es bringt nichts, sich selbst zu geißeln, weil man glaubt, nicht genug zu glauben. Weil man Angst spürt, Sorgen. (Wer entscheidet eigentlich, was „genug für Jesus“ ist? Wir selbst doch sicher nicht.)
Worauf wir uns stattdessen konzentrieren sollen, ist: unsere Beziehung mit Jesus zu stärken. Hier können wir säen, investieren – Zeit, Liebe. Praktisch. Unser Glaube und unser Vertrauen wachsen durch gelebte Beziehung – so wie Er es schenkt.
Denn: Glaube ist kein Leistungssport.
Die Hl. Thérèse von Lisieux, Kirchenlehrerin, sagt in den Derniers entretiens:
„Es ist das Vertrauen – und nichts als Vertrauen –, das uns zur Liebe führen muss... Jesus will, dass alles für Ihn sei. Also sei alles für Ihn, auch wenn ich nichts fühle... Ich kann keinen Gott fürchten, der sich für mich so klein gemacht hat... Ich liebe Ihn!“
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