Syrien: Evangelikaler Pastor mit gesamter Familie ermordet

26. Juli 2025 in Aktuelles


Syrisches Verteidigungsministerium kündigt Bestrafung aller Täter der jüngsten Massaker in Region Suwaida an - Kirchenführer rufen zu Ende des Blutvergießens auf.


Damaskus (kath.net/ KAP) 
Im Rahmen der jüngsten Gewalteskalation im Süden Syriens wurde u.a. ein evangelikaler Pastor mit seiner gesamten Familie ermordet. Das berichtete das Nachrichtenportal "SyriacPress". Khalid Mezher war drusischer Herkunft und vor vielen Jahren mit seiner Familie zum Christentum konvertiert. Er wirkte als Pastor der "Good Shepherd Evangelical Church" in Suwaida. Rund 20 Mitglieder der Familie, darunter seine Eltern, Geschwister und deren Kinder wurden demnach ermordet.
Indes verkündete das syrische Verteidigungsministerium in Damaskus laut APA die Einrichtung eines Komitees zur Untersuchung von "Berichten von schockierenden und schweren Übergriffen einer unidentifizierten Gruppe mit militärischen Uniformen in der Stadt Suwaida." Die Täter würden verurteilt werden, "selbst wenn sie Verbindungen zum Verteidigungsministerium haben", betonte Verteidigungsminister Murhaf Abu Qasra.
Nach den tagelangen, brutalen Kämpfen mit mehr als tausend Toten in der südsyrischen Provinz Suwaida hatten die Drusen die gleichnamige Provinzhauptstadt am Wochenende nach übereinstimmenden Angaben von sunnitischen Beduinen und mit ihnen verbündeten Milizen zurückerobert. Bei den vor mehr als einer Woche begonnenen Kämpfen in Südsyrien wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 1.300 Menschen getötet. Unter den Todesopfern seien 533 drusische Kämpfer und 300 drusische Zivilisten, von denen 196 "von Kräften des Verteidigungs- und Innenministeriums in Schnellverfahren hingerichtet" worden seien, erklärte die Organisation, die ihre Informationen aus einem Netzwerk von Aktivisten in Syrien bezieht und deren Angaben sich oft nicht unabhängig überprüfen lassen.

Orthodoxer Patriarch: "Schande für die Menschheit"
Syriens Kirchenführer haben dieser Tage mit deutlichen Worten die jüngsten Gewaltausbrüche im Süden des Landes verurteilt und zu einem Ende des Blutvergießens aufgerufen. Der griechisch-orthodoxe Patriarch von Antiochien, Johannes X., drückte in einer offiziellen Erklärung seine tiefe Besorgnis aus und bezeichnete die Situation als "eine Schande für die Menschheit, wie der "pro oriente"-Informationsdienst berichtete. Den Massakern müsse ein Ende gesetzt werden. Er stehe in ständigem Kontakt mit den Gläubigen seiner Kirche in der Region Suwaida.
Auch der syrisch-orthodoxe Patriarch Aphrem II. hat ein sofortiges Ende des Blutvergießens eingemahnt und allen von den Massakern Betroffenen sein Mitgefühl ausgedrückt. Der Patriarch sprach in seiner Erklärung neben der dramatischen Sicherheitslage auch die verheerende humanitäre Situation an und rief die internationale Staatengemeinschaft zur verstärkten Hilfe auf.
"Wir beten für Syrien und seine Einheit", so der Patriarch wörtlich, der in seiner Erklärung in diesem Zusammenhang auch die israelischen Angriffe auf Syrien kritisierte. Diese würden die schwierige Lage noch verkomplizieren und die Einheit des Landes bedrohen.

Mehr als 1.400 Tote bei März-Massakern
Bei den Massakern an den Alawiten im Westen Syriens sind im März nach Angaben eines syrischen Untersuchungskomitees mehr als 1.400 Menschen getötet worden. Die meisten der mindestens 1.426 Toten seien Mitglieder der religiösen Minderheit der Alawiten gewesen, teilte das Komitee laut APA am Dienstag in Damaskus mit. Im Zusammenhang mit den Massakern seien 298 mutmaßliche Täter identifiziert worden. Listen mit den Verdächtigen seien an die Justizbehörden weitergeleitet worden.
Das Komitee dokumentierte Angriffe gegen Zivilisten zwischen dem 7. und 9. März im Westen Syriens. Dabei habe es "Mord, Plünderung, Zerstörung, Hausbrände, Folter und Beleidigungen aufgrund von Konfession" gegeben, konstatierte es mit Blick auf die alawitische Minderheit im Land.
Die Frage, wer für die brutalen Massaker an den Alawiten aus dem Frühjahr verantwortlich ist, beantworten die nun veröffentlichten Ergebnisse nicht. Der Bericht bestätigt lediglich, dass "vor allem Zivilisten, darunter viele Alawiten" getötet wurden. Es gebe "alarmierende Beweise für koordinierte Angriffe, Rache-Einsätze und systematische Menschenrechtsverletzungen".

Gegenüber Vorwürfen, Sicherheitskräfte aus Damaskus hätten die Massaker verübt, bleibt der Bericht vage. Allgemein heißt es, dass an der Gewalt "Überbleibsel" der Assad-Regierung wie auch Regierungstruppen und "Stammesgruppen" beteiligt gewesen seien. Den Truppen sei "willkürlicher Beschuss, die Zerstörung von Häusern und der Einsatz schwerer Waffen in Wohngebieten" vorgeworfen worden, was zu einer "bedeutenden Zahl an zivilen Opfern und Vertreibung" geführt habe.
Weil die Namen der Verdächtigen unter Verschluss bleiben, werden Hoffnungen auf eine umfassende Aufarbeitung der Gewalt vom März vorerst nicht erfüllt. 31 Verdächtige seien bisher festgenommen worden, hieß es.

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