11. Juli 2025 in Weltkirche
Eigentlich hätte der US-amerikanische Kardinal zur Wallfahrt nach Nitra kommen sollen, konnte den Termin nach seiner Wahl zum Papst nun aber nicht mehr wahrnehmen - Kardinal Duka plädiert für gute Beziehungen zwischen Slowaken und Tschechen
Bratislava/Prag (kath.net/KAP) Die drei sommerlichen Hauptwallfahrten der katholischen Kirche in der Slowakei und in Tschechien haben auch heuer wieder zahlreiche Gläubige mobilisiert. Die Predigten von Kardinal Duka in Nitra (Slowakei) und Bischof Holub in Velehrad (Tschechien) wurden dabei auch außerhalb der Kirche aufmerksam registriert. Auf der Nationalwallfahrt nach Nitra am 5. Juli vertrat der Prager Alterzbischof Kardinal Dominik Duka den für diesen Anlass vorgesehenen US-amerikanischen Kardinal Robert Prevost, der den Termin nach seiner Wahl zum Papst nicht mehr wahrnehmen konnte.
Einleitend entschuldigte sich Duka in slowakischer Sprache für jene Tschechen, die auch heute wieder die Slowaken über Demokratie und Freiheit belehren wollten. Sie hätten vergessen, was Tomas Garrigue Masaryk, der Gründer der Tschechoslowakischen Republik, als Voraussetzung der Demokratie bezeichnet habe, nämlich "Respekt, Ehrfurcht und Toleranz". Dukas Kritik galt offensichtlich der tschechischen Regierung von Ministerpräsident Petr Fiala, die Anfang 2024 die regelmäßigen gemeinsamen Sitzungen im Rahmen der "Visegrad-Vier" wegen Meinungsverschiedenheit in der Frage der russischen Aggression in der Ukraine und in der Europapolitik sistiert hatte.
Tschechen und Slowaken seien nicht nur in der Tschechoslowakei miteinander verbunden gewesen, sondern auch unter "böhmischen, polnischen und ungarischen Herrschern unterschiedlichster Nationalität", so Duka unter Ausklammerung der Habsburger und Österreichs. Darauf seien "70 Jahre des gemeinsamen Staats gefolgt, mit all den Problemen, die dabei auftraten". Die Länder der nach 1989 entstandenen Visegrad-Gruppe (Polen und Ungarn zunächst mit der Tschechoslowakei und nach deren Auseinanderbrechen Tschechien und Slowakei), seien ein großes Erbe der Cyrill-und-Method-Mission, die für die mitteleuropäischen Länder von großer Bedeutung sein könnte, auf die aber heute oft vergessen werde. Das Vermächtnis der Glaubenszeugen aus Thessaloniki sei auch im 21. Jahrhundert aktuell, denn die tatsächlichen Werte - "Freiheit, Achtung vor dem Nächsten, Liebe zur Familie und Liebe zur angeborenen Heimat" - seien "Werte, die niemals untergehen werden".
100.000 bei Levoca-Wallfahrt
Zur alljährlichen Hauptwallfahrt nach Levoca (Leutschau) zum Fest der Heimsuchung Mariens, die heuer am Sonntag, 6. Juli, ihren Höhepunkt erreichte, haben sich mehr als 100.000 Wallfahrer auf dem Marienberg versammelt. In einem an Frantisek Trstensky, den Diözesanbischof von Spis (Zips), adressierten Grußwort erinnerte Papst Leo XIV. an den Besuch seines Vorgängers Johannes Paul II. in Levoca vor 30 Jahren. In Erinnerung an dieses "denkwürdige von einem glühenden Glaubensbekenntnis, von Beharrlichkeit und Liebe zur Gottesmutter gekennzeichnete Treffen" wünsche er sich "von ganzem Herzen, dass dieses geistliche Jubiläum für das ganze slowakische Volk eine passende Gelegenheit zur inneren Erneuerung, zur Stärkung der christlichen Hoffnung und eine großzügige Verpflichtung zur tatkräftigen Liebe" sei.
Der Apostolische Nuntius in der Slowakischen Republik, Erzbischof Nicola Girasoli, ging in seiner Homilie ebenfalls vom Besuch des heiligen Papstes Johannes Pauls II. aus, zu dem nach Mitteilung der Pfarre Levoca 600.000 Gläubige in den nordostslowakischen Wallfahrtsort gekommen waren. So wie damals wolle man die "Jungfrau Maria um Enthusiasmus im Glauben, um einen Glauben zu hundert Prozent" auch heute anflehen, damit "in unserer Slowakei Einheit und wechselseitiger Respekt wachsen". Man sei hier, "um die Polarisierung zu beseitigen", man sei stolz auf das Land und wolle es "unter den Schutz der Jungfrau Maria stellen, damit Einheit und Prosperität gedeihen".
Erinnerung an Velehrad-Wallfahrt 1985
Zur tschechischen Nationalwallfahrt nach Velehrad am 5. Juli waren wie jedes Jahr 30.000 Gläubige angereist, viele auch zu Fuß oder mit dem Rad. Neben dem Heiligen Jahr wurde in dem mährischen Wallfahrtsort auch des Kriegsendes vor 80 Jahren sowie der historischen Wallfahrt vor 40 Jahren gedacht. Bei dieser Wallfahrt im Jahr 1985 hatten die Gläubigen den tschechischen Kulturminister Milan Klusak ausgepfiffen, der die Wallfahrt zu Cyrill und Method für das kommunistische Regime vereinnahmen wollte. Der Pilsner Diözesanbischof Tomas Holub (57), der damals dabei war, erinnerte in seiner Predigt beim Hauptgottesdienst am 6. Juli daran, wie ihn der Mut der Gläubigen in seiner Bereitschaft bestätigt habe, "gegen den Strom zu schwimmen".
An Velehrad, das 1985 grau in grau gewesen sei, lasse sich gut erkennen, "zu welch großem ökonomischem Wohlstand es die Tschechische Republik mittlerweile gebracht" habe. Diese Entwicklung sei jedoch damit verbunden, "dass wir zu einer Dienstleistungsgesellschaft geworden sind - jeder konkurriert mit den anderen, macht, was er gelernt hat und was sein Beruf ist, und wird dafür bezahlt". Die Grundlage einer "gesunden, empathischen und widerständigen Gesellschaft" könne aber nicht in einem "Service" bestehen. Um dem Bösen in welcher Form auch immer entgegenzutreten, bedürfe es des persönlichen Einsatzes. Wichtig seien auch die "Bereitschaft zur mutigen Verteidigung der Demokratie und der Freiheit, die Offenheit für die zukünftigen Generationen und der Umweltschutz".
Man sei dankbar für die "80 Friedensjahre im Land, in einem bewegten Leben, aber ohne Krieg". Heute nehme man wieder stärker wahr, "dass ein Leben im Frieden nicht selbstverständlich ist, sondern darauf beruht, dass wir ein Herz haben, das am Guten festhält und sich allen Hinterhalten des Bösen widersetzt, die rund um uns, aber auch in uns selbst sind", sagte Holub.
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