9. Juli 2025 in Deutschland
Der Pfarrer hatte kurz nach Hamas-Terror-Überfall dieses Thema in Gottesdienst aufgegriffen, seither sind er, seine Familie und die Gottesdienstbesucher massiven Anfeindungen ausgesetzt – Gottesdienstbesucher werden eingeschüchtert
Ulm (kath.net) Die Polizei ermittelt inzwischen gegen drei Männer und sogar die öffentlich-rechtlichen Medien SWR und ARD berichten: Nach einer unangekündigten Pro-Palästina-Versammlung vor der evangelischen Martinskirche in Langenau bei Ulm (Baden-Württemberg) kam es zu Handgreiflichkeiten und Beleidigungen gegen Gottesdienstbesucher und gegen den Pfarrer. Damit hat ein seit eineinhalb Jahren schwelender Konflikt einen neuen Höhepunkt erreicht.
Laut einem Polizeisprecher hat ein 75-Jähriger, der Initiator der unangekündigten Pro-Palästina-Versammlung, einen 84-Jährigen nach dem Gottesdienst zu Boden gestoßen, berichten der „Südwestrundfunk“ und weitere Medien. Ein weiterer Gottesdienstbesucher soll den Angreifer zu Fall gebracht und getreten haben. Die Polizei ermittelt jetzt gegen die drei Männer. Gegen den 75-Jährigen ermittelt die Polizei zusätzlich wegen Beleidigung und übler Nachrede, da er Gemeindepfarrer Ralf Sedlak verunglimpft haben soll.
Schon im Dezember 2024 wurden antisemitische Schmierereien an der Kirche und am Rathaus entdeckt – unter anderem der Aufruf „Juden vergasen“, daraufhin nahm der Staatsschutz die Ermittlungen auf, außerdem verstärkte die Polizei ihre Präsenz. Des weiteren wurden Gottesdienstbesucher eingeschüchtert. Nach Angaben von Pfarrer Sedlak ist es inzwischen soweit, dass Kirchgänger den Haupteingang der Kirche mieden oder auf den Livestream auswichen, berichtet der SWR weiter.
Die Anfeindungen gegen Pfarrer Sedlak haben nach Angaben des SWR begonnen, als Sedlak nach dem Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober 2023 ein Kanzelwort des Landesbischofs verlesen hatte, das Solidarität mit den israelischen Opfern zum Ausdruck brachte.
Der evangelische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl sagte nach dem jüngsten Vorfall, es könne nicht sein, dass viele Gemeindemitglieder inzwischen den Gottesdienst nicht mehr besuchen. Hier wären schon lange Kommune und Landkreis gefordert gewesen. So einen Konflikt könne man nicht einfach aussitzen. Gohl hatte bereits vor einiger Zeit in einem Beitrag in der „Jüdischen Allgemeinen“ darauf hingewiesen, dass die Vorgänge in Langenau keine Einzelfälle seien, berichtet die Evangelische Nachrichtenagentur „idea“.
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